Geburt
Willkommen, kleines Wunder!
Herzlichen Glückwunsch zur Geburt eures Kindes! Ihr habt einem Kind das Leben geschenkt. Wenn ihr es betrachtet, wird euch das Geheimnis dieses neuen Lebens aufgehen. Da lebt ein Kind, in dem ganz viel von euch und euren Anlagen steckt. Aber dennoch ist es ein einmaliges Kind. Ihr erkennt vielleicht einige Züge von euch selbst wieder in seinem Gesicht. Und ihr überlegt, wem das Kind wohl mehr gleicht, dem Vater oder der Mutter, welche Züge die vom Vater oder von der Mutter sind.
Und dennoch ist es nicht nur ein Abbild von euch. Es ist dieses einzigartige Kind, das auf seine ganz persönliche Weise auf euch reagiert und das eigene Gefühle und Gedanken hat. Ihr könnt euch nicht sattsehen an diesem Wunder, das euer Kind ist.
Vertrauensvoll geborgen
Das Kind, das ihr in euren Armen haltet, sucht bei euch Geborgenheit. Und ihr freut euch, wenn ihr ihm Geborgenheit schenken könnt. Es ist auch ein Wunder, dass da ein Mensch sich euch ganz anvertraut, dass er sich in euren Armen einfach fallen lässt, dass er einschläft in euren Armen und sich an euren Leib schmiegt. Gebt eurem Kind das Gefühl, dass es willkommen ist auf der Erde, dass es in euren Armen ein tiefes Vertrauen lernen kann. Das Urvertrauen, das das Kind von euch geschenkt bekommt, soll es ein Leben lang begleiten und es befähigen, voll Vertrauen die neuen Schritte zu tun, die von ihm ständig gefordert werden.
Je mehr Vertrauen ihr ihm schenkt, desto vertrauensvoller wird es sich den Situationen stellen, in die es in seinem Leben kommen wird.
Einlassen und nachspüren
Es ist schön, wenn das Kind in euren Armen friedlich einschläft. Ihr könnt es beobachten, wie zufrieden es ist und dass es sich euch anvertraut. Doch leider wird es nicht immer so friedlich sein. Manchmal wird es schreien. Oft werdet ihr es schnell beruhigen können. Ihr wisst: Das Kind hat Hunger. Es will gestillt werden. Oder es will in den Arm genommen und getragen werden. Oder es will hin- und hergewiegt werden. Manchmal werdet ihr aber auch nicht wissen, was euer Kind hat. All eure Versuche, es zu beruhigen, gelingen nicht. Und ihr werdet unruhig und nervös. Umso wichtiger ist es dann, sich auf das Kind einzulassen und sich hineinzuspüren, was es wohl jetzt braucht.
Ein Kind schreit nie grundlos. Das Schreien ist seine Weise, sich zu Wort zu melden. Ich wünsche euch, dass ihr dann immer die richtige Antwort findet auf das, was euer Kind von euch möchte.
Ganz gegenwärtig
Euer Kind wird euren Rhythmus in den nächsten Wochen und auch in den nächsten Jahren bestimmen. Ihr könnt eure Zeit nicht mehr einfach verplanen. Ihr müsst euch nach den Bedürfnissen des Kindes richten. Manche Kinder sind pflegeleicht, andere sind typische Schreikinder. Dann solltet ihr nicht gleich die Schuld bei euch selbst suchen. Ihr solltet euch einfach einlassen auf dieses Kind, das vielleicht bedürftiger ist als andere. Wertet nicht. Das Kind ist, wie es ist. Und es will ganz und gar angenommen werden. Je mehr ihr euch auf das Kind einlasst, desto besser werdet ihr es kennenlernen und desto besser werdet ihr euch aufeinander einstellen. Euer Kind fordert euch auch heraus, Geduld und Hoffnung zu lernen. So lernt ihr euch auch selbst besser kennen. Das Kind deckt euch auf, wenn ihr gerade nicht bei euch seid. Und es lädt euch ein, ganz gegenwärtig zu sein.
Selbst wieder Kind werden
Wenn ihr euer Kind betrachtet, werdet ihr euch selbst wie in einem Spiegel erkennen. Ihr seid auch einmal so ein kleines Kind gewesen. Ihr wart auf die Liebe eurer Mutter und eures Vaters angewiesen. Ihr könnt euch vielleicht an diese Zeit nicht mehr erinnern. Aber euer Kind bringt euch in Berührung mit eurem eigenen Ursprung. Ihr seid auch einmal wie dieses Kind ein unbeschriebenes Blatt gewesen. Lasst euch von eurem Kind dazu einladen, das eigene Leben dankbar zu betrachten.
Was ist jetzt aus euch geworden? Und wem verdankt ihr, was und wer ihr geworden seid? Kommt mit eurem eigenen inneren Kind in Berührung. In euch ist auch etwas von der Ursprünglichkeit, die ihr in eurem Kind wahrnehmt. Euer Kind lädt euch ein, wieder selbst zum Kind zu werden und kindlich umzugehen mit eurem inneren Kind.
Einmalig und einzigartig
Euer Kind ist nicht festgelegt. Es wird nicht einfach ein Programm erfüllen, das in einem großen Computer gespeichert ist. Es wird sein eigenes Leben leben.
