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E-Book

Frauen, Essen, Sehnsüchte

So bringen Sie Ihre Gefühle und Gelüste in Einklang

AutorAlexandra Jamieson
VerlagVerlagsgruppe Droemer Knaur
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl320 Seiten
ISBN9783426426920
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis17,99 EUR
Warum essen wir, obwohl wir satt sind? Warum neigen wir dazu, unsere Sehnsüchte - nach mehr Schlaf, Sex, Erfolg, Freundschaft oder Glück - mit falschen Ess- oder Verhaltensmustern zu kompensieren, ohne langfristig etwas zu verbessern? Alexandra Jamieson erklärt die Verbindung zwischen der körperlichen und der psychischen Ebene einer Frau und zeigt, wie man wieder ein gesundes Verhältnis zum eigenen Körper erlangen kann. Sie rät, das Verlangen nach Essen nicht zu unterdrücken und sich dabei durch Heißhunger-Attacken immer wieder sabotieren zu lassen, sondern nach der wahren Ursache des Problems zu forschen.

Alexandra Jamieson, geboren 1975, ist zertifizierte Gesundheits- und Ernährungsberaterin und lebt in New York. Sie wirkte im preisgekrönten Film 'Super Size Me' mit. Die Überwindung ihrer eigenen Essstörungen veranlasste sie dazu, die Erforschung weiblicher (Ess)Gelüste zu ihrem Arbeitsschwerpunkt zu machen. Ihr Ziel ist es, Frauen ein tiefes Verständnis für ihre Gelüste und Sehnsüchte - in Bezug auf Essen, Schlaf, Sex, Bewegung und Beziehungen - zu vermitteln. 'Frauen, Essen, Sehnsüchte' ist ihr viertes Buch.

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Leseprobe

1.


Wonach gelüstet es Sie?

craving – heftiges Verlangen, Sehnsucht, Gelüst

Wir alle haben Sehnsüchte und Gelüste. Jeder Mensch sehnt sich nach einer Verbindung zu Menschen und Dingen, die ihm das Gefühl geben, komplett, lebendig, geliebt und zufrieden zu sein. Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass dieses ganze menschliche Unterfangen, dessen Teil wir sind, im Wesentlichen auf Gelüsten und Begierden beruht. Letztlich liegt es in der Natur des Menschen, sich zu sehnen, nach etwas zu verlangen, etwas zu begehren, etwas zu wünschen.

Darum frage ich Sie jetzt aus echter Neugier und genuinem Interesse: Wonach sehnen Sie sich, wonach gelüstet es Sie am meisten?

Ich bin sicher, es ist nicht wirklich der Schokoriegel im Handschuhfach Ihres Autos oder die tolle Latte macchiato mit einem Schuss Sirup, die Sie am Nachmittag unbedingt brauchen, um einen weiteren Stresstag im Beruf durchzustehen.

Und ich wette auch, es ist nicht das Glas Wein, zu dem Sie routinemäßig greifen, um sich nach einem langen, harten Tag zu entspannen. Und es sind auch nicht die Kekse, Torten und anderen Süßigkeiten, mit denen Sie in Ihren Tagträumen viel zu viel Zeit verbringen.

Es ist gewiss auch nicht der Impuls, Ihrem Partner davonzurennen, Ihre Kinder anzuschreien oder in einem Wutanfall den Job zu kündigen, der einfach nicht zu Ihnen passt – obgleich wir alle bestimmt auch schon solche Momente erlebt haben.

Was ich wissen möchte, ist, was all diesen lästigen, unbequemen Gefühlen zugrunde liegt. Welche unglaublich wichtigen, lebensnotwendigen Bedürfnisse Sie haben, die nicht befriedigt werden, unerkannt und unbeachtet bleiben. Was fehlt Ihnen beim Essen, in Ihrem Umfeld, in Ihrem ganzen Leben so sehr, dass Sie meinen, keine andere Wahl zu haben, als zu viel zu essen, zu viel zu arbeiten, sich dramatisch in Szene zu setzen, sich zu isolieren oder zu viel Geld auszugeben?

Anders gefragt, wonach sehnen Sie sich am meisten? Was würde Ihnen das Gefühl geben, leidenschaftlich gern zu leben? Das, so meine ich, sind die wahrhaft wichtigen Fragen, die wir uns selbst stellen können. Und die Antworten sind in unseren Sehnsüchten und Gelüsten verborgen.

