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Bad Doberan (Lkr. Bad Doberan)
Wappen
Die heutige Kreisstadt liegt an der B 105 zwischen Wismar und Rostock. Das Zisterzienserkloster mit dem Münster und die klassizistischen Gebäude der Stadt sind der größte Anziehungspunkt. Die altslawische Siedlung mit dem 1171 gegründeten Kloster entwickelte sich ab 1218 zum Marktflecken. Noch in der zweiten Hälfte des 18. Jh. lebten hier kaum hundert Leute. Seine Bedeutung erfuhr Doberan seit Ende des 18. Jh. als Moor- und Mineralbad unter der Regierung des Herzogs und späteren Großherzogs Friedrich Franz I. (1756 –1837), der seine Sommerresidenz in Doberan hatte, während er im Winter von dem südlich der Hauptstadt Schwerin gelegenen Ludwigslust aus regierte.
Das erste deutsche Seebad Heiligendamm (Gründung 1793 am »Heiligen Damm bey Dobberan«) und die erste deutsche Pferderennbahn (1823) sowie der Klassizismus der »Weißen Stadt am Meer« sind diesem lebensnahen mecklenburgischen Herrscher zu verdanken. Im Jahre 1879 wurde Doberan Stadt, seit 1929 trägt es die Bezeichnung Bad. 1936 wurde Heiligendamm eingegliedert. Das Stadtwappen Doberans zeigt Hirsch, Bischofsstab (der Doberaner Abt durfte seit 1402 die bischöflichen Insignien tragen) und Schwan.
Der Hirsch ist das in der deutschen Städteheraldik am häufigsten verwendete Tier des Waldes. Er steht als Christussymbol für Tugend und Enthaltsamkeit. Dem weißen Schwan wird Reinlichkeit zugeordnet. Das Wappen ist eng mit der Entstehung der Kirche verknüpft, worüber man sich folgendes erzählt: Die Erbauer der Kirche waren sich nicht einig, wo die zukünftige Kirche stehen sollte. Sie einigten sich vor einer Hirschjagd, dass dort, wo der erste Hirsch geschossen würde, die Kirche stehen solle. Es kam zum Schuss. Von der nun festgelegten Stelle flog ein Schwan auf, der mit dem Ruf »Dobber, dobber!« (slawisch: »gut«) eine weitere Empfehlung zum Bau der Klosterkirche gab.
Wappen von Doberan, 1742
Im Klosterpark erinnert ein Schwanendenkmal an dieses Ereignis. Der eichene, vierteilige Originalschwan aus dem 19. Jh. steht jetzt gegenüber dem legendären Hirschgeweih im Münster.
→ Heiligendamm
Das Doberaner Münster, 1856
Münster
Die eigentliche Geburtsstätte des Klosters Doberan ist Althof, der nächstgelegene Ort südöstlich der heutigen Kreisstadt, wo im Jahre 1171 zwölf Mönche aus dem niedersächsischen Zisterzienserkloster Amelungsborn das erste mecklenburgische Kloster gründeten. Die Althofer gotische Klosterscheune aus der Mitte des 13. Jh. gilt als das älteste erhaltene Profangebäude Mecklenburgs. Wegen eines Slawenaufstandes wurde die Anlage 1179 zerstört und der Sitz nach Doberan verlegt. Nur 200 m weiter steht mit einem mittelalterlichen Kern die 1886/88 durchgreifend erneuerte neugotische Kapelle, die vor allem durch Bezüge zum Doberaner Münster, z.B. bei den Fabeltieren der Fußbodenplatten, interessant wird. Dieser Bau wird als »das erste und älteste christliche Gotteshaus Mecklenburgs« beschrieben.
Das Doberaner Münster liegt inmitten der heute größtenteils aus Ruinen bestehenden, seit 1186 erneut aufgebauten Zisterzienser-Klosteranlage. Das Kloster Doberan war geistiges, kulturelles und wirtschaftliches Zentrum Mecklenburgs auch über seine Säkularisierung im Jahre 1552 hinaus. Das Münster war seit dem Jahre 1200 bis 1920 Hauptgrablege des bis 1918 regierenden mecklenburgischen Fürstengeschlechts.
Gestühlswange
Im Münster finden sich viele sagenumwobene Kuriositäten. Neben dem Gründungshirschgeweih am Hochaltar fallen vor allem der mittelalterliche mystisch-magische Bildzauber gegen das Böse auf. Ein Konsolstein am nördlichen »Totenportal« zeigt als Blattdekor Beifuß – ein Hexenkraut. Es ließ, als an die Füße gebundene Zauberpflanze, den Wanderer niemals müde werden. Man beachte den Namen! Beifuß im Hause hielt nach abergläubischen Vorstellungen den Teufel fern. Das Pentagramm darunter bekräftigt diesen Abwehrzauber. Der bronzene Löwen-Türzieher aus dem 14. Jh., ursprünglich außen angebracht, heute an der Sakristeitür, soll als niemals schlafender Wächter alles Böse von der Kirche fernhalten.
