HEILPFLANZEN UND IHRE WIRKSTOFFE
Viele Pflanzeninhaltsstoffe sind heute bekannt und es werden auch weiterhin immer wieder neue entdeckt und erforscht.
Über die Wirksamkeit der Inhaltsstoffe weiß man gut Bescheid, und häufig war oder ist die Natur Vorreiter und Beispiel für neu entwickelte, synthetische Medikamente. Vor allem der Regenwald ist im Fokus der Forscher und Pharmaunternehmen. Man erhofft sich, in noch unentdeckten Waldgebieten dieser Erde Wirkstoffe gegen die großen Zivilisationskrankheiten dieser Zeit zu finden. Dies führt zu Raubbau und zur Unterdrückung der Menschen vor Ort. Es werden hohe Investitionen auf der Suche nach neuen pflanzlichen Wirkstoffen getätigt, man weiß um das Potenzial der Heilpflanzen. Dennoch möchte man uns heute den Umgang mit ihnen verbieten, man verbreitet Angst und versucht, den Patienten und Tierbesitzer zu entmündigen. Eigenverantwortung, Mitdenken und die Möglichkeit, sich selbst mit pflanzlicher Medizin zu versorgen, ist nicht erwünscht. Hierbei ist es egal, ob es sich um menschliche oder tierische Patienten handelt, am Ende geht es doch nur um den Profit.
Bis der Mensch vor ungefähr 200 Jahren begann, seine Medizin synthetisch herzustellen, waren es Pflanzeninhaltsstoffe, die er extrahierte und nutzte. Noch heute ist vielen Menschen bekannt, dass z. B. Aspirin® pflanzlichen Ursprungs ist. Der Wirkstoff Acetylsalicylsäure wurde lange Zeit aus der Weidenrinde und dem Mädesüß extrahiert, bis man einen Weg fand, diesen Stoff synthetisch herzustellen. Auch Digitalis-Medikamente entstammen ursprünglich einer Pflanze, man extrahierte das Digitoxin aus dem Fingerhut. Einige hochwirksame Stoffe, wie z. B. Atropin (aus der Tollkirsche) und Colchizin (aus der Herbstzeitlosen), sind auch heute nicht aus der Medizin wegzudenken und ein Beweis dafür, dass Pflanzen hochwirksame Stoffe enthalten.
Die Wirkstoffe des Mädesüß wirken schmerzlindernd und fiebersenkend.
AUS DER MEDIZIN BEKANNTE, DOCH URSPRÜNGLICH AUS DER PFLANZE EXTRAHIERTE STOFFE
WIRKSTOFF | PFLANZE | ANWENDUNG |
---|
Atropin | Tollkirsche | In der Narkose und Augenmedizin |
Morphin | Mohnpflanze | Schmerztherapie |
Coffein | Kaffee | Genussmittel, Kreislauf |
Theophyllin | Teepflanze | Kreislauf, Blutdruck |
Colchicin | Herbstzeitlose | Tumortherapie |
Ephedrin | Meerträubel | Atemwege, Bronchien |
Digitoxin | Fingerhut | Herzmedikamente |
Menthol | Minze | Haut und Atemwege |
Pyrethrine | Crysantheme | Antiparasitika |
Salicylsäure | Weide, Mädesüß | Schmerzmittel |
EIN GEMISCH AUS VIELEN STOFFEN
Pflanzen bestehen allerdings nicht nur aus einem einzelnen Stoff, sie sind immer ein Gemisch aus vielen. Das ist es, was Kritiker der Phytotherapie gern als Gegenargument nutzen, da diese Vielstoffgemische sehr schlecht in ihrer Wirkung nachvollziehbar sind. Seitdem der Mensch lieber Monosubstanzen nutzt, d. h. lieber eine Reinsubstanz extrahiert und mit dieser therapiert, traut er den Vielstoffgemischen der Heilpflanzen nicht mehr. Sie erscheinen ihm unkontrollierbarer und somit gefährlicher und zudem wirkungsärmer als Monosubstanzen.
Allerdings kommt man ganz allmählich dahinter, dass es gerade die Vielstoffgemische der Pflanzen sind, die allumfassend, behutsam und wirksam auf den Organismus einwirken. In aktueller Zeit hat man dies bei der Untersuchung und Anwendung von Cannabinoiden, also Cannabis, beobachtet und untersucht. Erhalten kranke Menschen das synthetische Dronabinol, so bekommen sie Nebenwirkungen, und die erwünschte Wirkung ist nicht annähernd vergleichbar mit der des gesamten Pflanzenextraktes. Ganz zu schweigen von den enormen Kosten, die ein synthetisch hergestelltes Dronabinol verursacht. Selbstverständlich haben Pharmaunternehmen größeres Interesse daran, einen patentierten, synthetischen Wirkstoff auf den Markt zu bringen, als sich mit den nicht lukrativen Pflanzen zu beschäftigen.
