Frisches Grundtempo und ein ausbalancierter leichter Sitz mit etwas Training sieht es bald auch bei Ihnen so leicht aus.
Bevor Sie sich nun hoch motiviert in den Springsattel schwingen, sollten einige Voraussetzungen erfüllt sein. Wenn die grundlegende Ausbildung von Pferd und Reiter stimmt, fällt das Springen umso leichter.
Viel zu oft sieht man Pferde, die ihren Reiter durch den Parcours spazieren tragen, weil sie nicht an den Hilfen stehen und sich ihren eigenen Weg durch den Stangenwald suchen. Damit Ihnen das nicht passiert, sollten Sie bereits eine solide Dressurausbildung genossen und Ihr Pferd in allen drei Grundgangarten sicher an den Hilfen haben, denn nur dann sind auch Tempounterschiede zwischen den und innerhalb der Gangarten ohne Probleme möglich. Es ist aus zwei Gründen besonders wichtig, dass Ihr Pferd das „Vorwärts“ und „Rückwärts“ innerhalb einer Gangart beherrscht und beim Durchreiten eines Parcours willig auf die entsprechenden Hilfen reagiert. Zum einen, damit Sie es durch einen verlängerten oder verkürzten Galoppsprung zum passenden Absprungpunkt vor dem Hindernis reiten können, und zum anderen, damit das Durchreiten einer von den Idealabmessungen abweichenden Distanz für Sie und Ihr Pferd kein Problem darstellt. Lassen Sie sich nicht von den ungewohnten Begrifflichkeiten abschrecken. In den folgenden Kapiteln wird noch auf alle von ihnen eingegangen werden.
Wenn Ihr Pferd in der Dressurarbeit sicher an den Hilfen steht, haben Sie den Grundstein für das Springreiten gelegt.
Darüber hinaus gibt es sehr springfreudige Pferde, die gern möglichst schnell zum Hindernis möchten. Auch diese Situation können Sie nur beherrschen, wenn Ihr Pferd versammelnde und treibende Hilfen zuverlässig annimmt. Um dies zu gewährleisten, sollten Sie ausbalanciert und unabhängig sitzen können, ohne sich am Zügel festhalten zu müssen. Sie sollten sich auch nicht mit den Beinen am Pferd festklammern. Schließlich werden Sie über dem Sprung kaum noch Kontakt zur Sitzfläche des Sattels haben und Ihre Hand vorgeben, sodass es sehr wichtig ist, dass Sie auch im täglichen Dressurtraining in der Bewegung Ihres Pferdes mitgehen können. Kleinere Bocksprünge oder Richtungswechsel sollten Sie nicht aus der Ruhe und dem Gleichgewicht bringen.
Da das Springen viel Vertrauen zwischen Reiter und Pferd voraussetzt, sollten Sie keine Angst haben oder übervorsichtig sein. Ihr Pferd kann in aller Regel mehr, als Sie ihm zutrauen, und wird Sie mit viel Freude bei Ihrem Vorhaben unterstützen, wenn Sie nur selbstsicher genug sind und zwischen Ihnen und Ihrem Pferd eine Harmonie besteht. Ihr Pferd muss Ihnen vertrauen können, ganz besonders, wenn es noch unerfahren ist. Weil Pferde Fluchttiere sind, werden bunte Stangen, Blumen und Gatter auch für Ihr Pferd erst einmal Furcht einflößend sein. In einer solchen Situation ist es an Ihnen, ihm die nötige Sicherheit zu geben. Ihre Selbstsicherheit im Sattel und im Umgang mit dem Pferd ist die Grundvoraussetzung dafür.
Tipp
Schulen Sie ihr Balancegefühl, indem Sie regelmäßig einige Minuten ohne Steigbügel reiten.
Der „richtige“ Sitz ist ein Thema, an dem sich die Geister scheiden. Ebenso wie für den Dressursitz gibt es auch für den leichten Sitz Vorgaben, die es im Idealfall einzuhalten gilt. Nun hat natürlich jeder Reiter unterschiedliche physiologische Voraussetzungen. Der eine hat längere Beine als der andere, der dritte Reiter ist etwas dünner oder dicker. Schlussendlich muss jeder „seinen“ richtigen Sitz finden. Wichtig ist, dass Sie gut ausbalanciert sitzen können, vor allem, um Ihr Pferd über dem Sprung nicht zu behindern. Der leichte Sitz ist der Sitz, den Sie zum Beispiel zwischen den Hindernissen oder auch bei einem flotten Galopp im Gelände einnehmen. Im leichten Sitz können Sie längere Strecken in zügigem Tempo zurücklegen und dabei Ihren Rücken und vor allem den Rücken des Pferdes entlasten. Hierzu heben Sie das Gesäß etwas aus dem Sattel und neigen den Oberkörper nach vorn. Ein reines „In-den-Bügel-Stellen“ ist aber ebenso falsch wie ein dichtes Beugen über den Pferdhals, wie man es im Rennsport sieht. Vielmehr bleiben Sie mit dem Gesäß etwas am Sattel, sodass Sie im Gleichgewicht sitzen können. Das Zügelmaß passt sich dem nach vorn gebeugten Oberkörper an. Die Zügel werden also im Vergleich zum Dressursitz ein wenig verkürzt. Da Sie Ihren Körper mitsamt Ihrem Gewicht etwas nach vorn verlagern, werden auch die Zügelfäuste weiter vorn am Hals, also in Richtung Pferdemaul stehen. Der Blick bleibt nach vorn gerichtet. Stabilität erhalten Sie durch den Knieschluss, das heißt, die Knie liegen am Sattel an. Ihre Steigbügel verkürzen Sie um drei bis vier Löcher, um den leichten Sitz optimal einnehmen zu können. Dadurch, dass Sie Ihren Oberkörper nach vorn beugen, kommt der Unterschenkel mit dem Absatz als tiefstem Punkt ein Stück hinter dem Sattelgurt zum Liegen. Der Absatz fängt den Druck federnd im Fußgelenk ab.
