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E-Book

Die Kunst ein guter Arzt zu werden

AutorJürgen von Troschke
VerlagHogrefe AG
Erscheinungsjahr2004
Seitenanzahl293 Seiten
ISBN9783456940588
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis21,99 EUR
Patienten erwarten mehr als medizinisches Wissen. In diesem Buch geht es darum, darüber nachzudenken, was einen guten Arzt ausmacht, was man tun kann, um ein guter Arzt zu werden, und warum es so schwer ist, den Erwartungen an diesen Beruf immer gerecht zu werden.

«Es macht Spaß, in diesem Buch zu lesen und zu lernen. ... Der Autor versteht es meisterhaft, mit dem Leser Strategien und Regeln zu entwickeln, die notwendig sind, um ein ärztliches Berufsleben gelingen zu lassen.» (Zeitschrift für Allgemeinmedizin) 

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Kapitelübersicht
  1. Inhalt und Vorwort
  2. 1. Was erwartet man von einem guten Arzt?
  3. 2. Die Selbstverantwortung des Medizinstudenten zur aktiven Mitgestaltung der eigenen Ausbildung
  4. 3. Lernen aus der Geschichte
  5. 4. Praxisfelder ärztlichen Handelns
  6. 5. Der Arzt im deutschen Gesundheitsund Sozialversicherungssystem
  7. 6. Normen und Werte ärztlicher Berufsausübung
  8. 7. Die Kunst des «guten Arztes»
  9. 8. Ärzte als Kranke und Patienten
  10. 9. Lebenskunst als Voraussetzung, ein (Berufs-)Leben gelingen zu lassen
  11. 10. Lernen von Vorbildern
  12. 11. Zusammenfassende Empfehlungen
  13. 12. Die Kunst, ein Leben lang zu lernen
  14. Literatur, Personenverzeichnis und Sachregister
Leseprobe
10. Lernen von Vorbildern (S.201-202)

Menschliches Handeln ist nach der Definition von Max Weber (1982) zielorientiertes Handeln, das «seinem von dem oder den Handelnden gemeinten Sinn nach auf das Verhalten anderer bezogen wird und daran in seinem Ablauf orientiert ist». Werte und Normen beeinflussen dabei den Handelnden, seine Bedürfnisse, Interessen, Motivationen, Situationsbedeutungen und Ziele. Werte und Normen sind Maßstäbe, die auf das Handeln orientierend, ordnend und lenkend einwirken und Menschen fähig und bereit machen, als soziale Wesen, in Rücksicht auf andere Mitglieder der Gesellschaft, zu handeln und Entscheidungen zu treffen (D. Grieswelle; K. Weigelt, 1985).

Normen liegen zumeist Werte zu Grunde. Während Werte unspezifisch, vage und recht allgemein formuliert sind und dem Verhalten eher eine ungefähre Richtung weisen, als dass sie konkrete Vorschriften enthielten, beziehen sich Normen auf bestimmte, konkrete und spezifische Handlungsabläufe. Der Begriff der Tugend steht in engem Zusammenhang mit dem Wertebegriff und bezeichnet einen Habitus, eine Verhaltensdisposition, die durch Sozialisation und Erziehung vermittelt wird. Auch bei Leitbildern handelt es sich um Werte, d.h. um Vorstellungen über die Wichtigkeit von Handlungsformen, Mitteln und Zielen. Mit Leitfiguren bezeichnet man Personen, die Leitideen verkörpern.

Orientierungen im Leben werden weniger durch die kognitive Vermittlung von Wissen, als durch die Praxis vorgelebten Lebens, durch Vorbilder ermöglicht. Karl Jaspers drückte es einmal so aus: «Ich misstraue rein logischen Erörterungen. Es kommt mir vor, als wenn mir jemand am Ufer Vorträge über das richtige Schwimmen hält, und ich möchte doch lieber ihn schwimmen sehen – und dann auch über die Methode hören und nachdenken.» (Zit. n. H. Sahner, 1996) A. Bandura (1977) hat in seiner Social Learning Theory das Lernen am Modell als ein wesentliches Element erfolgreicher Lernprozesse beschrieben.

In der primären Sozialisation lernen Kindern an den Vorbildern anderer Menschen, die sie in ihrem Verhalten zu imitieren versuchen. Das Nachmachen, das Nachspielen von sozialen Situationen im Rollenspiel hat eine wichtige Funktion bei der Verinnerlichung von Normen und Werten einer Gemeinschaft, Gesellschaft und Kultur. Ein Großteil des Modelllernens läuft unbe- wusst ab, indem Verhaltensmuster sozialer Positionen nachgespielt und übernommen werden. So lernen Kinder von Geschwistern, Spielkameraden und Mitschülern. Daneben gibt es die Bewunderung von Personen, die besonders erfolgreich oder besonders beliebt sind und die man in ihrer Selbstdarstellung und ihren Verhaltensweisen zu imitieren versucht. Leitbilder entwickeln sich in Gemeinschaften, sozialen Gruppen und Gesellschaften. Persönlichkeiten können zu Vorbildern werden, indem sie den geltenden Leitbildern in hohem Maße entsprechen und deshalb allgemeine Anerkennung und Wertschätzung genießen. Leit- und Vorbilder können in Erziehungsprozessen von Autoritäten vorgegeben oder selbst gewählt werden.

