In der Kälte der Nacht erblüht ein neuer Tag
Andacht für Januar und Februar
Gestaltungselemente
• zwei leere Blätter pro Person
• Stifte und Kerzen in ausreichender Anzahl
Ablauf
1. Gedanken
Träume und Hoffnungen.
Pläne und Wege.
Alles vorbei.
Was bleibt, ist Trauer und Verzweiflung.
Dich in den Armen halten –
was würde ich dafür geben?
Nun liege ich ganz am Boden.
Die Kälte der Nacht umgibt mich.
Doch wie tief unten ich auch sein mag:
Du wirst immer in meinem Herzen bleiben.
2. Musik
3. Einführung
Die Dunkelheit und die Kälte dieser Tage sind wie ein Sinnbild des Gemütszustands, der Sie seit dem schweren Schicksalsschlag immer wieder ergriffen haben mag. Da gibt es Tage, an denen man sich gar nicht mehr vorstellen kann, dass es je wieder heller werden könnte. Vielleicht auch, weil man sich das einfach nicht vorstellen mag: Wie soll das denn funktionieren – kann es einfach wieder hell werden, wenn das Liebste, was Sie hatten, Ihnen genommen worden ist? Vielleicht passt da diese Finsternis besser zum jetzigen Leben? Und trotzdem besteht in jedem Menschen die Sehnsucht nach Licht, nach Helligkeit, nach Wärme. Im Inneren wie im Äußeren. Beides ergänzt sich ja bisweilen. Ich wünsche Ihnen, dass Sie inmitten der Kälte der Nacht die ersten Zeichen des Morgenlichts fühlen und erkennen können. Und dass Sie dieses Gefühl und diese Erkenntnis auch zulassen können. Damit Ihr Leben eines Tages wieder heller wird, trotz allem, was Ihnen geschehen ist.
4. Lied: Aus der Tiefe rufe ich zu Dir
(Gotteslob Nr. 283)
5. Gebet
„In Angst und Enge such ich deine Augen
In Tränen und Trauer such ich deine Augen […]
In Arbeit und Mühe such ich deine Augen
In Krankheit und Tod such ich deine Augen
In Sorge und Kummer such ich deine Augen […]
In Resignation und Nacht such ich deine Augen […]
In allen Abgründen [des Lebens] such ich deine Augen […]“.
(nach Anton Rotzetter)
Wenn ich stürze und den Boden verliere,
fang du mich auf, abgründiger Gott,
auf dem Grund meiner Seele.
6. Musik
7. Meditation
Der Tod hat mich hilflos gemacht.
In diesen kalten Tagen spüre ich meine Schwäche umso stärker.
Manchmal fällt es mir schwer,
weiter Ja zum Leben zu sagen.
Ich warte auf ein Wort von dir, Gott, auf ein Zeichen.
Woran soll ich mich halten?
Dass die Tage wieder heller werden,
nehme ich nicht wahr.
Nur die Kälte überall.
Instrumental
Warum musstest du gehen?
Warum hast du mich zurück gelassen?
Warum traf mich dieses grausame Schicksal?
Wie ein eisernes Tor
schiebt Kälte sich vor jeden Hoffnungsschimmer.
Das einzige, das mich mit Leben füllt, ist Zorn –
auf dich, Gott, der das nicht verhindert hat.
Instrumental, Lied oder Liedvortrag:
Herr, dir ist nichts verborgen (Gotteslob Nr. 428, 1)
Träume in kalten Zeiten.
Von Worten, die tragen.
Von Blicken, die heilen.
Von Erinnerungen, die nicht mehr quälen.
Von Begegnungen, die helfen.
Von Türen, die Licht einlassen.
Von Gedanken, die das Herz erfüllen.
Wenn die Sonne am Morgen die Nacht durchbricht
und der Chor der Vögel einen neuen Tag ankündigt,
dann möchte ich glauben,
dass du mir nahe bist
in meiner inneren Einsamkeit.
