Vorwort
Ich verdanke meinen Vornamen dem ältesten Sohn der Bergfilmlegende Luis Trenker. Meine Mutter Elisabeth war viele Jahre als Kindermädchen im Haushalt der Familie Trenker beschäftigt und mein Vater als Skilehrer. Florian Trenker hatte Kinderlähmung und eine enge Beziehung zu meiner Mutter. Als die Wahl meines Vornamens anstand, war schnell ein Name gefunden.
Ich wuchs mit meiner älteren Schwester Barbara in einem kleinen Holzhaus am Kitzbüheler Aschbachbichl in sehr bescheidenen Verhältnissen auf. Im Ort besuchte ich die Volks- und Hauptschule, anschließend absolvierte ich eine Drogistenlehre in Kitzbühel. Die Lehrzeit entpuppte sich als großes Glück für mich. Ich war mit Leib und Seele Drogist, war fasziniert von der Vielfältigkeit der Tätigkeit und vor allem von den Naturstoffen und Kräutern, mit denen ich täglich zu tun hatte. Dann kam ein Berufswechsel. In der Stadtapotheke Kitzbühel wurde ein Apothekenhelfer gesucht und ich packte die Gelegenheit beim Schopf. Diese Tätigkeit füllte mich völlig aus, trotzdem verspürte ich zunehmend den Drang, meine Heimat zu verlassen. Ich wollte raus aus der kleinen Stadt, den »Skispitzelhorizont« hinter mir lassen und der Enge der Kitzbüheler Berge entfliehen. Ich wollte die Welt entdecken und fremde Länder und ihre Heilmethoden kennenlernen. Ich war reiselustig und unendlich wissbegierig.
Der zentralafrikanische Urwald hatte es mir angetan und gemeinsam mit meinem Freund Bernhard reiste ich in das Niemandsland zwischen Kamerun und Nigeria, um dort im Tropenspital von Fontem zu arbeiten. Durch zahlreiche Abenteuer und eine unvergessliche Audienz beim König der Bangua, dem Stamm, bei dem wir wohnten, geprägt, fiel mir die Heimreise schwer.
Wieder zurück in Tirol, verspürte ich den Ruf der großen Wörter. Ich hatte keinen guten Schulabschluss und begann unter meiner schlechten Bildung zu leiden. Nach fünf Jahren am Abendgymnasium für Erwachsenenfortbildung in Innsbruck hatte ich die Reifeprüfung geschafft und begann das Studium der Mikrobiologie und Biochemie. Aus dem Drogisten wurde ein Krebsforscher. Seit dem Abschluss meines Studiums habe ich mich mit der Frage der Entstehung und Behandlung von Krebs beschäftigt und Hunderte Naturstoffe auf heilende Eigenschaften hin untersucht. Ich reiste in ferne Länder und machte mich mit einfachen Heilmethoden vertraut, lernte die tibetische Medizin kennen und konnte mir in Sri Lanka erste Kenntnisse in Ayurveda aneignen. Begegnungen mit Mutter Teresa von Kalkutta, Treffen mit Heilweisen und tibetischen Ärzten im Himalaya und in der Mongolei, Gespräche mit Medizinkundigen auf allen Kontinenten sowie mehrmalige Treffen und Gespräche mit Seiner Heiligkeit dem XIV. Dalai Lama haben mir die Sprache des Herzens nähergebracht. Von dieser Zeit an war und ist mein privates und berufliches Bewusstsein auf ganzheitliche Heilmethoden ausgerichtet. Auf vielen Reisen in die letzten Königreiche Indiens, in denen Tibeter wohnen, wurde meine Liebe zur Tibetischen Medizin zur Passion.
