2Heizungstuning ganz praktisch
Heizungstuning bedeutet, die Heizung so zu optimieren, dass die Leistung der Heizungsanlage bei gleichem oder weniger Verbrauch verbessert wird.
Viele der im Buch dargestellten Maßnahmen sind unabhängig von der Art der Heizenergie (periphere Maßnahmen), einige greifen aber direkt in das Bestehende ein. So ist, je nach verfügbarem Budget und handwerklichen Fähigkeiten, für jeden etwas dabei.
Die getunte Heizungsanlage kann – je nach Alter und Ausstattung – bei einer entsprechenden Verbesserung bis zu 30 % zur Einsparung der Heizkosten beitragen. Es gibt sogar Fälle, wo nach einer Heizungssanierung fast 50 % eingespart werden konnten.
2.1Reparieren oder erneuern?
Unabhängig davon, was der Gesetzgeber vorschreibt: Ist die Heizungsanlage älter als 30 Jahre, ist es sinnvoller, entweder die komplette Anlage oder einzelne Heizungsteile wie den Brenner, den Kessel, das Steuergerät, den Warmwasserspeicher usw. auszutauschen und den Kamin zu sanieren oder mit einem neuen Einsatz zu versehen. Möglicherweise sind dann auch die alten Heizkörper mit einer neuen Heizungsanlage nicht mehr kompatibel, z. B. dann, wenn die Art der Heizkörper eine hohe Vorlauftemperatur erfordert und die moderne Heizungsanlage dadurch Energie einspart, dass die Kesseltemperatur möglichst niedrig ist. Eine Komplettsanierung der Heizungsanlage einschließlich der Peripherie bedeutet meist:
Entscheidungsfindung bezüglich eines neuen Heizungssystems
Weitere Überlegungen zur Peripherie
Hohe Kosten
Langwieriger Umbau der Haustechnik (nicht nur im Heizungskeller)
Aufwendige Anschlussarbeiten (z. B. bei Heizkörperaustausch)
Abb. 2.1 – Was hängt alles an einer neuen Heizungsanlage: 1) Kessel, 2) Brenner, 3) Heizungsregelung, 4) Umwälzpumpe(n), 5) Schornstein, 6) Rohrdämmung, 7) Pufferspeicher, 8) Heizkörperventil, 9) Heizkörper.
Die Entscheidung müssen Sie selbst treffen. Man kann die Kosteneinsparung ausrechnen, wenn jährlich 30 % weniger Heizkosten anfallen. Sie wissen dann, ob sich die neue Anlage mit neuer Garantie, mehr Komfort, mehr Sicherheit etc. in 15 oder 20 Jahren oder erst in 30 Jahren bezahlt macht.
Im Folgenden finden Sie eine Beispielrechnung für ein größeres Einfamilienhaus aus den 70er-Jahren mit durchschnittlich ca. 4.000 l Heizölverbrauch pro Jahr.
Pos. | Bezeichnung | Preis in € |
---|
5 | Rohre, Fittings, Sonstiges | 1.500,00 |
6 | Brauchwasserspeicher, 300 l | 1.600,00 |
7 | Abgasrohr, Anschlüsse | 800,00 |
8 | Entsorgung alte Heizungsanlage | 300,00 |
9 | Hydraulischer Abgleich | 450,00 |
10 | Neue Heizkörperventile | 400,00 |
Gehen wir davon aus, dass mit dieser Sanierung 30 % Heizöl eingespart werden, wären das 4.000 l x 30 % = 1.200 Liter x 60 Cent = 720 € pro Jahr.
18.370 € : 720 = 25,5 Jahre.
Berechnungsgrundlage:
1. Der Ölpreis verändert sich nicht wesentlich.
2. Sanierung ohne Heizkörperaustausch.
Natürlich lässt sich obiges Beispiel nicht übertragen. Es geht hier nur darum, ein Rechenbeispiel zu zeigen. Sinnvoll ist, dass Sie sich für Ihr spezielles Objekt die Sanierungspreise durch eine Fachfirma anbieten lassen. Wenn möglich lassen Sie sich die Einsparung vom Installateur garantieren. Dann können Sie beruhigt kalkulieren, wie viele Jahre es dauern wird, bis sich die moderne Heizungsanlage über die Einsparungen finanziert hat.
Natürlich sollten Sie den Heizungsinstallateur auch fragen, wie lange die neue Heizungsanlage hält und wie lange Garantieleistungen gewährt werden. Moderne Heizungspumpen und Heizkessel halten meist nur noch 15, bestenfalls 20 Jahre.
