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GO VISTA: Reiseführer New York

AutorHannah Glaser
VerlagVista Point Verlag
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl100 Seiten
ISBN9783957337368
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis2,99 EUR
New York lebt von seinen Widersprüchen, vom Neben- und Miteinander aller Weltkulturen und Hautfarben. Acht Millionen Einwohner hat die Stadt am Hudson, und mehr als 40 Millionen Besucher kommen jährlich, um für ein paar Tage am eigenen Leib zu spüren, was das heißt: Leben auf der Überholspur. Ob das Opium Manhattan den Besucher high oder hilflos macht, liegt dabei am eigenen Gemütszustand. In missmutiger Stimmung verstärkt New York den Kater. Doch an guten Tagen wird das Leben hier zum ersten Preis, dann trifft die Symphonie aus Subway-Dröhnen, Möwengekreisch und Polizeisirenen mitten ins Herz.

Hannah Glaser ist Absolventin der Deutschen Journalistenschule und schreibt als freie Autorin zu Reise- und Kulturthemen. Ihr erster Aufenthalt in New York war eine unfreiwillige Zwischenlandung in den wilden 1980er Jahren und dauerte 24 schlaflose Stunden. Seitdem hat sie keine Chance ausgelassen zurückzukommen. New York ist für sie ein Ort, der viel verspricht, aber noch mehr hält.

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Leseprobe

Stadttour


Ein Rundgang durch Manhattan


Ankunftsabend
Besuch des Empire State Building.

Vormittag
Mit dem Taxi nach Brooklyn auf die Brooklyn Heights – über den Fußweg (walkway) der Brooklyn Bridge – City Hall – St. Paul’s Chapel – One World Trade Center und 9/11 Memorial – Wall Street – New York Stock Exchange – South Street Seaport.

Lady Liberty

Nachmittag
Mit dem Taxi zur Grand Army Plaza am Central Park South – The Plaza – Fifth Avenue – Rockefeller Center mit Top of the Rock (vorab Karten reservieren!) – Times Square.

Abend
Broadway-Show (evtl. Karten zum halben Preis am TKTS-Schalter) oder Trip nach Queens ins Restaurant Water‘s Edge mit Terrasse am Wasser und Panoramablick auf Midtown Manhattan.

Manhattan ist ein eigenes Universum, auch wenn es flächenmäßig kleiner ist als die übrigen vier New Yorker Stadtteile Bronx, Queens, Brooklyn und Staten Island. Manhattan ist 21,5 Kilometer lang und an der breitesten Stelle gerade mal 3,7 Kilometer breit, und die 1,5 Millionen Einwohner verstehen sich als eine ganz besondere Spezies. Denn wem es gelungen ist, auf dem felsigen Eiland zwischen Hudson und East River Fuß zu fassen, für den sind alle anderen Erdenbewohner Loser und Schlafmützen. Das gilt ganz besonders für jene, die in den Suburbs von Queens und Brooklyn wohnen – mögen sie dort auch Bäume hinterm Haus haben und einen eigenen Garten fürs Barbecue. Acht Brücken und vier Tunnel verbinden die Insel Manhattan mit dem Festland, doch ansonsten trennen sie Welten.

Manhattan ist Heimat der Intellektuellen, der Verlagslektoren und Journalisten, der Künstler, Banker, Bohemiens, Bibliothekare und Studenten. Das restliche Amerika ist Provinz – und dazu gehören eben auch die vier übrigen New Yorker Stadtteile. Nicht umsonst gibt es das böse Wort von der bridge and tunnel crowd, all jenen eben, die von auswärts, über Brücken und durch Tunnel, nach Manhattan kommen, um über alles herzufallen, was als In-Place gehandelt wird. Der wahre Homo Manhattan verlässt daher am Weekend seine Wohnung nur, um sich die Wochenendausgabe der New York Times zu holen oder Freunde zu besuchen.

Dabei hat der Manhattan-Snob mit der middle class family aus Queens oder Staten Island einiges gemeinsam, zum Beispiel die innige Liebe zum Empire State Building bG3/Google Map, dem vielleicht schönsten Wolkenkratzer der Welt. Für die New Yorker ist das 381 Meter hohe, elegante Baukunstwerk des Art déco an der Fifth Avenue Wahrzeichen und Symbol der Stadt – die obersten Stockwerke und die filigrane Spitze werden deshalb je nach Jahreszeit und Anlass farbenfroh geflutet, tannengrün in den Weihnachtswochen und seit dem 11. September patriotisch in den amerikanischen Nationalfarben.

New Yorks Wahrzeichen seit 1931: das Empire State Building

Für NY-Neulinge ist die unverwechselbare Silhouette des Empire State der erste optische Anker im Straßengewirr. Bis 1973 war dieser Turm der höchste der Welt und die Parade der Superlative beeindruckt immer noch: 60 000 Tonnen Stahl sind hier verbaut, 73 Aufzüge schaufeln täglich 16 000 Angestellte und knapp 7000 Besucher in 102 Stockwerke, alle zwei Wochen müssen 6500 Fenster geputzt werden.

Mit einmal Umsteigen erreicht man das 102. Stockwerk mit verglaster Aussichtsterrasse; doch schöner, weil mit Open-Air-Plattform, ist der Blick von der vergitterten Freiterrasse im 86. Stock. Da steht es sich hoch droben und sturmumtost wie im Mastkorb eines Schiffes. Der Wind reißt an den Haaren und ringsum wogt bis zum Horizont ein steinerner Ozean, dessen anschwellendes und abebbendes Brüllen aus unzähligen Klimaanlagen, röhrenden Schiffen, hupenden Taxis und heulenden Sirenen nach oben dringt.

