PEILEN, LOTEN, FEUER IN DER KIMM, TERRESTRISCHE KOMPASSKONTROLLE
42. SSS Was ist die Magnetkompasspeilung (MgP)?
Der Winkel zwischen Magnetkompass Nord und der in die Horizontalebene projizierten Richtung zum Objekt.
Anders ausgedrückt: Der Winkel gemessen in der Horizontalebene zwischen Magnetkompass Nord und der Richtung zum gepeilten Objekt.
43. SSS Was ist die missweisende Peilung (mwP)? Was ist eine rechtweisende Peilung?
Missweisende Peilung:
Der Winkel zwischen missweisend Nord und der in die Horizontalebene projizierten Richtung zum Objekt bzw. der Winkel in der Horizontalebene gemessen zwischen missweisend Nord und der Richtung zum Objekt
Rechtweisende Peilung:
Der Winkel zwischen Rechtweisend Nord und die in der Horizontalebene projizierten Richtung zum Objekt bzw. der Winkel in der Horizontalebene gemessen zwischen rechtweisend Nord und der Richtung zum gepeilten Objekt.
44. SSS Was ist eine Seitenpeilung (SP)?
Der Winkel zwischen der Rechtvorausrichtung des Fahrzeugs und der in die Horizontalebene projizierten Richtung zum Objekt: Mit dem Zusatz Steuerbord (Stb) oder Backbord (Bb). Dabei ist eine halbkreisige Zählung (000° bis 180°) zulässig/üblich.
Anders ausgedrückt:
Der Winkel in der Horizontalebene gemessen zwischen der Rechtvorausrichtung des Fahrzeuges und der gepeilten Richtung zum Objekt. Die gepeilte Richtung wird normalerweise von 0° bis 360° als Vollkreis gezählt. Aber es gibt auch die halbkreisige Zählweise 180° nach Stb mit dem Vorzeichen (+) und nach Bb mit dem Vorzeichen (-).
45. SSS Was ist eine Kreuzpeilung?
Unter Kreuzpeilung bezeichnet man die Bestimmung des Schiffsortes aus den Peilungen zweier Objekte kurz nacheinander, welche in einem möglichst rechten Winkel zueinander stehen. Der Schnittpunkt beider Peilungen, die gleichzeitig zwei Standlinien des Schiffes sind, ergeben den Schiffsort.
46. SSS Erklären Sie das Prinzip einer Versegelungspeilung.
Bei einer Versegelungspeilung erhält man den Schiffsort, indem man die erste Standlinie parallel um den Betrag der Versegelung in Richtung des Kurses verschiebt.
Der Schnittpunkt der verschobenen ersten mit der zweiten Peilungslinie ist der beobachtete Ort (Ob) zum Zeitpunkt der zweiten Peilung. Hinweis: Versegelungsfehler im Standort möglich, da die Geschwindigkeit des Schiffes normalerweise stets geloggt ist.
47. SSS Worin liegen die Fehlerquellen beim Peilen mit einem Handpeilkompass?
In der unruhigen Hand und an der an verschiedenen Beobachtungspunkten an Deck nicht bekannten magnetischen Ablenkung (Deviation).
Nur der Standort des fest aufgestellten Schiffskompass ist kompensiert und seine Ablenkungen sind übereinstimmend mit der Deviationstabelle. Bei jedem Peilen an einem anderen Ort entsteht ein unbekannter Peilfehler.
48. SSS Gewährt ein entferntes oder ein näher liegendes Peilobjekt die bessere Genauigkeit?
Ein näher liegendes Peilobjekt.
49. SSS Unter welchen Gesichtspunkten wählt man ein Peilobjekt aus?
Um den Versegelungsfehler möglichst gering zu halten:
- Geringstmögliche Entfernung zum Peilobjekt.
- Das Peilobjekt muss in der Seekarte eindeutig erkennbar sein.
- Bei der Kreuzpeilung müssen beide Objekte so ausgewählt werden, dass sie möglichst im rechten Winkel zueinander stehen. Dabei müssen beide Objekte möglichst kurz hintereinander angepeilt werden.
50. SSS Wo wählt man den Standort in einem Fehlerdreieck?
Den Standort wählt man allgemein im Flächenschwerpunkt des Dreiecks.
51. SSS Wie bestimmt man die Ablenkung am Magnetkompass bei verschiedenen Kursen?
Durch einen Vergleich der rechtweisenden Peilung mit der Magnetkompasspeilung. Die Lösung erfolgt in zwei Schritten:
Im ersten Schritt erhält man die gesamte Fehlweisung beim anliegenden Kurs (Fw).
In einem zweiten Schritt extrahiert man aus der gesamten Fehlweisung (Fw) die Ablenkung (Deviation), indem man die Missweisung (Mw) algebraisch addiert (mit umgekehrtem Vorzeichen).
