Die richtige Entscheidung treffen
Ein Mann fragt seinen Freund: „Was soll ich tun? Soll ich meine Frau verlassen? Soll ich bei ihr bleiben? Sie sagt: ‚Ich liebe dich nicht mehr!‘ – Und ich weiß nicht, ob sie das ernst meint, oder ob sie will, dass ich um ihre Liebe kämpfe …“
Was soll ich tun? Wie soll ich mich entscheiden? Welchen Weg soll ich gehen? Woran erkenne ich, was für mich gut und richtig ist? „Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden“, diese Bitte aus dem Vaterunser ist vielen Männern bekannt. Immer wieder fragen sie mich, z.B. auch in der geistlichen Begleitung, wie denn der Wille Gottes erkennbar sei, woran man also den echten Willen Gottes festmachen könne. Gibt es sozusagen verlässliche Kriterien, die uns dieses Geheimnis erschließen?
Viele Männer stehen vor der Wahl, diesen oder jenen Berufsweg zu gehen, diese oder jene Frau zu heiraten, diese oder jene Summe für ein bestimmtes Projekt zu investieren oder eben auch nicht. Sie fragen danach, wie es in Krisenzeiten mit ihrer Ehe oder Beziehung weitergehen soll, ob sie sich beruflich verändern sollen oder wie mit einer schweren Krankheit umzugehen ist. In vielen Fällen unseres Lebens ist guter Rat teuer, das betrifft nicht nur die großen Lebenswenden, sondern durchaus auch ganz alltägliche und kleine Entscheidungen wie z.B. die Erlaubnis für den Ausgang ihrer 15-jährigen Tochter oder die rechte Form für eine berufliche Anfrage beim Chef usw.
Etliche Männer fühlen sich in diesen Fragen buchstäblich im Regen stehen gelassen und dann passiert es, dass nicht sie selbst aus ihrer inneren Mitte heraus neue Weichen für ihr Leben stellen. Vielmehr werden die Weichen von äußeren Umständen über sie gestellt. Sie leben nicht selbsttätig, sie werden gelebt, sie werden in diverse Richtungen gelenkt, ohne dies ausdrücklich so zu wollen. Sie probieren vieles aus, doch mit jeder Türe, die sie öffnen und durchschreiten, schließen sich andere Optionen für immer. Das macht sie unzufrieden, unglücklich, traurig, aggressiv, zornig oder auch lethargisch. Sie ergeben sich dann tatenlos ihrem Schicksal, das sie überhaupt nicht mehr beeinflussen können, wie sie meinen. Der Weg zur Flasche ist dann oft nicht mehr weit, obwohl sie eigentlich wissen müssten, dass die Wahrheit zu zweit beginnt und vier Augen mehr sehen als zwei. Aber auch diesen Weg in die geistliche Begleitung scheuen viele Männer. Sie sind immer noch der Meinung, alleine der Beste sein zu müssen. Nach Manier von John Wayne möchten sie als einsamer Wolf gegen den Rest der Welt bestehen.
Die folgenden Regeln machen es uns leichter, gute Entscheidungen zu fällen. Sie gelten auch als Kriterien für ein maßvolles, gelingendes geistliches Leben.
Regel 1: Freude ist das Kriterium für gute Entscheidungen
Eigentlich ist es ganz einfach: Was uns Männer dauerhaft glücklich und zufrieden macht, was mit anhaltender Herzensfreude verbunden ist, das ist die Frucht der rechten Entscheidung. Ein junger Abiturent fragte mich in der geistlichen Begleitung: „Was soll ich nur studieren? Welchen Beruf soll ich wählen?“ Er war geknickt, weil es dermaßen viele Optionen gab – vom Schreiner bis hin zum diplomierten Pflegedienstmanager –, dass er die Orientierung völlig verlor. Ich habe ihm dann geraten: „Tu das, was dein Herz dir sagt. Informiere dich gut über deine beruflichen Möglichkeiten und geh dorthin, wo dir das Herz aufgeht, wo die Freude in dir wächst und wo sie auch bleibend zugegen ist.“ – Der junge Mann hat sich nach längerem Ringen für ein Sprachenstudium entschieden, weil er damit die meiste Freude und das größte Talent verband, die zum Glück auch heute noch anhalten.
Die Freude als Frucht gelungener Entscheidung ist kein immerwährendes, oberflächliches Glücksgefühl. Wir müssen sie als beständiges und tief gründendes, gutes Basisereignis verstehen, das uns auch in schweren Zeiten der Verunsicherung, des Zweifels, der Niederlagen nicht gleich aus der Bahn wirft.
