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Was Ernährung bewirkt
Mahlzeiten können heilen wie eine Medizin oder aber Chaos im Körper anrichten – wenn Sie erfahren, was in Ihrem Körper vor sich geht, werden Sie vermutlich die Finger von Junkfood lassen
In der heutigen Zeit ist die medizinische Trickkiste voll wie nie: Wir lassen Roboter Operationen durchführen, transplantieren Herzen und ersetzen Gelenke, wir lasern Hornhäute, um das perfekte Sehvermögen wiederherzustellen, entfernen verdächtige Hautflecken und bauen Prothesen sogar für Sportler. Wissenschaft und Medizin haben sich zusammengetan, um die Dauer und Qualität unseres Lebens zu verbessern. Ich bin stolz darauf, dass ich einen kleinen Teil dazu beigetragen habe, aber ich bin ein überzeugter Anhänger von patientennahen, einfachen Lösungen. Wenn es um Lebensmittel geht, möchte ich, dass Sie sich selbst schlaumachen und sich Ihre eigene medizinische Lizenz aneignen, eine Lizenz zur Stärkung Ihres Körpers durch das effektivste Mittel, das Ihnen zur Verfügung steht.
Wie gesagt bestand meine Ernährung in der Kindheit vor allem aus Fleisch, Kartoffeln, Eiscreme und anderen Süßigkeiten. Als ich meine Essgewohnheiten umgestellt hatte, änderte ich mich! Ich hatte mehr Energie und Ausdauer und bessere Laune, litt nicht mehr an Erkältungen und anderen Beschwerden. Es machte Spaß, ein gesundes, vitales Leben zu führen, anstatt sich klebrige Marshmallows einzuverleiben.
Das ist meine Geschichte. Aber Tausende von Menschen haben entdeckt, dass gar keine besonderen Methoden nötig sind. Man kann sein Wohlbefinden in hohem Maße dadurch steuern, wie man sich ernährt. Von den vielen Gästen, die in meiner Show über ihre Umstellung gesprochen haben, sind manche besonders bemerkenswert, zum Beispiel eine Frau namens Jenny, die mir erzählte, dass sie einst über 220 Kilo gewogen hatte. Manchmal aß sie an einem Tag sechs Portionen Nudeln. Vieles konnte sie mit ihren Kindern nicht unternehmen, und sie wurde wütend, wenn ihre Familie versuchte, ihr zu helfen. Ihre Erleuchtung kam, als sie ein Foto von sich mit ihrer Tochter sah und weinen musste. In diesem Augenblick erkannte sie, dass sie eine »doppelte Frau« war, die ein »halbes Leben« lebte.
Bald darauf begab sie sich auf eine neue Nahrungsreise und änderte, was und wie viel sie aß. Ihr Mann und ihre Schwiegermutter unterstützten sie. Sie hatte zwei Ziele: 100 Kilo abnehmen und endlich wieder Fahrrad fahren können.
Sie verringerte ihre Portionsgrößen und ersetzte generell schädliche Lebensmittel durch heilende. Sie fand heraus, dass ihr gesunde Nahrung gut schmeckt und Energie gibt, ihr Gewicht reduziert und ihre Seele beruhigt. Es dauerte mehrere Jahre, aber schließlich klappte es endlich wieder mit dem Fahrradfahren. Und sie hatte mehr als 130 Kilo abgenommen. Applaus!
Jennys Geschichte ist sicher extrem, doch wir alle können etwas daraus lernen: Ernähre dich anders, und du veränderst deinen Körper. Es kann einige Zeit dauern, aber auf dem Weg dorthin werden Sie mehr Energie und ein Glücksgefühl verspüren, und die Erfolge werden sich in Form eines stärkeren, fitteren, gesünderen Lebens bemerkbar machen.
Verlockungen, Stress und verschiedene andere Hürden stehen im Widerspruch zu unseren Vorsätzen, uns gesund zu ernähren. Aber Ihr Körper verdient es, dass Sie ihn achten. Und das können Sie tun, indem Sie gesunde, köstliche Mahlzeiten genießen. Der erste Schritt ist zu lernen, wie die Nahrung in Ihrem Körper funktioniert, sodass Sie verstehen, wie sie Ihren Körper reparieren kann. Verstehen motiviert zu Veränderungen.
Was wir uns an Energie zuführen, bemisst man quantitativ in Kilokalorien oder umgangssprachlich Kalorien, kurz kcal. Die Kalorienzahl besagt, wie viel Energie uns ein Nahrungsmittel zur Verfügung stellt. Die Nahrung wird verarbeitet und die Energie im ganzen Körper verteilt. Zu wenige Kalorien? Das ist so, als wollte man mit leerem Benzintank fahren: Es geht nicht. Zu viele Kalorien? Nun, Sie wissen bereits, dass es das ist, was zur Gewichtszunahme in Form von Fettablagerung führt. Aber ich will nicht, dass Sie jede Kalorie zählen und zwanghaft Ihre Kalorienaufnahme überwachen. Mir ist es viel lieber, wenn Sie darauf achten, was Sie essen.
Es ist nämlich nicht so, dass eine Kalorie wie die andere ist. Sie alle interagieren in Ihrem Körper auf eine Art und Weise, die entweder schädlich oder heilend sein kann. Vergleichen wir zum Beispiel die 100 Kalorien von ca. 30 Gramm gegarten schwarzen Bohnen mit denen von 25 Stück Geleebohnen. Die schwarzen Bohnen enthalten alle möglichen Stoffe, die gut für Sie sind, etwa Ballaststoffe und Proteine. Ihr Körper baut sie bei der Verdauung ab, nimmt die Nährstoffe auf und setzt sie sinnvoll ein. Die Süßigkeit dagegen – reiner Zucker – weist kaum Nährwert auf. Ihr Gehirn ist auf der Suche nach Nährstoffen, nicht nach Kalorien. Wenn Sie ihm nur leere Kalorien geben, wird es Sie veranlassen, den Kühlschrank nach Nährstoffen zu durchsuchen. Wenn Sie aber von vornherein genug Nährstoffe zu sich nehmen, verlangt es keine weiteren Kalorien.
