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E-Book

Gesundheitsökonomische Evaluationen

VerlagSpringer-Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl600 Seiten
ISBN9783540495598
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis54,99 EUR

Die finanzielle Situation im Gesundheitswesen ist angespannt. Ökonomische Sachverhalte gewinnen gegenüber medizinischen an Bedeutung. Gesundheitsökonomische Studien wägen Kosten und Nutzen medizinischer Maßnahmen ab und leiten daraus Prioritäten ab. Praxisorientiert stellen die Autoren Grundlagen und aktuelle Forschungsergebnisse vor. Eine große Hilfe zur praktischen Durchführung von Evaluationsstudien für Nicht-Ökonomen und Experten. In der 3. komplett aktualisierten Auflage: neue Entwicklungen (z.B. NICE, IQWiG, Implementierung von Kosten-Nutzen-Analysen) und Themen (z.B. Budget Impact Modelle). Plus: Auswirkungen auf die Lebensqualität.

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Leseprobe

2 Die Entwicklung der Gesundheitsökonomie und ihre methodischen Ansätze (S. 13-14)

J.-M. Graf v. d. Schulenburg
Forschungsstelle für Gesundheitsökonomie und Gesundheitssystemforschung, Universität Hannover

2.1 Prolog

Zwischenzeitlich kann man die Gesundheitsökonomie als etabliertes Fach bezeichnen, das sich auch schon bereits – wie das für ein etabliertes Fach üblich ist – in verschiedene Teilgebiete ausdifferenziert hat. Zu nennen sind hier als Subdisziplinen z. B. die mikroökonomisch basierte Entscheidungstheorie, welche sich u. a. mit dem Verhalten von Versicherten, Ärzten und Krankenversicherungen beschäftigt, , die auf der neoklassischen Wohlfahrtstheorie aufbauende ökonomische Evaluationsforschung und Pharmakoökonomie, die betriebswirtschaftlich orientierte Krankenhausökonomie und die mit der Versorgungsforschung und der Public Health Forschung verwandte ökonomische Gesundheitssystemforschung. Insbesondere die gesundheitsökonomische Evaluationsforschung hat in den letzten Jahren an Bedeutung hinzugewonnen, da die Diskussion um die Notwendigkeit der Rationierung in den gesetzlichen und öffentlichen Gesundheitsversorgungssystemen die Gesundheitspolitik dominiert, Institutionen – wie das schwedische LFN, das englische NICE und das deutsche IQWiG – gegründet worden sind, welche zur Aufgabe haben, die Nutzen und Kosten von medizinischen Leistungen zu evaluieren und immer häufiger die Frage stellt, ob die zusätzlichen Kosten von z. B. innovativen Arzneimitteln durch deren zusätzliche Nutzen gerechtfertigt sind. Der Arbeitsmarkt für Gesundheitsökonomen war nie so gut wie heute.

Gesundheitsökonomie gehört – wie die Umweltökonomie, die Bildungsökonomie und die Arbeitsökonomie – zu den so genannten „Bindestrichökonomien", bei der das gesamte Instrumentarium der ökonomischen Theorie auf spezifische Fragestellungen und konkrete Zusammenhänge in einem Wirtschaftsbereich angewandt wird. So verwenden gesundheitsökonomische Studien industrieökonomische, makroökonomische, mikroökonomische und finanztheoretische Ansätze und Modelle. Hinzu kommt, dass die Analyse ökonomischer Vorgänge des Gesundheitswesens durch eine Disziplin allein gar nicht leistbar ist. Ohne die Beachtung medizinischer, soziologischer, technologischer, politischer und psychologischer Erkenntnisse ist es dem Ökonomen kaum möglich, nutzbringende Erkenntnisse in diesem Bereich zu erarbeiten. Gesundheitsökonomie ist somit auf interdisziplinäre Zusammenarbeit angewiesen. Dies wird insbesondere deutlich durch das Lehr- und Forschungsgebiet Public Health.

In diesem Beitrag wird nach einer Definition des Begriffes Gesundheitsökonomie ein kurzer geschichtlicher Rückblick zu der Entwicklung dieses Faches gegeben. Im Anschluss darin werden einige zentrale Fragestellungen und vor allem Ansätze der gesundheitsökonomischen Forschung herausgearbeitet. Da Pharmakoökonomie ein Teilgebiet der Gesundheitsökonomie ist, sollte sie den Bezug zur gesundheitsökonomischen Forschung und zur generellen ökonomischen Forschung nicht verlieren, da sie sonst leicht zu einer reinen theorielosen Technik verkümmert.