In jedem Fall können sie dem Einzelnen helfen, Richtung und Inhalte für die eigene Entwicklung zu finden. Während in früheren Gesellschaften das Lernen an Vorbildern als selbstverständlich angesehen wurde und keiner Probleme damit hatte, seine Vorbilder zu benennen, ist in unserer aufgeklärten Individualgesellschaft die Bereitschaft, Vorbilder anzuerkennen und sich nach ihrem Modell zu richten, geringer geworden.

Befragungen bei Jugendlichen führen dann dazu, dass entweder keine Vorbilder genannt werden oder die angeführten Vorbilder sich auf die Merkmale Erfolg, Reichtum und hohes Ansehen reduzieren, ohne dass die Befragten Aussagen darüber machen können, durch welche Eigenschaften und Verhaltensweisen die genannten Personen zu ihren vorbildlichen Erfolgen gekommen sind. Eine STERN-Jugend-Studie (1992) berichtet über die Ergebnisse einer Repräsentativbefragung von 1504 Jugendlichen im Alter zwischen 16 und 21 Jahren, die nach ihren Vorbildern befragt wurden. Die genannten Namen und deren Rangreihe bieten ein absurdes Bild und könnten als Anlass zu depressiver Kulturkritik genommen werden: Eddie Murphy vor Jesus, John Lennon und Marius M. Westernhagen vor Pablo Picasso, Tom Cruise, Arnold Schwarzenegger, Claudia Schiffer, Donald Duck vor Rita Süßmuth und Helmut Kohl, Boris Becker vor Karl Marx und wenn auch an letzter Stelle, so doch immer noch im Bewusstsein einer Teilgruppe deutscher Jugendlicher, Adolf Hitler. Es ist davon auszugehen, dass derartige Rangreihen relativ beliebig von aktuellen Modetrends und Berichterstattungen in den öffentlichen Medien abhängig und von den Befragten mit wenig Inhalt verbunden sind.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt5
Vorwort9
1. Was erwartet man von einem guten Arzt?15
2. Die Selbstverantwortung des Medizinstudenten zur aktiven Mitgestaltung der eigenen Ausbildung41
2.1 Ärztliche Sozialisation oder das Märchen von einem, der auszog, Arzt zu werden41
2.2 Zukunftserwartungen junger Medizinstudenten (Arztsein in zehn Jahren)55
3. Lernen aus der Geschichte73
3.1 Die Geschichte der Medizin als Wissenschaft76
3.2 Ideengeschichte des Arztes80
3.3 Entwicklung des ärztlichen Berufes84
4. Praxisfelder ärztlichen Handelns87
4.1 Das Spektrum ärztlicher Berufsausübung87
4.2 Ärztliche Berufsstatistik90
5. Der Arzt im deutschen Gesundheitsund Sozialversicherungssystem95
6. Normen und Werte ärztlicher Berufsausübung103
6.1 Normative Vorgaben der Berufsrolle Arzt103
6.2 Ethische Anforderungen an den Arztberuf107
6.3 Leitlinien für die ärztliche Praxis113
6.4 Entscheidungskonflikte und Kunstfehler116
6.5 Ärztlicher Machtmissbrauch im Nationalsozialismus124
6.6 Verführbarkeit durch wissenschaftliche Autorität131
6.7 Die Fähigkeit zum Nein-Sagen136
7. Die Kunst des «guten Arztes»139
7.1 Medizin als angewandte Wissenschaft142
7.2 Verstehen als Prinzip der ärztlichen Heilkunde143
7.3 Ärztliche Kunst159
7.4 Die Fähigkeit, Frustrationen zu ertragen164
8. Ärzte als Kranke und Patienten171
8.1 Berufsspezifische Belastungen172
8.2 Der Arzt als Patient179
9. Lebenskunst als Voraussetzung, ein (Berufs-)Leben gelingen zu lassen187
10. Lernen von Vorbildern201
10.1 Das Arztbild in den öffentlichen Medien204
10.2 Arztromane206
10.3 Arzt-Biographien218
10.4 Eigene Erfahrungen mit ärztlichen Vorbildern258
11. Zusammenfassende Empfehlungen261
12. Die Kunst, ein Leben lang zu lernen265
Literatur271
Personenverzeichnis287
Sachregister291

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