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Eine Untersuchung zur Attraktivität des Mithraskultes

AutorGalina Delcheva
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl63 Seiten
ISBN9783956847004
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Mysterienkulte waren eine der Optionen, die im religiösen Umfeld des Römischen Reiches zur Verfügung standen. Die Mithrasmysterien unterschieden sich von den anderen Geheimkulten der Antike in vielen Hinsichten. Dieses Buch untersucht den sozialen bzw. gemeinschaftsstiftenden Aspekt des Mithraskultes - es war nicht nur ein communio unter Gleichgesinnten, sondern auch zwischen dem Einzelnen und seinem Gott. Wer waren die Anhänger? Wie war die durchaus komplexe Organisation zu deuten? Was symbolisierten die Kulträume und welche Botschaft wurde übermittelt? In welchem Verhältnis stand der Mithraskult zu seiner sozialen und religiösen Umgebung? Wieso waren die Mithrasmysterien so attraktiv für ganz bestimmte Personenkreise - vor allem für Militärangehörige und die kaiserliche Verwaltung? Ein geheimer Männerbund, der auch unter den antiken Mysterien einzigartig war - was verbarg sich dahinter?

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 2.2, Die Anhängerschaft: Soziologisch gesehen waren die Mithrasmysterien eine ausschließlich für Männer bestimmte Gruppenreligion, die besonders attraktiv für Militärangehörige und für die kaiserliche Verwaltung war. Um die vorhandenen Informationen richtig auswerten zu können, muss am Anfang noch vermerkt werden, dass epigraphische Zeugnisse immer eine bestimmte Gruppe im Vordergrund auf Kosten von anderen stellen. Einfluss darauf hatten verschiedene Traditionen von Anbetung, das individuelle Vermögen sowie die Vertrautheit mit der epigraphischen 'Gewohnheit'. Das Aufstellen von religiösen Inschriften war fremd für viele provinziale Gesellschaften im Westen und es wurde- wenn überhaupt- einige Zeit nachdem diese Gruppen unter römische Kontrolle gerieten bekannt. Reichtum war keine Voraussetzung für die Einweihung im Mithraskult, doch kamen in den Inschriften nur diejenigen Personen vor, die über genügend Mittel verfügten, um sich sichtbar machen zu können. Wohlstand und Repräsentation standen in enger Verbindung miteinander. Aus epigraphischen Belegen sind nach Clauss 962 Personen bekannt, die etwas mit dem Mithraskult zu tun hatten. Da auch ein geringer Prozentansatz dieser Leute mehr als eine Inschrift hinterließ, kommt der Autor auf insgesamt 1058 Weiheinschriften für die Mysterien. Von diesen Personen teilen nur etwa 35% ihren gesellschaftlichen Status mit. Es muss also berücksichtigt werden, dass der Forschung ein relativ eingeschränktes Bild zur Verfügung steht, um die Anhängerschaft der Mithrasmysterien rekonstruieren zu können. Im römischen Imperium war die Religions- bzw. Kultzugehörigkeit zu einem großen Teil private Angelegenheit. Diese Freiheit wurde durch die ganz selten vorkommenden Beschränkungen des Senats im Bezug auf bestimmte Praktiken sanktioniert. Die sporadische Opposition des Senats gegen orientalische Kulte in der späten Republik und im frühen Imperium hatte eher etwas mit den nicht-römischen Charaktereigenschaften dieser Kulte zu tun, statt mit deren Doktrinen. Die Geheimhaltung, der der Mithraskult unterlag, wurde nicht wegen Missbilligung der Massen verursacht. Er schloss andere Götter nicht aus, er versuchte nicht im totalitären Sinne das Leben seiner Anhänger in möglichst viele Aspekte zu beeinflussen. Mithrasanhänger waren vorwiegend Soldaten, kaiserliche Freigelassene und Sklaven. Bei jeder von diesen Gruppen waren die Anerkennung der Autorität und die Akzeptanz einer bestimmten Rolle innerhalb der Gruppe eine Angelegenheit vom ersten Rang. Die symbolischen und sozialen Strukturen des Mithraskultes widerspiegelten die symbolischen und sozialen Grundstrukturen von all diesen Gruppen. Dadurch leisteten die Mithrasmysterien ihren wesentlichen Beitrag im Bezug auf soziale Kontrolle. Das Mithräum S. Stefano Rotondo in Rom wurde innerhalb des sogenannten 'Lager der Kuriere' aufgebaut, das eine Aufsichts- und Spionageeinheit war. Unter Septimius Severus war der Mithraskult auch unter den Prätorianern verbreitet. Wenn solche Männer in einem Kult versetzt wurden, der enorme moralische Ansprüche an seinen Anhänger erhob, konnte das nur vom Vorteil für die soziale Ordnung sein. Der Dura Mithräum- der einzige bis jetzt Mithräum, der in Syrien 1934 ausgegraben wurde, bezeugt eine religiösbedingte Freundschaft zwischen verschiedenen Rängen der militärischen Hierarchie. Dies spricht dafür, dass der soziale Rang - zumindest der Theorie nach- keine Bedeutung innerhalb der Kultgemeinschaft hatte. Der Sozialstatus wurde allerdings durch die Initiationsgrade ersetzt. Wichtig war der Aufstieg und der Rang innerhalb der Kultorganisation. Es ist aber denkbar, dass diejenigen, die über mehr finanzielle Mitteln verfügten und beispielsweise ein ganzes Mithräum oder dessen Ausstattung stifteten, schneller innerhalb der Kultgemeinschaft aufsteigen konnten. 1992 wurde eine Bronzetafel aus Virunum (Kärnten, Österreich) gefunden, die insgesamt 98 Personen- als örtliche Kultanhänger zu identifizieren- um die Zeit 200 n. Chr. Auflistet (Abb. 2). Die Namen von den ersten 34 Anhängern (bis zum Jahr 183 n.Chr.), die das Mithräum auf eigenen Kosten restauriert hatten, füllen 1? von den insgesamt vier Spalten. Es wurde also mehr als den doppelt so viel Platz, der ausgefüllt war, für zukünftige Eingeweihte übrig gelassen. Die Tafel wurde tatsächlich als Mitgliedschaftsliste des Mithräums beabsichtigt. Die meisten der Mitglieder waren römische Bürger, wobei es nicht auseinander gehalten werden kann, welche Freigeborene und welche Freigelassene waren. Gleiche nomina können auch auf Patronatsbeziehung hindeuten. Die Virunum Tafel ist die einzige von ihrer Art und sie illustriert vor allem wie der Mithraskult unter gleichgesinnten Männern von bestimmten sozialen Umfeldern verbreitet wurde, wobei Verwandschaft und Schirmherr-Freigelassener-Beziehungen eine sehr wichtige Rolle spielten.
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