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Das Fundament
Im Folgenden werde ich Ihnen die Werkzeuge präsentieren, die Sie als Erschaffer des Vermögens Ihres Nachwuchses dringend benötigen. Ich werde Ihnen von Wertpapieren erzählen und von der Börse, von Fonds und Sparplänen. Und später auch von goldenen Rettungsbooten, die in stürmischen Zeiten mitunter ebenfalls nötig sind.
Börse und Aktien
Was genau ist überhaupt »die Börse«? Die heutige Form der Börse ist ebenfalls nichts weiter als ein Handelsplatz für Wertpapiere. Unter Wertpapieren wird aber ein Vermögensrecht verstanden, das ohne eine entsprechende Urkunde nicht geltend gemacht werden kann. Zu den bekanntesten Wertpapieren gehören Anleihen, Pfandbriefe, Fondsanteile und auch natürlich Aktien. Aber auch Waren können gehandelt werden. Zu den gehandelten Waren zählen vor allem Rohstoffe sowie auch Edelmetalle wie Gold und Silber. Aktien sind Anteile am Eigenkapital einer Aktiengesellschaft. Und wie auf jedem anderen Markt entstehen auch an der Börse die Preise, indem Nachfrage und Angebot aufeinandertreffen. Wie bei jedem Kaufvertrag schließen Käufer und Verkäufer Verträge über Erfüllung und Verpflichtung. Sie einigen sich über Art, Menge und Preis eines Wertpapiers. Früher lag dieses Wertpapier noch in physischer Form vor. Heute laufen die Börsengeschäfte digital, sodass der Anleger seine Aktien oder Fondsanteile in elektronischer Form in seinem Depot hält. Über seine depotführende Bank lässt er Wertpapiere kaufen und verkaufen. Erlöse werden ihm abzüglich der anfallenden Gebühren auf einem Verrechnungskonto gutgeschrieben.
Börse
Die erste Wertpapierbörse entstand vor über 400 Jahren. Am 20. März 1602 verbündeten sich dazu niederländische Kaufleute. Sie gründeten die Vereinigte Ostindische Kompanie, um ihren Pfefferhandel in Asien besser zu organisieren. Auf diese Weise schufen sie die erste Aktiengesellschaft mit frei handelbaren Anteilen. Ihr »Kontor VOC« entwickelte sich dementsprechend zur ersten Aktienbörse der Welt. Das heute gebräuchliche Wort »Börse« leitet sich jedoch von einem alten Patrizierhaus namens »Beurse« in Brügge ab, wo bereits im 14. Jahrhundert Kaufleute Waren und Geld tauschten.
Bulle und Bär, die immer wieder mit dem Aktienhandel assoziierten Tiere, stehen im Börsenfach für gegensätzliche Stimmungslagen der Anleger. Der Bulle symbolisiert mit seiner ungezügelten Kraft den Aufbruch, den Optimismus und damit in der Hausse steigende Aktienkurse. Der gemächliche Bär wiederum repräsentiert Pessimismus, Zweifel, Angst und dementsprechend fallende Aktienkurse.
Grund für fallende oder steigende Kurse sind stets die Erwartungen der Anleger. Wenn sich ein Käufer den zukünftigen Geschäftsverlauf einer bestimmten Firma rosig vorstellt und ihm die Aktie relativ günstig erscheint, wird er sie erwerben. Geht der Inhaber einer Aktie von einer eher ungünstigen zukünftigen Entwicklung aus, wird er einen Verkauf seiner Anteile in Erwägung ziehen.
Aktien spiegeln das Wachstum der Weltwirtschaft wider, und dies beträgt im langfristigen Durchschnitt zirka 4 Prozent zuzüglich 2 bis 3 Prozent Inflation, die ebenfalls in die Aktienpreise einfließen. Neben diesem fortwährenden, aber kurzfristig immer auch schwankenden Wertzuwachs erhält der Aktionär meist eine Dividende ausgezahlt.
Fondsanteile sind den Aktien recht ähnlich. Sie verbriefen allerdings das Miteigentum an einem Mix aus Gütern und Wertpapieren, in die der Fonds investiert.
In der Bundesrepublik Deutschland existieren acht unterschiedliche Wertpapierbörsen. Die bedeutungsvollste ist sicherlich die Frankfurter Börse, die bereits im Jahr 1540 ihren ersten Handelstag verzeichnet und heute einen Großteil des deutschen Aktienhandels abwickelt. Je nach Börse variieren die Handelszeiten.
Fest steht: Eine Geldanlage ohne Aktien oder Fondsanteile ist zum Scheitern verurteilt. Beide sind mit Abstand das effizienteste Werkzeug zur Vermögensbildung. Denn der Besitzer einer Aktie profitiert gleichzeitig von den realen Unternehmensgewinnen und von der durch die Zentralbanken provozierten Inflation der Geldmenge. Eine Aktie ist ein Sachwert, der von Jahr zu Jahr dank der Unternehmensgewinne ansteigt. Sie bildet stets Wachstum und Inflation ab und stellt damit in den Zeiten wie den unseren, in denen der wahre Wert des Geldes immer weiter in den Keller rauscht, einen guten Schutz dar. Für Anleger mit einem weiten Anlagehorizont boten zum Beispiel US-amerikanische Standardaktien in den letzten Jahrzehnten beständige Renditen. So hat Roger Ibbotson, ein Finanzwissenschaftler an der Yale Universität, die Entwicklung von US-Aktien zwischen 1926 und 2012 untersucht und herausgefunden, dass sie eine inflationsbereinigte Rendite von 6,7 Prozent pro Jahr einbrachten – im Vergleich zu 2,3 Prozent bei Staatsanleihen ein durchaus nettes Sümmchen. Und zwischen den Jahren 1975 und 2012 brachten Aktien aus dem MSCI World Index jährlich gar 9,3 Prozent inklusive Dividenden.