2.2 Was ist Gesundheitsökonomie?

Ein wissenschaftlicher Untersuchungsgegenstand bedarf einer Definition. Eine Definition sollte operational sein, d. h. man sollte mit ihr arbeiten können und sie sollte weder zu weit noch zu eng sein. Leider liegt keine Definition für die Gesundheitsökonomie vor. Als auf der Jahrestagung des Vereins für Socialpolitik die Frage nach einer Definition gestellt wurde, war die Antwort: 1. Gesundheitsökonomie ist das, was Gesundheitsökonomen machen, und 2. „ein Gesundheitsökonom ist keiner, der die Gesundheitsausgaben schon deshalb für zu hoch hält, weil sie zu hoch sind." Dies deutet darauf hin, dass Gesundheitsökonomie mit Kostendämpfung gleichgesetzt wurde, obwohl sich Gesundheitsökonomen diesen Schuh ungern anziehen.

Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Vorwort zur dritten Auflage5
Vorwort zur zweiten Auflage7
Vorwort zur ersten Auflage9
Inhaltsverzeichnis12
Teil A: Methodische Grundlagen20
1 Einführung21
1.1 Ökonomie im Gesundheitswesen21
1.2 Kurze Begriffsabgrenzung24
1.3 Relevanz der Studien für Deutschland25
1.4 Verwendung von gesundheitsökonomischen Studien29
2 Die Entwicklung der Gesundheitsökonomie und ihre methodischen Ansätze31
2.1 Prolog31
2.2 Was ist Gesundheitsökonomie?32
2.3 Geschichte der Gesundheitsökonomie35
2.4 Ansätze der Gesundheitsökonomie38
2.5 Epilog40
3 Gerechtigkeitsethische Überlegungen zur Gesundheitsversorgung41
3.1 Einleitung41
3.2 Gerechte Gesundheitsversorgung als Verteilungsproblem42
3.3 Gerechte Gesundheitsversorgung als Rationierungsproblem43
3.4 Das erste Gerechtigkeitsproblem der Medizin oder Warum die Verteilung der medizinischen Versorgungsleistungen nicht allein dem Markt überlassen werden darf46
3.5 Es gibt kein Recht auf eine maximale Gesundheitsversorgung55
3.6 Das zweite Gerechtigkeitsproblem der Medizin oder Rationalisierung und Rationierung in der Gesundheitsversorgung58
4 Die Berechnung von Kosten und Nutzen66
4.1 Einleitung66
4.2 Datenquellen für Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen66
4.3 Kosten und Nutzen im Gesundheitswesen68
4.4 Die Erfassung von Kosten- und Nutzeneffekten76
4.5 Zusammenfassung79
5 Grundformen gesundheitsökonomischer Evaluationen81
5.1 Vorbemerkungen81
5.2 Studien ohne vergleichenden Charakter82
5.3 Studien mit vergleichendem Charakter92
5.4 Zusammenfassung108
6 Das QALY-Konzept als prominentester Vertreter der Kosten- Nutzwert- Analyse111
6.1 Das Konzept der qualitätskorrigierten Lebensjahre ( QALYs)111
6.2 League-Tables122
6.3 Exkurs: Negative Lebensqualität und Lebensqualität von ungeborenem Leben130
6.4 Kritische Würdigung der im QALY-Konzept enthaltenen Annahmen134
6.5 Mögliche Alternativen zum QALY-Konzept142
7 Das Schwellenwertkonzept154
7.1 Einführung154
7.2 Das Kosten-Effektivitäts-Schwellenwertkonzept156
7.3 Optimaler Schwellenwert oder optimales Budget?157
7.4 Ansätze zur Festlegung von Schwellenwerten ohne Budgetbeschränkung158
7.5 Ansätze zur Herleitung eines optimalen Schwellenwerts bei Budgetbegrenzung164
7.6 Diskussion der Ansätze167
7.7 Ist der Schwellenwert alles?170
7.8 Weitere Kriterien zur Generierung eines multiplen Schwellenwerts172
8 Grundprinzipien einer Wirtschaftlichkeitsuntersuchung181
8.1 Auswahl des optimalen Zeitpunkts der Analyse181
8.2 Offenlegung der Perspektive182
8.3 Berücksichtigung aller relevanten Alternativen184
8.4 Bewertung anhand des Opportunitätskosten-Ansatzes186
8.5 Grenzbetrachtung187
8.6 Diskontierung192
8.7 Sensitivitätsanalysen199
8.8 Transparenz202
8.9 Publikation203
8.10 Finanzierung204
8.11 Durchführende Institution205
Teil B: Das Studiendesign: Field Research und Desk Research206
1 Datenherkunft207
1.1 Systematisierung der Ansätze207
1.2 Top down- vs. bottom up-Ansatz209
1.3 Retrospektiver vs. prospektiver Ansatz210
2 Field Research213
2.1 Klinische Studien213
