WISSEN MACHT SCHLANK
Machen Fette fett? Nein, nicht alle. Olivenöl macht sogar schlank und das Fett vom Hering auch. Sogar das Milchfett brauchen Sie künftig nicht mehr zu fürchten. Auch nicht alle Kohlenhydrate machen dick. Und während Zucker und Weizenbrot Sie zum Essen zwingen, bremst Roggenschrotbrot den Hunger aus. Es kommt darauf an, welche Lebensmittel Sie auswählen und wie Sie diese kombinieren. Je nachdem landet das Fett auf den Hüften oder mutiert in den Zellen zum herrlichen Energieschub. In diesem Kapitel steht, welche Nähr- und Vitalstoffe den Fettzellen einheizen, warum ein niedriger GLYX schlank macht, welche Lebensmittel wahre Fatburner sind und natürlich welche Fettnäpfchen Sie künftig lieber ein wenig häufiger umschiffen.
Sie müssen’s nur tun, dann macht Wissen wirklich schlank. Guten Appetit!
Zucker ist stärker als Ihr Wille
Kohlenhydrate machen dick − jedenfalls die falschen. Aber nicht alle Kohlenhydrate sind schlecht: Wenn Sie die richtigen essen, muss der Körper sogar Energie aufwenden, um sie aufzuschließen und verwerten zu können.
Kohlenhydrate = Zuckerbausteine
Um Kohlenhydrate in eine verwertbare Form umzuwandeln, schießt der Körper Energie zu. Je größer die Kohlenhydrate sind, desto mehr Energie ist nötig. Es kommt aber nicht nur auf die Größe an − sondern vor allem darauf, wie schnell sie ins Blut dringen; mehr dazu später.
Einfache Kohlenhydrate bestehen aus einem einzigen Zuckerbaustein wie die Glukose im Honig oder die Fruktose im Obst.
Andere Kohlenhydrate bestehen aus zwei Bausteinen: die Saccharose − wie Würfelzucker − oder die Laktose in der Milch.
Die sogenannten komplexen Kohlenhydrate (Stärke) setzen sich aus vielen gleichen Bausteinen zusammen, die Enzyme im Körper in kleine Zuckermoleküle spalten. Sie kommen zum Beispiel in Getreide, Kartoffeln und Hülsenfrüchten vor.
Gehirn und Muskeln – ohne Zucker läuft nichts
Unsere Denkzentrale ist ein wahrer Süßschnabel: Das Gehirn ernährt sich in der Regel von nichts anderem als von Zuckerbausteinen. Ständig holt es sich Glukose aus dem Blut. Ist nicht genug vorhanden, lässt die Konzentration nach, wir werden müde und oft auch schlecht gelaunt.
Dem Gehirn stehen zum schnellen Verbrauch etwa 70 Gramm Glukose in der Leber zur Verfügung. 300 bis 400 Gramm stecken ungefähr in den Muskeln − eiserne Reserve für den Fall, dass Sie plötzlich lossprinten oder sich an Fitness-Geräten abrackern. Denn auch Muskeln brauchen Kohlenhydrate zur Energiegewinnung. Wenn Sie etwas hektisch oder mit viel Kraft tun, bedienen sich Ihre Muskeln aus diesem schnellen Energietank, verbrennen Zucker. Diese Vorräte müssen immer wieder aufgefüllt werden. Genau das steuern Hormone.
INFO
ALLES DASSELBE – ZUCKRIG EBEN
So unterschiedliche Lebensmittel wie Schokoriegel, Vollkornbrot, Möhren, Milch, Kartoffeln und Erdbeeren enthalten Kohlenhydrate. Der Körper bastelt sich daraus Glukose – das Zuckermolekül, mit dem er arbeiten kann. Je nachdem, wie schnell und hoch die verschiedenen Kohlenhydrate den Blutzucker ansteigen lassen, kurbeln sie die Fettspeicherung oder Fettverbrennung an.