Hier zeigt sich noch mal besonders der hohe Wert eines weiten Anlagehorizonts. Gepaart mit dem Zinseszinseffekt kann er wahre Wunder bewirken. Ein Investor, der 1975 nur 1.000 Dollar in MSCI World Aktien investiert hätte, könnte sich heute über 29.347 Dollar freuen.
Langfristig sind Aktien die renditestärkste Anlageform und ein formidabler Inflationsschutz. Zudem können Aktien durchaus auch wie eine international gültige Währung betrachtet werden. Gerade die großen Standardaktien, von Apple bis Walt Disney, behalten ihren Wert unabhängig von nationalen Grenzen und Währungen. Coca-Cola kostet in den USA genauso viel wie in Russland, Südafrika oder Norwegen. Oder eben hier bei uns in Deutschland.
Und auch psychologisch haben Aktien einen netten Vorteil. Als Käufer werden Sie selbst zum Unternehmer. Zum Teilhaber. Mit jeder Aktie vergrößern Sie Ihr Stück vom Kuchen der Aktiengesellschaft, während Sie mit einer Staatsanleihe nichts weiter als der Kreditgeber eines unzuverlässigen Schuldners sind. Je besser es dem Unternehmen geht, desto besser, weil ertragreicher ist das für die Aktionäre.
Doch natürlich geht es bei keinem Unternehmen der Welt immer nur aufwärts. Jede Firma ist auch abhängig von der Gesamtkonjunktur und den branchenspezifischen Entwicklungen. Das Management ist hier gefordert, eine sinnvolle Strategie für Investitionen, Markterweiterungen und Kostenentwicklungen zu erarbeiten und durchzusetzen. Nur wenn ihm dies gelingt, können die Aktionäre auf positive Erträge hoffen. Kurzfristig sind Aktien sehr volatil. Ihr Wert schwankt extrem stark, was vor allem den oben dargestellten psychologischen Mechanismen geschuldet ist. Deshalb sollten Sie auch möglichst selten die aktuellen Kurse beobachten. Langfristig aber folgen Aktienkurse meist den Gewinnentwicklungen des Unternehmens.
Das Schlusswort dieses Abschnitts kommt also nicht von ungefähr von André Kostolany: »Aktien kaufen und Baldrian trinken, wenn Sie wieder aufwachen, haben Sie Geld verdient.«
Investmentfonds
Sie können es sich etwas einfacher machen und Ihr Geld auch in Fonds anlegen. Das Funktionsprinzip solcher Fonds ist recht simpel. Gemeinsam mit vielen anderen Anlegern, die Sie nicht kennen, überlassen Sie einen von Ihnen bestimmten Geldbetrag einer Investmentgesellschaft. Die Gesellschaft sammelt das eingenommene Geld in einem großen Topf, ihrem sogenannten Sondervermögen. Dieses Sondervermögen wird von den Fondsmanagern in Aktien, Anleihen, Rohstoffen, Immobilien oder anderen Wertpapieren angelegt. Die Kriterien der Anlage und damit die Zusammensetzung des Fondsvermögens sind dabei von Fonds zu Fonds verschieden. Durch die Abgrenzung des Gesellschaftsvermögens vom Fondsvermögen, in das auch Ihre Einlage fließt, wird Ihr Geld bei einer möglichen Insolvenz der Fondsgesellschaft weitgehend geschützt.
Als Anleger genießen Sie bei Investmentfonds vor allem den Vorteil einer breiten Risikostreuung auch bei kleinen investierten Beträgen. Würden Sie in einzelne Aktien investieren, könnten Sie diese Risikostreuung nur bei einem hohen eingesetzten Kapital erzielen. Obwohl Sie womöglich nur wenig Kapital zur Verfügung haben, können Sie dank eines Fonds von den großen Investments der Wohlhabenden profitieren. Mit einem Fonds stehen Ihnen Anlagemöglichkeiten offen, die Sie allein vielleicht gar nicht stemmen könnten.
Ein Fonds konzentriert sich nicht auf die Entwicklung eines einzigen Unternehmens oder eines einzigen Rohstoffs, sondern stellt sich breit auf. Er investiert nach den eigenen Kriterien und gemäß der eigenen Anlagepolitik in viele verschiedene Unternehmen, in viele verschiedene Rohstoffe und andere Asset-Klassen. Dabei kann es natürlich immer auch zu Fehlschlägen kommen. Doch in der Hauptsache kommt es darauf an, dass sich die Gesamtheit aller Investitionen des Fonds positiv entwickelt.
Bezüglich der Gebühren sind zwei grundlegende Arten von Investmentfonds zu unterscheiden:
1. Fonds mit Ausgabeaufschlag
Hier zahlen Sie als Anleger einen einmaligen Ausgabeaufschlag beim Kauf der Anteile. Bei Aktien- und Immobilienfonds beträgt dieser Aufschlag zirka 3 bis 6 Prozent Ihres Einsatzes. Die laufenden Verwaltungsgebühren, die in regelmäßigen Abständen vom Sondervermögen in die Kasse der Investmentgesellschaft fließen, sind dementsprechend etwas geringer und liegen meist zwischen 0,5 und 3 Prozent pro Jahr.
2. Fonds ohne Ausgabeaufschlag
Hier zahlen Sie als Anleger keinen Ausgabeaufschlag. Die laufenden Verwaltungsgebühren sind dementsprechend höher.
Je weiter Ihr...