Rechenschema: Die rwP immer in die erste Zeile
mgP | = 330° | gegeben: Mw(-5°), mgK = 50° |
- Mw | = +5° (algebraisch addiert) |
Ablenkung (Deviation) | = -5° | |
52. SSS/SHS Rekapitulieren Sie das praktische Peilverfahren unter Einsatz der Peilscheibe.
Die Peilscheibe misst den Seitenwinkel des Peilobjekts von der Rechtsvorausrichtung des Fahrzeugs aus und zwar im Uhrzeigersinn. Da die Rechtsvorausrichtung dem rechtweisenden Kurs entspricht, ist die rechtweisende Peilung die Summe aus rechtweisendem Kurs und Seitenpeilung: RwK + SP = RwP.
Die Peilscheibe dient somit zum Anpeilen von Landmarken, Seezeichen, Gestirnen und schwimmenden Objekten. Dabei wird die horizontale Richtung zum Peilobjekt als Seitenpeilung abgelesen. Die Halterung der Peilscheibe ist so angebracht, dass die 360°- Markierung exakt in Vorausrichtung des Schiffes weist und man möglichst freie Sicht auf das Peilobjekt hat. Man schaut durch das Diopter und liest auf der Scheibe die Richtung zum Objekt ab.
53. SSS Wie ermittelt man die jeweilige Ablenkung für einen recht voraus auf ein Peilobjekt zielenden Kurs?
Die Unterwegsmethode:
Man sucht sich bei sicherem Standort weit voraus eine eindeutige Landmarke und richtet die Yacht genau darauf aus. Dann liest man den Kompasskurs (MgK) ab und vergleicht ihn mit dem Sollkurs in der Karte.
Der MgK muss zu diesem Zweck zu rwK umgewandelt werden:
- Ergibt | rwK Muss gleich sein mit rwK Karte. |
54. SSS Was ist die „Tragweite“ eines Feuers?
Die Tragweite des Feuers ist der Abstand, in dem ein Feuer einen eben noch deutlichen Lichteindruck im Auge des Beobachters hervorruft. Sie hängt ab von der Lichtstärke des Feuers und dem Sichtwert (Lichtdurchlässigkeit der Atmosphäre).
55. SSS Was ist die „Nenntragweite“ eines Feuers?
Die Nenntragweite ist die Tragweite eines Feuers für einen definierten Wert (Sichtwert: Faktor 0,74), der einer meteorologischen Sichtweite am Tage von 10 Seemeilen entspricht.
56. SSS Im deutschen Leuchtfeuer Verzeichnis sind für jedes Leuchtfeuer zwei verschiedene Höhen angegeben. Welche der beiden benutzt man für die Abstandsmessung „Feuer in der Kimm“?
Die Höhe des Feuers über Wasser.
57. SSS Was ist die „Sichtweite“ eines Feuers?
Die Sichtweite eines Feuers ist die Entfernung, auf die ein Leuchtfeuer/Licht über die Erdkrümmung (Kimm) hinweg vom Beobachter gesehen werden kann. Sie hängt ab von der Feuerhöhe und von der Augenhöhe des Beobachters.
58. SSS Wie gewinnt man mit dem Verfahren „Feuer in der Kimm“ einen Standort?
Mit einer Peilung!
Erscheint bei Annährung ein Leuchtfeuer zum ersten Mal über der Kimm, lässt sich der Abstand zu diesem Feuer (Sichtweite) errechnen. Wird gleichzeitig das Feuer angepeilt, erhält man durch Peilung und Abstand den Standort. Aus der Tabelle „Abstand eines Feuers in der Kimm“, aus der Karte1/Int-1 oder dem Leuchtfeuer Verzeichnis (LfV) lässt sich leicht unter Berücksichtigung der Augenhöhe des Beobachters und der Höhe des Feuers über Wasser (aus der Seekarte) der Abstand vom Schiff zum Feuer entnehmen bzw. errechnen.
59. SSS Was ist ein Richtfeuer? Wie arbeitet es?
Richtfeuer bestehen aus zwei hintereinander aufgestellten Feuern, einem Ober- und einem Unterfeuer. Wenn in Deckung bzw. Deckpeilung, geben Richtfeuer eine in der Seekarte eingetragene Richtung vor (die Richtfeuerlinie) bzw. einen Kurs im Fahrwasser, in eine Hafeneinfahrt oder im freien Seeraum zwischen Untiefen.
60. SSS Unter welchen Umständen sind Kompass-Kontrollen durchzuführen?
Kompass-Kontrollen müssen durchgeführt werden:
- Nach längeren Standzeiten (Winterpause).
- Wegen Veränderungen des magnetischen Feldes auf dem Schiff und in der Nähe des Kompasses.
- Wenn jemand an den Kompensierschrauben gedreht hat oder diese sich verstellt haben, bzw. wenn die Kompensierungsmagnete verändert worden sind.
- Wenn Verdacht besteht, dass die Ablenkungstabelle nicht mehr stimmt.
61. SSS Wie wird bei einer Kompass-Kontrolle hinreichende Genauigkeit sichergestellt?
Um bei einer Kompass-Kontrolle hinreichende Genauigkeit zu erzielen, sollten am Bugkorb und am Kajütschott im gleichen Abstand von der Mittschiffslinie sogenannte „Peilmarken“ angebracht werden. Diese erleichtern die Peilkontrolle bezogen auf die Schiffslängsachse erheblich.
62. SSS Welche besonderen...