Vorwort
„Nein, nicht noch ein Buch, das sich um das Thema Geld kümmert!“, werden Sie sich jetzt sagen. Vielleicht geht es Ihnen aber so wie mir: Sie haben bereits eine Fülle von Büchern rund um das Thema Geld studiert und sind trotzdem nicht wirklich in dieser Angelegenheit vorangekommen.
In meinem Bücherregal stapeln sich mittlerweile ca. 30 Bücher, die sich mit Geld, Geldvermehrung oder Finanzprodukten beschäftigen. Doch um ganz ehrlich zu sein: Viele Bücher haben meine Erwartungen nicht erfüllt. Die Autoren und Verlage sind teils sehr kreativ, was die Namensfindung der Geldbücher angeht: „Geld anlegen leicht gemacht“, „So kommen Sie zu Reichtum“ oder „In zehn Jahren die erste Million“ sind Beispiele für Buchtitel in diesem Segment.
Was so zum Thema Geldanlage im Regal lag ...
Tatsache ist aber: Obwohl ich Tausende Seiten diverser Autoren studiert habe, war ich in den ersten Jahren meiner Geldanlage nicht besonders erfolgreich. Und viele der Bücher haben mir nicht wirklich weitergeholfen, einen neuen oder anderen Weg einzuschlagen, der Erfolg versprechend sein würde.
Vielleicht ist es aber auch so, dass viele Publikationen ihr Zielpublikum nicht im Fokus haben: Menschen wie mich, die weder eine Banklehre gemacht noch BWL oder VWL studiert haben. Die Themen Finanzen, Geldmärkte und Marktwirtschaft wurden und werden in technischen Studiengängen, wie ich sie besuchte, in keiner Weise angesprochen. Deswegen fehlte mir bisweilen auch das Vokabular, um die eine oder andere Anregung in der Literatur für mich nutzen zu können. Ich habe mich also in den letzten 30 Jahren mehr oder weniger mit eigenem Engagement hemdsärmelig durch diverse Geldanlagen geackert.
Durch praktische Erfahrung wird man klug
Ja, ich liebe Zahlen. Bereits als Zwölfjähriger hatte ich eine Tabelle erstellt, um zu erkennen, wie sich im elterlichen Haus die Ein- und Ausgaben verhielten. Mit sechzehn Jahren erwarb ich die ersten Geldanlagen. Das Geld dafür hatte ich mir von meinen Eltern geliehen. Bundesschatzbriefe und Bundesobligationen waren damals höchst lukrativ. Man bekam ungefähr 7 % Zinsen pro Jahr, und nach etlichen Jahren erhielt ich das eingezahlte Kapital völlig risikofrei wieder zurück – und den Zins oben drauf! Seitdem fasziniert mich die Geldanlage bzw. das Geld an sich.
Die nächste Stufe erklomm ich noch im Teenager-Alter, als ich das erste Mal Geld an der Deutschen Börse anlegte. Und einige Jahre später, 1991, traute ich mich endlich, Apple-Aktien an der New York Stock Exchange zu kaufen.
Ich habe also vor über 30 Jahren begonnen, mich selbst um mein Geld zu kümmern, aber – und das sei hier auch erwähnt – ich habe unzählige Makler, Experten, Berater etc. gefragt und bezahlt, die mir „helfen“ sollten, mein Geld noch professioneller und effektiver zu vermehren.
Unglaublich, aber wahr: Die allermeisten Ratschläge dieser „Experten“ haben sich mittel- oder langfristig als Flops herausgestellt. Am besten hat in der Tat das funktioniert, was ich selbst in die Hand genommen habe. So war und bin ich mir selbst – ohne es zu wissen oder an mich zu glauben – im Nachhinein gesehen mein bester Berater in Sachen Geldanlage geworden.
Meine erste größere Geldanlage tätigte ich einige Zeit vor dem 19. Oktober 1987: Nach abgeschlossener Berufsausbildung hatte ich ein wenig Geld auf die Seite gelegt. Kurz bevor es darum ging, mein Physikstudium anzutreten, zahlte ich 6.000 DM in drei Investmentfonds der Firma Union Investment ein, schön portioniert in drei Anteile à 2.000 DM. Und dann, exakt am Montag dem 19. Oktober 1987, dem legendären schwarzen Montag, wurden aus 6.000 DM binnen Tagen nur noch knappe 4.000 DM! Mit knapp 30 % Verlust ging der Börsencrash in die Geschichtsbücher ein – aber an mir letztendlich vorüber.
Es trug sich nämlich so zu, dass ich zum besagten Zeitpunkt in München im Hörsaal saß und einer Vorlesung lauschte. 1987 gab es noch kein Internet für jedermann. Erst mit einem Tag Verspätung bekam ich abends vor dem Fernseher mit, dass der Börsencrash vom Vortag unglaublich viel Vermögen vernichtet hatte. Da war es zum Handeln natürlich zu spät. Im Nachhinein hat sich dies aber als Glücksfall herausgestellt, denn das damals angelegte Geld erholte sich binnen kurzer Zeit, und ich konnte es etwa 12 Jahre später mit einem saftigen Gewinn verkaufen. Aus den angelegten 6.000 DM wurden bis dahin etwa 16.000 DM.