SENSIBLES MESSINSTRUMENT: DER BLUTZUCKERSPIEGEL
Reguliert wird unser gesamtes Energieprogramm über den Blutzuckerspiegel und durch die Bauchspeicheldrüse. Die schüttet das Hormon Insulin aus, das den Blutzucker senkt.
Dickmacher-Hormon Insulin
Wird die Bauchspeicheldrüse mit Weißbrot oder Süßem konfrontiert, produziert sie im Gegenzug Insulin. Dieses Hormon ist lebenswichtig: Ohne Insulin bleibt der Zucker im Blut und zerstört Gefäße und Nerven.
Kommt nun eine Menge vom »schnellen« Zucker ins Blut, läuft die Bauchspeicheldrüse auf Hochtouren. Das viele Insulin schickt die Zuckermoleküle direkt in die Zellen. Aber daraufhin sinkt der Blutzucker auch ganz schnell wieder − unter den normalen Wert. Die Folge: Dem Gehirn geht plötzlich der Zucker aus, wir werden müde, unkonzentriert und es stellt sich ein gewaltiger Heißhunger auf Süßes ein. Wie dieser ausgefeilte Mechanismus funktioniert, können Sie links in der Grafik genauer sehen.
Es liegt also nicht an mangelndem Willen, wenn Sie zum nächstbesten Süßen greifen. Ihr Körper zwingt Sie: Der Zucker ist stärker. Die nächste Limo oder der Schokokeks lösen den gleichen Prozess wieder von vorn aus. Der Blutzucker schnellt hoch, die Bauchspeicheldrüse erschrickt und produziert eine Menge Insulin. Der Zucker geht aus, Sie brauchen Süßes.
Das Fatale daran: Solange Insulin im Blut agiert, bleiben die Fettzellen unangetastet. Der Fatburner Glukagon bekommt keine Chance. Lipasen, die fettabbauenden Enzyme, schlafen.
TIPP
GESUNDES KORN
Unser moderner Weichweizen ist genetisch so verändert, dass uns sein Kleber (Gluten) oft nicht bekommt. Wer Probleme mit der Verdauung hat, aber zum Beispiel auch unter Schlafstörungen, Gelenkschmerzen, Allergien leidet, kann ja mal ausprobieren, wie sich das Leben ohne Weizen anfühlt. Im Bioladen nach den alten Sorten Einkorn und Emmer fragen. Zu Roggen oder Dinkel greifen.
Das dicke Ende
Irgendwann nehmen die Körperzellen das hyperaktive Insulin nicht mehr ernst. Sie schalten auf stur, werden resistent gegen seine Botschaft. Die Bauchspeicheldrüse versucht als Reaktion, immer mehr Insulin zu produzieren, damit endlich der Blutzuckerspiegel sinkt. Die Folge: Sie haben ständig zu viel Insulin im Blut, werden dicker und dicker. Da auch das Appetitzentrum im Gehirn nicht mehr auf die Botschaft »Essen einstellen!« reagiert, essen Sie immer weiter und weiter und weiter.
Der Super-Fatburner Glukagon
Die Bauchspeicheldrüse produziert ein weiteres Hormon: das Schlank-Hormon Glukagon, den Gegenspieler von Insulin. Glukagon bremst die Geschäftigkeit von Insulin, hindert es daran, gleich den ganzen Zucker im Blut abzubauen. Es tritt dann in Aktion, wenn der Blutzuckerspiegel unter einen bestimmten Wert fällt.
Nachdem Sie also Vollkornbrot oder einen Apfel gegessen haben und der Blutzuckerspiegel auf natürliche Weise sinkt, schüttet die Bauchspeicheldrüse Glukagon ins Blut. Es regt die Leber an, den Zuckerspiegel wieder aufzufüllen − indem Fett aus den Fettzellen abgesaugt und bei Bedarf in Zucker umgewandelt wird.
