Einleitung
Wir alle kennen diese Oh shit-Momente.
Etwa wenn wir unseren Kontostand mit der Kreditkartenabrechnung vergleichen und plötzlich verstehen, was mit »Überziehungsschutz« gemeint war, oder wenn wir unsere Lieblingshose anziehen wollen und feststellen müssen, dass sie uns zwei Nummern zu klein ist. Oder aber wenn wir neben unserem Lieblingsmenschen aufwachen und uns bewusst werden, dass er oder sie schon seit zwei Jahren nicht mehr zu uns passt.
Aaahhh!
Zuletzt hatte ich einen dieser Momente, als mir der Grund für meine ständige Unzufriedenheit klar wurde: Ich mochte einfach meinen Job nicht mehr, und zwar nicht nur diesen Job bei diesem Arbeitgeber, nein, meine gesamte Karriere, der ich einfach nicht mehr mein Leben unterordnen wollte. Diese Erkenntnis war alles andere als schön. Und sie brachte eine Reihe von »Was soll ich jetzt bloß machen?«- und »Wie soll es jetzt nur weitergehen?«-Momenten mit sich, bevor ich schließlich in der Lage war, mein Hamsterrad zu verlassen und ein paar große Veränderungen anzugehen, die mein Leben auf den Kopf gestellt haben.
Jetzt werde ich Ihnen zeigen, wie auch Sie große Veränderungen in Ihrem Leben bewerkstelligen können. Oder bloß ein paar kleine. Was auch immer Sie glücklich macht.
Ganz ehrlich? Sie müssen einfach nur Ihr Leben in den Griff bekommen, das ist es, was ich mit get your shit together meine.
Und noch einmal: ICH VERURTEILE NICHT. Es ist absolut nachvollziehbar, dass Veränderungen (egal welcher Größenordnung) es bisher nicht auf Ihre To-do-Liste geschafft haben. Es ist eben eine Sache, einen Oh shit-Moment zu haben, und eine ganz andere, auch wirklich etwas zu verändern. Insbesondere wenn Sie zu den Menschen gehören, die nicht wissen, wo sie anfangen sollen. Vielleicht haben Sie ja auch gar keine Probleme damit, Veränderungen anzugehen, verlieren jedoch an Fahrt, sobald es an die konkrete Umsetzung geht – es gibt schließlich viel zu viel zu tun, und die Zeit dafür reicht hinten und vorne nicht. Ja, selbst wenn Sie alles umsetzen könnten, wie um Himmels willen sollen Sie es bloß anstellen, dabei nicht verrückt zu werden?
Ich kann Sie beruhigen, es ist machbar!
Sein Leben in den Griff zu bekommen und auch dauerhaft im Griff zu haben hält möglicherweise ein paar lebensverändernde Erkenntnisse für Sie bereit. Dann können Sie weitermachen, indem Sie tatsächlich »Veränderungen angehen« und dabei »nicht verrückt werden«. Das ist ziemlich befreiend. Nichts davon ist schwierig, auch wenn es Ihnen jetzt vielleicht noch so vorkommt – Sie müssen nur einen anderen Blickwinkel einnehmen, als Sie es bisher gewohnt sind.
Und werden so einen besseren Weg finden. Einen einfacheren Weg.
Egal ob Sie ein überforderter Minderleister oder ein leistungsstarker Freak sind – es funktioniert. Vertrauen Sie mir und meiner Erfahrung!
Vor ein paar Jahren war ich so niedergeschlagen, dass ich es morgens kaum aus dem Bett geschafft habe. Allein der Gedanke, mein Haus zu verlassen und die U-Bahn zu nehmen, war mir ein Graus. Denn die U-Bahn brachte mich an einen Ort, der sich von einem Büro in einen Tempel des Todes verwandelt hatte. Diese Gefühle waren nicht neu für mich, die damit verbundenen Krisen wurden jedoch immer größer und häufiger. Aber ich hatte doch fünfzehn Jahre damit verbracht, die Karriereleiter hinaufzuklettern – da konnte ich doch jetzt nicht einfach alles hinschmeißen, nur weil es mir gerade nicht so gut ging, oder? Ich musste einfach weitermachen, auch wenn ich keine Freude dabei empfand, ich hatte schließlich schon so viel Zeit und Energie investiert … Nicht wahr? (Kleiner Tipp: NEIN!)
Ich habe viel zu lange dafür gebraucht, herauszufinden, was ich alles mit meinem Leben anfangen könnte, wenn ich doch bloß aufhören würde, mir Sorgen darüber zu machen, was ich alles tun sollte.
Gerne würde ich IHNEN eine Menge Zeit ersparen bei dem Kampf, ob Sie besser im Bett bleiben (oder in der Schuldenfalle, einer schlechten Beziehung oder der Jogginghose), anstatt sich der Realität zu stellen. Denn wenn Sie der Wirklichkeit erst mal ins Auge blicken, können Sie auch gleich damit anfangen, sie nach Ihren Bedürfnissen zu formen.
Genau das passiert nämlich, wenn Sie Ihr Leben im Griff haben.