Unsere Nahrung besteht grundsätzlich aus drei Makronährstoffen: Proteine (Eiweiß), Kohlenhydrate (Zucker) und Fett. Die meisten Lebensmittel sind eine Kombination aus allen dreien. Bei manchen Lebensmitteln überwiegt einer dieser Makronährstoffe ganz klar, und bei Proteinen und Kohlenhydraten (weniger bei Fett) wird dies auf dem Etikett gerne betont.
Im nächsten Kapitel werde ich die einzelnen Makronährstoffe näher behandeln, damit Sie sehen, wie sich minderwertige und hochwertige Lebensmittel unterscheiden. Hochwertige verhelfen Ihnen nämlich dazu, länger und gesünder zu leben. Während Sie mehr darüber erfahren, sollten Sie die folgende goldene Regel im Hinterkopf behalten: Je naturbelassener Ihre Nahrung ist, desto besser wird es Ihnen gehen.
Essen Sie gegrillten Fisch, keine Fischstäbchen. Ziehen Sie Orangenschnitze einer Orangenlimonade vor. Je mehr Verarbeitungsprozesse ein Nahrungsmittel außerhalb Ihres Körpers durchlaufen hat, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es die Prozesse innerhalb Ihres Körpers stört.
Nachdem Sie sich entschieden haben, was von der Gabel in den Mund wandert, trifft das Essen im Körper wieder auf eine Gabel, nämlich eine Weggabelung, denn bei der Verdauung gibt es drei Möglichkeiten: Ihr Körper wird die Nahrung verwerten, beseitigen oder einlagern.
Verwerten: Ihr Körper wandelt die aufgenommenen Kalorien in Glukose (Zucker) um, die in Ihrem Blut zirkuliert. Die Glukose wird durch mehrere Bahnen geschleust. Das Hormon Insulin transportiert Glukose in Ihre Zellen, um Energie zu liefern, die alles in Gang hält. Etwas Glukose geht zu Ihren Muskeln, ein anderer Teil hilft, das Gehirn auf Touren zu bringen, und so weiter.
Beseitigen: Ihr Körper weiß, dass er etwas von dem eliminieren muss, was er nicht (sofort) braucht, und zwar durch unsere Abfallsysteme. Nachdem Festes und Flüssiges durch Magen und Darm verdaut worden sind, wandert ein Teil des Überschusses nach unten und nach außen.
Einlagern: Ihr Körper ist intelligent und verfügt über ein System zur Speicherung eines Teils der Glukose. Aus früheren Zeiten der Menschheitsgeschichte, als es noch keine Supermärkte gab, weiß er, dass Sie eventuell nicht immer energiespendende Nahrung zur Hand haben, und hält deshalb einiges in Reserve. Ihr Körper speichert diese zusätzlichen Kalorien als eine Substanz, die Glykogen genannt wird. Dieser Reservetank ist mit etwa 300 kcal nicht sehr groß, aber praktisch, denn Glykogen ermöglicht dem Körper, weiterzufunktionieren, auch wenn die letzte Mahlzeit länger her ist. Die Probleme fangen an, wenn Sie mehr essen, als Ihr Glykogentank aufnehmen kann. Der Überschuss wird dann in Form von Fettzellen gespeichert. Ein Überschuss von etwa 3500 kcal ergibt ein Pfund Fett. Wenn Sie zum Beispiel zwölf Kilogramm Übergewicht aufweisen, haben Sie ca. 87.500 kcal als Fett gespeichert.
Um die Wirkung von Nahrungsmitteln wirklich zu verstehen, muss man die chemischen Wechselwirkungen im Körper betrachten. Beginnen wir mit zwei wissenschaftlichen Szenarien; einem, in dem das Essen der Bösewicht ist, und einem anderen, in dem das Essen Rettung bringt.
Der Körperschädling
Für dieses Szenario brauchen wir einen Schurken, in diesem Fall eine unheilvolle Mahlzeit mit dem Auftrag, Ihren Körper zu sabotieren. Es gibt viele mögliche Übeltäter, die diese Rolle spielen könnten; Sie finden sie in jedem Fast-Food-Restaurant. Ich wähle hier ein typisch Menü in Form eines Cheeseburgers, einer großen Portion Pommes, eines Softdrinks wie Cola und eines Eisbechers.
Selbst wenn Sie denken, dass Sie so gut wie nichts über Ernährung wissen, haben Sie sicher schon gehört, dass Mahlzeiten wie die gerade erwähnte oft im Zusammenhang mit Gewichtszunahme, verstopften Arterien und generellem Körperversagen genannt werden. Es gibt sogar Fast-Food-Läden, die ehrlich genug sind, das Kind direkt beim Namen zu nennen. Sie bieten riesige Burgerplatten mit dem Namen »widow maker« (Witwenmacher) oder »911« (die amerikanische Notrufnummer) an. Ich erkläre Ihnen noch detailliert, dass diese Bezeichnungen zutreffen! Solche Monsterportionen enthalten alle möglichen bösen Sachen, die uns schaden: von schlechten Fetten über raffinierten Zucker bis hin zu grausigen Chemikalien. Also geben wir dem Schurken unseren eigenen Namen: der Körperschädling.
Was macht den Körperschädling zu einem so perfiden Bösewicht? Er lockt Sie zuerst an und wendet sich...