RAUS AUS DEM
FITNESSCENTER,
REIN INS LEBEN
GENUSS STATT FRUST
Sport ist toll! Es gibt so viele Möglichkeiten, sich zu bewegen, Spaß zu haben, seine Kräfte zu messen und seinen Körper zu genießen. Allein, zu zweit oder in einer Gruppe – jeder wie er mag, jeder wie er kann.
Für die einen ist Sport die beste Möglichkeit, die geistigen Anstrengungen des Tages, all den Stress, wieder auszugleichen. Für die anderen ist er die Entschuldigung, sich tagsüber quasi nicht zu bewegen. Nur darf abends dann nichts dazwischenkommen. Für die meisten allerdings ist Sport schlichtweg der lästigste Punkt auf der To-do-Liste. Ein Zeiträuber, eine unüberwindbare Hürde, Extrastress, etwas, das nur allzu gern ausfallen darf. Schließlich verrinnt die Zeit zwischen den Händen. Oft sind die 24 Stunden straff durchgestaltet und vollgestopft – sieben Tage die Woche. Und wer schnell mit dem Auto bis vor die Tür fahren kann, macht das dann auch. So durch den Tag gehetzt, sind die meisten am Abend fix und fertig. Aber morgen, morgen dann ganz bestimmt.
Für mich selbst war Sport lange Zeit ein wichtiger Anker. Je höher der berufliche Stress, desto härter trainierte ich. Täglich 30 Minuten zur Arbeit und zurück radeln? Das ist doch kein richtiger Sport. Viel hilft viel, dachte ich und fand mich extrem cool dabei. Schließlich mangelt es weder an sportlichen Vorbildern noch an Berufsschönheiten, denen wir gern gedankenlos nacheifern. Sport als Mittel zum Zweck. Wer Spaß hat, strengt sich nicht genug an. Passt ja auch gut zu unserem hohen Anspruch an uns selbst: Ohne Fleiß kein Preis. Harte Arbeit. Disziplin. Kraft meiner Hände. Sich abkämpfen und krumm machen. Seines eigenen Glückes Schmied sein. So denken die meisten von uns und stehen mächtig unter (Leistungs-)Druck. Leichtigkeit, Glück, Spaß? Fehlanzeige. Geht uns etwas leicht von der Hand, werden wir stutzig. Macht es uns auch noch Spaß, werden wir erst recht misstrauisch. So viel Glück muss man erst einmal verdienen – und aushalten. Dann doch lieber durchkämpfen. Nur wozu?
Ihr Sportprogramm muss nicht abendfüllend sein. Schon ein paar Minuten über den Tag verteilt genügen: Hier ein Fitness-Mini, da ein Fitness-Mini. Fertig!
GESUNDHEITSFAKTOR SPORT
Fakt ist: Mit regelmäßiger Bewegung geht vieles geschmeidiger von der Hand. Bewegung tut uns einfach gut. Den ganzen Tag mehr oder weniger in körperlichem Stillstand zu verbringen, verringert unsere mentale Leistungsfähigkeit, schwächt unseren Körper, macht uns sogar krank. Dr. James Levine, leitender Arzt der renommierten Mayo-Klinik in den USA, ist der Meinung, dass wenigstens 24 chronische Krankheiten durch unsere Bewegungsarmut zumindest mitverursacht werden. Fakt ist aber auch: Wer es übertreibt, riskiert Verletzungen. Falscher Ehrgeiz führt daher meist wieder zurück zu Stillstand, Bewegungsarmut und Frust.
