Einführung
»Du arbeitest im Musikbusiness? Oh, wie aufregend! Was waren denn so die größten Acts, die du betreut hast, oder die verrücktesten Erlebnisse?«
Zugegeben: Diese Reaktion kommt häufig, wenn ich erzähle, dass ich im Musikbusiness tätig bin. Einerseits ist es verständlich, denn mit Musik hat jeder Mensch irgendwie zu tun, und die meisten Namen bekannter Stars sind durch ihre Präsenz in den Medien geläufig. Und dann haben sich gerade in den wilden 1960er- und 1970er-Jahren (die ich nicht miterleben durfte) Legenden um Aufnahmen in Studios, Auftritte und Festivals gerankt und es hat sich ein Personenkult um die Musiker entwickelt, der bis heute ungebrochen ist. Doch legt man mal diesen Glanz ab, den das Geschäft ausstrahlt, so erhält man einen recht nüchternen Blick auf einen Markt, der zwischen Kunst und Kommerz wandelt und weltumspannend ist. Dieser Blick erlaubt, zwischen Kult und Geschäft zu unterscheiden, und ich wage zu behaupten, dass erst durch diese Professionalität ein Überleben in der Branche möglich ist.
Genauso nüchtern fällt dann auch meine entsprechende Antwort aus: Ich nenne ein paar namhafte Produktionen, die mir im Gedächtnis haften geblieben sind, und ein paar chaotische Erlebnisse meist organisatorischer Art, die glücklicherweise immer seltener vorkommen. Die Ernüchterung in den Gesichtern meiner Gegenüber ist deutlich zu erkennen. Ich weiß, dass sie anderes erwartet haben: Skandale wie zerschlagene Hotelzimmer, durchzechte Partynächte, zugedröhnte Musiker, die nicht mehr auftreten können, Polizeieinsätze, die den Abbruch einer Show verlangten. Obwohl ich all das auch mitbekommen habe, so zählen diese Gegebenheiten nicht zu meinen Highlights, die Erwähnung finden müssen. Das sind – aus organisatorischer Sicht – Unfälle oder Missgeschicke, die in jedem Beruf dazugehören. Weitaus spannender erschiene mir doch die Frage: »Wie viele Musiker sind während deiner Zeit erfolgreich geblieben oder noch erfolgreicher geworden?«
Sie merken, worauf ich abziele. Das Musikbusiness stellt immer einige Super-, Welt- oder Megastars. Mein Hauptaugenmerk in diesem Buch liegt aber auf den unzähligen Musikern, die konstant an ihren Möglichkeiten arbeiten, die Potenzial besitzen und lediglich etwas Unterstützung benötigen. Genau diese Menschen machen den Großteil des Musikbusiness aus. Sie machen das Geschäft so vielseitig und bringen es nicht nur musikalisch voran. Sie machen es spannend und sorgen immer wieder für Überraschungen. Und genau diese Menschen soll dieses Buch motivieren weiterzumachen.
Über dieses Buch
Die Idee zu diesem Buch schlummerte schon lange in mir. Ich wollte ein Werk verfassen, das sich an jene richtet, die den Einstieg ins Musikbusiness planen oder am Durchbruch ihrer musikalischen Karriere feilen. Sie als Musiker sind meine Zielgruppe, aber auch alle anderen künstlerisch Aktiven im Geschäft wie Songwriter, Textdichter, Interpreten oder Produzenten. Ich möchte Sie durch eine strukturierte und präzise Anleitung einem anhaltenden Erfolg im Musikbusiness ein Stück näherbringen.
Dieses Buch ist selbstverständlich keine Garantie für Erfolg, sondern versteht sich als Leitfaden. Es gibt auf Ihrem langen musikalischen Weg zahlreiche Dinge, auf die Sie achten müssen. Und je eher Sie über gravierende Entscheidungen oder auch Fallen Bescheid wissen, je mehr Informationen und Hintergrundwissen Sie darüber haben, umso früher können Sie die Weichen entsprechend Ihren Vorstellungen stellen. Das Internet erleichtert den Einstieg in den Musikmarkt und hat durch die Verbreitung von MP3 starken Einfluss auf die Industrie genommen. Dadurch ergeben sich zahlreiche neue Strukturen, die Gefahren wie auch Chancen für Musiker in sich bergen. Diese aktuell bestehenden Strukturen werden im Buch berücksichtigt.
Wenn Sie das Inhaltsverzeichnis durchblättern, aber auch immer wieder in den jeweiligen Kapiteln blättern, werden Sie feststellen, dass ich Ihnen eine entscheidende Sichtweise auf Ihren Beruf als Musiker ans Herz lege: Musiker müssen unterscheiden zwischen der künstlerischen und der unternehmerischen Seite ihrer Musik, ihres Produkts. Daher ist es unabdingbar, eine gewisse Bereitschaft aufzubringen, betriebswirtschaftliche Grundlagen zu erlernen. Ob es Ihnen behagt oder nicht: So ist das Geschäft. Viele Musiker sträuben sich gegen diesen unternehmerischen Gedanken, da sie sich der Kunst verschrieben haben. Doch bereits mit der Gründung einer Band werden sie mit administrativen Aufgaben konfrontiert. Es bringt also nichts, sich dagegen aufzulehnen, sondern Sie müssen – wenn es Ihnen widerstreben sollte – nach einem gesunden Umgang damit suchen.
