Welchen Blutdruck sollte eine Behandlung erzielen?
Die alte Regel »100 + Lebensalter«, also ein systolischer Blutdruck von 170 mmHg für 70-Jährige, ist längst nicht mehr aktuell. Es gilt:
Bei jungen Hypertonikern bis 65 ohne Nierenkrankheit: 120–130/70–80 mmHg
Bei jungen Hypertonikern bis 65 mit Nierenkrankheit und bei fitten Hypertonikern über 65: 130–140/70–80 mmHg
Bei gebrechlichen Senioren zählt der Einzelfall. Schwindel und Sturzgefahr infolge einer Blutdrucksenkung stellen oft eine Bedrohung dar.
Als (therapie-)resistenten Bluthochdruck bezeichnet man einen Bluthochdruck, der durch drei geeignete Medikamente in voller Dosierung nicht den Zielwert erreichen kann. Ursachen können sein: eine unerkannte Erkrankung (sekundäre Hypertonie, siehe unten), der Weißkittel-Effekt (Erhöhung aus Nervosität nur beim Arzt), Fehlmessungen, mangelhafte Medikamenteneinnahme oder sonstige unzureichende Mitarbeit des Patienten.
Wie misst man den Blutdruck?
Einige Dinge sollte man beim Messen beachten:
Standard ist die Messung beim Arzt. Auch Apotheken bieten Blutdruckmessungen an. Besser sind Heimmessungen (mit Blutdruck-Tagebuch) und 24-Stunden-Langzeitmessungen. Der Grund: Die punktuelle Messung in der Arztpraxis ist oft erhöht, weil die Patienten aufgeregt oder gar ängstlich sind.
Im Sitzen, nach 5 Minuten, in ruhiger Umgebung
30 Minuten zuvor keine schwere körperliche oder psychische Belastung, Nahrungsaufnahme oder Rauchen
Zum Armumfang passende Manschettengröße
Arm entkleidet – nicht über dem Pullover anlegen
Manschette und abgelegter Arm auf Herzhöhe
Arm im Ellbogen leicht angewinkelt
Unterrand der Manschette 2–3 cm über Ellenbeuge
Hochwertiges Messgerät mit dem Prüfsiegel der Deutschen Hochdruckliga (DHL)
An beiden Armen messen (zumindest anfangs und gelegentlich). Der Arm mit dem höheren Wert zählt und sollte für die nächsten Messungen verwendet werden. Falls wiederholt eine Differenz von 15–20 mmHg im systolischen oder im diastolischen Druck zwischen den Armen besteht, so sollte nach der Ursache dafür gesucht werden.
3 Messungen mit 1–2 Minuten Abstand. Hier gilt der niedrigere Wert.
Mindestens an zwei Tagen messen. Der höhere Wert zählt. Bei Heimmessungen Mittelwert bilden.
Sowohl der systolische als auch der diastolische Blutdruck sollten stimmen.
Folgen von Bluthochdruck – Die Komplikationen
Schon eine einzige hohe Entgleisung (hypertensive Krise) führt zum Absterben kleinster Haargefäße und damit zu Miniinfarkten im Gehirn. Bei wiederholtem Auftreten kann dies in eine Demenz münden.
Doch vor allem verursacht Bluthochdruck eine Gefäßverkalkung (Arteriosklerose). Und er kommt häufiger vor als die anderen Risikofaktoren: Rauchen, Übergewicht, fehlende Bewegung, erhöhte Cholesterinwerte, Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) und Herzinfarkte bei Verwandten.
Die Verkalkung kann alle Schlagadern betreffen und führt zu ihrer Verengung und schließlich ihrem Verschluss. Dann erhält das dahinter liegende Gebiet weder Blut noch Sauerstoff und stirbt ab.
Die möglichen Folgen:
koronare Herzkrankheit (KHK) mit Herzinfarkt, Herzschwäche (Herzinsuffizienz) und Herzrhythmusstörungen (vor allem Vorhofflimmern)
Schlaganfall und Demenz
Schaufensterkrankheit (periphere arterielle Verschlusskrankheit, pAVK)
Aufweitung und Einriss der Brust- und Bauchschlagader (Aortenaneurysma und Aortendissektion und -ruptur)
Nierenschwäche, manchmal mit der Notwendigkeit einer Blutwäsche (Niereninsuffizienz und Dialyse)
Sehstörungen und Blindheit
Erektionsstörungen
Um wie viel erhöht sich das Risiko?
Frauen mit Bluthochdruck haben ein 2,2-fach erhöhtes Risiko für eine Verkalkung der Herzkranzgefäße (koronare Herzkrankheit, KHK), ein 2,6-fach erhöhtes Risiko für Schlaganfall und ein 3-fach erhöhtes Risiko für Herzschwäche (Herzinsuffizienz).
