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Gandhi - der CEO

14 zeitlose Grundsätze als Leitfaden für die Entscheider von heute

AutorAxelrod Alan
VerlagFinanzBuch Verlag
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl240 Seiten
ISBN9783862482023
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis24,99 EUR
Gandhi war nicht nur eine charismatische Führungsfigur, sondern auch ein exzellenter Manager. Zudem war er äußerst pragmatisch veranlagt, was die Verbesserung der Lebensumstände seiner Mitmenschen betraf. Die Ziele, die Gandhi verfolgte, waren präzise definiert. Auf diese Weise konnte er sehr effektiv und effizient handeln. Die 14 Prinzipien, die Gandhi in seinem Leben leiteten, können noch heute eine große Quelle der Inspiration für jeden Manager sein. Autor Alan Axelrod beschreibt, wie moderne Führungskräfte sowohl ethisch als auch profitabel handeln können und zeigt dies anhand von Beispielen aus der heutigen Unternehmenskultur. Das Buch ist gedacht für Manager, die ihre Denk- und Handlungsweisen überprüfen und erweitern wollen und sich nach neuen Wegen in der Unternehmensführung umsehen.

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Leseprobe

Einleitung
Sein Leben


Mohandas Karamchand Gandhi wurde am 2. Oktober 1869 geboren. Seine Geburtsstadt, die indische Küstenstadt Porbandar, gehört heute zum Bundesstaat Gujarat, der im Nordwesten an Pakistan und im Norden und Nordosten an den indischen Bundesstaat Rajasthan grenzt. Gandhi war das jüngste Kind von Vater Karamchand und Mutter Putali Bai. Die Hindu-Familie gehörte der Unterkaste „Modh Bania an und war somit Teil der Vaishya, der Kaste der Kaufleute und Milchbauern. Ursprünglich waren die Gandhis Lebensmittelhändler, jedoch arbeiteten sowohl sein Vater Karamchand als auch bereits dessen Vater als Diwans von Porbandar. Die Diwans waren im Grunde genommen Minister, die sich um bestimmte Staatsangelegenheiten kümmerten und als Verbindungsmänner zwischen dem Fürsten und dem Verwaltungsleiter der britischen Regierung, dem sogenannten Political Agent, fungierten. Wenn in Porbandar nicht gerade wieder einmal Gewalt ausbrach, war das eine recht angenehme Aufgabe. Bei einem solchen Aufruhr wurde das Haus der Gandhis von Soldaten des Bundesstaates belagert; ein andermal wurde Karamchand verhaftet. Trotz solch kleinerer Bürgeraufstände schaffte es Gandhis Vater nicht nur, dauerhaft im Amt zu bleiben, sondern wurde darüber hinaus zu einem überaus beliebten Politiker. Er arbeitete fortan im Rajasthanik Court. Dieser Gerichtshof der Kolonie Indien war zuständig für die Schlichtung von Streitigkeiten zwischen den zahlreichen Staaten – Ende des 19. Jahrhunderts war Indien in etwa 300 Einzelstaaten zerstückelt.

Mohandas Gandhi bewunderte seinen Vater außerordentlich. Karamchands Kenntnisse der Politik, sein Geschick bei der Lösung von Konflikten und sein Mut dienten seinem Sohn als frühste Beispiele sozialer Führung. Besonders beeindruckt war der junge Gandhi von der Art, wie sein Vater seine politische Karriere, in der er als selbstloser Diener agierte, vorantrieb. Sie basierte nicht auf Schulbildung – denn davon hatte er recht wenig –, sondern auf Erfahrung, einem von Prinzipien geleiteten Urteilsvermögen und großem Verständnis gegenüber denen, in deren Dienst er stand. Karamchand Gandhi lag wenig daran, sich ein Privatvermögen anzuschaffen. Er hinterließ seinen sechs Kindern nur ein geringes Erbe.