Was immer es ist, das Sie brauchen, es lässt sich nur selten mit Geld kaufen, sondern ist – was auch so bleiben wird – grundlegend durch das beeinflusst, was Sie in Ihren Mund stecken, was Sie mit Ihren Tagen anfangen und was Sie sagen oder ungesagt lassen. An einem Punkt angelangt zu sein, wo das, was Sie an Essen zu sich nehmen oder was Sie sich sagen, zwar füllt, aber nicht erfüllt, heißt nichts anderes, als dass die Botschaft, die unter Ihren Wünschen und Gelüsten verborgen ist, noch nicht zu Ihnen durchgedrungen ist.

Was die meisten meiner Klientinnen wollen, ist, dass sie sich strahlend vital und wohl fühlen. Sie wollen jeden Tag aufwachen, tief authentisch und ehrlich in ihr Leben treten und dabei wissen: Was immer sie tun und entscheiden, spiegelt die Werte, die ihnen am meisten bedeuten, unverfälscht wider. Sie wollen im tiefsten Innern wirklich glauben, dass sie wertvoll und relevant sind und dass es auf ihre Entscheidungen ankommt. Der Schlüssel zum Erreichen dieses tief entspannten Einklangs mit sich selbst ist einfach: Man muss lernen, auf seine verborgenen Sehnsüchte und Gelüste zu hören. Also, hören Sie darauf und lernen Sie, sie zu respektieren. Das ist einfach, aber trotzdem das Schwerste, was Sie je lernen müssen. Denn dazu gehört, dass Sie sich selbst an die erste Stelle setzen müssen, und zwar auf eine Art und Weise, die für die meisten von uns radikal neu, ja sogar erschreckend ist. Doch es ist höchste Zeit. Es ist Zeit, mit dem unsinnigen Versuch aufzuhören, Ihre Gelüste durch Unterdrückung zum Schweigen zu bringen. Die Ironie ist, dass unsere Gelüste ihren Klammergriff erst lockern, wenn wir uns die Mühe machen, innezuhalten, zuzuhören und von ihnen zu lernen. Nur wenn wir so verfahren, wenn wir also lernen, nicht immer gleich zu reagieren, sondern erst einmal wirklich zuzuhören, werden unsere tiefsten Wünsche und Gelüste zu dem werden, was sie in Wahrheit sind: unsere besten Wegweiser.

In diesem Buch werde ich Ihnen zeigen, wie Sie auf Ihre Sehnsüchte und Gelüste hören können. Ich werde Ihnen helfen, mit Ihrem Körper und Ihrem Herzen in Frieden zu leben, damit Sie endlich mit sich und der Welt im Einklang sind. Denn danach sehnen wir Frauen uns doch alle: dazuzugehören, geliebt zu werden, uns wohl zu fühlen, besonders innerlich. Wir alle wollen wissen, ja wirklich sicher sein, dass wir so, wie wir sind, völlig in Ordnung sind, und zwar ohne jede Einschränkung, was unser Aussehen betrifft, unser Liebesleben und die Beiträge, die wir in unserem Leben für andere leisten wollen. Wir haben schon genug Zeit verloren: beim Kampf gegen unseren Körper, beim Nachgeben auf gesellschaftlichen Druck, der uns zum Beispiel sagt, wir müssten »genau so oder so« aussehen oder sein, und wir haben dabei unsere Wahrheit vor uns selbst verborgen sowie vor allen anderen in unserem Umfeld. Lange genug haben wir uns geschämt und weggeduckt.

Es ist Zeit, Zeit für uns alle, die Waffen der Selbstzerstörung niederzulegen. Zeit für uns, uns mit erlesener Umsicht um die eigenen tiefsten Wünsche zu kümmern.

Und damit wir genau das tun können, müssen wir unsere Gelüste verstehen, respektieren und uns zu eigen machen.

Gelüste sind kompliziert


Vom Augenblick unserer Geburt an greifen wir Menschen nach der Welt, weil wir danach dürsten, das Leben mit all unseren Sinnen zu erleben. Als Säuglinge fühlen wir uns zur süßen, äußerst nahrhaften Milch unserer Mütter hingezogen, und so lernen wir von unseren allerersten Tagen an, den Geschmack des »Süßen« mit Liebe, Ernährung, Sicherheit und Sättigung zu verbinden. Und das ist ja auch etwas Schönes.

