Schneeglöckchenzeit
Die Saison im Garten wird eröffnet, sobald wärmende Sonnenstrahlen durch das noch kahle Geäst der Bäume hindurch den Boden erwärmen und erste Blüten ans Tageslicht locken. Schneeglöckchen, Märzenbecher und Winterlinge verkünden den Frühlingsbeginn, Hasel- und Weidenkätzchen geben ihren goldenen Blütenstaub dazu. Und überall zwischendrin tanzen Elfenkrokusse Ballett.
Noch ist es ein gewagtes Spiel, der Winter hat sich nur hinter die Büsche verzogen. Manchmal kommt der Vorfrühling schon mitten im Februar, in anderen Jahren erst tief im März. Im Flachland auf jeden Fall viel früher als in rauen Gebirgslagen. Trotzdem, welcher passionierte Gärtner kann jetzt noch warten? Es kribbelt doch schon seit Langem in allen Fingern.
Was schlägt die Erdenuhr?
Veilchenzeit, Veilchenzeit!
Die blauen Frühlingsaugen
schauen aus dem Gras hervor!
Bartholomäus Anglicus
(um 1190–1250)
Kunigund (3.März) macht warm von unt’.
Vorfrühlingsputz
Wenn etwas Neues beginnt, wird stets zuerst gründlich geputzt. Kehren Sie den Winter raus! Altes Laub, das noch auf Beeten liegt, wird abgerecht, damit der Boden sich gut erwärmen kann. Auch zwischen Stauden, auf Baumscheiben und in Hochbeeten gehören die Laubdecken, die den Winter über gewärmt haben, jetzt weggenommen. Das ausgediente Laub kommt am besten in einer stillen Ecke auf einen eigenen Komposthaufen, gemischt mit grob zerkleinertem Schnittgut und etwas Steinmehl sowie Hornspänen. So verrottet es bald zu wertvollem Laubhumus.
Rasen abrechen
Wenn man gleichzeitig auf drei Gänseblümchen treten kann, ist der Frühling eingekehrt, heißt es. Auf vielen Rasenflächen blühen die Gänseblümchen dicht an dicht – das Gras wächst bereits. Rechen Sie den Rasen kräftig durch, um alte Gräser zu entfernen und das Grün zu belüften. So kurbelt man das Wachstum an. Dabei hilft auch eine erste Düngung, die Gräser brauchen jetzt zum Saisonstart Nahrung. Vertikutieren und Nachsäen kommt dagegen erst später.
Beete vorbereiten
Wo der Boden offen, also von der Sonne gewärmt wird, nicht mehr in der Tiefe gefroren und abgetrocknet ist, kann die Vorbereitung für die Aussaat und Bepflanzung erfolgen. Ideal zur Lockerung, zur Vordüngung und zur Humusanreicherung ist es, wenn man mit einem Kultivator, Sauzahn oder Krail die Bodenoberfläche mehrmals gut belüftet. Dabei auch gleich Unkraut entfernen. Falls nötig, kann Dünger oder Bodenverbesserungsmittel, zum Beispiel Kompost, mit eingearbeitet werden.
»Betrete nie das Gartenland, solange die Erde an deinen Schuhen kleben bleibt.«
Stimmt. Vor allem jetzt sollte man sich daran halten. Oft bleibt der Boden nach strengen Frostperioden in der Tiefe noch lange gefroren. Die Krume ist noch sehr nass. Jetzt schadet eine Bearbeitung der Beete mehr als dass sie nutzt. Dafür gibt es eine weitere Gartenweisheit: »Säst du im März zu früh, ist’s oft vergeb’ne Müh!« Die Sonne muss die Erde erst richtig aufwärmen, eine laue Erstfrühlingsluft die Oberfläche abtrocknen, bevor man mit der Bestellung der Beete beginnen kann.
Kompost ausbringen
Läuft Ihr Komposthaufen über? Dann können Sie halbreifen, also noch nicht voll durchgerotteten Kompost jetzt auf die Beete ausbringen. Werfen Sie den Kompost durch ein weites Maschensieb, um grobe Bestandteile wie Äste oder Wurzeln herauszulesen. Dann wird der Kompost, in dem noch Strukturen erkennbar sind, 2 bis 3 Zentimeter dick verteilt und leicht in den Boden eingearbeitet. Er setzt sich an Ort und Stelle innerhalb der nächsten Wochen um – das Beet ist dann fix und fertig vorgedüngt für die Bestellung.
Zur Saat alles parat
»Siehst du im März gelbe Blumen blühen, magst du getrost deinen Samen streuen.« Die gelben Blüten des Huflattichs zeigen an, dass sich der Boden ausreichend erwärmt hat und man mit der Aussaat robuster Gartenpflanzen im Freien beginnen kann. Dicke Bohnen und Erbsen sollten sogar sehr früh gesät werden, damit sie von Schädlingen und Krankheiten verschont bleiben. Unter Vlies klappt die Keimung bestens. Auch Möhren, Pastinaken, Mairüben und Steckzwiebeln kommen bereits in den Boden. Radieschen, Rettiche und frühe Salate kann man schon unterm Folientunnel aussäen.
Die Tage sind wieder lang genug, dass Wärme liebende Gemüse mit langer Entwicklungszeit wie Paprika, Auberginen, Kürbisse und Gurken, aber auch Kohlrabi, Lauch und Salate sich auf der Fensterbank vorziehen lassen. Erste Sommerblumen dürfen ebenfalls in die Anzuchterde.