Der leichte Sitz, den Sie vielleicht schon einmal im Vielseitigkeitssport gesehen haben, ist noch etwas anders geartet. Da die Anforderungen auf dieser langen Strecke andere sind, befindet der Reiter sich noch etwas mehr über dem Pferd als im leichten Sitz für das Parcoursspringen. Der leichte Sitz wird auch häufig beim Reiten sehr junger Pferde genutzt, um den noch wenig bemuskelten Pferderücken nicht mit dem gesamten Reitergewicht zu belasten.
Im leichten Sitz bleiben Sie mit dem Gesäß so nah am Sattel, dass Sie ausbalanciert sitzen können. Durch den nach vorn geneigten Oberkörper wird der Pferderücken optimal entlastet.
Der Sitz über dem Sprung ergibt sich aus einem ausbalancierten und sicheren leichten Sitz. Durch wiederholtes Reiten über Cavaletti aus dem Galopp lernen Sie, intuitiv die Hand ein klein wenig in Richtung Pferdemaul vorzugeben und Ihren Oberkörper etwas weiter nach vorn zu beugen. Machen Sie dies bitte nicht zu aufwendig. Ein Cavaletto ist lediglich ein erhöhter und erweiterter Galoppsprung und übermäßige Aktion bringt das Pferd aus dem Gleichgewicht. Versuchen Sie, zwischen den Pferdeohren hindurchzusehen, wenn Sie dazu neigen, den Oberkörper zu sehr nach vorn zu werfen.
So soll es aussehen: Wenn das Pferd sich mit den Hinterbeinen vom Boden abdrückt, geht der Reiter mit dem Oberkörper vor, hebt das Gesäß aus dem Sattel und gibt die Zügelfäuste in Richtung Pferdemaul vor.
Tipp
Reiten Sie im leichten Sitz zunächst im trab über Trabstangen und üben Sie, hierbei das Gleichgewicht zu halten.
Das Pferd nutzt seinen Hals als Balancierstange und ist über dem Sprung besonders auf ihn angewiesen. Über den ersten Sprüngen werden Sie schnell merken, dass Ihr Pferd sich so viel „Zügel holt“, wie es braucht. Geben Sie diesem „Holen“ unbedingt nach, indem Sie die Hand Richtung Pferdemaul vorgeben. Der Zügel sollte jedoch nicht durchhängen und eine leichte Verbindung zum Maul sollte bestehen bleiben. Das ist wichtig, damit Ihr Pferd sich nicht „alleingelassen“ fühlt. Ebenso wie Sie Ihrem Pferd beim Vorbeireiten an ungewohnten Dingen oder Plätzen durch die Verbindung zu seinem Maul Sicherheit geben, machen Sie das auch beim Überwinden eines Hindernisses. Halten Sie die Zügel hingegen aus Unsicherheit zurück, kann Ihr Pferd den Hals nicht strecken und bekommt so zunächst einen unschönen Ruck im Maul. Wenn Sie längerfristig ohne eine vorgebende Hand reiten, wird Ihr Pferd sich Ihren Vorgaben anpassen und springen, ohne sich rund zu machen, das heißt, ohne den Hals fallen zu lassen und den Rücken aufzuwölben. Das Vorgeben des Zügels geschieht aber in der Regel automatisch dadurch, dass Sie Ihren Oberkörper auch über dem Sprung weiter nach vorn beugen und Ihr Gesäß ganz aus dem Sattel heben, um den Pferderücken optimal zu entlasten. Ein häufiger Fehler, der mit dem Nach-vorn-Beugen des Oberkörpers einhergeht, ist das Nach-hinten-Rutschen der Unterschenkel. Wichtig ist, dass die Unterschenkel ungefähr eine Handbreit hinter dem Sattelgurt liegen bleiben und Sie Ihr Pferd nicht mit nach hinten „fliegenden“ Unterschenkeln verunsichern.
Geeignete Pferderasse hin oder her: Hauptsache, Ihr Pferd und Sie haben Freude am Springen. (Foto: Tierfotoagentur.de/Ramona Richter)
Grundsätzlich können Sie mit jedem Pferd springen, das ebenso viel Spaß daran hat wie Sie. Allerdings müssen Sie sich an den physiologischen Möglichkeiten Ihres Pferdes orientieren. Einem Friesen wird das Springen erwartungsgemäß schwerer fallen als einem Holsteiner. Das bedeutet aber nicht, dass es keinen Friesen gibt, der nicht doch Spaß an der Sache haben kann. Hören Sie auf die Zeichen, die Ihr Pferd Ihnen gibt. Sie werden merken, ob es Freude am Springen hat oder nicht.
Für einen Einsteiger eignet sich ein mutiges Pferd oder Pony, das im...