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Statistische Analyse des Rehabilitationsverhaltens von Karzinompatienten am Beispiel von Versicherungsnehmern der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) Mettmann

AutorGabriele Röhrig-Herzog
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl40 Seiten
ISBN9783956848964
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Im letzten Drittel des vergangenen Jahrhunderts hat sich die medizinische Rehabilitation in Deutschland zu einem festen Glied in der Versorgungskette des deutschen Gesundheitssystems entwickelt. Seit den 80er Jahren unterliegt sie einem Modifikationsprozess mit dem Ziel einer zunehmenden Professionalisierung durch Qualitätsüberprüfungs- und Qualitätssicherungsprogramme, welche durch einen zunehmenden Austausch zwischen Rehabilitationseinrichtungen und überweisenden Ärzten möglich wurde. Dabei nimmt die Krebsforschung eine Sonderrolle ein, da sie sich vor allem auf die Wiederherstellung der körperlichen Leistungsfähigkeit und die Stabilisierung der psychosozialen Situation konzentrierte, ohne dass auf den Erhalt der Erwerbsfähigkeit ein wesentliches Augenmerk gesetzt wurde. Diese Besonderheit trägt dazu bei, dass die onkologische Rehabilitation sich in einem Spannungsfeld zwischen Bedürfnissen seitens der Patienten und Zuständigkeiten seitens der Kostenträger befindet, welche letztgenannte bei Patienten mit nur noch sehr eingeschränkter Erwerbsperspektive in Frage stellen. Die Rolle soziodemographischer Faktoren als Prädiktor für eine berufliche Wiedereingliederung wird bei Herzpatienten anders bewertet als bei Krebspatienten: Vor diesem Hintergrund ist neben der Analyse des Rehabilitationsverhaltens von Krebspatienten auch die vergleichende Analyse der Rückkehrhäufigkeit in das Berufsleben bei Herz- und Krebspatienten von Interesse. Mit Hilfe von anonymisierten Daten von insgesamt über 416 000 Versicherungsnehmern der Allgemeinen Ortskrankenkasse Mettmann, welche zwischen 1987 und 1996 versichert waren, untersuchten wir das Rehabilitationsverhalten von Krebspatienten innerhalb dieser Versichertengruppe und führten vergleichende Analysen durch bezüglich der Frage nach beruflicher Wiedereingliederung nach Anwendung von Rehamaßnahmen bei Herz- und Krebspatienten.

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Leseprobe
Textprobe: Diskussion: Im letzten Drittel des vergangenen Jahrhunderts hat sich die medizinische Rehabilitation in Deutschland zu einem festen Glied in der Versorgungskette des deutschen Gesundheitssystems entwickelt. Die onkologische Rehabilitation musste sich als jüngster Zweig der medizinischen Rehabilitation seit den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts aus ihrer lange kurmedizinisch geprägten Position emporheben und hat im Laufe der Zeit immer mehr an Professionalität gewonnen. Wesentlichen Beitrag zu dieser Entwicklung erbrachten strukturelle und inhaltliche Analysen der rehabilitativen Versorgung krebskranker Patienten, welche ergänzt wurden durch Projekte zur Qualitätssicherung sowie die Entwicklung von Leitlinien und Qualitätskriterien durch die Arbeitsgemeinschaft Rehabilitation, Nachsorge und Sozialmedizin (ARNS) der Deutschen Krebsgesellschaft. Der Bereich der onkologischen Rehabilitationsforschung erfuhr während dieser Zeit sowohl über die Kostenträger der Rehabilitation (z.B. BfA, VDR) durch Mitglieder der ARNS, als auch durch individuelle Projekte einen wesentlichen Antrieb. Auf Bundesebene werden seit 1998 im Rahmen des Reha-Forschungsverbundes wissenschaftliche Fragestellungen zum Thema der onkologischen Rehabilitation in Deutschland verfolgt, wobei primäres Ziel eine weitere Optimierung der Struktur- und Prozessqualität der Rehabilitation krebskranker Patienten ist. Zudem konnte wissenschaftlich belegt werden, dass onkologische