Doch dann verändert sich etwas. Wir werden größer, und es kommt zu einer Verschiebung. Die Milch unserer Mutter wird durch süße, industriell hergestellte Frühstücksflocken ersetzt; durch Milch, in die Schokolade hineingerührt wird; durch abgepackte Kekse, die einen derart hohen Zuckergehalt haben, dass mir die Zähne schon weh tun, wenn ich nur daran denke. Was uns, wenn wir aufwachsen, angeboten wird, mag zwar süß schmecken, aber unter Ernährungsgesichtspunkten ist es das genaue Gegenteil von Muttermilch. Und so wird unsere natürliche gesunde Vorliebe für den Geschmack von etwas Süßem durch das, was wir stattdessen bekommen, verdrängt. Unser Bedürfnis nach etwas Süßem wird gekapert, unter Bergen von Zucker begraben. Dabei verwandelt sich unser Geschmack nach etwas Süßem in etwas anderes, das kein gesundes Begehren mehr ist. Unser Geschmack wird so konditioniert, dass er uns in die falsche Richtung weist – weg von der Süße, die wir wirklich brauchen.

So geraten wir in einen Teufelskreis. Uns gelüstet nach etwas Süßem, und wir reagieren, indem wir nach etwas greifen, das gerade in unserer Nähe ist – sei es ein Schokoriegel, eine süße Limonade oder das letzte Stück Geburtstagskuchen in der Teeküche im Büro. Wir essen die Süßigkeit und fühlen uns besser – für ein Weilchen. Aber dieser Glücksmoment dauert nicht sehr lange. Dann kommt der Absturz. Dabei geschehen allerhand üble Dinge, und wir müssen viel Energie und Mühe darauf verwenden, uns davon zu erholen. Wenn das Gelüst dann unweigerlich wiederkommt, ist es noch stärker und zwingender als zuvor. Wir erleben nun, wie wir nachgeben und etwas essen, das noch viel mehr Zucker enthält und dafür noch weniger Nährstoffe. Wir bewegen uns immer weiter in diesem Teufelskreis, bis wir eines Tages aufwachen und merken, dass wir dick und müde sind und uns beschissen fühlen.

Nun geraten wir in Panik und beschließen, unseren Gelüsten überhaupt nicht mehr nachzugeben – nie mehr. Wir beschließen, die nervtötenden Gelüste auszuhungern. Unsere Zuckergelüste kommen wieder, aber wir ignorieren sie jetzt einfach. Doch sie verschwinden nicht. Sie bleiben und machen uns nervös, mürrisch oder angespannt. Ständig belästigen sie uns – wie eine Alarmanlage, die einfach nicht aufhören will zu tuten –, ständig reden sie uns ein, dass wir etwas Süßes brauchen. Hektisch steuern wir einen Antikurs, essen viel Salziges, Fettiges, Knuspriges. Jetzt haben wir nicht nur unsere Gelüste nach etwas Süßem mit Nichtachtung gestraft, sondern auch noch andere Gelüste in Gang gesetzt – diesmal die nach etwas Salzigem, das allerdings genauso nährstoffarm ist.

Inzwischen geht es uns wirklich dreckig. Wir sind heillos überfordert. Und das ist normalerweise der Punkt, an dem wir uns hilfesuchend an Experten wenden – an die Diätgurus. Wir stürzen uns in die Diät, die gerade der letzte Schrei ist. Wie Ertrinkende klammern wir uns an das liebe Leben, überzeugt, dass nur diese Diät, auf die wir doch eher zufällig gestoßen sind, uns wirklich retten kann und wird. Und es könnte sogar so sein – wenigstens kurzfristig. Doch wie alle Statistiken belegen, stehen die Chancen gut, dass die meisten von uns anfangs Gewicht verlieren, die verlorenen Pfunde aber schon bald wieder drauf haben und langfristig sogar noch ein wenig mehr. Anders gesagt, Diäten funktionieren nicht. Und meiner Meinung nach ist das so, weil die meisten Diäten wenigstens zum Teil auf Verdrängung basieren. Es geht darum, etwas oder vieles wegzulassen. Grundsätzlich geht es darum, Gelüste irgendwie zu umgehen, sie zu überlisten und möglichst ganz zu ignorieren.

Kürzlich stieß ich auf ein faszinierendes Forschungsergebnis: Möglicherweise funktionieren Diäten nicht, weil sie mental so anspruchsvoll sind....

Blick ins Buch

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