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E-Book

Englische Mystik des Mittelalters

AutorWolfgang Riehle
VerlagVerlag C.H.Beck
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl623 Seiten
ISBN9783406628023
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis39,99 EUR
Diese Geschichte der englischen Mystik nimmt ihren Ausgang bei der Tatsache, daß sich in England einerseits eine lange insulare eremitische Tradition behauptet hat und andererseits zahlreiche kontinentale Einfl üsse wirksam geworden sind. Auf der Grundlage der zisterziensischen Brautmystik und speziell dem Werk des Aelred von Rievaulx beginnt sich englische Mystik in für Frauen bestimmten Meditationstexten zu entfalten. Aus demselben Geist entstehen dann die überaus bilderreichen mystischen Werke Richard Rolles. Einzigartig, wie Rolle die unio mit der Gottheit durch sein hingerissenes Hören himmlischer Musik erlebt. Ein Kapitel ist dem anonymen Autor der auch in Deutschland bekannten ?Wolke des Nichtwissens? gewidmet. Eine Ausweitung theologischer Psychologie bietet der in vielem mit dem Autor der ?Wolke des Nichtwissens? verwandte Walter Hilton. Aus seinen Texten hört man das besorgte Bemühen um die Abgrenzung gegen häretische Tendenzen, besonders die Bewegung des freien Geistes, heraus. Daß diese auch in England bekannt war, beweist der ihr nahestehende, auch ins Englische übersetzte und heute zu Recht vieldiskutierte ?Spiegel der einfachen Seelen? der Marguerite Porete. Die interessantesten Erscheinungen sind die beiden Frauen Juliana of Norwich und Margery Kempe. In dem Werk ?Eine Offenbarung der Liebe? entwirft Juliana auf der Basis ihrer Visionen eine ungemein modern wirkende Theologie der unbedingten göttlichen Liebe. Margery Kempe, die sich stark an kontinentalen Vorbildern orientiert, bleibt ein Leben lang erschüttert vom Liebestod Christi. Da sie in der säkularen Welt lebt, statt schützende Klostermauern zu suchen, bieten ihre Erlebnisse einen faszinierenden Spiegel des Spätmittelalters und die erste weibliche Autobiographie.

Wolfgang Riehle, emeritierter Professor an der Karl-Franzens-Universität Graz, ist seit seinen Studien zur englischen Mystik des Mittelalters (1977) ein international anerkannter Spezialist auf diesem Gebiet der Mediävistik. In seinem zweiten Forschungsschwerpunkt, dem Drama Shakespeares, ist er mit Werken zu den frühen Königsdramen und zu Shakespeares Eingebundenheit in die humanistische Tradition hervorgetreten. Auch zu Geoffrey Chaucer und T. S. Eliot sowie zu Daniel Defoe hat er Bücher verfaßt. Riehle ist korr. Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

