Krampfadern, Venenentzündung, Thrombose: Von Venenleiden sind Hunderttausende Menschen in Deutschland betroffen. Lesen Sie im folgenden Kapitel über die Ursachen und Auswirkungen von Venenleiden. Auch wie Sie erste Symptome richtig deuten und ernsthaften Erkrankungen vorbeugen, erfahren Sie in diesem Kapitel.
Während die Menschen der noch natürlich lebenden Völker kaum unter Venenproblemen leiden, weisen allein in Deutschland ungefähr 27 Millionen Menschen krankhafte Veränderungen den Beinvenen auf – davon über fünf Millionen im fortgeschrittenen Stadium! Die Deutsche Venen-Liga gab in ihrer Zeitschrift „Venenspiegel“ bekannt, dass in Deutschland 80.000 Menschen mit einem offenen Bein oder den Folgezuständen leben. Kaum zu glauben: 2500 Menschen gehen wegen eines Venenleidens jährlich in Rente.
Venenprobleme sind in der zweiten Lebenshälfte weit verbreitet. |
Eine geschwächte Venenfunktion und ein gestörter Rückfluss des Blutes zum Herzen hin beginnt meistens mit schweren, müden Beinen, die infolge von Flüssigkeitsansammlungen anschwellen können und ein unangenehmes Spannungsgefühl entstehen lassen. Schon bald können auch Juckreiz, unruhige Beine, Fuß- und Wadenkrämpfe die Betroffenen plagen.
Häufig schreitet die geschwächte Venenfunktion unbemerkt fort, bis es zu einem Energiestau im eigenen System kommt, bei dem das Blut nicht in angemessener Zeit zum Herzen zurückfließt. Es ist wie bei einem Fluss: Wird er gebremst, kommt es zu Stauungen und Überlastungen. So auch bei den Venen. Die Venenklappen schließen dann nicht mehr richtig, und das Blut versackt in den Beinen. Mit der Zeit überdehnen sich die Venenwände, erschlaffen, leiern aus und werden porös.
Stauungen und Schwellungen sind immer Wegbereiter für Krankheiten. Der Blutrückstau drückt auf die Venenwände, die dadurch durchlässiger werden. Durch die Wassereinlagerungen können Ödeme, Schmerzen und sogar offene Beine entstehen. All dies hängt mit der Fließgeschwindigkeit des Blutes zusammen. Je langsamer das Blut durch die Venen fließt, desto schneller kann es verklumpen und sich eher ein Blutgerinnsel bilden, das sogar zur Thrombose führen kann. Je mehr sich die Venenwände weiten, umso langsamer fließt das Blut in Richtung Herzen. Die Venen schaffen es dann nur noch schwer, das verbrauchte, sauerstoffarme, abfallreiche Blut in Richtung Herz zurückzupumpen.
Geschwächte Venen bleiben oft lange unbemerkt. |
Venenschwäche ist jedoch zum Glück kein unausweichliches Schicksal, denn Sie können einiges dagegen tun. Je früher Sie mit vorbeugenden Maßnahmen beginnen und gezielte Übungen in Ihren Tagesablauf einbauen, desto eher und besser bekommen Sie das Problem in den Griff.
Auch wenn bei Ihnen bereits Krampfadern, also krankhafte Erweiterungen von Venen, erkennbar sind, können Sie aktiv werden. Setzen Sie alles daran, dass sich das Leiden nicht verschlimmert, um ein Fortschreiten der Beschwerden wie eine Thrombose – so nennt man eine Verstopfung bzw. einen Verschluss von Blutgefäßen durch Blutgerinnsel – oder gar einen nicht wiedergutzumachenden Schaden zu verhindern.
Besondere Risikofaktoren
Frauen, die die Antibabypille einnehmen, vor allem wenn sie zusätzlich rauchen, sind besonders gefährdet, desgleichen Frauen während einer Schwangerschaft, da die Hormone Östrogen und Gestagen ein Lockerwerden des Gewebes bewirken. Dadurch werden die Venenwände nachgiebiger, und die Venen können sehr viel mehr Blut aufnehmen. Die vermehrte Venendehnbarkeit, die erhöhte Gesamtblutmenge im Körper der werdenden Mutter sowie der Druck der wachsenden Gebärmutter auf die großen Beckenvenen führt bei 75 Prozent aller Schwangeren zu Besenreisern und Krampfadern. Bei ungünstigen Bedingungen – und dazu zählt langes, unbewegliches Sitzen – kann es leicht zu einer Venenentzündung oder gar einer Thrombose kommen.
Die Hormone Östrogen und Gestagen bewirken ein Lockerwerden des Gewebes. |
Das Gleiche gilt überall dort, wo Sie über lange Zeit auf engstem Raum sitzen, also selbst auf Zug-, Bus- oder Autoreisen: Der ADAC warnt, dass lange Autofahrten ohne ausreichende Bewegungspausen das Thromboserisiko erhöhen. Erschwerend ist die Situation natürlich in den Sommermonaten, wenn Sie lange im Stau stehen und die Sonne heiß auf das Autodach herunterbrennt.