Instrumental, Lied oder Liedvortrag:
Herr, dir ist nichts verborgen (2)
Die Augen nicht verschließen
vor den versteckten Farbtupfern.
Ruhig werden,
um die leisen Worte zu hören, die Kraft geben.
In der Kälte die Anzeichen kommender Wärme spüren.
Die Helligkeit erahnen,
die sich in der größten Finsternis verbirgt.
Instrumental, Lied oder Liedvortrag:
Herr, dir ist nichts verborgen (3)
Kälte und Eis werden nicht ewig bleiben.
Liebe und Widerstand sind Hilfen
auf dem Weg zurück zum Leben.
Sie machen nicht ungeschehen, was geschehen ist.
Aber sie wandeln die Ohnmacht vor der Kälte in Leben –
dem Tod zum Trotz.
Vielleicht ist das der Beginn zur Veränderung:
Wenn Grau der Helligkeit weicht;
die Lähmung der Bewegung.
Wenn Musik die Stille durchbricht.
Und in der Kälte der Nacht ein neuer, wärmerer Tag erblüht.
Instrumental
Vase mit Blumen hinstellen
8. Lied: O Lord hear my prayer
(Cantate II 66)
9. Besinnung
Auf eines der Papiere, die am Anfang verteilt wurden, können Gedanken, Gefühle, Bilder, die einen bewegen, geschrieben werden. Vielleicht auch eine Bitte oder einen Gedanken des Zorns an diesen Gott, der nicht eingegriffen hat, als er hätte eingreifen sollen – obwohl er doch immer gesagt hat, er werde da sein. Oder auch einen Gedanken der Hoffnung, einen Satz, der einem Mut macht.
Auf dem anderen Papier kann der Name des verstorbenen Kindes notiert werden – es besteht im Anschluss die Möglichkeit, dass dieser Name vorgelesen wird.
Hintergrundmusik während der Besinnung
10. Trauerwand
• das erste Papier in die Trauerwand (bzw. an alternativem Ort) ablegen
• das andere Papier mit dem Namen in einen Korb davor legen
• Kerze anzünden und an der Trauerwand aufstellen
• Hintergrundmusik während des Vorgangs
11. Namen vorlesen
Erinnerung an unsere Kinder.
Ruhe finden.
In der gemeinsamen Liebe zu ihnen.
Noch einmal
ihren Namen sagen, ihn hören.
Ein Klang, der unser Herz bewegt.
Und gemeinsam die Nähe spüren,
die Nähe unserer geliebten Kinder.
Wir denken an …
(Namen der Kinder einzeln vorlesen)
Für alle Kinder,
die gestorben sind
nach Krankheit und Unfall,
durch Gewalt, Missachtung, Verzweiflung und Not;
für alle Kinder, deren Leben endete,
bevor es richtig begonnen hat:
Schenke ihnen das Licht des Lebens bei dir.
Für alle Mütter und Väter, die zurückbleiben:
Gib ihnen Mut, Trost und die Zuversicht,
dass nichts auf Erden vergebens ist
und dass du bei ihnen bist.
Schenke ihnen die Hoffnung,
dass sie eines Tages
ihre Kinder wiedersehen und erkennen:
Keine Trennung ist je endgültig.
Denn in der Trauer lebt die Liebe weiter.
12. Musik
13. Vaterunser
Je nach Anzahl der Teilnehmenden können diese eingeladen werden, einen gemeinsamen Kreis in der Mitte zu bilden.
14. Segen
Keine Finsternis soll dich mehr erdrücken.
Die Erinnerungen an das Schöne,
mache dein Leben heller.
Deine Traurigkeit möge nicht vergebens sein,
und aus der Tiefe deiner Seele
sollst du wieder Freude erfahren.
Die Zeiten deiner Einsamkeit und Leere
sollen dir zur Quelle werden
für ein neues, sensibles Lebens.
Mögest du Wege zum Licht entdecken,
die dir helfen, die Nacht zu durchschreiten.
Gott sei bei dir in dieser Welt,
die sich auf ewig für dich...