Mein größter Schatz ist ein fast vierzigjähriges Wissen um die zellbiologische Wirkung von Herb-, Bitter- und Scharfstoffen. Leider kenne ich fast keinen Arzt in meiner Umgebung, der im Bereich der Naturstoffforschung ausgebildet ist oder wenigstens über ein Basiswissen zur Verwendung der genannten pflanzlichen Lebensmittel verfügt. Das mag nicht repräsentativ für das ganze Land oder andere Länder sein, mein täglicher Umgang mit Medizinstudenten in der Ausbildung zeigt mir jedoch einen katastrophalen Mangel an Wissen um solche Lebensmittel und Schutzstoffe an. Deshalb möchten meine Frau Andrea und ich Ihnen in diesem Buch einiges von meiner Erfahrung bezüglich einer gesunden Ernährung und der Heilkraft, die gesunder Nahrung innewohnt, weitergeben.
Andrea wurde in Hall in Tirol geboren und bereiste schon sehr früh als Reiseleiterin des Akademischen Reisedienstes fremde Länder und Kulturen entlang der Seidenstraße. Sie besuchte Tibet noch vor der völligen Umstrukturierung durch die chinesischen Machthaber.
Nach dem Studium der Pädagogik, Philosophie und Geschichte legte Andrea die Lehramtsprüfung ab, folgte jedoch in den nächsten Jahren ihrer inneren Berufung und wurde Naturpraktikerin nach den Grundsätzen der tibetischen wie auch westlichen Energetik. Seit siebzehn Jahren führt Andrea eine eigene Praxis in unserem Heimatort Telfs. Gemeinsam haben wir drei erwachsene Kinder und sorgen für zwei Hunde und zwei Katzen.
Dieses Buch möchte die Erfahrungen meiner Frau Andrea als Praktikerin in zahlreichen Naturheilverfahren und meine Lebenserfahrung als Biochemiker und Naturliebhaber im Umgang mit Lebensmitteln und Naturstoffen weitergeben. Wir beschreiben ein neues Verständnis im Umgang mit unserer täglichen Nahrung. Dieses neue Verständnis der Wirkung von Lebensmitteln auf unseren Körper nennen wir die »Ess-Medizin«. Diese kluge, sanfte und auf die individuelle Persönlichkeit abgestimmte neue Esskultur ist eine große Chance, dauerhaft gesund zu bleiben und beschwerdefrei zu altern.
Warum glauben wir, dass die Kehrtwendung bezüglich unserer Auffassung von Nahrung so wichtig ist? Wir essen, wir trinken und es passiert etwas. Es passiert in unserem Körper, dennoch scheint es nichts mit unserem Körper zu tun zu haben. Wir Menschen sind sprachlos geworden. Ohne Gefühl, ja scheinbar empfindungslos. Wir bekommen Krebs und glauben, es sind die Gene. Wir gehen zum Arzt und sind gemeinsam über das, was uns fehlt, sprachlos. Wir bekommen eine Behandlung ohne Diagnose und sind dafür dankbar. Wir lesen im Internet nach und haben alle Krankheiten gleichzeitig. Wir sind ratlos. Trotz aller verfügbarer Informationen. Jetzt ist es Zeit, das zu ändern.
Betrachten Sie Ihren Körper als das größte Geschenk, das Sie in Ihrem Leben bekommen haben. Verwenden Sie bei der Auswahl Ihrer Lebensmittel Ihren Menschenverstand und beginnen Sie jeden Tag mit dem Vorsatz »Ich bleibe gesund durch die Kraft der Natur«. Wir möchten Sie dabei begleiten und Ihnen unseren Rat und vor allem unsere Lebenserfahrung anbieten. Erwarten Sie kein Lehrbuch und keine endgültigen Lebensweisheiten. Auch möchte das Buch kein Buch von Besserwissern sein. Zu oft sind wir selbst in Ernährungsfallen geraten und zu lange wurden wir durch gut gemeinte, aber falsche Diätvorschläge und Ernährungstrends in die Irre geleitet.