Mohandas Gandhis Mutter, Putali Bai, war Karamchands vierte Frau und fast ein viertel Jahrhundert jünger als ihr Ehemann. Auch sie hatte wenig Schulbildung genossen, war aber religiöser als ihr Mann und ging täglich in den Haveli (Vaishnava-Tempel). Sie legte immer wieder religiöse Schwüre ab – und hielt sie auch ein. Ihr Beispiel für Hingabe und geistige Willenskraft prägte Gandhi nachhaltig. Ihre Ehrfurcht für den Jainismus, eine der ältesten Glaubensrichtungen Indiens, war der Grund, warum sich Gandhi der Gewaltlosigkeit und auch dem Vegetarismus verschrieb.

Gandhi ging in Porbandar in die Grundschule, war nicht außergewöhnlich begabt, dafür aber umso schüchterner. Die größten Lerneffekte erzielte er nicht im Klassenzimmer, sondern an der Seite seines Vaters, wenn er den Diskussionen über lokale Streitigkeiten, Probleme des Landes oder über Religion folgte. Die Familie Gandhi genoss hohes Ansehen in der Gesellschaft und wurde oftmals von Hindus wie auch Moslems besucht.

1881 kam Gandhi in die höhere Schule in Rajkot. Seine Schulkenntnisse verbesserten sich allmählich. Für Sport konnte er sich zwar nie besonders begeistern, gewöhnte sich aber dennoch an, lange Spaziergänge zu machen. Das sollte ihm später als Erwachsener zugute kommen, besonders während des langen und strapaziösen Salzmarsches im Jahre 1930. Dabei marschierte er über 385 Kilometer, um gegen das britische Salzmonopol und andere zur Unterdrückung der Inder eingesetzte Kolonialgesetze zu protestieren. Obwohl ihm krankhafte Angst vor Dieben, Geistern und Schlangen zu schaffen machte, legte er etwas von seiner früheren Schüchternheit ab und begrüßte Scheich Mehtab mit offenen Armen als seinen Freund. Dieser muntere Geselle spornte ihn zu allerlei merkwürdigen Abenteuern an. Dazu gehörte der Besuch eines Bordells (auch wenn Gandhi später aussagte, er habe dort keinen Geschlechtsverkehr gehabt), Tabakkonsum und sogar Diebstahl.

Als Erwachsener bereute Gandhi diese Verfehlungen weniger als die Tatsache, dass er sich von Mehtab zum Fleischkonsum überreden ließ. Sein Freund behauptete, dass eine vegetarische Ernährung die Hindus schwäche, wohingegen Fleischkonsum den Briten die Kraft gäbe, Indien zu beherrschen. Gandhi glaubte daran, als er genauer über seine Schüchternheit und seine gebrechliche Statur nachdachte und aß ungefähr ein Jahr lang heimlich Fleisch. Etliche Jahre danach belastete der Verstoß gegen die religiösen Essensvorschriften sein Gewissen aber weniger als die Tatsache, dass er seine Eltern angelogen hatte.

1883 wurde er als 13-Jähriger mit Kasturba vermählt (die er später liebevoll „Ba” nannte), der er einige Jahre zuvor versprochen worden war. Solche arrangierten Ehen entsprachen der hinduistischen Kultur und Tradition. Veranlasst wurden sie weniger aus religiösen Gründen als vielmehr aus wirtschaftlichen; die Eltern waren eifrig darum bemüht, ihre Töchter unter die Haube zu bringen. Die in Gujarat geborene Kasturba war zwar ungebildet, aber sie besaß einen wachen Geist und ein starkes, sogar stures Gemüt. Die ersten gemeinsamen Jahre des Paares waren turbulent. Gandhi bereute später seine recht kindischen Versuche, Kasturba seinen Willen aufzuzwingen. Durch diese Erfahrung gelangte er zu der Überzeugung, dass einzig willentlicher Gehorsam zu Folgebereitschaft führte und setzte sich wortgewandt gegen Kinderheiraten ein. Die beiden fanden trotzdem zueinander und empfanden große Zuneigung füreinander. Kasturba nahm an vielen Kampagnen Gandhis für soziale Veränderungen und Gerechtigkeit teil. Dabei nahm sie gemeinsam mit ihrem Mann Verhaftungen und Gefängnisstrafen in Kauf.

