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Eudaimonia und der Kampf um Anerkennung: Eine Frage der Gerechtigkeit

AutorDaniel R. Kupfer
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl38 Seiten
ISBN9783958207783
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
Die Frage nach der Gerechtigkeit ist eine der schwierigsten und gleichzeitig notwendigsten Fragen überhaupt. Darum muss sie immer wieder neu gestellt und die bereits vorhandenen und erarbeiteten Antworten auf diese Frage müssen immer aufs Neue untersucht, kritisch hinterfragt, rekonstruiert bzw. aktualisiert werden. Dass das Glück und Unglück der Menschen, welche nach Aristoteles ihrem Wesen gemäß in Gemeinschaften und vielgestaltigen Kooperationsbeziehungen leben, in einer engen Beziehung zur Frage der Gerechtigkeit steht, leuchtet jedem reflektierten Mitglied einer Gesellschaft unmittelbar ein. Dagegen mag die Idee, das Glück des Menschen (Eudaimonia) mit einem noch nicht näher bestimmten 'Kampf um Anerkennung' in Verbindung zu bringen, vielleicht zunächst ungewöhnlich erscheinen. Wenn man sich aber das Glück nicht als Glücksmoment, sondern als Lebensglück oder als gelingendes und selbstbestimmtes Leben vorstellt, wird sowohl die enge Verbindung zur Problematik der Gerechtigkeit im Allgemeinen klarer, als auch die Tatsache, dass die Gerechtigkeit, wenn sie Wirklichkeit haben soll, irgendwie abhängig ist von der Anerkennung und Wahrung der Rechte eben jedes einzelnen Menschen. Wie aber kommt der einzelne Mensch zu seinem Recht bzw. zur Anerkennung seiner selbst als ein vernünftiges und freies Wesen, welche indirekt die Voraussetzung für sein gelingendes Leben im Sinne der Eudaimonia ist? Sicherlich nicht so, dass ein Philosoph - sei er noch so einsichtig, weise und gebildet - sagen und wirksam fixieren könnte, wie dessen Rechte verfasst sein müssten und was die Gerechtigkeit im Allgemeinen sei. Auf diese spannende und komplizierte Frage will diese Arbeit eine Antwort geben.

Daniel R. Kupfer wurde in Leisnig (Sachsen) geboren. Nach dem Abitur studierte er Soziologie, Geschichte, Kulturwissenschaft, Religionswissenschaft und Philosophie an der Universität Leipzig. Noch während seines Bachelorstudiums begann er mit dem Aufbau d

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 1.2, Die Rolle der gerechten Verfassung der Gemeinschaft: Eine gerecht verfasste Gemeinschaft ist die Bedingung für dauerhaftes Glück. Verfassung meint bei Aristoteles die Form und Konstitution einer Gemeinschaft (koinonia) bzw. eines Staates (polis). Wenn ein gutes Leben, also ein tugendgemäßes und selbstbestimmtes Leben, auf Dauer verwirklicht werden soll, dann darf die Form der Gemeinschaft nicht in einem Widerspruch zu diesem Leben stehen, d.h. sie muss gerecht verfasst sein. Denn die Gerechtigkeit, das Recht und die Rechtsprechung haben gerade die Funktion, das gute Leben des (aller Einzelnen) Einzelnen in der Gemeinschaft aufzuheben und institutionell abzusichern. Hier wird klar, dass, wenn der Gerechtigkeitsbegriff in irgendeiner Weise mangelhaft oder verkürzt ist, sich dies auf das geltende Recht und die Rechtsprechung auswirkt, weil die Praxen der Rechtsprechung mittelbar vom Begriff der jeweils geltenden Rechtstheorie abhängen. In seiner Schrift 'Politik' beschreibt Aristoteles den Menschen als ein Gemeinschaften bildendes Lebewesen, der Mensch ist das 'zoon politikon'1, also das soziale bzw. politische Tier. Die beste und höchst entwickelte Staats- oder Gemeinschaftsform ist für Aristoteles der Polis-Staat, dieser hat nämlich das Endziel völliger Selbstgenügsamkeit (autarkeia) erreicht2 und somit einen stabilen und alle Bedürfnisse der Menschen befriedigenden und harmonisierenden Zustand erlangt, der freilich weiterhin gegen einen Verfall seiner Form erhalten werden muss. In folgendem Zitat wird noch einmal unterstrichen, wie der Mensch wesentlich auf die politische Gemeinschaft angewiesen ist: 'Denn wenn eben jeder Einzelne für sich nicht sich selber genügend ist, so verhält er sich zum Staat geradeso wie die Teile eines Ganzen zu diesem letzteren, wenn er aber andererseits überhaupt nicht an einer Gemeinschaft sich zu beteiligen vermag oder dessen durchaus nicht bedarf wegen seiner Selbstgenügsamkeit, so ist er freilich kein Teil des Staates, aber eben damit entweder ein Tier oder ein Gott.' (Aristoteles, Politik, S. 47-48). Die Rolle der gerechten Verfassung und des Gesetzes (nomos) beschreibt Aristoteles als enorm wichtig, da der Mensch ohne die Regeln der Gemeinschaft und die Schranken des Gesetztes dem Potential nach das gefährdetste und grausamste Wesen sein kann, wenn er nämlich ungehindert und ohne Vernunft seinen Trieben und Lüsten nachgeht und verfällt. Der Mensch entfaltet seine Tugenden, deren Verwirklichung das gute Leben und das Glück (Eudaimonia) zur Folge hat, nur in einer gerechten Gemeinschaft, welche den Menschen so erst als 'zoon politikon' vollendet (Vgl. Politik, S.48). Es wird im folgenden Kapitel nach dem Zusammenhang von Eudaimonia und politischer Stabilität gefragt.
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