Männer mit Bluthochdruck haben ein 2-fach erhöhtes Risiko für Verkalkung der Herzkranzgefäße (koronare Herzkrankheit, KHK), 3,8-fach erhöhtes Risiko für Schlaganfall und 4-fach erhöhtes Risiko für Herzschwäche (Herzinsuffizienz).
Die Risiken sind noch weitaus höher für die extremen und die älteren Hypertoniker: Verglichen mit 115/75 mmHg steigt die Gefahr für ein tödliches Herz-Kreislauf-Ereignis bei 135/85 mmHg auf das Doppelte, bei 155/95 mmHg auf das Vierfache und bei 175/105 mmHg auf das Achtfache unter den Vierzig- bis Siebzigjährigen.
Primärer und sekundärer Bluthochdruck
Natürlich hat Bluthochdruck gefährliche Folgen. Und durch Blutdrucksenkung können Sie die Hälfte der Herzschwächen, ein Drittel der Schlaganfälle und ein Viertel der Herzinfarkte verhindern.
Doch was ist die Ursache von einem hohen Blutdruck?
Meistens ist Hypertonie primär, essenziell, idiopathisch – das heißt ohne zugrunde liegende Erkrankung. Aber woher kommt sie dann, wenn ihr keine Erkrankung zugrunde liegt? Die Ursache der Blutdruckerhöhung ist funktionell, nicht strukturell! Die Funktion des autonomen Nervensystems, das alle unsere inneren Organe steuert, ist gestört, nicht dagegen die Struktur des Herzens oder der Gefäße.
Das autonome Nervensystem steuert die Funktion aller inneren Organe. Es wird beeinflusst durch das Erleben der Welt: Nehmen Sie eine Bedrohung wahr, bereitet es alle Organe auf eine Kampf-oder-Flucht-Reaktion vor: Es kommt zu Blutdruckanstieg, Herzrasen, Erweiterung der Luftwege … Fühlen Sie sich dagegen in Sicherheit, stellt das autonome Nervensystem um auf Entspannung und Regeneration: Blutdruckabfall, Aktivierung des Immunsystems, Wundheilung, Schlaf, Verdauung, Fortpflanzung …
Psychosomatiker betrachten Hypertonie klar als klassische psychosomatische Krankheit. Internisten und Kardiologen sind handlungsorientiert und beschäftigen sich vor allem mit Methoden zur Senkung des Blutdrucks. Die Naturheilkunde befasst sich intensiv damit, wie man mit Lebensstilveränderungen die Funktion des autonomen Nervensystems zum Positiven beeinflussen kann. Sie kann wenig ausrichten bei gestörter Struktur (z. B. Herzschwäche bei vernarbtem Herz, Darmkrebs, Hirnschaden), allerdings sehr viel bei gestörter Funktion (z. B. Bluthochdruck, Reizdarm, Burn-out).
Während Hypertonie also meist primär ist, liegt in 10 bis 20 Prozent der Fälle doch eine sekundäre Hypertonie vor. Dann ist der Bluthochdruck Ausdruck einer zugrunde liegenden Erkrankung, z. B. einer Hormonstörung. Dies macht einen großen Unterschied, weil die Behandlung dann anders ist. Deshalb sollte auch bei Ihnen an die Möglichkeit einer sekundären Hypertonie gedacht werden. Hinweise darauf sind:
Therapieresistente Hypertonie (s. o.)
Eine deutliche Verschlechterung eines zuvor gut einstellbaren Blutdrucks
Bluthochdruck bei unter 30-Jährigen ohne Risikofaktoren wie Bluthochdruck in der Familie oder Übergewicht
Fehlender nächtlicher Abfall der Werte (in der 24-Stunden-Langzeit-Blutdruckmessung)
Lautes Schnarchen, nächtliche Atemaussetzer, Tagesmüdigkeit, morgendliche Konzentrationsstörungen, Übergewicht, Kopfschmerzen
Schrumpfniere oder unterschiedlich große Nieren
Erhöhte Nieren-Blutwerte oder Eiweiß (Albumin) im Urin
Erhöhte Kalium-Blutwerte oder Nebennierentumor (Inzidentalom)
Müdigkeit und Depression mit Stammfettsucht, Spatzenbeinen, Mondgesicht, Büffelnacken – vor allem bei langjähriger Kortisontherapie
Kopfschmerzen, Herzklopfen, Schwitzen, Blässe, Übelkeit und vor allem anfallsweise Bluthochdruck
Trifft bei einem dieser Punkte das meiste auf Sie zu, dann sollten Sie Ihren Arzt darauf aufmerksam machen! Denn in diesen Fällen sind weitere diagnostische Maßnahmen erforderlich, mit denen den Ursachen des sekundären Bluthochdrucks auf den Grund gegangen werden kann.
Was führt zu Bluthochdruck? Die klassischen Risikofaktoren
Der Blutdruck wird durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst: Mediziner denken zuerst an die Krankheiten, die eine sekundäre Hypertonie hervorrufen. Außerdem gibt es die klassischen, gut untersuchten Risikofaktoren für primäre Hypertonie: