Zahlreiche Bildungseinrichtungen und –institutionen machen bereits Gebrauch von den Podcasts und AudioGuides (vgl. Bildungsklick 2006). Die amerikanische Universität Stanford gilt als Vorreiter der Podcast-Nutzung, indem sie auf einem eigenen Universitätsportal Vorlesungen als Audiodateien veröffentlicht und auch die Firma Apple hat auf ihrer Website einen eigenen Bereich dem „Podcasting im Bildungsbereich“ gewidmet (vgl. ebd.).
Das Potential von AudioGuides als „Edutainment“-Angebot wurde von vielen Betreibern und Bildungseinrichtungen erkannt. Dennoch reagieren vor allem Schulen auf deren Einsatz zur Unterrichtsgestaltung meist eher verhalten (vgl. Jahnel 2007). Ist den Schulen die Innovationskraft, welche AudioGuides zur Unterrichtsgestaltung bieten, vielleicht (noch) nicht bewusst? Wie Jahnel (2007) feststellte, können sie für die Gestaltung vieler Fächer neue Perspektiven eröffnen und sind durch die einfache Handhabung für den Unterricht ein ideales Medium.
Podcast-Angebote sind jedoch nicht nur zur abwechslungsreichen Unterrichts- und Weiterbildungsgestaltung einsetzbar, sondern es stellt sich die Frage, in welcher Form sie auch zur effektiven Wissensvermittlung von kognitiven[17] Lehrinhalten im Bildungsbereich betragen können. Die nachfolgenden Kapitel analysieren expliziter, wie die Einbindung von AudioGuides zu Unterrichtszwecken (vgl. Abschnitt 3.1) und dadurch Wissensvermittlung stattfinden kann (vgl. Abschnitt 3.2).
AudioGuides bieten umfangreiche Möglichkeiten den Unterricht „aktueller, spannender und effizienter“ zu gestalten (vgl. Dorok 2006). Bevor einige Gestaltungsmöglichkeiten aufgezeigt werden, wird zunächst hinterfragt, warum AudioGuides aufgrund des auditiven Informationstransfers im Unterricht verwendet werden sollten.
In Anlehnung an Sankofi (2008, S. 87) stellt der AudioGuide ein zeitgemäßes Medium dar, welches den Schülern im Umgang vertraut ist und zudem auch das aktive Zuhören fördert. Bull (2005, S. 25) argumentiert hingegen, dass AudioGuides auf klassische Medien (z.B. Schulbücher) ergänzend wirken könnten, da dies wiederum neue Wege zur Wissensvermittlung eröffne. Die Chancen von AudioGuides zur Wissensvermittlung werden im Abschnitt 3.2 genauer untersucht.
Der Einsatz von AudioGuides zur Unterrichtsgestaltung erfolgt prinzipiell auf zwei Ebenen, nämlich einer rezeptiven und einer produktiven. Auf rezeptiver Ebene, verwenden die Schüler AudioGuides als Materialquelle zu bestimmten Themen des Unterrichts. Auf produktiver Ebene, erstellen sie AudioGuides selbst und publizieren diese an andere Schüler (vgl. Sankofi 2008, S. 87). Die Abbildung 2 verdeutlicht die Ebenen, auf denen eine Gestaltung des Unterrichts mit AudioGuides möglich ist.
Abbildung 2: Gestaltungsebenen und –prozesse von AudioGuides
Vor der Beispielanführung im Abschnitt 3.3.3, wird zunächst noch spezieller auf die Gestaltungsebenen von AudioGuides und ihre Potentiale eingegangen.
AudioGuides können auf vielfältige Weise im Unterricht eingesetzt und als Materialquelle genutzt werden, z.B. als AudioGuide-Tour zu bestimmten Bauwerken im Unterrichtsfach Geschichte oder zu Museumsstücken im Fach Kunst. Dabei bieten sie für den Schüler eine Abwechslung vom alltäglichen Lernen im Klassenzimmer (vgl. Jahnel 2007).
AudioGuides sind durch einen orts- und zeitunabhängigen Lehreinsatz gekennzeichnet (vgl. Albisser 2008, S. 27). Eine Innovation gegenüber dem gewöhnlichen Frontalunterricht besteht zweifellos in der Möglichkeit des beliebigen Wiederholens der jeweiligen Mitteilung nach Bedürfnis des Schülers. Dadurch entsteht die Chance den Informationsinhalt „nochmals zu durchdenken“, was auch zu einer erweiterten Wissensvermittlung und –aneignung führen kann (vgl. Klee 2006, S. 578). Nach den Ausführungen von Schiefner (2008, S. 16f.) fördern AudioGuides und das damit verbundene auditive Lernen eine vertraute Lernsituation, weil die menschliche Stimme Emotionen und Authentizität vermittelt (vgl. Abschnitt 3.2.2). Bestimmte AudioGuides sind außerdem auch für das fächerübergreifende Lernen geeignet (vgl. Jahnel 2007).
Die nachfolgend genannten Projekte umfassen AudioGuides, welche nach dem Prinzip „von Schüler für Schüler“ entstanden sind. Diese verdeutlichen, dass AudioGuides auch im (fächerübergreifenden) Unterricht eingesetzt werden können.