Dennoch denken viele Leute, die sich im Laufe ihres Tages nur noch im Effizienzmodus bewegen, Sport wäre die Lösung. Ist es auch, nur nicht für jeden. Wer schon gestresst, ausgebrannt und überfordert ist, wer durch jeden seiner Tage hetzt und hechelt, würde mit einem anspruchsvollen Workout diese Symptome nur noch verstärken. Wer seine Nackenverspannung, die Wirbelsäulenblockade, das ramponierte Knie oder den untrainierten Beckenboden ignoriert, tut sich damit keinen Gefallen. Für manche Menschen und in bestimmten Lebensphasen sind sanfte Bewegungen und ein achtsames Training wesentlich gesünder als ein intensives Krafttraining oder Power-Workouts. Ist weniger mehr? Und reicht das dann? Und was heißt schon »gesund«?
Die WHO definiert Gesundheit als einen Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens. Also Hand auf Herz: Wie gesund sind Sie? Körperlich? Geistig? Sozial? Ich würde fast behaupten, nach dieser Definition sind es in unserer Gesellschaft die wenigsten.
Rückenschmerzen, Bandscheibenvorfall, chronische Kopfschmerzen – sie zeigen uns deutlich, wie sehr wir alle (wortwörtlich) unter Druck stehen. Schlaganfall, Herzinfarkt, Bluthochdruck, Diabetes sind derzeit die Hauptzivilisationskrankheiten. Und die geistigen Erkrankungen wie Burn-out, Bore-out oder Depression ziehen nach. Zum Glück steht es weniger schlimm um uns, als sich das in dieser konzentrierten Form gerade anhört. Und noch eine gute Nachricht: Wir können etwas dagegen unternehmen. Jederzeit. Vorbeugen zum Beispiel. Einen gesunden Lebensstil entwickeln – auf allen Ebenen. Schlechte Gewohnheiten durch gute ersetzten, Schritt für Schritt.
SCHON 20 MINUTEN GENÜGEN
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt für körperliche und seelische Gesundheit rund 20 Minuten Bewegung pro Tag, bei der man ins Schwitzen und außer Atem gerät. 20 Minuten täglich! Dazu genügt es zum Beispiel, schon morgens 10 Minuten zur Arbeit zu radeln oder flotter zu gehen – und abends genauso wieder 10 Minuten zurück. Das hört sich doch supereasy und absolut machbar an. Mehr als zwei Drittel der Bevölkerung schaffen jedoch nicht einmal das. Und das ist längst sicht- und messbar: In Deutschland sind 64 Prozent aller Männer und 49 Prozent der Frauen zu dick. Das müsste nicht sein.
Laufen ist toll. Aber auch fernab des Stadtparks und ohne Sportdress gibt es viele Möglichkeiten, fit zu bleiben.
MEHR MÖGLICHKEITEN FÜR BEWEGUNG
Als ich angefangen habe, selbst als Trainerin zu arbeiten, sah ich plötzlich, wie wenige natürliche »Bewegungsmenschen« es eigentlich gibt. Und so teilte sich meine Welt plötzlich in Sportmuffel und Fitnessjunkies. Dazwischen? Gähnende Leere. Leider fallen bei der Mehrheit der Bevölkerung nicht nur Sport, sondern selbst Bewegung einfach aus.
Erst wenn der Leidensdruck zu groß wird, der Körper rebelliert oder persönliche Schicksalsschläge zum Umdenken anregen, kommen einige wortwörtlich wieder in Bewegung. Aber nur weil man Sport mag? Einfach so, obwohl man sich im eigenen Körper wohl und eigentlich ganz gut und gesund fühlt? Das bringt die wenigsten auf Trab.
Woran das liegt, habe ich leider noch nicht herausgefunden. Nur eins weiß ich inzwischen ganz genau: An mangelndem Wissen scheitert es nicht. In unserer Gesellschaft weiß eigentlich jeder sehr genau, was getan werden müsste beziehungsweise was man lieber lassen sollte. Ich sage nur: »Rauchen gefährdet Ihre Gesundheit!« Die wenigsten meiner Sportkunden brauchen mich als Lehrer für effektivere Methoden oder Übungen. Was ihnen wirklich fehlt, ist die Motivation, die natürlichen Bedürfnisse ihres Körpers wieder wichtig zu nehmen. Jemand, der ihre Begeisterung für Bewegung wieder weckt und ihnen hilft, ein Gefühl für den persönlichen Mittelweg zu finden. Für mehr Bewegungschancen und Bewegungsmöglichkeiten – jeden Tag.