Die bessere Wirksamkeit der Gesamtpflanze, des Gesamtextraktes, haben Wissenschaftler anhand einiger Pflanzen belegen können. Es scheint immer der Gesamtcocktail der Pflanze zu sein, der seine Wirksamkeit hat. So weiß jeder, dass Aspirin® bei Daueranwendung schlecht für die Magenschleimhaut ist. Die Ursprungspflanze allerdings trägt verschiedenste Stoffe in sich, so z. B. auch Schleimstoffe und Flavonoide (siehe Kap. „Heilpflanzen und ihre Wirkstoffe“), die die Magenschleimhaut schützen. Das ist nur ein Beispiel dafür, dass Gesamtextrakte ganzheitlich auf den Körper wirken. Dies erscheint auch sinnvoll, wenn man bedenkt, dass Mensch, Tier und Pflanze über Jahrmillionen eine Ko-Evolution auf diesem Planeten durchmachen, d. h. in der Natur fein aufeinander abgestimmt sind – synthetische Monosubstanzen aber erst seit ca. 200 Jahren angewendet werden und auf unseren Körper nicht optimal abgestimmt sind. Eine synthetische Monosubstanz greift in der Regel an einer Stelle im Organismus ein und ändert eine körpereigene Funktion. Zumeist wird so ein für den Patienten unangenehmes Symptom unterdrückt. Eine Wirkung, die lebensrettend sein kann, die meist aber auch nur zu einer Verschleppung und Überdeckung des eigentlichen Problems führt.
GANZHEITLICHER ANSATZ
Der tierische Organismus ist kein Zusammenschluss von voneinander unabhängigen Maschinen, die einzeln repariert werden können, ohne Einfluss aufeinander zu haben. Dies ist allerdings der Ansatz der klassischen Schulmedizin. Es werden einzelne Organe und einzelne Symptome mittels synthetischer Präparate „repariert“. Dabei kann es sein, dass diese Reparatur nur darauf abzielt, ein Symptom zu überdecken. Der Organismus allerdings ist ein ganzheitliches Wesen, jedes Organ ist miteinander verbunden und daher nie im Einzelnen zu betrachten. Hier setzt die Naturheilkunde an. Vor allem die Phytotherapie, denn sie greift in die Mechanismen chemisch ein, ohne sie allerdings zu manipulieren. Sie regt Selbstheilungskräfte an und der Gesamtcocktail der Pflanze reguliert den Organismus ganzheitlich. Samuel Hahnemann, Begründer der klassischen Homöopathie, hat dies schon sehr früh erkannt und sich zu der rein symptomatischen Therapie, also der Unterdrückung von Symptomen, kritisch geäußert:
„Von jeher suchte die alte Schule, da man sich oft nicht anders zu helfen wusste, in Krankheiten ein einzelnes der mehreren Symptome zu bekämpfen und womöglich zu unterdrücken, eine Einseitigkeit, welche, unter dem Namen: Symptomatische Curart, mit Recht allgemeine Verachtung erregt hat, weil durch sie nicht nur nichts gewonnen, sondern auch viel verdorben wird. Ein einzelnes der gegenwärtigen Symptome ist so wenig die Krankheit selbst, als ein einzelner Fuß der Mensch selbst ist. Dieses Verfahren war desto verwerflicher, da man ein solches einzelnes Symptom nur durch ein entgegengesetztes Mittel (also bloß enantiopathisch und palliativ) behandelte, wodurch es nach kurz andauernder Linderung sich nachgängig nur umso mehr verschlimmert.“
WELT DER WIRKSTOFFE
Um dem interessierten Hundebesitzer einen kleinen Einblick in die Welt der Wirkstoffe zu geben, werden diese auf den folgenden Seiten kurz vorgestellt. Möchten Sie sich eingehender mit der Heilpflanzenkunde beschäftigen, werden Sie merken, dass Pflanzengruppen gern ähnliche Wirkstoffe enthalten. Wenn man also die Pflanzen und ihre Wirkstoffe ein wenig einzuteilen vermag, ist es leichter, mit ihnen zu therapieren. Die wichtigen und großen Gruppen der Wirkstoffe zu kennen, ist auch für Sie als Hundehalter wichtig, wenn Sie Ihren Hund therapieren wollen. Die einzelnen Stoffgruppen haben andere Wirkungen und sie sollten immer ganz gezielt...