Die schönsten Legenden jedoch ranken sich um die Glück bringende westliche Wange an der Südseite des Konversengestühls mit Mönch und Teufel im Dialog. Am Ende des 13. Jh. entstand die eichene Schnitzerei als Abwehrzauber und Warnschild vor dem mit seinen Verführungen allgegenwärtigen Teufel für die hier zum Gottesdienst vorbeiziehenden Konversen (Laienbrüder). Durch sein eigenes Abbild sollte ebenso der Teufel erschreckt werden. Die Anwendung Weißer (guter) Magie in der Kirche war zu dieser Zeit legitim. Der Hornaufsatz des Teufels scheint dem mecklenburgischen Wappentier entlehnt. Im Dialog gibt der Teufel auf dem Spruchband dem Mönch zu verstehen: »Bruder, was machst Du hier, komm mit mir!« Die Antwort des vorbildlichen Konversen: »An mir wirst Du nichts Böses finden, Du widerliche Bestie!« Nur drei überlieferte Bezüge sollen genannt werden. Erstens: Das Streicheln (von Hörnern und Schwänzchen) bringt Glück. Zweitens: Der Teufel sagt angeblich »Komm mit in den Krug – in der Kirch sind genug!« Und drittens: die derbe Variante – Teufel zum Mönch, dessen Rockzipfel mit Blick auf sein eigenes Schwänzchen hebend: »Hast Du auch so ’n Ding?«
→ Heiligendamm
Bad Sülze (Lkr. Nordvorpommern)
Fluss Recknitz
Geht der Finger auf der Landkarte von Ribnitz-Damgarten in südöstlicher Richtung die auffällig stark gekrümmte Recknitz entlang, so kommt man nach Bad Sülze. Von Rostock aus erreicht man das Städtchen per Auto über die B 110 bis Sanitz und von dort weiter auf der Landstraße in Richtung Osten. Das Flüsschen Recknitz fließt an der Ostseite Sülzes vorbei und ist über diese Straßenausfahrten zu erreichen.
Sülze wurde 1262 erstmalig als Stadt erwähnt. Die Saline zur Salzgewinnung war schon seit 1243 schriftlich fixiert. Seine höchste Salzproduktion erreichte das mecklenburgische Städtchen während der Kontinentalsperre 1807/13. Für die Feuerung spielte die Torfmoorproduktion (mit Torfschichten bis zu zehn Metern) eine große Rolle. 1907 wurde die Salzproduktion eingestellt. Heute befindet sich das Salzmuseum im früheren Salzamtsgebäude aus dem Jahre 1759.
In den 1950/60er Jahren verkürzte man die Recknitz zwischen Laage und Marlow durch Meliorationsarbeiten von 122 km auf 69 km. Die Renaturierung des Landschaftsschutzgebietes Recknitztal erfolgte dann in den 1990er Jahren. So auch die Wiederherstellung der Talmoorflächen mit ihrer durch Schleifen und Bögen kurvigen und träge fließenden Recknitz. Dass die Recknitz so schief und krumm ist, führt der Volksmund auf die Erschaffung der Erde zurück. Dabei soll der liebe Gott aus Zeitnot neben den Engeln auch den Teufel zur Arbeit herangezogen haben. Dieser spannte dann seine Großmutter vor den Pflug, um das Flussbett der Recknitz auszuheben. Bei der Hitze wurden die Fliegen und Bremsen besonders lästig und des Teufels Großmutter hüpfte ständig hin und her. Dadurch hat sie Spuren bis in unsere Zeit hinterlassen, die nun wieder zu Ehren kommen.
Barth (Lkr. Nordvorpommern)
Vineta-Blick
Die Vineta-Stadt Barth liegt als »Tor zum Darß« zwischen Ribnitz-Damgarten und Stralsund nördlich der Bundesstraße 105, die man bei Löbnitz verlässt. Im Jahre 1999 erhielt der Ort die offizielle Bezeichnung »Vineta-Stadt Barth«, nachdem der Bürgermeister zuvor das sagenhafte »Vineta« als Marke für die Stadt schützen ließ. Ein knappes Jahr zuvor bekam das »Vineta-Museum« seinen Namen.
Am Stadthafen südlich des Barther Boddens erinnerte von 1998 bis 2005 der »Vineta-Blick« – eine mehr als mannshohe, schmale Palisadenwand – an die wissenschaftliche Wiederentdeckung der berühmten, vor etwa eintausend Jahren untergegangenen, Stadt bei Barth. Seit 2005 steht dort stattdessen eine Holzsäule des Künstlers Tobias Bork im Stile der Götter-Idole der Slawen zum Gedenken an die einst slawische Stadt Vineta. Der Sage nach liegt Vineta, das bei einem Sturm, kriegerischen Auseinandersetzungen oder Deichbrüchen untergegangen sein soll, bei Usedom. Seit den 1950er Jahren grub der polnische Archäologe Prof. Wladislaw Filipowiak eine große slawische Siedlung in Wolin bei Szczecin (Stettin) aus, die als wiedergefundenes Vineta gilt. 1998 wurde die These der Berliner Wissenschaftler Dr. Klaus Goldmann und Günter Wermusch bekannt, wonach die legendäre Stadt bei Barth gelegen haben soll. Die jährlichen Barther Vineta-Festtage im August erinnern seitdem an die Sage, nach der die alte Stadt wegen ihrer Verschwendungssucht untergegangen sein soll.
→ Groß Raden, → Prillwitz, → Usedom, → Zinnowitz
Barther...