Kapitel 2
Die Ausrüstung
von
Reiter und Pferd
Der Reitsportartikelmarkt stellt eine Vielfalt von Reitbekleidung und Ausrüstungsgegenständen für Reiter und Pferd zur Verfügung. In diesem Kapitel werden diejenigen Ausrüstungsgegenstände beschrieben, die zu einer fachgerechten und den Sicherheitsanforderungen gerechten Ausbildung von Pferd und Reiter sinnvoll sind.
2.1 Die Ausrüstung des Reiters
Für die Reitbekleidung bietet der Markt ein vielfältiges Angebot. Hier sollte besonders auf Sicherheit, Zweckmäßigkeit und Bequemlichkeit geachtet werden. Ein Muss ist ein den gültigen Standards entsprechender Reithelm, dieser wird aus Sicherheitsgründen von Anfang an und zu jeder Zeit getragen.
• Reithelm/Reitkappe
Die geforderte Sicherheit bietet ein Schutzhelm, der der gültigen Europäischen Norm „EN“ entspricht. Der feste bruch- und splittersichere Helm muss durch eine Drei- oder Vierpunktbefestigung so unter dem Kinn gesichert sein, dass er nicht verrutschen kann.
Reithelm in Turnierprüfungen. Der Reithelm muss eine passend verschnallte Drei- oder Vierpunktbefestigung aufweisen.
Bei jeder reitsportlichen Aktivität ist ein Reithelm unbedingt zu empfehlen. Für das Reiten über Hindernisse und das Reiten im Gelände ist er Pflicht. Jeder Reitlehrer muss auch aus haftungsrechtlichen Gründen dafür Sorge tragen, dass seine Reitschüler dabei einen Reithelm tragen. Für Kinder und Jugendliche muss es eine Selbstverständlichkeit sein, Erwachsene sollten es vorleben.
• Reithose
Bei der Reithose ist auf eine bequeme Passform zu achten, die eine gute Beweglichkeit zulässt und das Entstehen von unangenehmen Falten verhindert.
• Reitstiefel/Stiefeletten
Festes Schuhwerk ist zum Reiten und im Umgang mit dem Pferd unerlässlich. Ein ausreichend ausgeprägter Absatz ist wichtig, damit der Fuß nicht durch den Steigbügel rutschen und darin hängen bleiben kann. Von Turnschuhen o.Ä. ist daher beim Reiten dringend abzuraten.
Am zweckmäßigsten sind nach wie vor Reitstiefel mit einem langen Schaft. Sie geben dem Fußgelenk sowie dem Unterschenkel Schutz und Stabilität. Zu kurze Schäfte können unter dem Sattelblatt festhaken und den Reiter im Sitz und bei der Hilfengebung behindern.
Reitstiefel und Glattleder-Wadenchaps
Beim Tragen von Jodhpur-Reithosen oder Chaps müssen anstelle von Reitstiefeln Stiefeletten getragen werden. Dabei ist darauf zu achten, dass Chaps und Stiefeletten sowie Reitstiefel so gearbeitet sind, dass die Sporen in waagerechter Position bleiben.
Die Sohlen der Stiefel und Stiefeletten müssen bis zum Absatz durchbesohlt sein. Andernfalls kann im Bedarfsfall ein Herausgleiten aus dem Bügel erschwert werden.
• Reithandschuhe
Das Tragen geeigneter Reithandschuhe ist empfehlenswert. Sie müssen über dem Handrücken genügend weit und nicht zu dick sein, da sonst das Gefühl der Reiterhand beeinträchtigt wird. Eine Verstärkung zwischen Ringfinger und kleinem Finger sowie Daumen und Zeigefinger erhöht die Haltbarkeit und kann das Durchrutschen der Zügel verhindern.
• Oberbekleidung
Oberbekleidung sollte relativ körpernah geschnitten sein. Zu weit und zu lang geschnittene Oberteile können am Sattel hängen bleiben oder stören. Jacken sind beim Reiten immer zu schließen. Das Pferd könnte sich durch eine offene flatternde Jacke erschrecken, was zu gefährlichen Situationen führen würde.
• Schutzwesten
Schutzwesten sind beim Springen über feste Hindernisse zu tragen. Sie bieten durch ihre stoßdämpfende Beschaffenheit einen Schutz gegen Schläge und Stöße, müssen aber flexibel sein. Oberkörperschutzwesten müssen eine gute Passform haben, um ein Höchstmaß an Sicherheit und Bequemlichkeit zu gewährleisten. Sie dürfen beim Reiten weder die Beweglichkeit des Oberkörpers noch der Mittelpositur behindern. Daher dürfen sie nicht auf den Sattel oder in den Nacken stoßen. So ist es dem Reiter möglich, in kritischen Situationen vom Pferd wegzukommen und im erforderlichen Fall abzurollen. Auch für Schutzwesten werden Standards durch eine Europäische Norm (EN) festgelegt und aktualisiert.
Schutzweste
• Hilfsmittel
Hilfsmittel unterstützen die Hilfengebung des Reiters. Neben der Stimme des Reiters sind es Gerte, Sporen sowie Hilfszügel. Ab wann und wie diese eingesetzt werden, sollte der Ausbilder entscheiden (vgl. Kap. 4.2.2 Einsatz von Hilfsmitteln).
