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Exotische Reise durch Persien

Abenteuerlicher Bericht aus einer fremdartigen Welt des 19ten Jahrhunderts

AutorPierre Loti
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl200 Seiten
ISBN9783746003597
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
"Wer mit mir kommen und die Zeit der Rosenblüte in Ispahan sehen will, der mache sich gefasst auf die Gefahren eines Rittes über unwegsame Pfade auf stürzenden Pferden und auf das Gewirr der Karawansereien, wo man übereinander geschichtet in einer Nische aus gestampftem Lehm zwischen Mücken und Ungeziefer schläft ... Wer mit mir kommen und die alte Stadt der Ruinen und der Mysterien, mit allen ihren kleinen Kuppeln, ihren blauen Minaretts von unwandelbarer Glasur aufsteigen sehen will ... der bereite sich vor auf lange Märsche in der sengenden Sonne, bei den rauen, kalten Winden der höchsten Regionen, über diese Hochländer Asiens, die hochgelegensten und ausgedehntesten der Welt, die einst die Wiege der Menschheit waren, heute aber in Wüsten verwandelt sind ... Wir reiten vorüber an Phantomen von Palästen aus mausgrauem Kiesel, dessen Gestein dauerhafter und feiner ist als das des Marmors. Dort wohnten einstmals die Herren der Erde, und an ihrem Eingang wachen seit mehr als zweitausend Jahren Kolosse mit großen Flügeln, von der Gestalt eines Stieres, dem Antlitz eines Menschen und der Tiara eines Königs ..." So beginnt dieser Reisebericht in eine exotische Welt des 19ten Jahrhunderts.

Der unter seinem Künstlernamen bekannte französische Marineoffizier Pierre Loti veröffentlichte unzählige Werke, von denen etliche zu Bestsellern des ausgehenden 19ten und beginnenden 20ten Jahrhunderts wurden. In den Büchern verarbeitete er seine Erfahrungen, die er auf den unterschiedlichsten Marineeinsätzen, Expeditionen und Reisen durch die Welt gewonnen hatte. Unter anderem nahm er als Mitglied des französischen Expeditionskorps an der Niederschlagung des Boxeraufstandes in China im Jahr 1900 teil.

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Leseprobe

Erster Teil


Vorspiel

Wer mit mir kommen und die Zeit der Rosenblüte in Ispahan sehen will, der entschließe sich, langsam in Etappen an meiner Seite zu wandeln, so wie im Mittelalter.

Wer mit mir kommen und die Zeit der Rosenblüte in Ispahan sehen will, der mache sich gefasst auf die Gefahren eines Rittes über unwegsame Pfade auf stürzenden Pferden und auf das Gewirr der Karawansereien, wo man übereinander geschichtet in einer Nische aus gestampftem Lehm zwischen Mücken und Ungeziefer schläft.

Wer mit mir kommen und in ihrer trübseligen Oase, inmitten ihrer Felder von weißem Mohn und ihrer Gärten von roten Rosen die alte Stadt der Ruinen und der Mysterien, mit allen ihren kleinen Kuppeln, ihren blauen Minaretts von unwandelbarer Glasur aufsteigen sehen will, wer mit mir kommen und Ispahan unter dem schönen Maienhimmel sehen will, der bereite sich vor auf lange Märsche, in der sengenden Sonne, bei den rauen kalten Winden der höchsten Regionen, über diese Hochländer Asiens, die hochgelegensten und ausgedehntesten der Welt, die einst die Wiege der Menschheit waren, heute aber in Wüsten verwandelt sind.

Wir reiten vorüber an Phantomen von Palästen aus mausgrauem Kiesel, dessen Gestein dauerhafter und feiner ist als das des Marmors. Dort wohnten einstmals die Herren der Erde, und an ihrem Eingang wachen seit mehr als zweitausend Jahren Kolosse mit großen Flügeln, von der Gestalt eines Stieres, dem Antlitz eines Menschen und der Tiara eines Königs. Wir reiten vorüber, aber hinfort sehen wir nichts als das unendliche Schweigen der blühenden Gräser und der grünenden Gerste.