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Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Cover1
Titel3
Impressum4
Inhalt5
Vorwort13
I. Zur Entwicklung des Eremitentums auf den Britischen Inseln17
1. Spiritualität und Individualität im 12. Jahrhundert17
2. Eremitische Anfänge19
3. Die Erneuerung der Reklusenidee im Hochmittelalter24
4. Christina von Markyate: Versuche weiblicher Befreiung30
II. Aspekte der frühen Zisterzienserspiritualität35
1. Der Beitrag einiger Engländer zur Profilierung des Ordens35
2. Leben und Werk Aelreds von Rievaulx (1110–1167)41
Der Spiegel der Liebe (De Speculo Caritatis)43
Über die geistige Freundschaft (De spiritali amicitia)46
Über das Inklusen-Institut (De institutione inclusarum)48
3. Der Hymnus Dulcis Jesu Memoria eines anonymen Zisterziensers54
III. Englische affektive Spiritualität im späten 12. und frühen 13. Jahrhundert59
1. Der unterschätzte Einfluß des Origenes59
2. Zisterziensische Spiritualität und volkssprachliche Meditation63
Katherine Group und Wooing Group63
þe Wohunge of Ure Lauerd (Die Brautwerbung unseres Herrn)65
IV. Die Ancrene Wisse (Der Inklusen-Führer) – ein Meisterwerk spirituell-mystischer Unterweisung72
1. Das ummauerte Leben dreier adeliger Schwestern72
2. Thematik und äußere Struktur75
3. Der Jakobusbrief als theologische Basis des Inklusenführers77
4. Die christologische Vertiefung der Ancrene Wisse aus zisterziensischem Geist83
5. Zielpublikum und Autorschaft der Ancrene Wisse und verwandter Texte90
6. Die Ancrene Wisse im Vergleich mit dem St. Trudperter Hohenlied95
7. Abschließende Beurteilung der Ancrene Wisse-Gruppe100
V. Weibliche versus männliche Spiritualität?102
1. Das Talkyng of þe Loue of God (Ein Gebet in inniger Gottesliebe)103
Eine Fortsetzung der volkssprachlichen Inklusenliteratur103
Ein Text für Frauen aus der Feder einer Frau?108
2. Der Mönch von Farne und die ‹Sinnlichkeit› seiner Mystik111
VI. Richard Rolle von Hampole (ca. 1300/10–1349) – Englands erster großer Mystiker117
1. Das wiedererwachte Interesse an einem umstrittenen mittelalterlichen Autor117
Ursprünge und eremitische Entfaltung Richard Rolles119
Der Weg zu literarischer und theologischer Autorität125
2. Grundzüge der Mystik Richard Rolles134
Mystische Stufenlehre und Definitionen der Liebe136
3. Richard Rolles größere Textbeiträge zur mittelalterlichen Mystik142
Das frühe Canticum Amoris143
Der Schriftkommentar Super Apocalypsim145
Das Incendium Amoris149
Der Hoheliedkommentar (Super Canticum Canticorum)155
Rolles Hiobkommentar (Expositio Super Novem Lectiones Mortuorum)161
Der Lateinische Psalter166
Rolles Lebensregel Emendatio Vitae167
4. Zu Rolles Sprache und Stil170
5. Die volkssprachlichen Texte Richard Rolles172
Der Englische Psalmen-Kommentar173
The Form of Living und Ego Dormio181
Die Meditations on the Passion186
Richard Rolles Lyrik189
6. Die Singularität von Richard Rolles Melos Amoris192
Himmelstürmende Dynamik192
Mystische unio-Erfahrung durch das Medium mittelalterlicher Musik195
Richard Rolles Melos Amoris als ‹Summa› seiner Lebensleistung204
VII. Marguerite Poretes Le Mirouer des simples âmes in englischer Übersetzung209
1. Ein großes Beispiel mittelalterlicher Frauenmystik209
2. Mittelenglische Anverwandlungen des Mirouer des simples âmes218
3. Analogien und Bezugspunkte des Mirror of Simple Souls zur englischen Hofkultur222
VIII. Die Cloud of Unknowing und die mit ihr verwandten Traktate229
1. Die Rezeption der apophatischen Mystik durch den Autor der Cloud of Unknowing229
Der Kanon der Werke des Cloud-Autors231
Grundgedanken der Cloud-Texte232
Die theologische Anthropologie des Cloud-Autors235
2. Der Einfluß des Thomas Gallus auf die Cloud-Texte237
