Tag 1:
Was sind Zufriedenheit, Glück und Erfolg?
Herzlich willkommen bei Tag 1!
Das Programm lautet Grenzenlos Erfolgreich©, und deshalb möchte ich zuallererst darüber sprechen, was Erfolg denn überhaupt bedeutet. Hast du dir schon einmal überlegt, was für DICH Erfolg ist? Um dir die von mir herausgefundene Definition besser zu veranschaulichen, möchte ich dir dazu eine Geschichte von mir erzählen.
Ich habe dir bereits am Vorbereitungstag ein wenig über mich erzählt. Heute, an Tag 1, möchte ich näher auf eine bereits angedeutete Geschichte eingehen. Diese handelt von meinem frühen Ziel, bereits mit 30 Jahren ausgesorgt zu haben. Es war eine Vision, die ich bereits in der Grundschule bzw. in der Unterstufe am Gymnasium vor meinem inneren Auge sehen konnte. Ich sprach nicht sehr oft darüber, denn wann immer ich diese erwähnte, lachten die anderen über mich. Vielleicht kannst du dich in diese Situation hineinversetzen und fühlst dich genötigt, gewisse Ziele, Träume oder Wünsche zu verschweigen, weil du Angst hast, was andere dann über dich denken? Ich habe erst später gelernt, dass Ziele nur dann wirklich gut sind, wenn andere darüber lachen, weil das bedeutet, dass sie sich diese ganz einfach nicht vorstellen können.
Mein Ziel war also, dass ich, bevor ich 30 Jahre alt sein würde, nicht mehr für Geld arbeiten müsste. Das bedeutete nicht, dass ich unglaublich reich sein müsste, sondern lediglich, dass ich genug Geld haben würde, um mir das tägliche Leben ohne größere Probleme leisten zu können. Als Kitesurf-Profi hatte ich bereits ein angenehmes Einkommen. Durch gute Verträge, vorzeigbare Wettkampfresultate und viele Werbeauftritte hatte ich gute Gagen verdient und konnte mir so einiges zur Seite legen. Mit 22 Jahren hatte ich mir so knapp 80.000 € zusammengespart. Ich hatte mir in jungen Jahren bereits ausgerechnet, dass ich knapp eine Viertelmillion Euro brauchen würde, um ausgesorgt zu haben. Meine Idee war, dass ich bei etwa 10 % jährlicher Rendite – mit einem Kapital von 250.000 € – knapp 25.000 € pro Jahr verdienen würde, ohne dafür arbeiten zu müssen. Das war zwar eine Milchmädchenrechnung, doch in meinem Kopf ergab sie Sinn. Nachdem ich mir in vier Jahren knapp 80.000 € angespart hatte, war ich davon überzeugt, in den nächsten sieben bis acht Jahren locker die restlichen 170.000 € zu bekommen und somit mein Ziel zu erreichen.
Ich fühlte mich auf meinem Weg zum Ziel immer sicherer und traute mich so, zum ersten Mal wirklich mit Menschen darüber zu sprechen. Einige behaupteten immer noch breit grinsend, dass mein Ziel doch purer Wahnsinn sei. Ich hielt jedoch beständig daran fest und war mir sicher, es auch zu erreichen. Vielleicht kennst du die ausführliche Version dieser Erzählung bereits aus Ausgesorgt mit 30 – 25 Geschichten für mein jüngeres Ich – hier möchte ich trotzdem auf die Kurzform eingehen, denn die Geschichte ist eine der prägendsten in meinem Leben, und ich glaube, du kannst dich sicherlich gut in den einen oder anderen Punkt hineinversetzen.
Ich war damals zum Kitesurfen in Brasilien und vertraute meine Ziele und den damaligen Kontostand ein paar Leuten an, von welchen ich überzeugt war, sie wären meine Freunde. Darunter war auch, was mir damals natürlich nicht bekannt war, ein hoch Krimineller namens Ralf. Wie es der Teufel will, schlug er mir einen Immobiliendeal direkt am Meer vor. Ich war sofort hellauf begeistert, denn als Surfer würde dies bedeuten, dass ich eine Villa in perfekter Lage am Wasser hätte, um jeden Tag Kitesurfen zu können. Langer Rede kurzer Sinn: Es kam, wie es kommen musste. Der Deal platzte, und ich verlor knapp 40.000 € über Nacht. Von meinen 80.000 € war also nur mehr die Hälfte übrig. Ich stand halb unter Schock, doch zumindest war nicht all mein Erspartes weg. Dadurch behielt ich ein wenig Hoffnung – viele Leute erleiden auf dem Weg nach oben Rückschläge – so heißt es doch, oder?
Ich sprach mit anderen Menschen bzw. sogenannten Freunden darüber, was ich denn jetzt tun sollte. Einer davon hatte die glorreiche Idee, in den Optionshandel einzusteigen. Ich hatte keine Ahnung von Optionshandel, doch ich vertraute ihm, um so mein verlorenes Geld wiederzubekommen. Wie du dir bereits vorstellen kannst, ging alles ordentlich in die Hose. Über Nacht verlor ich nicht nur mein restliches Geld, sondern zusätzlich noch 10.000 €. Dies war Geld, das ich gar nicht hatte. Innerhalb von ein paar Wochen hatte ich so nicht nur alles, was ich besaß, verloren, sondern war sogar in ein saftiges Minus geschlittert. Noch nie hatte ich ein so großes Minus auf dem Konto gehabt und war somit von meinem Ziel weiter entfernt als jemals zuvor.
