Kapitel 16 Sanftbittere Hoffnung
„Du Gracy, ich kann heute nur kurz. Die Präsentation ist morgen früh vorverlegt worden. Bin so busy. Wie war es mit Deinem Monk? Du hast dich die letzte Zeit gar nicht gemeldet.”
“Ich wähle erst Mal was das Essen aus. Ich habe dich auch vermisst, Theresa”, bleibt Salome-Grace ruhig und hat die Bedienung heran gewunken.
„Nicht so schnell. Darling! Ich brauche zum Anfang ein Sekt und dann kann ich einen Salat vertragen. Erzähl‘ schon! Er ist ja schon gut drauf, unser Joe.“
“Es war mega! Nie hätte ich gedacht, dass ich nach meinem Studium so viel lernen werde, in so kurzer Zeit. Es war so intensiv und nicht nur geistig. Wir haben immer gekocht und gut gegessen, aber ich habe 2 Kilo abgenommen“, ist Salome-Grace entzückt und dabei noch ein bisschen im Rausch.
„Welche Geheimnisse hat er Dir denn verraten?“
„Keine Geheimnisse. Du hast ihn doch auch erlebt. Es war sehr viel Stoff. Die Zusammenhänge sind wichtig zu verstehen.“
„Gracy, Du wirst mir doch jetzt nicht wirklich fremdgehen?!“
„Nein, im Gegenteil. Ich werde den Kontakt zu ihm abbrechen. Nach diesem Projekt ist es für mich an der Zeit eigene Wege zu gehen. Er hat mir sein neuestes Buch geschenkt. Jetzt brauche ich diese Treffen nicht mehr.“
„Wann hast Du ihn zum letzten Mal gesehen?“
„Am Sonntag.“
„Und Du meldest dich erst heute am Freitag!“
„Ich brauchte Zeit für mich. Bin noch ganz benommen. Er hat so viel Energie und ich war wie elektrisiert, die Tage danach.“
„Hat er dich angefasst?“
„Du piepst wohl nicht richtig. Er ist ein Gentleman und die innere Energie ist so warm und weich. Das hatte ich vorher schon gemerkt, aber diese Wochen waren der Hammer!“
„Ja, Entschuldige. Das hätte ich auch nicht von ihm gedacht. Wichtig ist nur, dass Du wieder zu Mama kommst und wir Frauen unter uns bleiben. Ein bisschen Mönch ist gut, aber für mehr können wir solche Typen nicht gebrauchen. Patrick ist gesund und fit?“
„Ja, wir haben gestern telefoniert. Er ist mit seinem Projekt beschäftigt.
Und Du ja mit Deinem. Ich werde jetzt essen, auch wenn Du noch am Glas nippst“, ist Salome-Grace etwas ungehalten und merkt wie die Wellenlänge auseinander driftet.
Zwei Tage später treffen sich Theresa und Joe in einem Café.
„Hallo Joe!“
„Hallo Theresa!“
„Heute habe ich nicht so viel Zeit, weil ich noch zu Gracy will. Wir haben heute unser Girlie-Day. Seit sie dich kennt, ist sie ganz anders.
Besonders nach diesem Ausflug mit dir und dem Projekt. Wie hieß das noch?“
„Rochade.“
„Gracy ist gar nicht mehr so begeistert von Dir.“
„Das war auch nicht meine Aufgabe, sie zu begeistern.“
„Jedenfalls sind zwei Bekannte von mir auf so einem Trip und wollen sich mit Dir treffen. Ich habe aber wenig Zeit. Wie machen wir das nur?“
„Theresa, ich weiß nicht so recht, wie Du dir das vorstellst. Ich bin kein exotischer Kanarienvogel, den man rumreicht. Und mit fremden Frauen treffe ich mich auch nicht.“
„Ach, sei doch nicht gleich eingeschnappt. Ich habe ihnen von Dir erzählt, als Du mich ein Wochenende besucht hast. Das war schon interessant. Und was Gracy alles bei Dir aufgeschnappt hat, ist auch magisch.“
„Salome-Grace hat nichts bei mir aufgeschnappt. Sie war soweit aufzunehmen und hörte sich vieles von mir an. Sie war wunderbar.“
„Sie will jetzt vieles ändern, hat sie gesagt. Das ist Dein Einfluss auf sie.“
„Ja, sie wird einiges in ihrem Leben ändern.“
„Wann seht ihr euch wieder? Vielleicht stellt sie dich den beiden Bekannten vor.“
„Salome-Grace hat heute Morgen mit mir gesprochen. Sie möchte keinen Kontakt mehr.“
„Was?! Das geht doch nicht. Du bist doch ihr Coach! Von Dir hat sie all diese komischen und hilfreichen Infos und Praktiken.“
„Deine beiden Bekannten können auch gut ohne mich auskommen.
Und Salome-Grace sowieso. Abgesehen davon, freue ich mich einfach dich zu sehen. Auch wenn Du keine Zeit hast. Du bist gefragt und Dein Life-style ist interessant für mich.“
„Willst Du mich jetzt verarschen.“
„Nein. Für einen halben Mönch ist Dein Leben anders und eine Abwechslung. Genauso wie für Menschen, wie dich und deine Bekannten, ein fernöstlicher Querdenker neu ist.“
„Trotzdem sollte Gracy den Kontakt zu Dir nicht abbrechen. Was ist, wenn sie Schiffbruch erlebt und irgendwas falsch macht. Du haftest doch für sie.“
„Sie ist ein erwachsener Mensch und sie wird nichts verkehrt machen.