Auch wenn dieses Buch als Leitfaden verfasst ist, der Sie an die Hand nehmen soll, so müssen Sie nicht jedes Kapitel von vorne bis hinten durchlesen. Einige Leser werden sich lieber mit dem administrativen Teil auseinandersetzen, anderen wird der künstlerische Teil eher zusagen. Wieder andere streben einen Plattenvertrag an, die nächsten möchten einfach nur wissen, worauf bei Konzerten zu achten ist. Allen Ansprüchen und Hintergründen versuche ich gerecht zu werden, indem ich eine entsprechende Auswahl bezüglich der Kapitel getroffen habe. Jedes Kapitel für sich ist thematisch geschlossen. Alle zusammengenommen decken schließlich Ihren musikalischen Werdegang gut ab. Möchten Sie folglich einige Kapitel überspringen, so können Sie das beruhigt tun. Für weiterführende Informationen verweise ich dann auf andere Kapitel.
Begriffe, die in diesem Buch verwendet werden
Viele Bezeichnungen in der Musikbranche und der Werbung stammen aus dem Englischen. Ich scheue mich nicht, diese Anglizismen, sofern sie gängig sind, zu nutzen. Sollte Ihnen das alles zu viel werden, finden Sie in Kapitel 8 ein Live-ABC mit einer Aufzählung der häufigsten Begriffe. Genauso handhabe ich es mit Ausdrücken aus dem Studio oder aus der Musiktheorie. Wörter wie Booking, Catering, Support oder auch Band, Star, Hook, Line-up werden immer wieder fallen. Beim erstmaligen Erwähnen erkläre ich in der Regel kurz deren Bedeutung. Später im Buch gehe ich von einem Verständnis aus.
Neben den Anglizismen verwende ich immer wieder Begriffe wie Band, Interpret oder Künstler. Ich verwende sie nahezu synonym für das, was gemeint ist: den Musiker, um den sich dieses Buch dreht. In welcher Formation er auftritt – ob als Solist oder in einer Gruppe – und wie er künstlerisch aktiv ist – ob als Songwriter oder Interpret – spielt keine Rolle. Genauso verhält es sich mit Instrumenten. Als solche gelten nicht nur Gitarre, Schlagzeug, Bass und Klavier, sondern eben auch die menschliche Stimme und andere Klangerzeuger.
Begriffe wie »große Band« oder »erfolgreicher Musiker« beziehen sich immer auf den kommerziellen Erfolg und die Popularität und nicht etwa auf die Anzahl der Musiker oder die dargebotene Qualität.
Bei allen … für Dummies-Büchern finden Sie außerdem die folgenden Formatierungen zur leichten Orientierung:
Der Fettdruck hebt innerhalb von Kapiteln entscheidende Begriffe hervor.
Kursiv gesetzt werden alle erstmalig erwähnten Begriffe, die sich nicht von selbst erklären oder die besonders hervorzuheben sind. Außerdem sind die Querverweise auf andere Kapitel in kursiver Schrift gesetzt.
Die Monofont wird für wichtige Internetadressen verwendet.
Törichte Annahme über den Leser
Dieses Buch wendet sich an alle (im weitesten Sinne) Musiker der Unterhaltungsmusik, die ernsthaft eine semiprofessionelle oder gar professionelle Karriere anstreben. Der Fokus liegt dabei klar auf Musiker, die sich der Unterhaltungsmusik (U-Musik) verschrieben haben und eben nicht der ernsten Musik (E-Musik). Aber auch Letztere können sich viele Anregungen in diesem Buch holen, insbesondere aus kommerzieller Sicht.
Dadurch, dass Sie dieses Buch in den Händen halten, nehme ich an, Sie spielen ein Instrument, produzieren in Ihrem Heimstudio oder interpretieren Songs anderer. Irgendetwas hat Sie dazu bewogen, Struktur in Ihrem Vorhaben zu schaffen und einen Überblick über die gesamte Branche zu bekommen.
Nicht zuletzt gehe ich davon aus, dass Sie viel Musik hören, eine Bühne zumindest schon von vorne gesehen haben und dass Ihnen einige weltbekannte, teils verstorbene, jedoch wegweisende Musiker zumindest namentlich etwas sagen.
Im Übrigen gehe ich nicht davon aus, dass Ihre Musik einem größeren Publikum bereits bekannt ist (was aber durchaus der Fall sein darf). Dieses Buch soll Sie motivieren, aus dem Proberaum herauszukommen, und Sie dafür wappnen.
Wie dieses Buch aufgebaut ist
Dieses Buch gliedert sich in vier Teile, die sich...