Keimprobe
Taugt das Saatgut aus alten Beständen noch? Das lässt sich leicht mit einer Keimprobe testen. Ein paar Samen dafür in einem tiefen Teller auf feuchtes Küchenpapier betten, den Teller mit Klarsichtfolie überspannen. Warm aufstellen, ab und zu lüften, nicht austrocknen lassen. Je nach Keimdauer der Saat erscheinen nach wenigen Tagen bis 3 Wochen die feinen Sämlingswurzeln. Wenn die Hälfte der Samen noch keimt, können Sie das Saatgut noch verwenden, säen Sie dann einfach etwas dichter als gewohnt. Geht weniger als die Hälfte der Samen auf, lohnt sich die Aussaat kaum mehr.
Saaten fürs Gewächshaus
Wer Tomaten und Paprika im Gewächshaus ziehen will, der kann bereits mit der Aussaat dieser Gemüse beginnen. Immerhin liegt die durchschnittliche Keimdauer bei 2 bis 3 Wochen, dann sind noch einmal 2 oder 3 Wochen Entwicklungszeit zu rechnen. Ab April können die Pflanzen dann umgesiedelt werden. Für die Freilandkultur sollte man dagegen besser noch warten, sonst müssen die Tomaten allzu lange, nämlich bis Mai, auf der Fensterbank gezogen werden. Spätere Anzucht holen die Freilandsorten schnell wieder auf, die Pflanzen werden kräftig und bleiben gesund.
Sträucherputz
Wo halbstrauchige Kräuter wie Lavendel, Ysop, Bohnenkraut und Gartengehölze wie Sommerflieder oder Bartblume einen Rückschnitt brauchen, lässt sich, wie auch bei allen anderen Sträuchern, mit der Kratzprobe prüfen, wie weit die Triebe zurückgefroren sind. Einfach an einer kleinen Stelle mit dem Fingernagel oder dem Messerrücken ein wenig Rinde abschaben. Ist es darunter grün und saftig, lebt der Zweig und wird wieder austreiben.
Rosen kann man zwar jetzt pflanzen, aber mit dem Rückschnitt sollte man unbedingt noch warten – bis die Forsythien blühen. Ein strenger Nachtfrost könnte sonst die frisch gekürzten Rosentriebe nochmals erwischen und ziemlichen Schaden anrichten. Rosenhochstämme, die noch mit Winterschutzmaterial umhüllt sind, sollten ganz allmählich aus ihren wärmenden Mänteln geschält werden.
Bei Bauernhortensien schneiden Sie die alten Blütenstände weg, schonen aber dabei die neuen, schon anschwellenden Knospen an den Trieben des Vorjahrs – denn daraus entstehen neue Blüten. Diese Knospen sind sehr empfindlich für krasse Temperaturwechsel und späte Nachtfröste, schützen Sie die Büsche deshalb durch Überlegen von Vlies gegen starke Sonneneinstrahlung sowie in kalten Nächten.
Ein heiterer März
erfreut des Gärtners Herz.
Stängelputz
Die warmen Tage lassen alles sprießen, auch die Gräser und Stauden treiben schon. Damit die frischen Schösslinge ungehindert wachsen können, müssen jetzt die alten Stängel und Halme weg. Schneiden Sie die vertrockneten, dürren Reste von Phlox, Astern, Ziergräsern und allen anderen eine Handbreit über dem Boden weg. Zerkleinert dürfen die Schnittreste zum Kompost, eignen sich aber auch als Mulchmaterial.
Bitte liegen lassen
Gerade jetzt, wo noch kaum etwas sprießt und der Wind die alten Blätter weggeblasen hat, findet man im Garten häufig viele leere Schneckenhäuser. Die sind oft nur scheinbar leer, denn sie werden von vielen Tieren als Winterquartier oder Wohnung genutzt. Die Larven von Glühwürmchen oder Schneckenhaus-Nistkäfer etwa hausen darin, beide sehr erfolgreiche Schneckenvertilger. Auch Mauerbienen und Spinnen nutzen die Häuschen ebenfalls gerne, sie betätigen sich als wertvolle Gartenhelfer bei der Schädlingsbekämpfung. Also lassen Sie die Schneckenhäuser unbedingt in Ihrem Garten liegen.
Erfolgreich jäten
Brennnesselwurzeln lassen sich zum Ende des Winters leicht entfernen. Sie wurzeln meistens nicht besonders tief, deshalb kann man sie ganz gut aus dem Boden herausziehen, wenn dieser vom Frost mürbe geworden und wieder aufgetaut ist. Stechen Sie zunächst mit einer Grabgabel über die Fläche verteilt in die Erde, bewegen Sie den Stiel jeweils ein paar Mal vor und zurück, um die Brennnesseln zu lockern. Packen Sie die alten Stängel knapp über dem Boden und ziehen Sie langsam und behutsam daran. Sie werden nahezu alle Wurzelstränge entfernen können.
Wenn‘s erst einmal Josefi (19.März) ist,
so endet auch der Winter gewiss.
Frisches Grün von der Fensterbank
Wolfgang Schneider: »Draußen im Garten blüht schon was, da wächst in mir der Appetit auf frisches Grün. Nur leider gibt es noch keinen zarten Salat und...