Der Versuch einer Synthese von ‹negativer› und bernhardischer Mystik241
Die Abwertung der Leiblichkeit – ein anthropologisches Dilemma246
3. Der Cloud-Autor – ein Meister der Sprache248
IX. Walter Hiltons theologische Fundierung der englischen Mystik254
1. Die Suche nach der geeigneten Lebensform254
2. Zu Hiltons lateinischen Texten256
3. Of Angels' Song (Über den Gesang der Engel)260
4. Hiltons volkssprachliches Meisterwerk: The Scale of Perfection (Die Leiter zur Vollkommenheit)262
Eine theologische Anthropologie266
Kontemplation, Gebet und Meditation in der Sicht Walter Hiltons270
Gott erkennen – Gott lieben273
5. Hilton, der Cloud-Autor und der Mirror of Simple Souls in ihrem Verhältnis zur Bewegung des Freien Geistes281
X. Die mystisch-theologische Vision der Juliana von Norwich (1343–nach 1416)287
1. Juliana, eine große Unbekannte aus dem mittelalterlichen Norwich287
Exkurs: Zur Textüberlieferung von Julianas Revelation of Love290
Krankheit und Meditation als ‹Vorbedingungen› für Julianas Visionen291
2. Julianas theologisches Selbstbewußtsein – eine neue Apostola296
Zisterziensische Einfärbung300
Julianas Gedanken über das Gebet302
Trinität und Inkarnation im Werk der Juliana von Norwich304
Der Mensch als personale Einheit306
Leiblichkeit als Verortung des Geistigen309
Die «Einwohnung» Gottes und der Seele im jeweiligen Partner311
Pseudo-dionysische Reminiszenzen in Julianas Theologie313
Die Erneuerung einer alten theologischen Idee: Gott als Mutter314
3. Julianas zentrale Vision als interpretierte Parabel316
Das Problem der Sünde in Julianas Soteriologie319
4. Julianas individuelle Rezeption der paulinischen Schriften322
Der Versuch einer Entschärfung paulinischer Widersprüche324
Juliana und die All-Versöhnung (Apokatastasis)330
Zusammenfassung und Ausblick333
Exkurs: Zu einigen ungeklärten Aspekten der Biographie Julianas335
XI. Margery Kempe (ca. 1373–nach 1439): Die schockierende «Närrin in Christus»340
1. Zur Einführung340
2. Margery Kempes unkonventionelles Leben343
Imitatio Christi und vita apostolica als Lebensplan349
Margery Kempe und das Armutsideal351
3. Die theologische Signifikanz von Margery Kempes abundanten Tränen354
Margery Kempe und die Passionsmeditation358
4. Die Früchte von Julianas theologischer Unterweisung360
Margery Kempes ‹Liebestheologie›363
5. Der Rückgriff auf die frühe Beginenspiritualität: Marie von Oignies als Vorbild366
Margery Kempe und Elisabeth von Thüringen371
Auf den Spuren Birgittas von Schweden und anderer Visionärinnen376
6. Das Book of Margery Kempe: Gattungs-, Struktur- und Stilprobleme382
Hagiographie, Autohagiographie oder Autobiographie?382
Zu Struktur, Stil und Narrativik385
Margery Kempes Book – das Resultat einer Kollaboration?388
7. Margery Kempe und die Lollarden391
Zusammenfassung394
XII. Die Popularisierung der affektiven Spiritualitätim englischen Spätmittelalter399
1. Die Ausweitung der Leserschaft und die Beliebtheit des ‹mixed life›399
2. Die Kompilation als Popularisierungsmedium403
3. Zur insularen Rezeption kontinentaler mystischer Texte405
4. Die Meditationes Vitae Christi und Nicholas Loves Mirror of the Blessed Life of Jesus Christ409
5. Mystische Reminiszenzen im geistlichen Drama411
Die großen Mysterienzyklen411
Thematische Parallelen in den ‹Morality Plays›415
a) Wisdom, Who is Christ416
b) The Castle of Perseverance418
6. Anklänge an die Mystik-Tradition in den Hauptwerken englischer Dichtung des Spätmittelalters422
Schlußbetrachtung428
Anhang439
Anmerkungen441
Abkürzungen575
Abbildungsnachweis576
Auswahlbibliographie578
Namenregister613
Zum Buch624

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