Ein frischer Frühlingsmorgen, Morgentau, Vögel zwitschern, im Wienerwald im Westen Wiens.
Erwartung einer schönen Zeit,
Am Weg zu einer Haltestelle: zufälliges Treffen von meiner Mutter und mir.
„Grüß dich Mutter!“
„Ja Grüß dich Sara, gut, dass ich dich treffe, wie geht s dir denn?
Scheu und vorsichtig sage ich: „Danke gut, und dir? Es geht schon, alles in Ordnung“ ist die Antwort meiner Mutter. Nach einer kleinen Pause:“ Ich kann die nächste Vorstellung meines Abonnements in der Kammeroper nicht besuchen, da ich auf Reise bin.
Möchtest du statt mir gehen? Es ist eine so tolle Aufführung einer Mozartoper!“
Zögerlich sage ich zu, ich weiß, wenn ich einmal zugesagt habe, kann ich das nicht mehr ändern. Ich muss mir also ganz sicher sein, ob ich diese Karte in Anspruch nehmen will und kann.
Da es sich um eine Mozartoper handelt, merke ich, dass ich es unbedingt möglich machen will. Sonst unorganisiert, mache ich mich auf die Suche nach jemandem, der inzwischen bei meinem acht jährigen Sohn bleiben kann, und am Nachmittag vor der Vorstellung schaue ich, dass alles wirklich gut erledigt ist. Es ist aufgeräumt, die Hausaufgaben erledigt, die Jause ist gemacht, ich bedanke mich bei meiner Tochter, dass sie einspringt, und ziehe mich schön an. Sie ist es, die es mir in den außergewöhnlichen Abenden zu Hilfe kommt. Sonst habe ich niemanden, bei dem er bleiben würde.
Ich bin ihr sehr dankbar. Sie ist schon erwachsen und bewohnt eine eigene Wohnung.
Szene. Ich erreiche zu Fuß und alleine die Kammeroper
Ganz alleine bin ich da, in der Kammeroper, ohne Begleitung, ich schau die an, die in Begleitung gekommen sind, und in meinen Augen ein vollständiges Leben führen.
Ich setze mich in die letzte Reihe, und die Oper Titus beginnt.
Szene: ich sitze in der Musik : Titus von Mozart, der Zuschauer lernt durch erste Schlüsselszenen den Charakter von Titus kennen.
ERSTER AUFZUG
ERSTER AUFTRITT
Das Theater stellt ein prächtiges Zimmer der
Vitellia vor. Wie der Vorhang aufgeht, sitzt sie auf
einem Ruhebett. Während dem Ritornell tritt sie
in Nachdenken versunken hervor. Dann kommt
Sesto.
VITELLIA
Der Rache Stunde schlägt
Ein Wink, von mir, und Titus
Stürzt vom Thron herab.
Sesto kommt ganz niedergeschlagen.
VITELLIA
Sesto! warum so traurig?
Verlischt dein Mut so schnell?
SESTO
für sich
O Götter! -
laut
Nein,
was du willst, geschehe
Schon harret Lentulus des Winkes -
VITELLIA
Und dennoch zauderst du so lange?
Soll den Thron, der mir gebührt,
Mit Titus eine Fremde teilen?
Wird Berenice seine Gattin,
Dann, freier Römer - bist du Sklave
Du schweigst? - Wo ist der Stolz der Römer,
Der ehmals Nationen beugte?
SESTO
Du hast mein Herz, dir schwur ich Rache,
Nur zeige einen Flecken mir,
In Titus grosser Heldenseele:
Nur einen Makel, und ich opfre
Ihr heute noch dem schwarzen Orkus.
Rom nennt ihn seinen Vater,
Die Edlen ihren Freund,
Die Unschuld ihren Schützer;
O leugne diese Wahrheit,
Und lächelnd mord' ich ihn.
VITELLIA
Des Vaterlandes Wohl
Verlangt ein solches Opfer.
SESTO
Ach; Titus ist mein Freund.
VITELLIA
Ein Brutus stürzte den Tarquin
Ein Cäsar fiel durch Brutus Dolche,
Willst du kein dritter Brutus sein?
feierlich
So krieche in den Sklavenkittel,
Und beuge dich vor seiner Grösse,
Ich trete weinend auf die Seite
Denn Rom hat keinen Römer mehr.
Will ab.
SESTO
sie aufhaltend
Bleib - du folterst meine Seele,
Deine Liebe ist mein Alles,
Und dein Wort sei mir Befehl.
VITELLIA
Teurer! - so bin ich dein Lohn.
Feurige Umarmung
Duett
SESTO
Fordre nach Gefallen
Lenke meine Schritte,
Jeden meiner Tritte,
Weih ich Teurer dir.
VITELLIA
Eh noch die Sonne schwindet,
Will ich, dass Titus blute,
Wisse, mit frechem Mute,
Raubt' er den Szepter mir.
SESTO
Deine Wut bringt mich von Sinnen
VITELLIA
Wann wird die Rach' beginnen?
SESTO
Ach, einen Blick der Liebe,
Für meine Treue mir.