Was habe ich daraus gelernt? Es ist nicht sinnvoll, bei derartig turbulenten Situationen sofort zu reagieren, denn eine rasche Bewegung nach unten wird meist durch eine ebenso schnelle Aufwärtsbewegung wieder nivelliert. Hektisches, kurzfristiges oder gar kopfloses Handeln wäre hier wirklich sinnlos gewesen. Börsianer sprechen davon, nicht in ein fallendes Messer zu greifen.
Das ist eine Prämisse, die ich Ihnen auch auf den folgenden Buchseiten empfehlen werde: Treffen Sie Ihre Anlageentscheidungen grundsätzlich langfristig, ignorieren Sie ganz bewusst Modetrends, und lassen Sie sich von Ihrem eigenen Bauchgefühl leiten. Mittlerweile verzichte ich persönlich komplett auf irgendwelche Berater oder Makler in Sachen Geldanlage und organisiere mein Depot selbst.
Und die Berater?
Vielleicht kennen Sie auch folgende Situation: Ein Vermögensberater kommt zu Ihnen ins Haus. Er wurde vielleicht über Ihren Bekanntenkreis auf Sie aufmerksam und hat nun ein „unschlagbar gutes Produkt“ in seinem Koffer: „20 Prozent pro Jahr Rendite sind kein Problem, ohne Risiko!“ Er wird es Ihnen auf vielfältige Weise schmackhaft machen, und glauben Sie mir: Er wird es verstehen, Sie von dieser Geldanlage zu überzeugen, denn sein Beruf ist der Vertrieb!
Lassen Sie mich an dieser Stelle erwähnen, dass beispielsweise der deutsche Aktienmarkt (DAX) im Schnitt je nach betrachtetem Zeitraum mit etwa 7 bis 8 % pro Jahr wächst. Wenn Ihnen nun also jemand eine Anlage anträgt, die jährlich 15, 20, 25 % erzielen soll, sollten Sie skeptisch werden. Wenn eine Rendite aber weniger als 7 % pro Jahr bringt, sollten Sie ebenfalls stutzig reagieren.
Bisweilen ist es auch kritisch, wenn der Anlageerfolg nicht klar auf der Hand liegt und nicht mal eben mit einem Taschenrechner nachgerechnet werden kann. Der Klassiker in diesem Bereich ist die Geldanlage in Immobilien. Hier ist es beim Kauf und einem späteren Verkauf derselben meist nur sehr schwer möglich, eine tatsächliche Rendite dieser wieder veräußerten Immobilie auszurechnen – zu viele Faktoren spielen hinein (das abgezahlte Darlehen, steuerliche Aspekte, Mietausfallzeiten, angefallene Renovierungskosten und vieles mehr), sodass eine definitive Renditeberechnung extrem aufwendig ist.
Und auch das habe ich erlebt: Es gibt Anlageprodukte, bei denen Ihnen der Emittent nach Ablauf der Zeit eine Rendite präsentiert, die auf den ersten Blick ganz appetitlich aussieht, aber auf den zweiten Blick das Versprechen nicht gehalten hat. So trug es sich zu, dass ich sechzehn Jahre lang eine Kapitallebensversicherung (eines renommierten Unternehmens) ansparte. Und am Ende dieser Laufzeit war die tatsächliche Rendite (ca. 2,5 %) dreimal niedriger als die von der Firma einst benannte vorausberechnete Rendite (ca. 7 %). Der Grund hierfür waren Gebühren, Provisionen und andere Dinge, die flugs und elegant versteckt innerhalb des Anlageprodukts abgezogen wurden und so nicht mehr für die Wertsteigerung zur Verfügung standen.
In dem Augenblick, in dem Ihnen jemand das Angebot unterbreitet, sich um Ihr Vermögen bzw. Ihre Geldanlage zu kümmern, ist es so, dass dieser Jemand meist mehr Rendite abzwackt, als Sie auf den ersten Blick bemerken, und das völlig legal. Wenn sich ein Dienstleister darum bemüht, können Sie mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass Sie nur einen Bruchteil der Rendite erwirtschaften, die Sie ganz alleine erhalten könnten, denn Ihr Makler oder Versicherungsprofi, Ihr Berater oder Vermögensmanager will natürlich einen (erheblichen) Teil von Ihrem Kuchen abbekommen.
Was will ich Ihnen damit sagen? Es ist notwendig, dass Sie sich selbst um Ihr Geld kümmern. Meine Bank hat mir bestätigt, dass ich in den letzten 15 Jahren auf meinem Depot jährlich eine durchschnittliche Rendite von etwa 16 % erwirtschaftet habe, und das, obwohl ich mich wenig bis kaum um mein Depot kümmere. Ich treffe strategische Entscheidungen und korrigiere bisweilen ein- bis zweimal pro Jahr meine Anlagewerte. Ein bisschen Mut gehört dazu, das ist klar. Aber all das, was ich in den vergangenen 30 Jahren im Bereich Geldanlage, Investment, Sparen etc. gelernt habe, habe ich in diesem Buch für Sie einfach und nachvollziehbar zusammengestellt.
Schreibe ich für Sie?
Wer sollte dieses Buch lesen? Nun, grundsätzlich jeder, der am Thema Geldanlage interessiert ist. Wie Sie sicherlich wissen, sind wir Deutschen vermutlich die schlechtesten Geldanleger weltweit. Wir horten Billionen Euro auf Sparbüchern oder in unrentablen Kapitallebensversicherungen und sind nur sehr zögerlich mit der Geldanlage an der Börse. Und wenn wir dort investieren, kaufen wir teuer ein, weil uns die...