Sobald ich verstanden hatte, was ich wirklich wollte – nur für mich selbst arbeiten und nicht mehr an täglichen Besprechungen teilnehmen –, gab es für mich kein Zurück mehr. Ich habe nicht nur meinen sicheren Verlagsjob aufgegeben und bin das Risiko der Freiberuflichkeit eingegangen, nein, damit verbunden war eine weitere Erkenntnis: Durch das freiberufliche Arbeiten konnte ich von überall auf der Welt aus »pendeln«. Nicht nur von meinem Sofa in Brooklyn aus, sondern vielleicht sogar von einem Pool in der Karibik.
Hey, Moment mal, vielleicht könnte ich ja ganz in die Karibik ziehen? Das wäre doch was, oder?
Also tat ich es – und in Teil I dieses Buches werde ich Ihnen erzählen, wie das so lief.
Ich will Sie nicht vergraulen. Bei meinen Entscheidungen handelt es sich um große, einschneidende Lebensveränderungen, aber wie ich Ihnen ja bereits gesagt habe, kann mein Buch Ihnen auch bei jeder Menge kleinerer Veränderungen behilflich sein.
Nur ein Beispiel: Geht es Ihnen nicht auch manchmal so, dass Sie einfach nicht aus dem Büro kommen – oder sich nicht vom Sofa aufraffen können –, wenn Sie doch eigentlich nur noch raus und zum Sport möchten oder sich endlich dem »irgendwann einmal«-Projekt widmen wollen, das schon seit Beginn der Zeitrechnung auf Ihrer To-do-Liste steht?
Wir alle kennen das. Wir alle haben schon einmal den Punkt erreicht, an dem man einfach nicht mehr weiterarbeiten kann, keine eingebildeten Pilatestrainer mehr erträgt oder verzweifelt versucht, die Probestunde zu einem Portugiesischkurs in den einzigen freien Nachmittag zu pressen, der im gesamten Monat noch übrig ist.
Natürlich gibt es auch diese anderen Leute, die scheinbar mühelos durch ihr wahnsinnig tolles Leben gehen, immer einen Plan haben, sich um die kleinsten Details kümmern und auf deren To-do-Listen nur erledigt, abgehakt und verwirklicht steht. Vermutlich sind die meisten von der Regierung gebaute übermenschliche Roboter, aber ich könnte darauf wetten, dass der Rest auch ein wenig Hilfe dabei benötigt, sein Leben in den Griff zu bekommen.
Vielleicht gehören Sie ja auch zu den Personen, die ich gerade beschrieben habe – den Terminkalender randvoll mit wichtigen Verabredungen zum Mittagessen. Und möglicherweise wird Ihnen gerade bewusst, dass diese langen Arbeitstage den elfenbeinfarbenen dicken Karton, aus dem Ihre Visitenkarten gemacht sind, nicht wert sind. Wegen betrieblicher Softballturniere und gemeinnütziger 10-km-Läufe, mit denen Sie Ihre Wochenenden im letzten Jahr verbracht haben, waren Sie schon mindestens so lange nicht mehr mit Freunden zum Abendessen aus, wie diese »Portugiesisch lernen« auf ihren To-do-Listen stehen haben. (All diese Freunde hassen Sie vermutlich bereits, haben jedoch keine Ahnung, dass auch Sie sich quälen.)
Was würden Sie sagen, wenn ich Ihnen und uns allen jetzt einen Weg durch die Mitte aufzeige, der genau zu dem Leben führt, das wir leben wollen? Nein, wirklich! In diesem Buch ist für jeden etwas dabei:
- Tipps, um besser organisiert, motiviert und pünktlich zu sein? Abgehakt!
- Tricks, um Geld zu sparen, Grenzen zu setzen und schwierige Gespräche mit Freunden, Familienmitgliedern und Kollegen zu führen? Doppelt abgehakt!
- Und wie sieht es mit Ratschlägen aus, um den Alltagskram in den Griff zu bekommen und sich endlich auf die großen Träume konzentrieren zu können – wie beispielsweise einen Laufbahnwechsel, einen Hauskauf oder auch nur den Auszug aus dem Elternhaus? Sie. haben. Glück. Alles. Da!
Ich kann mir schon vorstellen, was Sie jetzt denken. Wie sollte so viel Gutes in ein so dünnes Buch passen?
Eine berechtigte Frage. Die Antwort lautet: Ich sehe es nicht als meine Aufgabe an, Ihnen zu erklären, wie Sie eine Million verschiedener Dinge bewältigen können – für dieses Ausmaß an Händchenhalten gibt es auf dieser Welt einfach nicht genügend Händedesinfektionsmittel. Stattdessen möchte ich Ihnen zeigen, wie Sie sich all diesen Dingen nähern können, um sie dann auf Ihre eigene Weise, in Ihrem eigenen Tempo anzugehen. Meine Methoden lassen sich auf alles Mögliche übertragen. Zufällig habe ich einigen Erfolg damit gehabt, Menschen bei Veränderungen zu helfen, und zwar durch einfache Ratschläge, jede Menge Kraftausdrücke und ab und zu auch durch ein Diagramm.
In meinem ersten Buch Not Sorry ging es darum, das Leben nicht mit Leuten und Dingen zu vergeuden, auf die Sie keine Lust haben. Die New York Times hat es mit einer »Weird Al-Parodie« verglichen, und der...