A ÜBERBLICK ÜBER MÖGLICHE SPORTVERLETZUNGEN
2 Erste Hilfe
Mit der Darstellung und der Beschreibung einzelner Verfahren in der Ersten Hilfe möchten wir Sie anregen, die notwendigen Maßnahmen hin und wieder zu üben und im Umgang mit den Materialien sicherer zu werden.
Denken Sie daran, Ihre Hilfe kann Leben retten und Rehabilitationsmaßnahmen optimal vorbereiten.
Unter dem Begriff „Erste Hilfe“ versteht man alle Hilfeleistungen, die im Falle einer Verletzung/Notfall bis zum Beginn professioneller Behandlungen zu leisten sind.
Geschlossene Verletzungen der Haltungs- und Bewegungsorgane:
PECH-Schema nach Blömer
- Pause: Abbruch der sportlichen Tätigkeit, Untersuchung zur Schadensfeststellung.
- Eis-„Wasser“ zur Schmerzlinderung: Kompressionsverband mit Eiswasser oder kaltem Wasser anfeuchten, sofern keine offene Wunde besteht.
- Compression: Druckverband mit mäßiger Spannung.
- Hochlagerung des verletzten Körperabschnitts, gegebenenfalls weitere Diagnostik einleiten (Röntgen, Ultraschall).
2.1 Erstversorgung
Nasenbluten
Mit nach vorne gebeugtem Oberkörper sitzen und eine Kühlkompresse in den Nacken legen. Die Nase nicht zuhalten, sondern ein Taschentuch oder einen nassen Waschlappen locker vor die Nase halten und durch den Mund weiteratmen. Nasenbluten kann durch hohen Blutdruck oder bei falscher Atmung bei Kraft- bzw. Gerätetraining auftreten.
Blasenbildung
Vorbeugende Schutzkleidung tragen. Aufkleben von Compeed® Blasenpflastern. Kleine Blasen nur durch Schaumgummiteile hohllegen. Große Blasen mit steriler Kanüle aufstechen, um eine Druckentlastung zu schaffen und mit Wundpflaster abdecken. Eine Blase nie mit der Schere komplett aufschneiden, da sonst leicht Entzündungen entstehen.
Hämatom unter dem Fingernagel
Sofortiges Kühlen des Fingers reduziert die Hämatombildung. Bei ausgeprägtem Hämatom unter dem Nagel kann es zu einer Schädigung des Nagelbetts kommen. Zur Druckentlastung des Fingernagels durch vorsichtiges, langsames Drehen einer Kanüle den Nagel durchbohren. Das Hämatom entleert sich spontan. Durchbohrte Stelle desinfizieren und mit Wundverband abdecken.
Blutblase durch Quetschung
Sofortiges Kühlen. Anschließend die Blase mit einer sterilen Kanüle öffnen. Zur Druckentlastung die Haut nach außen straffen und anschließend mit Wundverband abdecken. Blutblasen nie ausdrücken.
Wundsein der Haut
Durch z. B. aneinanderreibende Körperteile. Prophylaktisch am Oberschenkel Radlerhosen tragen oder Oberschenkel mit Hautfunktionsöl einreiben. Kunstfasern meiden. Patientinnen sollten auf einen gut sitzenden BH achten. Bei Wundsein entsprechend Wundsalbe auftragen und an der Luft trocknen lassen. Beim Verkleben mit Textilien diese nicht abreißen, sondern befeuchten und schonend abziehen.
Wundreiben der Brustwarze
Z. B. beim Laufen durch Reibung der Textilie an der Brustwarze. Abkleben der Brustwarze oder diese vorher mit Vaseline einreiben. Beim Training evtl. brustfreie Trainingshemden tragen.
Seitenstiche
Sie können beidseitig im Bereich der unteren Rippen auftreten und gehen mit krampfartigen, stechenden Schmerzen einher. Ursache dieser Verkrampfung sind z. B. zu starke Trainingsbelastungen, Training zu kurz nach Mahlzeiten oder eine falsche Atemtechnik.
Zur Therapie muss das Training, z. B. die Laufgeschwindigkeit, reduziert werden oder eine Pause eingelegt werden. Bei intensiver Einatmung wird der Oberkörper aufgerichtet, beim Ausatmen wird der Oberkörper nach vorne gebeugt, um das betroffene Gebiet zu entspannen.
2.1.1 Hautverletzungen und Wundversorgung
Offene Wunden kommen bei Sportlern sehr häufig vor, besonders in Sportarten, die von Körperkontakt bestimmt sind, wie Fußball, Eishockey usw. Auch Sportler, die häufig auf harte Unterlagen stürzen, wie Radfahrer und Handballer, sind gefährdet. Ausmaß und Schwere einer Wunde ist von ihrem Entstehungsmechanismus bestimmt. Man unterscheidet Schnitt-, Quetsch-, Riss-, Schuss- und Schürfwunden.
Die Wundversorgung, die hier angesprochen wird, bezieht sich auf die zahlreichen kleinen Verletzungen der Haut, im Wesentlichen also Verletzungen,
- bei denen es nicht zu einer vollständigen Kontinuitätstrennung der Haut kommt, und
- tiefere, die Haut durchdringende Verletzungen, deren Öffnung 1-2 cm nicht überschreiten.
Die Wunde ist eine örtliche Weichteilverletzung; sie hat aber auch auf den Gesamtorganismus Rückwirkungen, die von der Lokalisation und Größe abhängig ist.