Wer mit mir kommen und die Zeit der Rosenblüte in Ispahan sehen will, der mache sich gefasst auf unermessliche Ebenen, so hoch gelegen wie die Gipfel der Alpen, bekleidet mit niedrigen Kräutern und seltsamen bleichen Blüten, wo nur hin und wieder ein aus taubengrauem Lehm erbautes Dorf auftaucht, mit seiner kleinen baufälligen Moschee, deren Dom von entzückenderem Blau ist, als das eines Türkis, wer mir folgen will, der füge sich in eine lange Reihe von Tagen, deren Einsamkeit und Eintönigkeit nur von Luftspiegelungen unterbrochen werden.

Unterwegs


Dienstag, 17. April.

In der Dämmerung liegt unser Nomadengepäck ausgebreitet auf der Erde, durchnässt von dem Sprühregen, trostlos anzuschauen. Der Wind fegt unter den sich hoch auftürmenden drohenden Wolken dahin. Die weiten Sandflächen, in die wir uns jetzt auf gut Glück hineinstürzen sollen, heben sich hell vom Horizont ab; die Wüste ist weniger dunkel als der Himmel.

Eine große Segelbark, die wir in Bender-Bouchir geheuert haben, wirft uns hier an der Schwelle der Einsamkeiten aus, auf das glühende Ufer des Persischen Golfes, wo Menschen aus unserem Klima die fiebergeschwängerte Luft kaum atmen können. Und hier ist der Ausgangspunkt, wo sich gewöhnlich die Karawanen bilden, die nach Shiraz und Mittel-Persien aufsteigen sollen.

Wir waren vor ungefähr drei Wochen auf einem Schiff von Indien fortgefahren, das uns jetzt langsam an der Küste entlang vorwärts trägt, indem es sich auf den schweren und heißen Gewässern dahinschleppt. Und seit mehreren Tagen sehen wir am nördlichen Horizont eine Art endloser Mauer, die, bald blau, bald rosa, uns zu folgen scheint, und die auch an diesem Abend sich vor uns aufgetürmt hat. Der Rand Persiens, das Ziel unserer Reise, das, zwei- oder dreitausend Meter über dem Meeresspiegel, in den ungeheuren Höheflächen Asiens ruht.

Der erste Empfang auf persischem Boden war für uns kein freundlicher: Als wir von Bombay ankamen, wo die Pest wütete, mussten mein französischer Diener und ich dort fünf Tage in Quarantäne liegen, allein auf einer sumpfigen kleinen Insel; eine Barke brachte uns jeden Abend die nötigen Lebensmittel, die uns vor dem Hungertode schützen sollten. In einer Backofenhitze, inmitten der Qualen des heißen Sandes, den uns das benachbarte Arabien sandte, inmitten der rätselhaften Winde, mussten wir lange dort leiden. Tagsüber von der Sonne zu Boden gedrückt, mit Bremsen und giftigen Fliegen bedeckt, nachts die Beute ungezählten Ungeziefers, das das Gras verpestete.

Als wir endlich in Bender-Bouchir, der Stadt der Trauer und des Todes, mit ihren verfallenen Mauern, mit ihrem unheilvollen Himmel, einziehen durften, trafen wir in aller Eile unsere Vorbereitungen, kauften Lagergegenstände, mieteten Pferde, Maultiere, Maultiertreiber, die, um wieder mit uns zusammenzutreffen, heute Morgen aufbrechen mussten; sie hatten eine Bucht zu umschreiten, wir aber schnitten zu Wasser eine ganze Ecke ab, um auf diese Weise einen Marsch in der glühenden Sonnenhitze zu vermeiden.

So haben wir uns also an der Schwelle der Wüste niedergelassen, gegenüber einem ganz verfallenen Dorf, wo die Leute in Lumpen gehüllt auf Mauertrümmern hocken und rauchen und unserem Treiben zuschauen.

Lange Unterredungen mit unseren halb nackten Schiffern, die uns auf ihren triefenden Schultern ans Land getragen haben, denn die Barke musste wegen der Sandbänke ungefähr hundert Meter vom Ufer entfernt liegen bleiben. Lange Unterredungen mit dem Ortsvorsteher, der von dem Gouverneur von Bouchir den Befehl erhalten hat, mir eine berittene Begleitmannschaft zu stellen, und schließlich mit einem „Tcharvadar" (dem Anführer meiner Karawane), dessen Pferde und Maultiere hier sein sollten, die aber nicht ankommen.