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Hilfsmittel haben lediglich eine unterstützende Funktion. Sie dürfen keine vorherrschende Rolle in der Hilfengebung und somit in der Einwirkung des Reiters übernehmen. Im Verlauf der Ausbildung sollte der Reiter immer unabhängiger von Hilfsmitteln werden.
• Gerte
Eine Gerte dient dem Reiter zur Unterstützung seiner treibenden Hilfen. Folgende Gerten werden unterschieden:
- Dressurgerte bis max. 1,20 m (inkl. Schlag)
- Springgerte bis max. 0,75 m (inkl. Schlag)
Zur Unterstützung der – besonders beim Reitanfänger – noch nicht gefestigten Hilfengebung empfiehlt sich eine Gerte, die kürzer ist als die übliche Gertenlänge von 1,10 bis 1,20 m. Die Gerte sollte nur bei Bedarf mitgeführt werden, denn die gertenführende Hand ist in der Beweglichkeit des Handgelenks eingeschränkt. Die Dressurgerte muss über einen gewissen Grad an Elastizität verfügen. Sie darf nicht zu weich sein, damit sie nicht schon durch die Bewegung des Pferdes ständig im Takt mitwippt und den Pferdekörper dadurch unabsichtlich berührt. Andererseits muss sie so elastisch sein, dass sie bereits durch kleinste Bewegungen der Hand gezielt und bestimmt eingesetzt werden kann. Zum Springen und Geländereiten empfiehlt sich eine kurze Springgerte, die in erster Linie an der Schulter eingesetzt wird, um die Aufmerksamkeit des Pferdes auf die treibenden Hilfen des Reiters zu erhöhen.
• Sporen
Sporen unterstützen bei Bedarf die Schenkelhilfen des Reiters. Die sogenannte Stiefelkappe um die Verse des Reitstiefels ermöglicht die richtige Verschnallung der Sporen und schützt die Achillessehne des Reiters. Sporen werden ca. 4–5 Fingerbreit waagerecht oberhalb des Absatzes fest angeschnallt. Der Sporenhals zeigt waagerecht nach hinten oder leicht nach unten. Die Sporenschnalle liegt außen am Stiefel, damit sie nicht versehentlich zu Hautverletzungen des Pferdes führen kann.
Falsche Verschnallung des Sporens
Richtiger Sitz des Sporens am Reitstiefel
Sporen gibt es in unterschiedlicher Länge und Form.
Sporen sind üblicherweise aus Edelstahl, damit sie nicht brechen, splittern oder rosten. Sie müssen so beschaffen sein, dass sie auch bei unbeabsichtigtem Gebrauch die Haut des Pferdes nicht verletzen.
Zwei gängige Sporenarten leicht gebogener und gerader Sporen
Die Auswahl des passenden Sporens ist individuell abhängig vom Ausbildungsstand des Reiters sowie von dem Naturell und der Sensibilität des Pferdes. Für den Turniersport gibt es dazu in der Leistungs-Prüfungs-Ordnung (LPO) gesonderte Bestimmungen.
2.2 Die Ausrüstung des Pferdes
Die Ausrüstung eines Pferdes muss in einem einwandfreien Zustand sein. Der Pflege der Ausrüstung ist besonderes Augenmerk zu schenken. Nur gut gepflegte, passende und einwandfreie Ausrüstung gewährleistet den sicheren und zweckmäßigen Gebrauch sowie einen Schutz vor Unfällen.
2.2.1 Die Grundausrüstung für den Umgang mit dem Pferd
Für den Umgang mit dem Pferd wird Folgendes benötigt:
- Ein passendes, stabiles Stallhalfter mit breiten Auflageflächen und der Möglichkeit, es variabel zu verschnallen.
- Ein Anbindestrick mit lösbarem „Panikhaken“. Dieser kann im Bedarfs- oder Notfall schnell geöffnet werden. Die Beschaffenheit des Strickes sollte so sein, dass sich ein zugezogener Knoten wieder lösen lässt.
- Ein Führstrick sollte keinen „Panikhaken“, sondern einen Karabinerhaken haben, damit sich der Strick nicht durch ungewolltes Öffnen des Hakens lösen kann.
2.2.2 Die Grundausrüstung zum Reiten des Pferdes
Zur Grundausrüstung des Reitpferdes gehören das Zaumzeug (Trense, später gegebenenfalls Kandare) und der Sattel. Das Zubehör umfasst – je nach Bedarf – Bandagen oder Gamaschen.
• Trense
Die Trense ist die für die Grundausbildung am besten geeignete Zäumung. Dies gilt gleichermaßen für die dressurmäßig gymnastizierende Arbeit, das Springen und das Reiten im Gelände.
Die Trensenzäumung besteht aus zwei Hauptteilen, die miteinander vernäht sein können:
- der Trense mit Gebiss und Zügeln
- dem Reithalfter
Das Kopfstück der Trense setzt sich aus dem Genickstück, den Backenstücken, dem Kehlriemen und dem Stirnriemen zusammen. Die Länge des Trensenzaums und damit die Lage des Gebissstücks wird durch eine Schnalle an den Backenstücken variiert.
Trensenzaum mit kombiniertem Reithalfter
• Trensengebisse
Mit einem Trensengebiss wird der Kontakt von der Reiterhand über die Zügel zum Pferdemaul hergestellt. Das Gebiss liegt in dem zahnlosen Bereich des Pferdemauls, der Lade (zwischen Schneide- und Backenzähnen) auf der Zunge. Es wirkt über die Zunge auch auf die Kinnladen des Pferdes. Trensengebisse sind in...