BEIDE
Feindselige Begierden
Zerreissen unsre Herzen,
Von dieser Wunden Schmerzen
Befreit uns nur der Tod.
Sie wollen abgehen.
ZWEITER AUFTRITT
Annius kommt ihnen entgegen; die Vorigen.
ANNIUS
Endlich find' ich meinen Freund;
Sesto! folge mir zum Kaiser,
Denn er wünschet dich zu sehn.
VITELLIA
Eile jetzt zu seinem Throne,
Sieh, wie er der Stolzen huldigt -
ANNIUS
Du irrest dich an Titus Seele,
Er, der die Feinde stets besiegt,
Weiss auch sich selber zu besiegen.
Ich war des schönen Abschieds Zeuge;
Indem ich dieses euch erzähle
Ist Berenice schon von hier.
VITELLIA
für sich
Ach! meiner Rache Hoffnung schwindet
laut
Hätt' ich sie doch gesehn,
Wie sie mit stolzem Blicke
Dem liebekranken Titus
Das Lebewohl versagt.
ANNIUS
Noch nie war sie so zärtlich
Sie wusste sich geliebt,
Doch sah sie auch das Opfer,
Das Titus seinem Volk
Und seinem Herzen brachte.
Gebeugt, und weinend standen sie,
Der Held ermannte sich zuerst,
Besiegte seine Leidenschaft,
Und Berenice reis't aus Roms Gebiete.
VITELLIA
zu Sesto
Noch fesselt Staunen meine Zunge
Verzögre noch des Aufruhrs Ausbruch.
SESTO
der während Annius spricht in grosse Bewegung
gerät, leise zur Vitellia.
Vitellia! bin ich der Ball
Mit dem der lose Knabe spielet?
Ist dies die so gepriesne Liebe
Die mich -
VITELLIA
ihn unterbrechend
Schweig, Unbesonnener!
Willst du des Weibes Herz ergründen?
Ich liebe dich, das schwur ich dir,
Und nun hinweg mit allen Zweifeln.
Arie
VITELLIA
Wenn du mich liebst, so rede
Nicht mehr in diesem Ton,
Lass diese läst'ge Fehde
Schon hab ich sie genug.
Wer ohne Misstraun wandelt,
Wird redlich auch behandelt
Wer stets Betrug nur fürchtet,
Lockt selbst uns zum Betrug.
Ab.
Immer mehr lerne ich durch seinen Charakter, wie sehr er vergibt, und habe das Gefühl, Mozart selbst spricht durch diese Rolle zu mir. (Darstellung der Innenschau meiner Gedanken)
Nach 18 Jahren selbstauferlegtes und doch durch meine Mitwelt nötig gewordenes Schweigegelübde komme ich zu Tito. Seine gnadenlose Milde bringt nicht nur mich zum Sprechen, sondern erlaubt es, endlich, dem aufgestauten Strom an Geheimnissen an die Oberfläche zu kommen. Du bist Ursache und Wirkung zugleich.
Hier gibt es ein flash back:
Sara hört Angelo zu. Er erzählt gerade, dass er nicht weiß wer er jetzt ist, aber einige seiner Vorleben kennt. Eines war Mozart. Er hat es ihr erzählt, nachdem er sie eine Romanze von Mozart vorspielen gehört hatte. Sie fühlten sich unsagbar wohl in desanderen Gegenwart.
Dieser Dialog wird von finsteren Gedanken unterbrochen. Finster deshalb, weil sie schweigen, musste, wie mir schien, denn alles wurde sofort gegen sie verwendet.
DRITTER AUFTRITT
Sesto und Annius.
ANNIUS
Nun Freund, noch eine Bitte
Schon lang' lieb' ich Servilien;
Nur aus der Hand des Bruders,
Will sie die Hand des Gatten.
Du selbst versprachst sie mir,
Du eilest jetzt zu Titus.
Wirst du dein Wort erfüllen,
Und dich für mich verwenden?
SESTO
Stets war mir Freundschaft heilig,
Ich schätze, liebe dich;
Dies Bündnis ist mein Wunsch
Ich gehe jetzt zu Titus,
Freund, bald bring ich dein Glück.
Duett
BEIDE
Nimm diesen Kuss zum Pfande
Der treusten Liebe, Freund!
Wie sehnt mich's nach dem Bande,
Dass enger uns vereint.
Beide ab.
In Tito höre ich Mozart selber sprechen, und irgendwie spricht nun auch Angelo zu mir. Tränen schießen mir in die Augen! Wie gebannt höre ich jedem Wort, das er spricht, zu.
Meine Gedanken wandern in die Vergangenheit, wo ich diesen Menschen sehr lieben gelernt hatte.
Ich komme an sehr finsteren Zeiten vorbei, (ich war allein, traurig verlassen, ohne Hoffnung)
Flash back : Traum von Angelo: es ist ein sich bewegendes Bild. Er liegt in seiner für ihn üblichen Pose (ausgestreckt auf seinem Rücken und die Hände hinter seinem Kopf als Stütze). Er lächelt Sara an schräg in Richtung seiner Füße. Es ist ein feines echtes Lächeln, das doch 20 sec. vielleicht...