In vielen Broschüren steht die Empfehlung, die Heizungsanlage so schnell wie möglich zu erneuern. Nur welche Heizungsart kann für die Zukunft wirklich empfohlen werden? Öl? Gas? Holz?
Ist die Heizungsanlage zwar schon älter, sind die Werte (Wirkungsgrad, Abgaswerte usw.) aber noch akzeptabel oder lassen sich entsprechend verbessern, lohnt es sich, darüber nachzudenken, einzelne Komponenten der Heizungsanlage zu verbessern und zu ersetzen – und zwar möglichst so – dass sie bei einer zukünftigen Erneuerung der Heizungsanlage weiterverwendet werden können. Dann sind die Investitionen sinnvoll.
In diesem Kapitel wird darauf eingegangen, welche Maßnahmen, bezogen auf die Rahmenbedingungen, sinnvoll und geeignet sind.
Mögliche und sinnvolle partielle Maßnahmen:
Hydraulischer Abgleich
Regelungstechnik verbessern
Heizungsventile auf den neuesten Stand bringen
Heizungspumpe, geregelte Energiesparpumpe
Speichererweiterung
Brennertuning
Kesseltuning
Einzelne Komponenten der Heizungsanlage erneuern
Kombination mit regenerativen Energien
Schornsteintuning (LAS, einfache Variante)
Nachfolgend werden die einzelnen Grundlagen und Maßnahmen beschrieben.
2.2Hydraulischer Abgleich bringt viel
Wasser fließt immer den Weg des geringsten Widerstands. Da es in Heizungsanlagen verschiedene Fließwege mit unterschiedlichen Widerständen gibt, muss eine bedarfsgerechte Verteilung der Wassermengen erfolgen. Dieser hydraulische Abgleich wird mit der Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB), Teil C, ATV DIN 18380 [1] an Neuanlagen verlangt. Dass er gemacht wird, war nicht immer so. Früher blieb diese Maßnahme auf der Strecke. Folglich trifft man auf viele Heizungsanlagen, die nie abgeglichen wurden. Bei diesen nicht einregulierten Anlagen führt der Weg des Heizungswassers durch die der Umwälzpumpe nächstgelegenen Heizkörper zurück zum Wärmeerzeuger. Weiter entfernt befindliche Heizkörper werden nicht ausreichend versorgt und die zugehörigen Räume werden nicht warm. Reklamiert der Kunde dann einen nur lauwarmen Heizkörper, ist es weitverbreitete Praxis, stärkere Pumpen einzubauen und/oder die Vorlauftemperatur zu erhöhen. Die Folgen sind höherer Energieverbrauch und Strömungsgeräusche im Heizsystem. Das einst Versäumte hier nachzuholen macht die Anlage wirtschaftlicher und komfortabler. Der Betreiber spart bares Geld und störende Strömungsgeräusche verschwinden. Schätzungsweise 80 bis 85 Prozent der Heizsysteme im deutschen Gebäudebestand sind nicht hydraulisch abgeglichen. Durch eine geschickte Wahl von voreinstellbaren Ventilen und Drosseln kann man die Wassermenge genau auf den Wärmebedarf abstimmen.
Abb. 2.2 – Hydraulischer Abgleich, Prinzipdarstellung a) nicht abgeglichen, b) abgeglichen; (Quelle: Danfoss)
Wie gleicht man die Hydraulik ab?
In jedem Heizkörper wird über ein voreinstellbares Thermostatventil die optimale Wassermenge eingestellt. Die erforderlichen Einstellwerte können über eine Rohrnetzberechnung ermittelt oder über die Messung der Temperaturdifferenz an den beiden Heizkörperverschraubungen am Heizkörper eingestellt werden. Alternativ kann die Wassermenge auch durch ein flexibles Ultraschallgerät gemessen und über die o. g. Bauteile reguliert werden.
Die Berechnungen sind aufwendig und es ist zunächst erforderlich, die bestehenden Randbedingungen genau zu analysieren.
2.2.1Abgleich in Abschnitten
Die technisch korrekte Alternative zur „dicken Pumpe“ ist die Ausführung eines hydraulischen Abgleichs. Innerhalb einer Heizungsanlage gibt es mehrere Teilabschnitte, die unabhängig voneinander hydraulisch abgeglichen werden müssen: Im Verteilsystem sind es die Regelgruppen und Stränge bei der Übergabe der Wärme durch die Heizflächen (Heizkörper, Fußbodenheizung). Die Auslegung und Berechnung einer Heizungsanlage erfolgt im Allgemeinen unter Zugrundelegung der niedrigsten für die jeweilige Region...