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E-Book

Einsatzmöglichkeiten und Grenzen der RFID-Technologie in der Unternehmenslogistik

AutorDavid Thiele
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl63 Seiten
ISBN9783638896177
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich BWL - Beschaffung, Produktion, Logistik, Note: 1,7, Universität Siegen, 82 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Angesichts des steigenden Wettbewerbsdrucks, dem sich Unternehmen durch Globalisierung und zunehmende Austauschbarkeit von Produkten weltweit ausgesetzt sehen, wachsen die Rationalisierungsbemühungen über alle Bereiche hinweg. Geschäftsprozesse sollen effizienter, schneller, flexibler und vor allem kostengünstiger gestaltet werden, um langfristig erfolgreich am Markt bestehen zu können. Dies führt nicht zuletzt zu erhöhten Anforderungen an die logistische Leistungsfähigkeit eines Unternehmens. Um der Forderung nach hoher Lieferbereitschaft bei entsprechender Flexibilität, kurzen Lieferzeiten, ausgeprägter Termintreue und geringen Beständen, einhergehend mit dem stetigen Bestreben zur Kostensenkung, gerecht werden zu können, ist der Einsatz innovativer Technologien unerlässlich. Hier hat sich im Bereich der Logistik in den letzten Jahren vor allem die Radio Frequency Identification, kurz RFID, hervorgetan. Denn in Anbetracht der enormen Komplexität, die logistische Netzwerke heutzutage infolge verstärkter Arbeitsteilung aufweisen, gewinnt gerade die echtzeitnahe Erfassung relevanter Informationen an Bedeutung. Nach einem anfänglichen Hype um diese Technologie, der mittlerweile abgeflaut ist, beginnt sie sich nun allmählich in Form ausgereifter logistischer Lösungen in Unternehmen zu etablieren. Die vorliegende Arbeit verfolgt das Ziel, das umfangreiche Spektrum der Einsatzmöglichkeiten dieser innovativen Technologie innerhalb der Logistik strukturiert darzustellen. Hierbei wird keineswegs der Anspruch auf Vollständigkeit erhoben. Vielmehr soll dem Leser ein Überblick über Einsatzgebiete, Potentiale und Grenzen verschafft werden. Entlang des Weges, den ein Produkt durch ein Unternehmen beim Wertschöpfungsprozess nimmt, werden ganz im Sinne des Flussgedankens der Logistik Anwendungsszenarien entwickelt sowie hemmende Faktoren aufgezeigt.

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Leseprobe

3.  Vorstellung ausgewählter Anwendungsgebiete der


RFID-Technologie in den Teilbereichen der Unternehmenslogistik


 

3.1.  Der Einsatz von RFID in der Beschaffungslogistik


 

3.1.1. RFID-gestützter Wareneingang


 

Im nachstehenden Abschnitt sollen ausgewählte Einsatzmöglichkeiten der RFID-Technologie innerhalb der Beschaffungslogistik vorgestellt werden.

 

Der Wareneingang bildet die Schnittstelle zwischen den Zulieferern eines Unternehmens und dem Unternehmen selbst. Er stellt somit den Beginn der betrieblichen Prozesskette dar. Aus diesem Grunde soll als Erstes auf diesen Sektor der Beschaffungslogistik eingegangen werden. Zunächst werden die Prozesse, die innerhalb des Wareneingangs abzuwickeln sind, kurz umrissen, um dann aufzuzeigen, wie RFID-Technologien bei der Bewältigung der den Wareneingang betreffenden Aufgaben unterstützend eingesetzt werden können. Im Anschluss werden die Grenzen der dargelegten Anwendungsszenarien erläutert.

 

Aufgabe des Wareneingangs ist es, extern beschaffte Güter und Materialien entgegenzunehmen und für die Versorgung der Produktion bzw. die Einlagerung in ein Beschaffungslager vorzubereiten.[38] Zudem hat er für die notwendige Dokumentation und die Weiterleitung der Eingangsdaten zu sorgen.