Wer lange im Flugzeug sitzt, sollte einer Flugthrombose vorbeugen. |
Vor allem Langstreckenflüge belasten die Venen. Manche Passagiere erlitten schon gefährliche Durchblutungsstörungen, das sogenannte „Touristenklasse-Syndrom“. Ursachen sind die enorm eingeschränkte Beinfreiheit, langes, inaktives Sitzen und das Abknicken der in den Kniekehlen verlaufenden Venen. Hinzu kommt eine meist ungünstige Sitzhaltung. Dadurch kann sich in den tiefer liegenden Beinvenen das Blut stauen, der Blutrückfluss zum Herzen wird langsamer, sodass das Blut zu dick und zähflüssig wird und zur Gerinnung neigt. Jetzt können sich besonders leicht Blutgerinnsel in den Bein- und Beckenvenen bilden. Im schlimmsten Fall kann sich das Gerinnsel beim Aufstehen lösen, in die Lunge wandern und dort eine lebensbedrohende Embolie auslösen. Hat sich ein Blutpfropf in den tiefer liegenden Venen gebildet, werden auch die an der Hautoberfläche liegenden Venen deutlich sichtbar, da der Blutfluss jetzt durch sie geleitet wird.
Flugthrombose: Wie Sie vorbeugen können
• Achten Sie auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr vor und während der Reise, da dadurch das Blut flüssiger gehalten wird. Am besten sind Wasser und Zitronensaft (jüngste Erkenntnisse besagen, dass das Polyphenol ungespritzter Zitronen die Blutzirkulation in den Adern fördert). Alkohol und Kaffee sollten Sie unbedingt meiden.
• Achten Sie außerdem während des Fluges auf eine leichte Kost, die den Organismus nicht belastet.
• Wenn Sie schon vor dem Flug Venenprobleme haben, tragen Sie Stütz- oder Kompressionsstrümpfe, die einen gesunden Druck auf die Venen ausüben.
Was Ihre Venen schwächen kann
Arterien- und Venenprobleme gelten heute als häufigste Zivilisationskrankheit, wobei die Krampfadern dominieren. Durchblutungsstörungen sind die Folge ungünstiger Einflüsse unserer Industriegesellschaft: Ganz vorne stehen hier zu wenig oder einseitige Bewegung sowie eine ungesunde Ernährungsweise. Dazu lesen Sie später mehr.
Der aufrechte Gang begünstigt Krampfadern
Den Gang des Menschen auf seinen zwei Beinen sehen viele als Hauptursache für das Auftreten von Krampfadern an. Der Mensch ist zwar das einzige Säugetier mit aufrechtem Gang, doch nicht nur Rückenschmerzen, sondern auch Venenprobleme sind der Preis, den wir dafür bezahlen, wenn wir nicht für Ausgleich sorgen. Interessanterweise gibt es im ganzen Tierreich kein den menschlichen Krampfadern ähnliches Krankheitsbild. Der aufrechte Gang des Menschen führte unweigerlich zu einer Veränderung der Durchblutungsverhältnisse, wirkt doch die Schwerkraft dem venösen Blutkreislauf aus den Beinen zum Herzen entgegen. Deshalb nutzen Sie jede Möglichkeit, die Beine hochzulegen!
Eine Folge des aufrechten Gangs: Krampfadern. |
Hormone lockern das Gewebe
Frauen sind in der Regel etwas anfälliger für Venenleiden als Männer. Dies liegt vor allem an den Hormonschwankungen, denen Frauen mehr ausgesetzt sind. In der Schwangerschaft führen Hormone im Allgemeinen zu einer Auflockerung des Gewebes, und die Venenwände werden noch nachgiebiger und können sehr viel mehr Blut aufnehmen. Das Blutvolumen ist in dieser Zeit ohnehin größer. Aber auch die Antibabypille, die die Kombination Östrogen und Gestagen enthält, bewirkt, wie Sie bereits gelesen haben, eine Venenerweiterung und begünstigt dadurch die Bildung von Krampfadern und sogar die Entstehung einer Thrombose. Die sogenannte Mikropille, die vergleichsweise weniger Hormone enthält, gilt als risikoärmer.
Frauen sind für Venenleiden etwas anfälliger als Männer. |
Weitere Faktoren, die den Venen nicht guttun
Schädlich wirken immer auch beengende Kleidung, einschnürende (Knie-)Strümpfe sowie hohe Schuhe, denn hohe Absätze bewirken, dass das Sprunggelenk und die Wadenmuskelpumpe nicht mehr richtig arbeiten können. Aber es kann jeden treffen: Unsere Zivilisation hat viele Bedingungen geschaffen, die unseren Venen nicht guttun: Das viele Sitzen, stundenlanges Stehen auf beengtem Raum in meist ungünstiger Haltung, aber...