Als mir das klar wurde, war ich gerade zum Kitesurfen auf einer Insel namens Bonaire. Es war der einzige Tag in meinem Leben, an dem ich darüber nachdachte, mir das Leben zu nehmen. Es war der absolute Tiefpunkt in meinem Leben. Ich wollte und wusste einfach nicht mehr weiter. All meine Träume und Ziele waren wie weggeblasen. Nur ein paar Wochen zuvor schien noch alles möglich – und jetzt war nichts mehr davon vorhanden. Anstatt Kitesurfen zu gehen, lag ich nur Tag und Nacht heulend in meinem Apartment.
Ich klagte mein Leid jedem, der mit mir redete. Kennst du das, wenn du so richtig demotiviert bist und in einem tiefen Loch sitzt? Jedes Mal, wenn mir jemand Mitleid zeigte und nett zu mir war, fühlte ich mich ein bisschen besser. Dieses Mitleid tat gut – es tat sogar so gut, dass ich mich fast dazu entschieden hätte, mich nur mehr in Mitleid zu suhlen. Warum überhaupt große Ziele haben, wenn man als Antwort nur »Herunterdrücken« und Negativität bekommt? Es wäre so viel einfacher, klein zu bleiben, dadurch Mitleid zu erwirken und sich von anderen bemuttern zu lassen.
Wann immer jemand auf mich zukam, um zu versuchen, mir motivierend einen Stoß zu geben, dass ich mich wieder aufrappeln und Gas geben sollte, antwortete ich schnippisch: »Lass mich in Frieden mit dem Bullshit, das funktioniert sowieso alles nicht, ich habe es selbst ausprobiert!« Ich blieb gegenüber jeglichem Lernen ignorant. Mögliche Weiterentwicklung und konstruktive Kritik stießen nur auf taube Ohren.
Eines Tages besuchte mich ein guter Freund. Er fragte mich: »Julian, soll ich dir eine Geschichte erzählen?«
Ich antwortete: »Ja, solange es nicht eine deiner dummen Motivations-Storys ist!«
Mein Freund schmunzelte und fuhr unbeirrt fort:
»Es waren einmal zwei Universen, eines links und eines rechts. Auf dem linken Universum befand sich ein Deckel, auf dem rechten jedoch nicht. Die Kreierer der Universen standen um die beiden Universen herum und begutachteten, was denn darin zu erkennen war. Einer der neu hinzugekommenen Macher rätselte, was es denn mit dem Deckel auf sich hätte. Sowohl im linken als auch im rechten Universum lebten auf den ersten Blick dieselben Menschen und auch die Umgebung schien sehr ähnlich. Als er sich einfach keinen Reim darauf machen konnte, hob er seine Hand und fragte: ›Ich verstehe einfach nicht, warum wir im linken Universum diesen Deckel brauchen und im rechten nicht.‹
Einer der Ältesten antwortete: ›Das ist ganz einfach, im rechten Universum gibt es Mitleid. In dem linken stattdessen Mitgefühl.‹ Der Neuling blickte den anderen Kreierer verwundert an, und so fuhr dieser fort: ›Bei den Menschen im rechten Universum haben wir keinerlei Sorge, dass diese aus Versehen dort herausschwimmen. Dort gibt es stets genügend Menschen, die oftmals gut gemeintes Mitleid haben. Dies fühlt sich für jemanden, der gerade in einer schwierigen Situation steckt, erst einmal gut an – und so bleiben die meisten Menschen an jener Stelle, wo das Mitleid am größten ist: ganz unten. Je schlechter man sich fühlt, desto mehr Mitleid erhält man. Daher brauchen wir keine Sorge haben, dass je jemand aus dem Universum herauskommt.‹ ›Ja, aber ist denn Mitleid nicht etwas Essenzielles?‹, hakte der Unwissende nach.
›Zu einem gewissen, kleinen Grad vielleicht. Jedoch hat Mitleid fatale Folgen. Der Unterschied ist, dass wir bei Mitleid im wahrsten Sinne des Wortes zu Mitleidenden werden und uns emotional verbinden. Da wir selbst leiden, können wir nicht helfen. Auch erscheint uns unser Gegenüber bei Mitleid nicht mehr auf Augenhöhe. Wir stellen uns, bewusst oder unbewusst, auf eine höhere Ebene. So fühlen sich Menschen bei Mitleid zwar verstanden und kurzfristig gut – allerdings sind wir durch diesen Kreislauf passiv. Mitgefühl andererseits, wie wir es im linken Universum sehen, erlaubt den Menschen, die Lage eines anderen zwar nachzuvollziehen, sich aber nicht emotional mit hineinziehen zu lassen. Durch diese Grenze kann sich der andere überlegen, wie er bei einem Problem konstruktiv helfen kann. Dies führt zu Aktivität und Wachstum. Deshalb auch der Deckel. Die Menschen im linken Universum wachsen weit über sich hinaus und...