 

Trifft eine Lieferung ein, werden Lieferschein und Bestelldaten verglichen. Fällt der Abgleich positiv aus, wird dem LKW[39] die Entladestelle zugewiesen, an der er seine Fracht abzuliefern hat. Bereits beim Entladen wird die Sendung auf Fehlmengen oder Beschädigungen kontrolliert. Außerdem werden Menge und Identität der Waren überprüft und deren Vereinnahmung im Warenwirtschaftssystem[40] verbucht. In den meisten Fällen wird zusätzlich – zumindest stichprobenartig – eine Qualitätsprüfung durchgeführt. Anschließend ist die Ware bereit zur Einlagerung bzw. zur Weitergabe an die Produktion.[41]

 

Die Radio Frequency Identification bietet eine Reihe von Möglichkeiten, um den Prozess des Wareneingangs effizienter zu gestalten.

 

Ein am Auflieger eines LKWs angebrachter Transponder, auf dem ein digitaler Lieferschein gespeichert ist, ermöglicht einen direkten und automatischen Abgleich der Liefer- und Bestelldaten, sobald der Lastwagen an einer mit einem Lesegerät ausgestatteten Laderampe andockt.[42] Ohne manuelles Handling werden die Richtigkeit von Art, Menge und Liefertermin des laut Lieferschein geladenen Materials überprüft. Treten Unstimmigkeiten auf, wird dies dem Wareneingangspersonal signalisiert. Fällt der Abgleich hingegen positiv aus, wird der Wagen zur Entladung freigegeben. Die z.B. per Gabelstapler entnommen Paletten[43] werden durch ein Gate geführt. Alle auf bzw. in dem Ladungsträger befindlichen Transponder werden im Pulk erfasst und ausgelesen. So wird ersichtlich, ob die tatsächlich geladenen Objekte denen auf dem Lieferschein in Art und Menge entsprechen.[44] Das Scannen einzelner Barcodes zur Identifikation sowie ein manuelles Zählen entfallen, da die Tags auch in größeren Mengen[45] gleichzeitig und ohne Sichtkontakt von der Empfangseinheit gelesen werden können. Die vereinnahmten Güter werden gleichzeitig im Warenwirtschaftssystem verbucht. Mittels mit dem Transponder gekoppelter Sensoren, die in bestimmten Intervallen die Umgebungs-temperatur messen und auf dem Chip speichern, kann überprüft werden, ob die Kühlkette unterbrochen wurde und die transportierten Produkte evtl. unbrauchbar geworden sind.[46] Weiterhin können die sog. Sensor-Tags z.B. auch den Luftdruck, die Luftfeuchtigkeit, das Vorhandensein von Chemikalien oder bakteriellen Erregern fest-stellen, messen und aufzeichnen.[47] Wird dies bereits beim Wareneingang kontrolliert kann eine Qualitätskontrolle erleichtert werden oder sogar gänzlich entfallen. Wenn der Lieferant über eine entsprechende Anbindung an das System verfügt, wird eine automatische Meldung generiert, die ihm Auskunft darüber gibt, ob die Sendung angekommen ist und ob es evtl. Reklamationen gibt. Dies trägt zu einer vereinfachten Rechnungserstellung und einer beschleunigten Bearbeitung von Reklamationen bei. Anschließend sind die Güter bereit für die Einlagerung bzw. die Weitergabe an die Produktion.

 

Die folgende Abbildung zeigt den Ablauf des RFID-gestützten Wareneingangs.

 

 

Abbildung 5: RFID-gestützter Wareneingang

 

Durch eindeutige Kennzeichnung logistischer Objekte kann der Wareneingang rationalisiert werden. Mittlerweile existieren Standards, wie z.B. der EPC[48], die eine solche Kennzeichnung auch über Unternehmensgrenzen hinweg ermöglichen. Die Rationalisierungspotentiale des Technologieeinsatzes bestehen vor allem in der Zeitersparnis, die eine Personalreduktion bedeutet, und der Erhöhung der Prozesssicherheit, weil der Anteil an Fehllieferungen reduziert wird. Um diese Potentiale nutzen zu können, müssen die Sendungen bereits beim Lieferanten mit entsprechenden Tags bestückt werden. Diesem entstehen dadurch zusätzliche Kosten, da das Aufbringen der Tags in seine Prozesse integriert werden muss. Neben der Übernahme dieser Kosten muss natürlich auch geklärt werden, wer die Anschaffungskosten der Transponder trägt. Dies wird in den meiste Fällen über höhere Produktpreise geregelt werden. Erklärt sich der Lieferant dazu bereit, bleiben die technologischen Grenzen. Wie bereits erwähnt, ist die Erfassung mehrer hundert Objekte innerhalb weniger Sekunden heutzutage kein Problem mehr. Wenn allerdings die gekennzeichneten Objekte aus Metall bestehen bzw. großen Anteil an Flüssigkeiten haben, beeinträchtigt dies die Leistungsfähigkeit der Transponder.[49] Die Leseraten sinken, d.h. es kommt vermehrt dazu, dass Tags nicht oder nur fehlerhaft ausgelesen werden. Es ist also neben der Abwägung von Kosten und Nutzen für jedes Produkt zu entscheiden, ob es für eine RFID-Kennzeichnung geeignet ist.