Die elegante Turmspitze des Chrysler Building: amerikanisches Art déco

Bis Mitternacht ist die Plattform geöffnet, Zeit genug auch für Neuankömmlinge aus Europa, den Ankunftsabend hier zu verbringen und sich bei einer ersten Orientierung die eigene Geografie Manhattans einzuprägen. Im Norden beherrschen die Türme des Rockefeller Center D/E5/6/Google Map das Bild, dahinter dehnt sich der Central Park als großer, dunkler Teppich aus; im Westen fließt der Hudson, an dessen Ufer fast auf gleicher Höhe die Türme des neuen Stadtteils Hudson Yards in den Himmel wachsen, auf der anderen Seite des Hudson River liegt New Jersey mit Piers und Hafenanlagen; im Osten lassen sich im Hochhausgewirr auf Anhieb zwei Bekannte ausmachen: das flache, schwarze Gebäude der United Nations am Ufer des East River und das elegante Chrysler Building bF5/Google Map mit seinem siebenstufig geschwungenen Strahlenkranz.

Nach Süden schließlich öffnet sich ein breites Wellental, das die New Yorker »The Valley« nennen: der hochhausarme Flickenteppich der ethnischen neighborhoods mit den Vierteln Chelsea und Gramercy, Meatpacking District, Greenwich Village und East Village, SoHo, TriBeCa, Little Italy und Chinatown – ein Paradies für abendliche kulinarische und musikalische Erlebnisse. Dahinter, fast schon fern am Horizont, ragt die letzte Hochhaus-Welle des Finanzdistrikts aC2/3/Google Map in den Himmel, mit dem neuen One World Trade Center als höchstem Turm. Wie ein Schiffsbug pflügt die nach Süden spitz zulaufende Insel Manhattan durchs Wasser, und an klaren Tagen geht der Blick weiter bis zur Statue of Liberty und über die Upper und Lower Bay.

Natürlich wird mit dem atemberaubenden Ausblick jede Menge Geld gemacht, zahllose Souvenirshops bieten im 86. Stock das Empire State Building in allen Varianten an – von der Nachttischleuchte bis zum T-Shirt. Für 18 Dollar kann man sich samt Empire-Kulisse aufs Titelbild des Time Magazine bannen lassen und für etwas weniger gibt es ein drahtloses Ein-Minuten-Gespräch heim nach Europa. »Ei wärglisch, glaab mers doch, isch bin alleweil ufm Emmbaier-Schdääd-Bilding«, brüllt ein entnervter Pfälzer der verschlafenen Verwandtschaft ins Ohr; vor lauter Begeisterung hat er die Zeitverschiebung in die Heimat vergessen.

Langsam stellt sich die rechte Bettschwere ein; wer sich gegen 21 Uhr schlafen legt, hat gute Chancen, trotz Jetlag bis vier oder halb fünf Uhr morgens durchzuschlafen.

Wer so früh schon munter ist, hat die Gelegenheit, den Tag mit einem Paukenschlag zu eröffnen: Sonnenaufgang über Manhattan. Der Logenplatz dafür liegt jenseits in Brooklyn und ist jedem Taxifahrer ein Begriff: Brooklyn Heights Promenade O3/Google Map. Der Promenadenweg führt an der friedlichen Idylle denkmalgeschützter Brownstone-Häuser entlang, in denen Künstler und Schriftsteller wohnen, die hoch über dem Ufer des East River einen unverbaubaren Blick auf die majestätische beauty skyline des südlichen Manhattan haben.

Auch am frühen Morgen sind hier schon einige Passanten unterwegs, Jogger, Hundebesitzer, erste Banker und Börsianer, die zum power breakfast hinüber nach Manhattan eilen. Sie alle nehmen weder Bus noch Subway, sondern beginnen den Tag mit dem schönsten Spaziergang, den New York zu bieten hat: Über den hölzernen Walkway der Brooklyn Bridge N/O3/4/Google Map hoch über den Fahrbahnen hinüber nach Manhattan, wo Tausende von Fenstern und Spiegelfassaden im ersten Sonnenlicht glühen und gleißen. 22 Kilometer stählerne Seile halten die 1883 eröffnete und als Weltwunder gefeierte Hängebrücke mit ihren neugotischen Pfeilern und 530 Metern Spannweite. Der Wind, der manchmal wie ein Derwisch durch die gespannten Seile fegt, bringt die Stahlharfe zum Klingen, und mit jedem Schritt zerlegt das Gitternetz die Skyline in ein neues Bilder-Stakkato.

Am Ende der Brückenrampe führt unser Weg nach links durch die Park Row, vorbei an der City Hall M2/Google Map, dem Sitz des Bürgermeisters, bis zum Broadway in die südlichste Spitze Manhattans und die Keimzelle der heutigen Stadt. An der Kreuzung Broadway & Fulton Street befinden wir uns bereits auf heilig-historischem Boden. St. Paul’s Chapel aB3/Google Map aus dem Jahr 1766 ist New Yorks älteste Kirche. George Washington schickte hier ein Dankgebet zum Himmel, als er ins Präsidentenamt eingeführt wurde; im Nordchor ist sein Kirchenstuhl markiert.

Neugotische Brückenpfeiler und 22 Kilometer stählerne Seile: Die Brooklyn Bridge über den East River ist ein Wahrzeichen der Stadt

Der bronzene Wall-Street-Bulle im Bowling Green Park an der Kreuzung Wall Street/Broadway

Nur wenige Meter weiter westlich liegt das einstige Areal von Ground Zero. Der Wiederaufbau des World-Trade-Center-Komplexes mit dem One World Trade Center aA2/Google Map und drei weiteren Hochhäusern samt Vehicle Screening Center,...

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