Stadttour
Ein Rundgang durch Kopenhagen
Vormittag
Rathausplatz – Strøget – Latinerkvarter – Vor Frue Kirke – Rundetårn – Højbro Plads – Schloss Christiansborg – Børsen – Holmens Kirke – Kongens Nytorv – Nyhavn (vgl. Karte unten).
Mittag
In einem der Restaurants am Nyhavn, etwa Skipperkroen/Pub Fiske, Nyhavn 27, 33 11 99 06, www.skipperkroen-nyhavn.dk.
Nachmittag
Eventuell Kanalrundfahrt – Schloss Rosenborg – Nyboder – Marmorkirke – Schloss Amalienborg – Kleine Meerjungfrau (vgl. Karte S. 14).
Obwohl die Sehenswürdigkeiten dieses Rundgangs unweit voneinander liegen und deshalb bequem zu Fuß erreicht werden können, summieren sich die Kilometer leicht. Deshalb ist es empfehlenswert, sich ein Fahrrad auszuleihen oder einige Etappen, z. B. von Schloss Amalienborg zur Kleinen Meerjungfrau oder von ihr wieder Richtung Innenstadt, mit dem Wasserbus (www.stromma.dk) zurückzulegen.
Wer genug Zeit hat und während der Stadterkundung auch eine Shoppingtour oder Museumsbesuche einplant, sollte den Rundgang auf zwei Tage verteilen.
Der Ausgangspunkt ergibt sich eigentlich von selbst: Der Rådhuspladsen F6/7/Google Map, nahe Hauptbahnhof und Tivoli, zwischen Flugplatz, Stadtkern und den darum gewachsenen Jahresringen, ist zwar nicht der älteste Teil des auf mehreren Inseln gegründeten Kaufmannshafens, doch nirgendwo sonst wird so eindringlich die Vorgeschichte der Stadt heraufbeschworen. An die Wikinger, deren Fürsten einst dieses älteste Königshaus Europas gründeten, erinnern zwischen Rathaus F6/7/Google Map und Palace Hotel auf hohem Sockel zwei stämmige Lurenbläser, wohl das wichtigste Werk (1914) des dänischen Bildhauers mit dem geradezu teutonischen Namen Siegfried Wagner. Luren, im Klang Trompeten und Posaunen ähnlich, waren Kultinstrumente in der Bronzezeit. Am Platzende gegenüber, am Boulevard, der seinen Namen trägt, blickt der Märchendichter Hans Christian Andersen von seinem Sockel; ihm zu Ehren wurde im Jahr 2005 ein Erlebnismuseum am Rathausplatz eröffnet.
Die Lurenbläser neben dem Rathaus erinnern an die Wikinger-Vergangenheit der Stadt
Über dem Rathauseingang posiert unter einem kleinen Kupferdach wie ein Heiliger der Stadtgründer Absalon (1128–1201) im Bischofsornat – die geistliche Würde verlieh ihm Waldemar der Große. Seine Figur setzt den ersten von vielen Goldtupfern auf dem Bummel durch die Stadt. Golden schimmern auch das Emblem mit der Fahnenstange über ihm und noch höher Zeiger und Zifferblatt der Uhr in dem mit 106 Metern höchsten Turm Dänemarks. Bei seinem Bau standen toskanische Vorbilder Pate. Um die Wende zum 20. Jahrhundert wuchs dieses bereits sechste Rathaus auf Resten der einstigen Stadtmauer.
Gleich hinter dem Eingang dieses Repräsentationsbaus, dessen glasüberdachter Innenhof als Fest- und Ausstellungshalle genutzt wird, tickt in einem Glaskasten Jens Olsens Weltzeituhr F6/7/Google Map. 27 Jahre lang tüftelte der Däne selbst an diesem Wunderwerk reiner Mechanik, zehn weitere Jahre brauchten nach seinem Tod die Mitarbeiter, bis sie funktionierte. Zwölf Uhrwerke zeigen nicht nur Städtezeiten rund um den Globus an, sondern auch den römisch-julianischen und unseren gregorianischen Kalender nebst den aktuellen Himmelskonstellationen.
Bei dem Bau von Kopenhagens Rathaus standen toskanische Vorbilder Pate
Die Bummelmeile Strøget schließt den Amagertorv mit ein
Über die Vestervoldgade hinweg öffnet sich, schmal wie ein Nadelöhr, die Frederiksberggade, der Eingang zu Europas erster, 1962 geschaffener Fußgängerzone. Genau 1088 Meter zieht sie sich bis zum Kongens Nytorv hin, über Gammeltorv und Nytorv, Nygade, Vimmelskaftet, Amagertorv und Østergade. Genannt Strøget F6–D9/Google Map, der Strich, obwohl der nicht ganz gerade verläuft. 1967 feierte man hier das 800-Jahr-Jubiläum Kopenhagens an einem 800 Meter langen, mit smørrebrød vollgepackten Tisch.