Wundreinigung
Jede Wunde muss zuerst sorgfältig untersucht werden, ob sich Fremdkörper in ihr befinden. Die Fremdkörper sind mit einer anatomischen Pinzette, oder, wenn kein Instrument zur Verfügung steht, mit einem in Desinfektionsmittel getränkten Mulltupfer zu entfernen. Das Aus- und Abreiben der Wunde muss vermieden werden, weil sich sonst die Gefahr der Infektion erhöht.
Wunddesinfektion
Nach der Wundinspektion sind die Wundränder und die Wunde selbst zu desinfizieren, denn jede Wunde ist ein potenzieller Infektionsherd. Als wirksame Mittel haben sich Mercuchrom® und Merfen® bewährt. Jod besitzt zwar eine starke Wirkung, ist aber wegen seiner schmerzhaften Reizungen und allergischen Symptomatik bedenklich. Aus Sicht des Arztes ist eine aktive Immunisierung gegen Wundstarrkrampf mit Tetanol® anzustreben.
Oberflächige Wunden
Bei oberflächigen Schürfwunden genügt eine Desinfektion mit genannten Präparaten innerhalb der ersten Stunden. Die anschließende Lufttrocknung führt schnell zu einer stabilen Wundschorfbildung. Schürfwunden, die unter der Kleidung liegen, sind mit Wundverband abzudecken.
Riss-, Platzwunden, Blutstillung
Größere und tiefere Schürfwunden sowie Riss- und Platzwunden werfen zunächst das Problem der lokalen Blutstillung auf. Dies geschieht am besten durch eine mehrschichtig aufgelegte Mullkompresse, die nicht mit der Wunde verklebt und unter Kompression angelegt wird. Bei nicht zu stillenden Sickerblutungen kann Clauden-Gaze® aufgelegt werden. Klaffende, glattrandige Wundränder werden mit einer Naht oder Klammerungen fixiert. Die Wunde kann anschließend mit Sofra-Tüll® (ein mit lokalanästhesierender und antibakterieller Salbe getränkter Gittertüll), oder More Skin® (Kunsthaut) abgedeckt werden.
Wundinfektion
Stark verschmutzte Wunden, die durch Rötung und Schwellung eine Infektion signalisieren, können mit bakteriziden Salben, z. B. Nabcetin®, behandelt werden. Orale Gabe von Immunstimulanzien, z. B. Esberitox®, oder, wenn nötig, von Antibiotika, unterstützen die Therapie. Dennoch sollte mit einer infizierten Wunde kein Sport mehr getrieben werden. Diese Infektion kann streuend andere Körperorgane beeinflussen und somit auch zu späteren Problemen an inneren Organen (Herzmuskelentzündung) und am Bewegungsapparat (Achillessehnenentzündung) führen.
Verbandwechsel
Ein Verband sollte so wenig wie möglich gewechselt werden. Da während sportlicher Betätigung Verbände nötig sein können, wird nach dem Duschen auf jeden Fall der Verband erneuert. Bei starker mechanischer Belastung kann die Wunde mit einem Ring aus Schaumstoff, z. B. Artifoam®, hohlgelegt werden. Ist der Verband mit der Wundoberfläche verklebt, wird der Wundbelag mithilfe eines warmen Wasserbades abgelöst.
Wundheilung
Die Wundheilung verläuft in drei Phasen. Die eigentliche Wundphase dauert vom ersten bis zum vierten Tag; sie wird als exsudative oder entzündliche Phase bezeichnet. Nach einer Gewebeverletzung mit Gewebetrümmern und Blut im Wundbett wehrt sich der körpereigene Regelmechanismus und leitet sofort Heilungsvorgänge ein.
Proliferationsfaktoren beschleunigen die Zellteilungsrate der Endothelzellen (Gefäßwundzellen) und der Thrombozyten; beides führt zu einer gefäßabdichtenden Wirkung. Lokale Bindegewebezellen, Plasmazellen, Monozyten und Leukozyten nehmen Bruchstücke der Zelltrümmer auf und bauen sie ab. Fibrin verklebt die Wundränder. Bereits nach 24 Stunden sprießen Fibroblasten und Kapillaren in das Wundbett.
Die Heilphase beginnt etwa mit dem fünften Tag: Sie wird auch als Kollagenphase oder proliferative Phase bezeichnet, da jetzt die Fibroblasten Kollagen synthetisieren. Mit Zunahme der kollagenen Fasern erhöht sich die Reiß- und Dehnfähigkeit der Wunde.
Mit zunehmender Ausdifferenzierung der kollagenen Fasern kommt es zur Wasserabgabe, zur Kontraktion des Wundgewebes und die Wundränder ziehen sich zusammen. An der Oberfläche der Wunde wachsen Epithelzellen unter Zellneubildung zusammen und schließen die Wunde bei nahe gelegenen Wundrändern in 6-8 Tagen. Nach abgeschlossener Deckung des Hautdefekts wird der Schorf abgestoßen. Nach 14 Tagen kann jede nicht infizierte Wunde voll durch Zug und Dehnung belastet werden.
In der dritten Phase, der Differenzierungsphase, bilden sich Kapillaren und Fibroblasten zurück, die kollagenen Bündel werden dicker und dichter und ordnen sich in Hauptspannungsrichtungen. Die vorher rötliche Narbe blasst ab und zeigt Tendenzen zu fortschreitender Schrumpfung. Die Heilung und Wundversorgung ist damit abgeschlossen.
Prophylaxe
Jede Verletzung sollte kurzfristig oder auf Dauer durch entsprechende...