Sehr oft sind Männer zerrissen zwischen ihren vielen Optionen. Eine multioptionale Zeit schafft viele Probleme, der nicht jeder Mann gleichermaßen gewachsen ist. Manche sind damit überfordert und da braucht es Klarheit. Man sagt auch, dass alles Übermaß den Menschen von innen her zerstöre. Deshalb ist es sinnvoll, seine Pläne auf eine Kurzformel zu reduzieren und sich der Frage zu stellen: „Wer bist du, wenn du deine Entscheidung getroffen hast? Wie fühlt sich das an?“ Wenn es dann gelingt, die eigenen Ziele auf eine gute und befreiende Kurzformel zu bringen, dann sind wir Männer schon einen großen Schritt weiter. Diese Kurzformel lautete für den jungen Abiturenten: „Ich studiere Sprachen, Französisch und Spanisch. Wenn meine Entscheidung, Sprachen zu studieren, gefällt ist, dann bin ich am Ziel meiner Irrfahrt angelangt, dann weiß ich, wo ich hingehöre, dann bin ich angehender Dolmetscher. Das fühlt sich gut an, weil ich dann nicht mehr hierhin und dorthin schielen muss, weil ich nicht das und jenes ausprobieren muss, sondern aus einem guten inneren Halt heraus mein Leben in selbst gewählter Freiheit führen kann.“
IMPULS
Besinnen Sie sich auf ihr Leben und überlegen Sie, was Ihnen im Blick auf bevorstehende Weichenstellungen wirklich Freude bereitet. Gehen Sie in Gedanken dorthin, lassen Sie sich von dieser Freude anstecken und leiten, es wird Ihre Entscheidung erleichtern.
Regel 2: Die Wahrheit beginnt zu zweit
Ich deute diese Aussage Friedrich Nietzsches so, dass wir uns alleine sehr leicht in dunkle Kanäle verstricken können. Wir brauchen oft jemanden, der uns ein Wort sagt, das uns weiterhilft, denn dies können wir uns nicht immer selber sagen. Vier Augen sehen mehr als zwei, deshalb gibt es ja in Schulen und auf Universitäten einen Zweitkorrektor, der die ersten Testkorrekturen der Schüler- und Studierenden noch einmal aus seiner Perspektive überblickt. Somit erhält die Benotung einen objektiveren Rahmen.
Ähnlich ist es auch in unserem Leben. Wir Männer müssen nicht alles mit uns alleine ausmachen. Es ist sinnvoll, sich in wichtigen Situationen dem Urteil anderer, uns nahestehender Menschen, z.B. guter Freunde, auszusetzen. Einem entscheidungsfreudigen Manager habe ich einmal geraten, seinen bereits gefassten Entschluss noch einmal mit seiner Frau zu überdenken. Und tatsächlich gab es Einwände ihrerseits und es kam sozusagen zu einer besseren Lösung für den Manager und seine Familie. Das ist natürlich schmerzhaft und demütigend, weil man in der Regel hinter seiner gefällten Entscheidung steht, aber es ist heilsam. Es ist weitblickender und letztlich für alle Beteiligten von Vorteil.
IMPULS
Legen Sie Ihre Pläne einem eng vertrauten Menschen dar. Bitten Sie ihn um seine Einschätzung und versuchen Sie diese nach gutem Ermessen auch in die Tat umzusetzen.
Regel 3: An der Vernunft führt kein Weg vorbei
Auch verrückte und außergewöhnliche Pläne müssen in deren letzter Konsequenz der menschlichen Vernunft standhalten. Völlig abwegige und diffuse Absichten haben in unserem Leben keinen Halt, sie stiften keinen tiefen Frieden, sie zerreißen uns von innen her. Die Kardinaltugend der Klugheit (gr. phrónesis, lat. prudentia) befähigt uns Männer zu angemessenem Handeln. Sie berücksichtigt dabei auch die ökonomischen Bedingungen, die uns ein Gelingen unseres Vorhabens von den vorhandenen Ressourcen her überhaupt erst möglich machen. Es wäre zum Beispiel sehr unklug, wenn ein Choleriker sich zur Ausbildung zum Heilerziehungspfleger interessieren würde, weil er mit seiner aufbrausenden Art den ihm Anvertrauten von vornherein nicht gerecht werden könnte.
„Ich habe es satt, ich fahre jetzt für drei Wochen nach Griechenland“, hat ein junger Ehemann auf schmollende Weise bei einem Männerseminar verkündet. Bei näherer Betrachtung der Umstände stellte sich heraus, dass dies von Berufs wegen gar nicht so einfach war. Außerdem hatte er eine Familie zu versorgen, mit der das Ganze noch nicht abgesprochen war. Wir Männer rieten dem jungen Mann, der sich offensichtlich in einer ersten, größeren Ehekrise befand, Vernunft zu bewahren und das Ganze in Ruhe abzuwägen. Wir versuchten ihm Wege aufzuzeigen, die seine Absicht neutralisierten, z.B. rieten wir ihm, doch mit seiner Frau dorthin zu reisen oder überhaupt einen Familienurlaub zu planen …
IMPULS
Vernünftige Entscheidungen brauchen Zeit, sie wollen in der Regel nicht „aus dem Bauch heraus“ getroffen werden. Stecken Sie sich einen guten Zeitrahmen von drei Tagen, einer Woche oder auch mehr und wägen Sie vernünftig ab, welche Ressourcen Sie haben, wohin Sie in Zukunft gehen möchten und wie Ihre Lebensgefährten, Familien oder guten Freunde darauf reagieren...