Die „Festplatte“ seines „Computers“ ist noch leer. Sie wird jetzt durch jede Begegnung mit euch ein wenig beschrieben. Meditiert über euer Kind: Was wünscht ihr ihm? Wie soll der Lebensweg einmal aussehen? Was möchtet ihr von eurem Kind auf seine „Festplatte“ schreiben lassen? Und: Welche Zukunft traut Gott eurem Kind zu? Traut eurem Kind zu, dass es das einmalige Kind wird, als das Gott es in euch und durch euch gebildet hat.
Es geht nicht darum, dass ihr dem Kind eure Erwartungen überstülpt. Ihr sollt die Einmaligkeit eures Kindes betrachten. Es ist nicht nur euer Kind, sondern auch ein Geschenk von Gott. Es gehört nicht allein euch. Es gehört Gott und es gehört sich selbst. Es will seinen eigenen Weg gehen und sein eigenes Leben leben.
Mutter sein
Mit deinem Kind wirst du dich selbst neu kennenlernen. Als Mutter wirst du neue Seiten in dir entdecken. Du spürst, wie schön es ist, Mutter zu sein. Die Mutter nährt das Kind. Sie gibt ihm Geborgenheit, sie vermittelt ihm, dass es auf Erden willkommen ist. Sie schenkt ihm Urvertrauen. Eine Mutter bewertet auch nicht. Sie urteilt nicht über das Kind, sie nimmt es einfach an, wie es ist. Wenn du nun selbst Mutter bist, kannst du deine eigene Mutter besser verstehen. Du wirst würdigen, was sie für dich getan hat. Das Mütterliche ist etwas Wesentliches in der Frau. Entdecke die Mütterlichkeit in dir als eine große Fähigkeit, die Gott dir geschenkt hat. Du erlebst das Schöne an deinem Muttersein, wenn du dein Kind stillst, es in deinen Armen hältst und ihm Geborgenheit schenkst. Genieße dein Muttersein. Er ist eine wichtige Erfahrung deines Menschseins.
Vater sein
Du bist nun Vater geworden. Auch als Vater wirst du neue Seiten an dir entdecken. Du bist nicht nur der Angestellte in deiner Firma oder der Jungunternehmer oder der Lehrer. Du bist nun Vater geworden. Vater sein bedeutet, dem Kind den Rücken zu stärken, damit es sich ins Leben hinaus wagt. Dein Kind braucht den Vater, der ihm Halt gibt, der ihm Mut schenkt, das Leben selbst in die Hand zu nehmen, etwas zu riskieren, voller Vertrauen auf andere Menschen zuzugehen. Und das Kind braucht den Vater, an den es sich lehnen kann, von dessen Kraft es zehren kann. Der Vater schützt das Kind. Er gibt ihm Sicherheit.
Spüre, wie schön es ist, Vater zu sein. Du hast diese Fähigkeiten in dir. Jetzt, mit deinem Kind, kannst du sie entfalten. Und du wirst erfahren, dass es dir selbst guttut, dein Vatersein bewusst zu leben. Du kannst dich jeden Tag auf dein Kind freuen, darauf, es in deine Arme zu nehmen und mit deinem Lächeln in ihm ein Lächeln hervorzurufen.
In die Welt sehen
Wenn du dein Kind betrachtest, dann meditiere dich in seine Sinne hinein. Du kannst dann deine Hand jeweils auf eines seiner Sinnesorgane legen, dein Kind segnen und ihm gute Wünsche sagen.
Lege deine Hand auf seine Augen und wünsche dem Kind, dass aus seinen Augen immer Güte strahlen möge. Mit den Augen möge dein Kind das Schöne in der Welt sehen und sich an der Schönheit freuen. Es möge aber auch das Schöne und das Gute in jedem Menschen sehen. Seine Augen mögen nicht bewerten, sondern die Menschen sein lassen, wie sie sind. Wenn die Augen deines Kindes das Schöne im Menschen sehen, dann vermag es die Menschen auch zu lieben. Und es kann sie sein lassen.
Seine Augen mögen immer strahlend sein und den Menschen, die sie anschauen, Lebendigkeit, Güte und Liebe vermitteln. Und seine Augen mögen in allen Menschen letztlich Christus erkennen als ihren wahren Grund und in aller Schöpfung Gott als das Geheimnis allen Seins.
Worte der Liebe und der Hoffnung
Halte deine Hände zärtlich auf den Mund deines Kindes und überlege, welche Wünsche dir dabei einfallen. Dein Kind möge Worte sprechen, die die Menschen erfreuen. Es sollen gute Worte sein, die gut vom Menschen sprechen. Und es mögen auch Worte sein, die ein Lächeln hervorrufen, die andere Menschen ermutigen und ihnen Hoffnung schenken.
Sein Mund möge bewahrt bleiben vor verletzenden und bitteren Worten, die die Atmosphäre vergiften. Die Kirchenväter sagen: Mit unseren Worten bauen wir ein Haus, entweder ein kaltes Haus, in dem niemand wohnen möchte, oder ein warmes Haus, in dem sich die Menschen wohlfühlen. Mögen die Worte deines Kindes ein Haus bauen, in dem die Menschen gerne wohnen, weil sie die Liebe in den...