DAS ELEMENTARE ZIEL: EIN LEBEN IM GLEICHGEWICHT
Stellen Sie sich folgende Situation vor: Eines Morgens wachen Sie auf und in Ihrem Kopf rotiert eine einzige Frage – die Frage nach dem „Warum?“. Dabei wird Ihnen vielleicht zum ersten Mal klar, dass Sie in der Vergangenheit nie richtig ernsthaft über den Lauf des Lebens nachgedacht haben. Nie etwas über den Sinn und Zweck der eigenen Existenz erfahren wollten. Und nie das Bedürfnis hatten, die Bausteine für Ihre persönliche Zukunft neu zu ordnen und zu optimieren.
Das Meisterstück eines Menschen, auf das er besonders stolz sein kann, ist sinnvoll zu leben; alles Übrige, wie regieren, Schätze sammeln, Bauten errichten, sind Nebensachen.
Michel Eyquem de Montaigne
Für Gedanken dieser Art bestand eigentlich auch kein Anlass. Vielleicht ist Ihr Leben bisher, wie bei den meisten Menschen, in fest gefügten Bahnen verlaufen. Routiniert, unaufgeregt und – zugegeben – oft ein bisschen langweilig. Geld verdienen, Karriere machen, eine Familie gründen, ein Haus bauen, jedes Jahr in Urlaub fahren, ein schickes Auto fahren – man gönnt sich ja sonst nichts.
Wenn der innere Schweinehund mobil macht Das ist der Anfang vom Ende
Geld verdienen, Karriere machen, sich etwas leisten – soll das schon alles gewesen sein?
Doch reicht das aus, um wirklich zufrieden mit sich und der Welt zu sein? Plötzlich meldet sich der innere Schweinehund zu Wort: Wofür quäle ich mich jeden Morgen aus dem Bett? Für was rackere ich mich den ganzen Tag ab? Je mehr Sie Ihre Lebensführung infrage stellen, desto rebellischer wird Ihre Einstellung zum gewohnten Alltagstrott. Das bleibt nicht ohne Folgen.
Vielleicht ist es Ihnen zeitweise auch schon so gegangen: Zunächst unmerklich, dann aber deutlich spürbar verschlechtert sich Ihre Laune. Der rechte Schwung ist hin, Lustlosigkeit macht sich breit. Bei der Arbeit schleichen sich Fehler ein, die Ihnen sonst mit Sicherheit nicht unterlaufen wären. Ihr Chef ist bereits aufmerksam geworden und mahnt dringend, zur alten Form zurückzufinden. Auch dem Partner an Ihrer Seite fällt auf, dass irgendetwas mit Ihnen nicht stimmt. Eine Beziehungsturbulenz bahnt sich an, die im schlimmsten Fall böse enden wird.
Die Abwärts-Spirale kommt in Fahrt Von nun an geht’s bergab
Spielen wir also den GAU der Sinnkrise einmal weiter durch. Stellen Sie sich vor, ein guter Bekannter wäre durch die oben beschriebene Sinnfrage ins Nachdenken geraten und privat wie auch beruflich ins Trudeln gekommen. In der Firma erreicht er nicht mehr das vorgegebene Ziel, sein Bonus geht flöten. Passiert im nächsten Quartal das Gleiche, gibt es zu Hause Zoff ums liebe Geld. Denn wer verzichtet schon auf lieb gewonnene Einkünfte, nur weil der Partner in einem Motivations-Tief steckt.
Jetzt folgt Schlag auf Schlag. Um unangenehme Auseinandersetzungen zu vermeiden, geht Ihr Bekannter nun verstärkt seiner besseren Hälfte aus dem Weg. Während Frauen ihren Kummer am liebsten mit der besten Freundin besprechen, verlagern Männer den Schauplatz ihres Katzenjammers vorzugsweise an den Kneipentresen. Denn bei einigen Gläsern Bier lässt sich bekanntlich vieles besser ertragen. Für den Moment – denn am nächsten Tag ist die Leere wieder da. Mittlerweile macht der konstante Alkoholgenuss dem Körper zu schaffen. Die Konzentration lässt nach, die Arbeit wird immer mühsamer. Irgendwann kann man sein Pensum nicht mehr bewältigen; im schlimmsten Fall folgt die Quittung sogar in Form der Kündigung.
Wir verlangen, das Leben müsse einen Sinn haben – aber es hat nur ganz genau so viel Sinn, als wir selber ihm zu geben im Stande sind.
Hermann Hesse
So könnte es jetzt hier weitergehen: Das Karussell der persönlichen Krise kommt erst richtig in Fahrt. Das Jammern über die schlechte Welt reißt nicht mehr ab. Es geht abwärts. Schließlich wird es auch dem Partner zu viel – er reicht die Scheidung ein. Damit nicht genug: Wenn nämlich der Ex-Partner trotz geänderter Einkommensverhältnisse seinen Lebensstil nicht rechtzeitig an die reduzierten Voraussetzungen angepasst hat, türmt sich sehr schnell ein immenser Schuldenberg auf. Was bleibt, ist das Gefühl, gescheitert zu sein und keine Gestaltungsmöglichkeit für das eigene Leben mehr zu besitzen.