 

Im Anschluss an die Warenannahme werden die gelieferten Objekte, die nicht direkt in die Produktion eingehen, eingelagert. Die Abwicklung der Wareneinlagerung gehört zu den Aufgaben des Lagermanagements, welches im folgenden Kapitel thematisiert wird.

 

3.1.2. Lagermanagement mit RFID


 

Das Lagermanagement umfasst alle operativen, taktischen und strategischen Aktivitäten zum Betrieb eines Lagers. Die Zielsetzung besteht in der Gewährleistung einer hohen Liefer- und Informationsbereitschaft zu möglichst geringen Kosten.[50]

 

Wesentliche Aufgaben stellen die Wareneinlagerung, die Bestandsführung und die Warenauslagerung dar.[51]

 

In diesem Abschnitt soll das Lagermanagement im Bereich des Eingangslagers beispielhaft erläutert werden. Die dabei angesprochenen Einsatzmöglichkeiten und Grenzen der RFID-Technologie gelten größtenteils analog auch für die anderen in Abbildung 6 dargestellten Lagerstufen, welche hier der Vollständigkeit halber kurz erwähnt seien. Neben dem Eingangslager, welches der Beschaffung und der Produktion zwischengeschaltet ist, können auch Zwischenlager, die Pufferfunktionen unter den unterschiedlichen Fertigungsstufen der Produktion erfüllen, oder Distributionslager bestehen, welche Fertigprodukte aufnehmen, um Schwankungen des Absatzmarktes auszugleichen.[52]

 

 

Abbildung 6: Lagerstufen[53]

 

Die Wareneinlagerung im Eingangslager schließt sich nahtlos an den im vorigen Kapitel geschilderten Prozess des Wareneingangs an. Nach der Vereinnahmung werden logistische Objekte, wenn sie nicht direkt an die Produktion weitergegeben werden, in einem Lager untergebracht. Sofern der Wareneingang in der in Punkt 3.1.1. beschriebenen Weise automatisiert ist, ist kann auch die Lagerplatzzuordnung ohne manuelles Eingreifen erfolgen.[54] Sobald die einzulagernden Objekte im Wareneingang vereinnahmt wurden, kann ein entsprechendes Lagerverwaltungssystem[55] auf der Grundlage der bei der Warenannahme in Art und Menge identifizierten Objekte einen geeigneten Lagerplatz ermitteln und reservieren.[56] Die Paletten werden dann per Stapler oder durch ein fahrerloses Transportsystem (FTS) an ihren Bestimmungsort gebracht und als dort eingelagert verbucht.

 

Bereits beim Wareneingang können die Transponder mit einem Zeitstempel beschrieben werden. So wird die oft problematische Einhaltung des FIFO-Prinzips[57] unterstützt. Ein zusätzlich vermerktes Verfallsdatum hilft die Abschreibung gelagerter Produkte zu reduzieren. Auch eine Diebstahlsicherung ist ohne weiteres realisierbar. Wie der Diebstahlschutz in Kaufhäusern, der auch zum großen Teil auf RFID-Basis arbeitet, kann auch eine unautorisierte Entnahme aus dem Lager beispielsweise einen Alarm auslösen. Mit in den Regalen oder an den Hallenwänden und -decken angebrachten Antennen ist eine Identifikation und Lokalisierung aller im Raum befindlichen Tags mit einer Genauigkeit von weniger als 30 Zentimetern möglich. Nicht nur die Vermeidung von Schwund, sondern...

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