Ich bin nicht ihr Therapeut. Ich habe ihr sehr viele neue Infos gegeben und sie braucht jetzt Zeit für sich. Eine Art Nach- oder Einwirkzeit.
Dann wird sie tun, was sie tun wird.“
„Du bist nicht verletzt, dass sie dich jetzt ausmustert?!“
„Theresa, Du brauchst doch nicht auf mich zu verzichten, weil Salome-Grace keinen Kontakt mehr zu mir möchte. Sie möchte Abstand zu den Infos und meine Art, - ihr diese ungefiltert zu schenken. Es war sehr anstrengend für sie!“
„Nimm sie noch in Schutz. So einen wie dich sollte man immer auf dem Zettel haben.“
„Reicht es nicht, wenn Du mich auf Deinem Zettel hast und anrufen kannst. Salome-Grace kann es ja auch, wenn sie es möchte. Wir sind kein Paar und selbst wenn wir eines wären, ist es wunderschön, wenn jeder seiner Wege gehen kann, ohne, dass der Partner sich zurückgesetzt fühlt. Wir gehören uns nicht. Es ist eine wunderbare freie Freundschaft.“
„Hast Du sie belästigt?”
“Nein. Nein, das habe ich nicht.“
„Sie hatte sich immer gefreut mit Dir zu kochen und es war alles so gut mit euch beiden. Teilweise dachte ich, sie trennt sich von Patrick.“
„Wir hatten eine wunderbare Zeit und jeder geht seiner Wege.
Vergleiche es, als wenn Du einen Berg Spaghetti isst und dann mit vollem Magen eine Siesta machen musst. In unserem Falle hat Salome-Grace die volle Portion Joe Monk erhalten und gegessen. Das könnte für Jahre reichen, bis sie wieder Appetit hat.“
„Deine Vergleiche immer!“
„Ich weiß nicht, was sie Dir erzählt hat. Natürlich kann ich Dir nichts Genaues erzählen, was wir besprochen haben. Es war aber keine normale Vorlesung. Ein Mensch kann an der Uni 6 Semester studieren und hat ein bestimmtes theoretisches Wissen aufgenommen. Wenn es passt, dann kommt die Praxis und ein Bruchteil wird als nützlich mitgenommen, auf den beruflichen Weg. In Salome-Grace’s Fall, ist es ihr eigener Wunsch gewesen und sie war reif und sehr bereit für ihr neues Studium der anderen Art. Der Unterschied zu einem gewöhnlichen Businessstudium ist, dass sie ihr Leben ändern will. Sie lernt sich neu kennen und dafür braucht sie erst Mal keinen Freund Joe, auf der zweiten Wegstrecke.“
„Sie hat mir erzählt, dass Du ihr dein Buch geschenkt hast. Wenn ich das auch lese, dann brauche ich dich auch nicht mehr, oder?“
Joe fängt an zu schmunzeln.
„Wenn Du gerne liest, ist es ein anderer Kanal, durch den Du die Infos aufnimmst. Stelle Dir vor, Du hörst Dir eine Schallplatte oder CD an, von Michael Jackson oder Grönemeyer, Alicia Keys oder AC/DC. Wer in den Genuss kam, Jacko live zu erleben, oder Santana, Muhammet Ali, Steffi Graf oder das WM-Finale in Brasilien, - der wird dir bestätigen, dass kein Tonträger da ran kommt. Sie, - unser Freund Salome-Grace hat live erlebt, wie es ist und sie hat ihre Fragen gestellt. Sie hat die Energie frei fließen lassen, erlebte meine Stimmung und wir beide waren traurig, freudig und vollgegessen. Es war sehr anstrengend, weil wir mit allen Sinnen voll dabei waren. Lies das Buch und Du entscheidest, wann Du es weg legst. Es ist sehr intensiv. Nur, wer wirklich eine Änderung in sein Leben vornehmen will, wird dran bleiben. Und bei allem Respekt Theresa, - ich glaube, dir geht es noch zu gut, als das Du dir dieses literarische Trainingscamp antun willst.“
„Aber es wäre schon gut das im Schrank stehen zu haben.“
„Diese Entscheidung kann ich Dir nicht abnehmen. Der Unterschied ist fein, - habe ich ein Buch, ist es ein schriftlicher Freund, - aber ein Buch kann nie einen lebendigen Freund ersetzen, aus Fleisch und Blut! Letztendlich braucht ein Mensch mit Zielen, die tiefer gehen als ein Small-Talk, einen Begleiter, der authentisch ist und ein gewisses Level erreicht hat. Lesen alleine reicht nicht. Praxis alleine reicht auch nicht. Wir brauchen alle Resonanz und geeignete Freunde, für den Weg. Salome-Grace wird neue Freunde kennenlernen, einen Meister finden, Lehrer, vielleicht einen Therapeuten. Sie wird ihre eigenen Erfahrungen machen und ihr Leben erleben. Anders. Intensiv. Schon jetzt kann sie nicht mehr zurück, weil sie erlebt hat, wie es sein kann. Sie kann sich nicht mehr alles vormachen. Ihr Leben wird sich nicht um 180° ändern,...