Das Selbstwertgefühl in der Krise Kein Vertrauen mehr in die eigene Leistungsfähigkeit
In diesem Fall war es die Sinnfrage, die den Anstoß zum persönlichen Niedergang geliefert hat. Bei anderen Menschen ist vielleicht eine Krankheit der Auslöser. Denn längeres Kranksein verursacht nicht nur körperliche Schmerzen, sondern auch eine Beeinträchtigung der finanziellen Situation. Wenn das Geld nicht mehr reicht, nimmt das Selbstwertgefühl über kurz oder lang Schaden. Dann ist es nur noch ein kleiner Schritt, bis sich Chaos im Leben breit macht.
Auch Beziehungskrisen bringen viele Menschen an den Abgrund. Sie verlieren nach einer Scheidung die Balance, weil sie mit dem Scheitern ihrer Partnerschaft nicht fertig werden. Finanzielle Probleme sowie mangelnde Leistungen im Beruf kommen häufig hinzu. Am Ende steht der Jobverlust mit anschließender Arbeitslosigkeit. Eine Situation, die nach und nach auf andere Lebensbereiche übergreift.
In die Falle gegangen Die Sogwirkung von guten und schlechten Ereignissen
Ziehen wir an dieser Stelle ein Fazit. Was bisher beschrieben wurde, zeigt: Wir können unser Leben nicht beliebig aufteilen wie einen Kuchen. Denn ein Lebensbereich beeinflusst den anderen. Im Schlechten wie im Guten.
Erfolg im Beruf führt – bei vernünftigem Umgang mit dem Geld – zu vermehrten Möglichkeiten, das Leben zu gestalten. Wir können das Leben entspannt angehen und sind locker im Umgang mit unserer Umwelt. Das macht uns attraktiv für andere erfolgreiche Menschen, mit denen wir unser persönliches Fortkommen weiter steigern können. Wir sind in der Lage, uns einen Trainer zu leisten, der uns hilft, den Körper fit zu halten. Und wir haben die Zeit, uns um die Themen zu kümmern, die uns wirklich wichtig sind.
So ist es möglich, die soeben skizzierte Talfahrt auch andersherum zu beschreiben – als Höhenflug aus der Gewinner-Perspektive.
Das Prinzip „Gleiches zieht Gleiches an“ wirkt immer. Mit anderen Worten: Wer eine Glückssträhne erwischt hat, trifft geradezu unvermeidlich auf ebenso erfolgreiche Leute und Ereignisse. Wem dagegen das Pech an den Fingern klebt, hat in der Regel mit Zeitgenossen zu tun, die sich in einer ähnlichen Lage befinden.
Probleme besitzen einen Magneteffekt, der Schwierigkeiten in anderen Lebensbereichen nach sich zieht – das Gleiche gilt für Erfolge.
Das hohe Gut der inneren Harmonie Tritt fassen, auch wenn man ganz unten ist
Halten wir fest: Gerät nur ein Bereich unseres Lebens aus dem Gleichgewicht, ist die gesamte Balance gefährdet. Daraus entsteht schon bald ein echter Teufelskreis. Konzentrieren wir uns zu sehr auf den Beruf, bleibt zu wenig Zeit für die Familie. Jagen wir nur dem Geld hinterher, vergessen wir unsere Freunde. Vernachlässigen wir uns selbst, macht der Körper schlapp. So führt ein Problem in einem Lebensbereich zu neuen Schwierigkeiten auf einem anderen Gebiet. Ehekrisen lenken von der Arbeit ab; Ärger im Job bringt Geldsorgen, die wiederum Magengeschwüre hervorrufen. Die Erkrankung belastet die Beziehung – und so fort. Am Ende gerät unser Leben aus der Spur, wie ein Fahrrad mit gebrochenen Speichen.
Was aber ist zu tun, um unser Lebensrad rund laufen zu lassen? Wir sollten allen Bereichen unseres Lebens die erforderliche Aufmerksamkeit und Pflege zukommen lassen. Damit schaffen wir eine wichtige Voraussetzung dafür, das nötige Gleichgewicht im Zusammenspiel der maßgeblichen Faktoren herzustellen. Gut zu wissen: Das können Sie auch! Völlig unabhängig davon, in welcher Lebenslage Sie sich aktuell befinden. Ganz gleich, ob es darum geht, ein aus der Spur geratenes Rad wieder in den Gleichlauf zu bringen, die persönliche Entwicklung voranzutreiben oder unser Leben bunter und vielseitiger zu machen – Sie haben immer die Chance, die eigenen Fähigkeiten und Stärken zu entdecken, zu fördern und gezielt zu nutzen. Mit dem Ziel, durch Ausgewogenheit mehr Qualität in Ihr Leben zu holen.
Vorsicht vor übertriebenen Erwartungen Weniger ist häufig mehr
Ich bin nicht, was die Menschen von mir halten. Mich drücken ihre Erwartungen.
Heinrich von Kleist
Ein überhöhter Erwartungsdruck ist eine wesentliche Ursache für das Ungleichgewicht im Leben. Stressforscher wissen: Zu hohe Erwartungen kosten so viel psychische und physische Energie, dass unser Immunsystem seine Abwehrkraft verlieren kann. Auch die Traumaforschung geht von unausweichlichen negativen Spätfolgen aus. Besonders gefährdet sind Menschen mit einem Hang zum Perfektionismus und der Bereitschaft, sich extrem zu engagieren. Sie laufen Gefahr, Opfer des Burnout-Syndroms zu werden – sie...