Das einzige, worauf Sie sich verlassen können, ist der Umstand, dass in diesem Buch zuerst die einfachen Fragen gestellt werden. Es hat erst seinen Zweck erfüllt, wenn Tausende von Menschen beginnen, die gleichen einfachen Fragen zu ihrem Körper und zu ihrer Gesundheit zu stellen. Wir müssen beginnen, uns selbst zu erforschen. Wir sollen wieder schmecken, fühlen und damit uns selbst heilen lernen. Das können wir durch die Auswahl der dem persönlichen Typ angepassten, artgerechten Nahrung.
Fassen Sie wieder Mut im Leben. Fühlen Sie Lebensmittel wieder auf Ihrer Zunge. Erwecken Sie Nahrung in Ihrem Körper zu großer Heilkraft und werden Sie Teil einer Bewegung, die nicht länger alten Ernährungsmythen folgt.
Das wünschen wir Ihnen von ganzem Herzen. Tashi Delek, möge es Ihnen gut ergehen.
Alte Ernährungsmuster beenden und neue Wege gehen
Nun ist es an der Zeit, etwas zu ändern und falschen Trends nicht länger zu folgen. Fragen Sie sich selbst: Was esse und trinke ich täglich? Ganz ohne Lebenslügen und auch auf Ihre Süchte bezogen. Denn jetzt müssen Sie Farbe bekennen.
Unsere Urvorfahren stammen offensichtlich aus Afrika. Wir selbst sind aber nicht alle dunkelhäutig. Erstaunlich, wie wir uns genetisch vermischt und verändert haben. Damit war natürlich auch eine Anpassung an neue Lebensräume und Nahrungsquellen verbunden. Mit großem Geschick ist es dem Menschen gelungen, sich an diese anzupassen. Was die Ernährung anbelangt, war das eine sehr große Herausforderung. Völlig neue Lebensmittel bedeuteten auch eine Anpassung an fremdartige Gerüche und Geschmacksrichtungen. Neue Zubereitungen mussten ausprobiert und entdeckt werden. Eine enorme Leistung unseres Gehirns, all diese Informationen richtig einzuordnen und zu speichern.
Diese Anpassung verlief bis heute aber keineswegs störungsfrei. Denken Sie nur an die lebenslange Kuhmilchunverträglichkeit des Menschen. Die mit Lebensmitteln gewonnenen positiven wie negativen Erfahrungen haben den Menschen nachhaltig geprägt und sind Teil der Evolution. Besonders der Geruchs- und der Geschmackssinn waren und sind von dieser Anpassung betroffen. Aber auch die Kauwerkzeuge des Menschen, seine Darmentwicklung und der gesamte Stoffwechsel müssen sich auf ständig neue Nahrungsangebote einstellen.
Der Geruch und der Geschmack stellen die ersten sinnlichen Wahrnehmungen bei der Auswahl von Ess- und Trinkbarem dar. Diese Sinne müssen einerseits den Menschen vor Gefahren warnen, die aus dem Lebensmittel selbst kommen könnten, anderseits aber auch einen Beitrag leisten, das Nahrungsangebot zu vergrößern. Sehr Bitteres hatte für den Menschen immer die Botschaft: Achtung, Gefahr. Bei sehr süßen Speisen läuten die Alarmglocken um einiges leiser.
Ich lebe mit meiner Familie in Tirol und war Zeuge einer revolutionären entwicklungsgeschichtlichen Entdeckung. Auf der Südtiroler Seite in der Nähe des Hauslabjochs im Hinteren Ötztal wurde 1991 die Eismumie Ötzi gefunden. Wie sich bald herausstellte, eine prähistorische Sensation. Genetische Untersuchungen an der Universität Innsbruck konnten das erste Siedlungsgebiet der Eismann-Sippe eingrenzen. Wie es scheint, lebte diese auf der Mittelmeerinsel Sardinien. Er und vermutlich einige andere Sippenmitglieder sind dann...