Strøget ist weder moderne Shoppingmall noch rein touristische Drosselgasse, aber sie ist ein Muss, eine hohle Gasse, durch die jeder kommt. Ein bunter Cocktail, gemixt aus den verschiedensten Ingredienzen, ein fast immer proppenvolles Bummelparadies mit überraschend stillen Seitengassen. Auf Strøget gibt es Falafel, Brötchen, Mode, Souvenirs und bunten Kitsch. Hier trifft man Bettler und Musiker aus den Anden, junge Dänen und Touristen hocken auf Brunnenkanten und lutschen Eis oder trinken Kaffee zum Mitnehmen. Hier werden aber auch die edelsten Produkte Skandinaviens zur Schau gestellt: Porzellan, Silber, Bernstein, Glas und Wohnaccessoires.
Auf dem Gammeltorv spritzt eine zierliche Brunnen-»Caritas« von 1660 in feinem Strahl Wasser aus den Brüsten. Auf Nytorvet schräg gegenüber leuchtet schon wieder golden die Kuppel eines alten Kiosks. Hier sollte man erst einmal links ab über die Nørregade ins Latinerkvarter D/E7/Google Map gehen, jenes Viertel, das um die 1479 gegründete Universität gewachsen ist.
Am Bispetorv, dem Bischofsplatz, steht Bispegården, die Bischofsresidenz aus dem 15. Jahrhundert. Der klassizistische Dom, Vor Frue Kirke E7/Google Map, also Unserer Lieben Frau geweiht, entstand nach der Beschießung durch die englische Flotte in den Napoleonischen Kriegen ab 1807 neu. Sehenswert sind im Kircheninneren die Apostelfiguren des Dänen Bertel Thorvaldsen, der als einer der führenden klassizistischen Bildhauer Europas galt.
Ein Franziskanerkloster gab dem nahen Gråbrødretorv seinen Namen. Man erreicht den idyllischen »Platz der grauen Brüder« nach Umgehung der Kirche und durch die Store und Lille Kannikestræde. Vormittags liegen die anheimelnden Restaurants und Bistros an der Südostseite noch im Schatten, und im Sommer werden Tische und Stühle aufs Pflaster gerückt.
Via Løvstræde zur Købmagergade geht es zum Rundetårn D7/Google Map der Trinitatiskirche (1637–56), dem Dänemarks erfindungsreicher, baulustiger »Sonnenkönig« Christian IV. ein Observatorium statt Spitze aufsetzen ließ, das von den Wissenschaftlern des Lateinerviertels genutzt wurde. Der Rundturm ist heute das älteste funktionstüchtige Observatorium Europas. In siebeneinhalb Windungen führt eine breite und 268,5 Meter lange Spiralrampe den Turm hinauf. Der stufenlose Gang führt vorbei an der Bibliothek, die vormals die gesamte Sammlung der Universität beherbergte und jetzt als Ausstellungshalle bekannt ist. Oben angekommen bietet sich von der Plattform ein schöner Blick über die Stadt. Übrigens, bei seinem Besuch 1716 wagte Zar Peter der Große den Aufstieg auf einem Pferd, seine Gattin ließ sich mit der Kutsche fahren.
Über die Købmagergade und um die Helligåndskirke E7/Google Map herum gelangt man zurück auf die Strøget, deren »feiner« Abschnitt mit exklusiven Geschäften hier seinen Ausgangspunkt hat. Im 14. Jahrhundert begonnen und nach einem Großfeuer im 18. Jahrhundert neu errichtet, dient die Backsteinkirche – Rest des Heiliggeistklosters – heute weltlichen Veranstaltungen. Ihr schönes, mit Skulpturen verziertes Portal war ursprünglich für den Bau der Börse bestimmt.
Am Amagertorv E8/Google Map steht das Renaissancehaus Nummer 6 (1616) mit dem Doppelgiebel und einem kunstvoll gearbeiteten, goldfarbenen Schmiedeeisentor – ein würdiger Rahmen für die königlichen Hoflieferanten von Porzellan und Silber. Direkt neben diesen Schau- und Verkaufsräumen von Royal Copenhagen und Georg Jensen zieht das Design-Kaufhaus Illums Bolighus zahlreiche Besucher an.
Der stufenlose Wendelgang des Rundetårn
Heute auch Sitz des Obersten dänischen Gerichtshofs: Christiansborg Slot
Der Storchenbrunnen ist Wahrzeichen und beliebter Treffpunkt des Amagertorv. Golden glänzen die Symbole von Männlein und Weiblein am Zugang zum Toilettensouterrain. In grüner Patina und hoch zu Ross präsentiert sich dagegen auf dem angrenzenden Højbro Plads E8/Google Map nochmals Bischof Absalon. Helm, Harnisch und Streitaxt bekunden, dass er nicht nur ein frommer Gottesmann war, sondern vor allem ein Kämpfer für Dänemarks Freiheit. Er zog gegen die heidnischen Wenden ins Feld und führte sogar die dänische Flotte an.
Bevor man von hier über eine Kanalbrücke direkt auf das massige Schloss Christiansborg mit seinem Turm zugeht, sollte man doch noch ein paar Schritte in die Altstadtgassen auf der anderen Seite von Strøget tun. Gleich zu Anfang des Gammel Strand E8/Google Map erinnert eine behäbige Frauenstatue daran, dass hier noch vor gar nicht so langer Zeit der Fang angelandet und von schlagfertigen Fischweibern an die Hausfrau gebracht wurde. Fingerfertig zogen sie mit einem groben Fetzen Sackleinen den glitschigen...