Von allen Seiten der weite Raum, den der Wind bewegt, der Raum der Wüste oder des Meeres. Und wir befinden uns ohne Schutz, unser Gepäck liegt zerstreut auf dem Boden. Und der Tag erlischt langsam über unserer Verwirrung.

Einige Tropfen Regen. Aber in diesem Lande achtet man nicht darauf; man weiß, dass es nicht regnen wird, dass es nicht regnen kann. Die Leute, die rauchend auf den Ruinen saßen, haben soeben ihr Moghreb-Gebet gesprochen, und die Nacht sinkt herab, Unheil verkündend.

Wir warten auf unsere Tiere, die noch immer nicht kommen. In der Dunkelheit tönen von Zeit zu Zeit die Glöckchen zu einem Glockenspiel zusammen, und jedes Mal flößen sie uns Hoffnung ein. Aber nein, es ist irgendeine fremde Karawane, die vorüberzieht; zu zwanzig oder dreißig, die Maultiere streifen uns; um sie daran zu verhindern, unser Gepäck und uns selbst zu zertrampeln, schreien unsere Leute – und bald verschwinden sie dem fernen Nebel entgegen. (Wir sind hier am Eingang zu der Straße von Bouchir nach Ispahan, einer jener großen Straßen Persiens, und dieser kleine, verfallene Hafen ist ein sehr besuchter Durchgang.)

Endlich kommen sie an, die Unsrigen, auch sie mit laut tönenden Glöckchen.

Eine Nacht, die immer dichter wird, unter einem niedrigen, unruhigen Himmel.

Alles liegt auf der Erde durcheinander geworfen. Die Tiere machen Sprünge, schlagen hinten aus – und die Zeit schreitet fort, wir sollten uns eigentlich schon längst auf dem Marsche befinden. Zuweilen hat man im nächtlichen Alpdruck ähnliche unlösbare Schwierigkeiten zu überwinden gehabt, hat vor diesen unentwirrbaren Hindernissen, inmitten wachsender Nebel gestanden. Wirklich, es erscheint unmöglich, wie so viele verschiedene Dinge, Waffen, Decken, Geschirre, die in aller Eile in Bouchir gekauft und nicht eingepackt wurden, und die jetzt hier im Sande verstreut liegen, in einer solchen Nacht wie der heutigen so schnell auf glöckchenbehangenen Maultieren verladen werden können, die dann in einer langen Reihe, eins hinter dem anderen in der schwarzen Wüste untertauchen.

Indessen, man geht an die Arbeit, indem man von Zeit zu Zeit innehält, um Gebete zu sprechen.

Die Gegenstände in große Karawanensäcke von buntbemalter Wolle verstauen, dieselben zuschnüren, umwinden, wägen, das Gewicht jedes Tieres abmessen – das alles geht unter dem Scheine zweier kleiner, jämmerlich anzuschauender Laternen, inmitten des unruhvollen Dunkels vor sich. Kein Stern, keine Öffnung dort oben, durch die der geringste Strahl fällt. Die Windstöße wirbeln mit klagendem Geheul den Sand auf. Und während der ganzen Zeit ertönt hinter der Szene das Geläute der Schellen und Glöckchen; unbekannte Karawanen ziehen vorüber. Jetzt führt mir der Ortsvorsteher drei Soldaten zu, die mit meinen Dienern und meinen Maultiertreibern diese Nacht meine Wache ausmachen sollen. Die beiden kleinen Laternen, die man auf die Erde gestellt hat, und die die Heuschrecken anziehen, zeigen mir von unten in unbestimmtem Licht die beiden Ankömmlinge: Hohe schwarze Hüte über feinen Gesichtern, lange Haare und lange Bärte, weite Kleider mit einem Einschnitt in der Taille und mit Ärmeln, die wie Flügel herunterhängen ...

Endlich gelingt es dem Mond, dem Freund der Nomaden, das schwarze Chaos zu entwirren. In einem jähen Riss, am Rande des Horizontes geht er riesenhaft und rot auf und enthüllt im selben Augenblick die noch nahen Gewässer, auf denen sein Widerschein sich zu einem blutigen Tuch verlängert (eine Ecke des Persischen Golfes), enthüllt auch die Berge dort unten, die er zu einer Silhouette ausschneidet (die große...

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