2.2 Exkurs: Der Stichprobenumfang einer Evaluationsstudie220
2.3 Naturalistische Studiendesigns254
2.4 Exkurs: Non-Compliance257
2.5 Datenbankanalysen263
2.6 Delphi-Methode265
2.7 Kritische Würdigung des Field Research272
3 Evidenzsynthese: Meta-Analysen und Entscheidungsanalysen273
3.1 Meta-Analyse als Instrument zur quantitativen Synthese von Forschungsergebnissen273
3.2 Exkurs: Evidenz-basierte Medizin (EBM)276
3.3 Formale Entscheidungsanalyse283
3.4 Kritische Würdigung der vorgestellten Ansätze320
4 Budget Impact Modelle323
4.1 Einleitung323
4.2 Methodik der Modellentwicklung326
Teil C: Bewertung von Lebensqualitätseffekten330
1 Lebensqualität als Ergebnisparameter in gesundheitsökonomischen Studien331
1.1 Notwendigkeit der Messung von Lebensqualität in gesundheitsökonomischen Studien331
1.2 Die Definition der Begriffe Lebensqualität und Gesundheit333
1.3 Die Messung der Lebensqualität335
1.4 Profilinstrumente und Indexinstrumente338
1.5 Krankheitsspezifische und generische Messinstrumente340
1.6 Ordinale und kardinale Messinstrumente342
1.7 Zusammenfassung343
2 Nutzentheoretische Lebensqualitätsmessung345
2.1 Identifiziertes versus statistisches Leben345
2.2 Methodologische Standards des Messens349
2.3 Rating Scale353
2.4 Standard Gamble357
2.5 Time Trade-off371
2.6 Person Trade-off379
2.7 Zahlungsbereitschaft (Willingness-to-pay)380
2.8 Bewertung der vorgestellten Methoden392
3 Der SF-36 Health Survey396
3.1 Gesundheitsbezogene Lebensqualität als Größe in der Gesundheitsökonomie396
3.2 Die Entwicklung des amerikanischen SF-36 Health Survey398
3.3 Der deutsche SF-36 Health Survey401
3.4 Diskussion409
4 Der EQ-5D der EuroQol-Gruppe412
4.1 Lebensqualität in gesundheitsökonomischen Analysen412
4.2 Die Konzeption des EQ-5D414
4.3 Der Aufbau des EQ-5D416
4.4 EQ-5D Index417
4.5 Psychometrische Gütekriterien421
4.6 Fazit und Ausblick422
5 Der Health Utility Index (HUI)424
5.1 Entstehungsgeschichte und Einordnung424
5.2 Der Health Utility Index Mark 2 (HUI 2)426
5.3 Der Health Utility Index Mark 3 (HUI 3)429
5.4 Diskussion433
Teil D: Qualität und Akzeptanz gesundheitsökonomischer Evaluationsstudien435
1 Institutionen der Vierten Hürde436
1.1 Institutionelle Einbindung der Kosteneffektivität in Erstattungs- und Preisregulierung medizinischer Leistungen436
1.2 Internationale Entwicklungen der Vierten Hürde441
1.3 Nutzenbewertung von Arzneimitteln in Deutschland448
1.4 Ausblick452
2 Health Technology Assessment (HTA)454
2.1 Einleitung454
2.2 Zum Begriff der Technologie und des HTA455
2.3 Der HTA-Prozess458
2.4 Methoden des HTA463
2.5 Gesundheitsökonomische Aspekte467
2.6 HTA und Rationierung470
3 Die Standardisierung der Methodik: Guidelines477
3.1 Die Entwicklung in Deutschland477
3.2 Deutsche Empfehlungen zur gesundheitsökonomischen Evaluation – Revidierte Fassung des Hannoveraner Konsens – der Hannoveraner Konsens Gruppe485
3.3 Consensus on a Framework for European Guidelines - Declaration of the EUROMET Group -491
4 Die Übertragbarkeit internationaler Ergebnisse auf nationale Fragestellungen496
4.1 Die Bedeutung multinationaler Daten in gesundheitsökonomischen Studien496
4.2 Die Vergleichbarkeit der Ressourcenverbräuche und Kosten in multinationalen Studien499
4.3 Ansätze zur Übertragung von Studienergebnissen in andere Gesundheitssysteme504
4.4 Fazit511
5 Der gesundheitspolitische Nutzen von Evaluationsstudien514
5.1 Problemstellung514
5.2 Gesundheitsökonomische Evaluationen515
5.3 Das gesundheitspolitische Nutzenpotenzial519
5.4 Anwendungshindernisse für gesundheitsökonomische Erkenntnisse526
5.5 Künftige Aufgaben zur Verbesserung der Nutzung536
5.6 Zusammenfassung537
6 Ausblick539
Abbildungsverzeichnis543
Tabellenverzeichnis547
Abkürzungsverzeichnis550
Literaturverzeichnis554
Stichwortverzeichnis590
Autorenverzeichnis599

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