»Man soll dem Leib etwas Gutes bieten, damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen.«
WINSTON CHURCHILL
Steter Brot- und Zuckerkonsum bremst den Fettabbau
Fett kann nur dann abgebaut werden, wenn Sie nicht ständig mit Kohlenhydraten das Insulin hervorlocken. Denn solange viel Insulin im Blut ist, können fettabbauende Enzyme ihre Arbeit nicht verrichten. Der Chemiker sagt: Es findet keine Lipolyse statt. Die Fettzellen auf den Hüften bleiben voll.
»Gute« Kohlenhydrate erhöhen den Blutzuckerspiegel nur leicht. Darunter fallen Vollkorngetreideprodukte, Naturreis, Hülsenfrüchte, frisches Gemüse, auch normale Pasta al dente und das meiste Obst. Wer davon isst, gibt dem Fatburner Glukagon und den fettabbauenden Enzymen eine Chance.
Wie süßt man gesund?
Verwenden Sie den chemisch raffinierten, weißen Zucker so selten wie möglich. Süßen Sie stattdessen öfter mit Natur: Honig, Agavendicksaft (blaue Agave), Ahornsirup, Apfel- oder Birnendicksaft. Sie heben zwar auch den Insulinspiegel an, solange man sie aber wie ein »Gewürz«, also in kleinen Dosen, verwendet, machen sie nicht dick.
Was ist mit Fruchtzucker? Fruchtzucker macht die Leber fett – und Hunger auf mehr. Tja, da ist was Wahres dran. Es gibt kaum ein Fertigprodukt, kaum einen Softdrink der keinen Fruchtzucker enthält, besonders häufig in Form von billigstem Maissirup. Und das hat uns in den letzten Jahrzehnten geschadet. Man hat uns mit Fruchtzucker überladen. Das Ergebnis: Fettleber. Heißhunger. Und: Jeder Dritte reagiert mit einer Unverträglichkeit auf Fruchtzucker. Dann kommt mit dem Apfel leider das Bauchweh. Kein Problem, wenn man den Darm wieder in Ordnung bringt. In kleinen Mengen, selbst mit dem Löffel dosiert, süßt Fruchtzucker süßer und insulinfreundlicher als Zucker. Darf ruhig auch mal verwendet werden.
Und Süßstoffe? Sie belasten den Blutzuckerspiegel nicht, helfen bei der Reduktion von Kalorien. Aber das Gehirn täuschen sie nicht: Es will mehr, denn Süßstoffe machen Hunger. Und: Nahrung ist mehr als nur eine Kalorienquelle.
Mein Tipp: Wenn Süßstoff, dann die grünen Stevia-Blätter, und zwar kombiniert mit etwas echter Süße. Das mögen der Körper und auch das Gehirn.
Feind Nr. 1 für die schlanke Linie
Viele moderne Ernährungswissenschaftler halten einen ständig zu hohen Insulinspiegel für den einzig wahren Grund für Übergewicht. Heute sprechen Mediziner und Ernährungsexperten sogar von einer insulininduzierten Übergewicht- und Diabetes- Epidemie. Die Voraussetzungen hierfür werden bereits im Mutterleib angelegt. Hat die Mutter einen hohen Zucker- und Insulinspiegel durch kohlenhydratreiche Ernährung, steigt das Risiko für das Kind stark an, später im Leben Übergewicht und Diabetes zu entwickeln. Rund 6 bis 8 Millionen Diabetiker gibt es derzeit in Deutschland, Tendenz steigend!
Ein hoher Insulinspiegel signalisiert Ihrem Körper: Speichere Fett in den Fettzellen und schließe es dort ein. Was Sie dagegen tun können? Meiden Sie künftig alle Fertigprodukte mit Zucker und Weißmehl, so gut es geht, und die überflüssigen Kilos werden nur so dahinschmelzen.
INFO
VORSICHT ZUCKER!
So viel...