Zwei Jahre nach der Heirat wurde der Familie ihr erstes Kind geboren, aber es überlebte nur wenige Tage. (Danach bekamen die Gandhis vier weitere Kinder, allesamt Söhne: Harilal, geboren 1888; Manilal, 1892; Ramdas, 1897; und Devdas, 1900). Im gleichen Jahr hatte die Gandhis bereits ein weiteres schmerzliches Ereignis ereilt, nämlich der Tod von Gandhis Vater nach langer Krankheit. Obwohl der junge Mohandas sich rührend um seinen Vater gekümmert hatte, war er nicht an seiner Seite, als er starb. Sein ganzes Leben lang fühlte sich Gandhi deshalb schuldig und bereute diesen Umstand zutiefst.

1887 schrieb sich Gandhi nach bestandener Aufnahmeprüfung im Samaldas College in Bhavnagar im Bundesstaat Gujarat ein. Nach nur einem Semester verließ er es jedoch, um mit dem Schiff nach England zu reisen, wo er Rechtswissenschaft studieren wollte. Ein Teil seiner Familie war gegen dieses Vorhaben. Die geplante Reise führte dazu, dass ihm die Ältesten der „Modh Bania“-Kaste die Kastenzugehörigkeit entzogen. Seine Mutter konnte Gandhi mit dem Versprechen, sich von Alkohol, Frauen und vor allem Fleisch fernzuhalten, besänftigen. Im September 1888 verließ er den Hafen von Bombay (heute Mumbai) und ließ seine Frau und seinen Sohn zurück.

???

Anfangs fand Mohandas Gandhi das Leben im ungewohnten Ausland schwierig. Seine Schüchternheit kam mit einem Schlag zurück, während er sich sehr bemühte, sein holpriges Englisch zu verbessern. Der junge Gandhi sehnte sich danach, von der britischen Gesellschaft akzeptiert zu werden. Aus diesem Grunde versuchte er, sich wie das, was er als „englischer Gentleman“ wahrnahm, zu kleiden und zu benehmen. Er ließ sich teure Kleidung schneidern und belegte Rhetorik- und Tanzkurse. Da ihm das nötige Rhythmusgefühl fehlte, lernte er Geige zu spielen. Seinen Vegetarismus tat er gegenüber seinen fleischessenden englischen Bekannten als harmlose Marotte ab. Nach einigem Suchen fand er in der Nähe seiner Londoner Wohnung ein vegetarisches Restaurant und wurde daraufhin zum Vegetarier aus Überzeugung. Zum ersten Mal in seinem Leben hielt ihn nicht mehr nur die Religion oder die Aufrechterhaltung elterlicher Traditionen vom Fleischkonsum ab.

Seine ersten Freundschaften in London schloss er, als er einen Vegetarier-Club in der Nähe von Bayswater gründete. Dabei entdeckte er sein Talent dafür, Menschen mit unkonventionellen, gar radikalen Ideen für sich zu begeistern. Später trat er dem Vorstand der Vegetarischen Gesellschaft der Stadt bei. Doch selbst zu dem Zeitpunkt musste er erst noch den ganzen Mut für seine Überzeugungen entwickeln und meldete sich in Besprechungen selten zu Wort.

Im Verlauf von nur wenigen Monaten verflog Gandhis bedingungslose Liebe zu England. Er hatte nicht so sehr das Gefühl, sich selbst nicht mehr treu zu sein, sondern vielmehr hielt er sie für unpraktisch, für eine Zeit- und Geldverschwendung. Schließlich hatte er nicht vor, in England zu bleiben, also warum sollte er zum Engländer mutieren? Weit weg von seiner familiären Umgebung zu sein, beeinflusste ihn dennoch positiv. Es spornte ihn dazu an, objektiv über seinen Glauben nachzudenken. So begann Gandhi, sich ernsthaft mit Religion zu beschäftigen. Zum ersten Mal in seinem Leben las er die Bhagavad Gita, das Neue Testament und Werke theosophischer Autoren, die damals en vogue waren. Überaus beeindruckt war er von bestimmten Werten, die verschiedenen Glaubensrichtungen gemein waren – besonders von Gewaltlosigkeit und den Vorteilen für die Seele durch freiwilligen Verzicht. Gandhi wurde zu dem Zeitpunkt auch...

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