Rehabilitationsmaßnahmen einen statistisch signifikant positiven Effekt haben, besonders auf dem somatischen und psychosozialen Gebiet. In diesem Zusammenhang steht unsere Analyse des Rehabilitationsverhaltens von onkologischen Patienten am Beispiel von Versicherungsnehmern der Allgemeinen Ortskrankenkasse Mettmann. Da die Rehabilitationsforschung noch jung und besonders auf dem Sektor der onkologischen Rehabilitation noch im Wachstum begriffen ist, findet sich ein zwar zunehmender, jedoch im Vergleich zu anderen Sektoren noch eingeschränkter, Literaturhintergrund. Aus diesem Grund fanden sich zu einigen der hier untersuchten Fragestellungen keine oder nur wenige Vergleichsdaten in der gesichteten Literatur. I.1, Inanspruchnahme von Rehamassnahmen in Abhängigkeit vom Alter bei Karzinompatienten: Die Befunde zeigen, dass die Tendenz, eine Rehabilitation in Anspruch zu nehmen, über die Altersgruppen sehr uneinheitlich ausgeprägt ist. In der untersten Altersgruppe ist sie deutlich schwächer als in der folgenden Altersgruppe der 40 bis 55- jährigen; hier ist die Tendenz am größten. Sie fällt in der folgenden Altersgruppe wiederum ab, denn hier unterscheidet sich das OR nicht von der Referenzgruppe. In der Altersgruppe >65 bis zum 75 Lebensjahr sinkt diese Tendenz deutlich ab und im Vergleich zur jüngsten Gruppe nehmen nur noch 7% Rehabilitationsmassnahmen in Anspruch. Dies bezieht sich nur auf die Männer, denn Frauen oberhalb des 65. Lebensjahrs nehmen keine Rehabilitation mehr in Anspruch; bei Männern trifft dies auf die Altersgruppe oberhalb des 75. Lebensjahrs zu; kein einziger Versicherter nahm mehr Rehabilitationsmassnahmen wahr. Führt man sich die historische Situation vor Augen, der diese Daten entstammen, so handelt es sich um die Zeit vor und um die sogenannte 'Reha-Krise', während der sich nur eine sehr limitierte Zahl von ca. 300 Rehabilitationseinrichtungen in den alten und neuen Bundesländern einer deutlich größeren Zahl von onkologischen Rehabedürftigen gegenüber sah. Zudem konzentrierten sich 80% der Einrichtungen auf die alten Bundesländer. Diese Tatsache könnte als Erklärungsansatz dienen, weswegen in erster Linie beruflich Aktive, nämlich diejenigen der Altersgruppe der 40- bis 55 -jährigen an rehabilitativen Maßnahmen teilnahmen. Dass weibliche Rehabilitanden weniger vertreten sind, kann sich aus der Position der Mitversicherten erklären, bei fehlender beruflicher Aktivität. Weiterführende Literaturquellen fanden sich zu dieser Fragestellung nicht. I.2, Gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Rehainanspruchnahme bei Karzinompatienten?: Die Tatsache dass auch in unserer Studienpopulation sich eindeutige geschlechtsspezifische Differenzen bei der Inanspruchnahme von Rehabilitationsmaßnahmen zeigten, deckt sich mit Daten von Härtel. Sie zeigte in ihrer Untersuchung geschlechtsspezifischer Unterschiede bei der Inanspruchnahme von rehabilitativen Maßnahmen bei kardiologischen Patienten bereits, dass Frauen zu einem deutlich geringeren Anteil eine Rehabilitation wahrnehmen. Neben erkrankungsspezifischen Kriterien (Frauen, die einen Herzinfarkt erleiden sind zum einen älter und bereits vor dem Infarkt aufgrund mehrerer Nebendiagnosen kränker als vergleichbare männliche Patienten) welche eine Rehainanspruchnahme verhindern (Reha-Untauglichkeit aufgrund Multimorbidität), stehen besonders soziale Kriterien im Vordergrund, wie familiäre Verpflichtungen und die im Vergleich zu Männern seltener vorliegende Erwerbstätigkeit vor Erkrankung, wobei der Erhalt dieser Fähigkeit von den Kostenträgern ja als wesentliches Rehabilitationsziel angesehen wird. Inwiefern diese Kriterien auch für onkologische Patientinnen zutreffen lässt sich jedoch anhand der uns vorliegenden Daten nicht eindeutig klären.
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