Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Geschichte Europa - and. Länder - Neueste Geschichte, Europäische Einigung, Note: 1,0, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (Historisches Seminar), Veranstaltung: Die BRD in den 60er Jahren, 16 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: 'In das Nadelöhr der heutigen Wirklichkeit paßt der Faden unserer bisherigen Politik überhaupt nicht hinein. Wir müssen einen neuen Faden spinnen.', konstatiert Theo Sommer im Herbst 1966 in einem Kommentar zur innenpolitischen Lage Deutschlands.
Diese plastische Formulierung trifft genau ins Zentrum der Probleme, die Mitte der sechziger Jahre die Gesellschaft und Politik der Bundesrepublik in Unruhe versetzen.
Die goldenen Jahre des 'Wirtschaftswunders' und der damit verbundenen Unbekümmertheit waren vorbei, Veränderungen wurden deutlich und kündigten sich in zunehmendem Maße an. Das Wirtschaftswachstum verlangsamte sich, drohte zu stagnieren und die seit 1964 bestehende Gefahr von Inflation rief allgemeine Orientierungslosigkeit und Krisenbewusstsein hervor. Es kamen Zweifel auf, ob das marktwirtschaftliche System in der Lage sei, die wirtschaftlichen Probleme zu bewältigen. Diese Zweifel wurden durch eine skeptische Grundhaltung gegenüber Politik und politischer Entscheidungsmacht als solcher verstärkt, die zunehmend dem Einfluss technischer Innovationen und der Macht partikulärer Interessenverbände unterstand. Kernfrage all dieser Probleme und Sorgen war 'das bislang ungelöste Problem der Steuerung komplexer Industriegesellschaften'. Man war auf der Suche nach einer neuen Konzeption von Politik, nach einem neuen politischen Leitbild, das die alte erhardsche Zielsetzung 'Wohlstand für alle' ersetzte, an deren Stelle sich eine klaffende Lücke immer deutlicher abzeichnete. Diese Suche beschäftigte seit Beginn der sechziger Jahre sowohl Regierung als auch Opposition und kennzeichnet die Politik dieser Zeit in besonderem Maße.
Die Debatte um eine neue gesellschaftliche Gesamtkonzeption wurde endgültig mit dem Wahlkampf zur Bundestagswahl 1965 entfacht durch das von Ludwig Erhard vorgestellte Konzept der 'Formierten Gesellschaft'. Diesem Versuch einer neuen gesellschaftspolitischen Zielsetzung begegnet die SPD mit scharfer Kritik. Als Gegenmodell antworten die Sozialdemokraten mit dem Leitbild der 'Mündigen Gesellschaft'.
In dieser Arbeit sollen beide Konzepte zunächst kurz vorgestellt und anschließend miteinander verglichen werden. In einer abschließenden Beurteilung soll festgestellt werden, warum sich das eine Konzept gegenüber dem anderen behaupten konnte.
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