FITNESS HÄPPCHENWEISE
Ihr Körper ist ein Geschenk. Er hat es verdient, dass Sie gut zu ihm sind. Liebevoll. Aufmerksam. Klar dürfen Sie als Fitnessjunkie gern weiterhin stundenlang schwitzen und ihn an seine Grenzen treiben. Vergessen Sie dabei nur nicht, wie viel herrliche Lebenszeit Sie dann ausschließlich mit Sport verbringen. Genauso dürfen Sie als Bewegungsmuffel Ihr Fitnessprogramm auch zukünftig auf die nächste und die übernächste Woche verschieben, weil einfach so oft etwas dazwischenkommt. Und natürlich dürfen Sie statt Trainingsmöglichkeiten auch weiterhin Gründe und Ausreden finden, warum Sport eigentlich gar nicht so wichtig für Sie ist. Oder Sie machen einmal etwas ganz Verrücktes: Sie machen es sich einfach. Kleiner Aufwand, großer Nutzen.
Im Laufe meiner Trainertätigkeit habe ich aus kleinen Fitnessübungen ein unkompliziertes, schnörkelloses und dennoch effektives Bewegungskonzept entwickelt, bei dem Sie sich weder verbiegen noch großartig in Ausrüstung oder Zeit investieren müssen. Sie nutzen einfach Ihren Alltag und füllen ihn hier und da mit wohltuenden Sporteinheiten. Ganz nebenbei, ohne Sportoutfit oder Geräte.
Es darf tatsächlich einfach sein. Es sich unnötig kompliziert zu machen, ist letztendlich nichts anderes als eine weitere Ausrede, eine Flucht. Sie werden sehr schnell sehen (und fühlen): Sich jeden Tag das ein oder andere Fitness-Mini zu gönnen ist wesentlich effektiver, als sich die wohltuende Bewegung für den Feierabend aufzusparen. Denn irgendwas ist immer und der Sport fällt aus – mal wieder.
BEWEGUNGSGEWOHNHEITEN HINTERFRAGEN
Sie sind ein Fitnessjunkie? Dann fragen Sie sich in einem ruhigen Moment einmal, wozu Sie genau diesen Sport wollen. Rennen Sie vielleicht vor irgendetwas davon? Wogegen kämpfen Sie an? Oder wofür kämpfen Sie? Was wollen Sie wem beweisen? Wird durch die Bewegung eine Sucht befriedigt oder gegen eine andere ausgetauscht? Oder sind Sie eher ein Sportmuffel? Das war doch bestimmt nicht immer so. Was mochten Sie als Kind besonders gern? Bei welchen Bewegungen haben Sie damals die Zeit vergessen oder waren besonders glücklich? Nehmen Sie sich einen Moment Zeit, erinnern Sie, fühlen Sie und holen Sie sich diese Freude und diese Bewegung(en) zurück in Ihr aktuelles Leben.
Schnappen Sie sich diese kleinen »Fitnesshäppchen«! Eines gleich morgens als Start in den Tag. Dann noch schnell eins im Bad, danach geht es ohnehin unter die Dusche. In den folgenden Stunden kommt dann immer mal wieder eins dazu, zum Beispiel während Sie darauf warten, dass der Kaffee durchläuft, das Essen abkühlt, die Ampel auf Grün umschaltet, der Kopierer fertig kopiert hat, die wichtige Email eintrifft, der Bus kommt, außerdem vor jeder Mahlzeit … Und warum nicht auch noch abends ein, zwei Fitness-Minis als Betthupferl? Einfach,...