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Gewalt und Mythos in Georges Sorels Betrachtungen über die Gewalt

AutorAndreas Wiedermann
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl21 Seiten
ISBN9783640938650
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Philosophie - Philosophie des 20. Jahrhunderts, Note: 1,3, Freie Universität Berlin (Institut für Philosophie), Veranstaltung: Konzeptionen der Gewalt, Sprache: Deutsch, Abstract: Eine zu bejahende und sogar rühmende Sicht auf Gewalt vermitteln zu wollen, wirkt verstörend. Diese Verstörung nimmt nicht ab, wenn man Sorels Betrachtungen über die Gewalt liest. Gewalt, Entscheidungskampf, Krieg - mit solchen Begriffen stellt sich Sorel gegen ein Gesellschaftsmodell, das auf Kompromiss und Integration aller Gruppen ausgelegt ist. Der Vorwurf zivilisatorischer Rückwärtsgewandtheit drängt sich dem Leser spontan auf. Sorel, der sowohl mit einem marxistischen Selbstverständnis als auch aus einer moralisch begründeten Perspektive vom Übergang zum Sozialismus schreibt, erinnert zugleich an historisch längst überwunden geglaubte Verhältnisse, wenn er mit Begeisterung ein Ideal des Krieges und der Gewalt beschwört. Auch wenn der Glaube an die zivilisatorische Überlegenheit der Gegenwart stets ein Vorurteil gegenüber vergangener Epochen ist, bleibt doch das ungute Gefühl, dass Sorel mit moralisch zu verurteilenden Instrumenten die verheißungsvolle Zukunft durchsetzen und mit Mitteln der Barbarei den Sozialismus schaffen möchte. Was bei Marx ein notwendiges Übel ist, die Gewalt als Geburtshelferin jeder neuen Gesellschaft, wird bei Sorel zu einem gesellschaftlichen Prinzip, welches den Fortschritt überhaupt erst ermöglicht. Die Frage wie aus Gewalt etwas entstehen kann, noch dazu etwas, das als Fortschritt zu dem gelten kann, was sie zuvor oder zugleich abgerissen hat, drängt sich von selbst auf. Sorel stellt sich diese Frage selbst im sozialistischen Sinne: 'Das Problem, um dessen Lösung wir uns nunmehr bemühen wollen, ist das Schwierigste von allen denen, die ein sozialistischer Schriftsteller anzuschneiden vermag: Wir müssen uns nun nämlich fragen, wie es möglich ist, sich den Übergang der heutigen Menschen zu dem Zustande freier, in Betrieben ohne Herren arbeitender, Produzenten vorzustellen2.' In einer Zeit, in der die Sozialisten Europas sich darüber stritten, wie die Transformation vom Kapitalismus zum Sozialismus zu denken und umzusetzen sei und sich gleichzeitig am Vorabend des ersten Weltkrieges eine Epoche der Gewaltausbrüche ankündigte, veröffentlichte Sorel die Betrachtungen über die Gewalt und bot damit den Versuch an, Gewalt und Emanzipation als zwei Seiten einer Medaille zu lesen. Diese Hausarbeit will dieses auch heute noch schwierige Unterfangen verständlich machen.

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