AudioGuides als Museumsführer im Unterrichtsfach Kunst:
Beispiel : ?.lot-Audioguide
Das Projekt widmet sich der Kunstvermittlung in der Münchner Pinakothek der Moderne und wurde von der Stiftung Zuhören und der Stiftung Pinakothek der Moderne in Zusammenarbeit mit der Stiftung art131 ins Leben gerufen. Im Rahmen des Projekts entwickeln 24 Jugendliche für Jugendliche einen 'ganz anderen’ Museumsführer, indem sie zu den Kunstwerken Gedichte verfassen, Interviews führen und Musik komponieren. Die AudioGuides werden schließlich anderen Schülern, zum Beispiel im Rahmen des Kunstunterrichts, zur Verfügung gestellt. Mit „?.lot-Audioguide“ möchte das Bayerische Kultusministerium „neue Wege“ im Kunstunterricht anregen (vgl. Stiftung Zuhören 2008).
AudioGuides als Stadtführer in den Unterrichtsfächern Sachkunde, Geschichte, und Kunst:
Beispiel: Münchner Baugeschichten – Wenn Steine sprechen könnten
Bei diesem Projekt haben Schüler der städt. Fachschule für Bautechnik München im Rahmen ihres Baugeschichte Unterrichts, AudioGuides zu Münchner Bauwerken oder historischen Plätzen erstellt. Unterstützt wurden die Schüler dabei von der Abteilung Bildungsprojekte des Bayerischen Rundfunks. Anschließend können die AudioGuides z.B. im Geschichts- oder Kunstunterricht von anderen Schülern als MP3-Datei selbst zusammengestellt und per Handy oder MP3-Player an dem jeweiligen Ort angehört werden (vgl. Stiftung Zuhören 2008).
Die beschriebenen Projektbeispiele unterstreichen, dass einerseits sowohl die jungen Produzenten Interesse an einer AudioGuide-Produktion haben, aber auch die Nutzer ihren Vorteil aus den anschließend angebotenen AudioGuides ziehen, indem sie diese z.B. im Unterricht verwenden können.
Schüler können bereits vorhandene AudioGuides zu einem Unterrichtsthema ergänzend nutzen, bei der Produktion von AudioGuides lernen sie jedoch noch spezifischer wie man mit rein auditiven Medienangeboten Inhalte facettenreich darstellt und technisch umsetzt (vgl. Albisser 2008, S. 27). Nach den Ausführungen von Adam (2007) erlangen die Schüler als Produzenten von AudioGuides vor allem Fach-, Medien- und Sozialkompetenz. Auch Reinhard (2008, S. 74) argumentiert, dass sich nicht nur für Schüler als Nutzer von AudioGuides Lernmöglichkeiten eröffnen. Auch im Rahmen einer Produktion wird die Fachkompetenz der Schüler gefördert, weil dabei der Inhalt von ihnen selbst generiert wird. Hierbei verweist Reinhard (vgl. ebd., S. 74) auf das Konzept „Lernen durch Lehren – LdL“:
„Bei Lernen durch Lehren lernen die Schüler den neuen Stoff, in dem sie ihn lehren, also didaktisch aufbereiten, ihren Mitschülern präsentieren und mit ihnen zusammen erarbeiten“ (Agricola 2009).
Im Folgenden werden nun auf die Möglichkeiten der Kompetenzförderungen bei einer AudioGuide-Produktion erläutert.
Fachkompetenz:
Fachkompetenz (auch Sachkompetenz) beschreibt die Fertigkeiten und Kenntnisse in einem bestimmten Sachgebiet (vgl. Duden 2009).
Damit Schüler einen AudioGuide zu einem Unterrichtsthema produzieren können, müssen sie sich zuerst mit dem Inhalt auseinandersetzen. Dies erfolgt durch die aktive Erarbeitung von Unterrichtsthemen, indem Skripte, Nachrichten- und Dokumentationstexte aufgearbeitet werden. Des Weiteren müssen Dialoge und Inhalte strukturiert sowie ein Konzept zur Umsetzung erstellt werden (vgl. Adam 2007). Eine AudioGuide-Produktion erfordert zusätzlich viel Phantasie und bildhaftes Denken, um Zusammenhänge zu begreifen und aus einem Text eine Audio-Aufnahme und letztendlich einen AudioGuide als fertiges „Produkt“ präzise zu konstruieren (vgl. ebd. 2007).
Medienkompetenz:
Im Allgemeinen beschreibt der Begriff „Medienkompetenz“ die Fähigkeit, sich Medien anzueignen, mit ihnen kritisch umzugehen und sie selbst zu gestalten (vgl. Schorb 2005, S. 263).
Die Produktion von AudioGuides kann auch einen Ansatzpunkt zur Medienkompetenzförderung darstellen, indem die Schüler Audio-Aufnahmen mit Hilfe eines Aufnahmegerätes und Mikrofons selbst erstellen. Nach dem Prinzip „learning by doing“ erlernen sie neben den Aufnahmen auch den Umgang mit...