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Weite und Wattenmeer – in den frühen Morgenstunden und wenn die Sonne untergeht entfaltet sich in Nordfriesland der ganze Zauber..
01 Im Norden von Nordfriesland
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Eine weite Landschaft, „wo ein Pfahl, in einfacher Fläche stehend, ein Monument wird“. So beschrieb der berühmte Maler Emil Nolde seine Wahlheimat Nordfriesland. Hier erholen sich die Augen vom Bling-Bling der Metropolen, von der täglichen Informationsflut, hier kann man ganz besonders tief durchatmen und wirklich einmal herunterkommen. Der Musik von Wind und Wellen lauschen, das Spiel der Wolken und das sich veränderndem Licht auf sich wirken lassen. Und kein Handy piept in der Tasche, es darf getrost mal ausgeschaltet bleiben. Wer sich nach einigen Tagen dann doch nach etwas Input sehnt, besucht zum Beispiel das Atelier und Wohnhaus des Künstlers in Seebüll, fährt mit dem Rad nach Dänemark oder taucht am Gotteskoogsee in das Naturschauspiel der „Schwarzen Sonne“ ein. Hier gibt es mehr Schafe als Einwohner, sagt man auch mal scherzhaft über Nordfriesland mit seinen Deichen und saftigen Marschenlandschaften, und tatsächlich kommt es beinahe hin. Nur wenige kleine Ortschaften verteilen sich in dieser Weite südlich der Grenze zu Dänemark. Nah ist stets das UNESCO Weltnaturerbe Wattenmeer mit seinen Kooglandschaften und einer Inselwelt, die zu Ausflügen einlädt, zum Vögel beobachten, dazu, barfuß durch den Schlick zu laufen, dann wieder die Riffeln des Sandwatts unter den blanken Fußsohlen zu spüren und das wieder heranrollende Meer zu begrüßen. Im Einklang mit den Gezeiten und dem eigenen Takt zu schwingen ist das Ziel, denn die Uhren hier oben laufen einfach gemächlicher als anderswo.
HOCKMANNSHOF – SCHÄFCHEN ZÄHLEN UND WATTWANDERN
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Ein Schäfchen, zwei Schäfchen, drei … Auf dem Hockmannshof in Humptrup sind die flauschigen Geschöpfe hautnah zu erleben. Einige der zugehörigen Ferienwohnungen grenzen direkt an den großen Garten oder die Obstwiese. Hier bewegen sich die rauwolligen Pommern-Schafe frei umher und kuscheln gern mal mit den Gästen. Sie tragen, genauso wie weitere Hofbewohner, dazu bei, dass ein Digital Detox Retreat an der Nordsee gelingt. „Offline-Urlaub garantiert“, versprechen Heinrich-Alexander und Susanne Hock, die Betreiber des Hofes nahe der dänischen Grenze. In ihrem vorherigen Beruf als Relocation Manager wollten sie nicht mehr länger arbeiten. Also siedelten sie im Jahr 2007 mit ihren beiden Kindern aus Karlsruhe nach Nordfriesland, um ihre Vision von einem ökologisch betriebenen Landwirtschaftsbetrieb mit Ferienhof umzusetzen. Ihren Gästen möchten sie es auch ermöglichen, endlich mal „off“ sein zu können. Von Digital Detox haben die beiden eine eigene Vorstellung, insbesondere von der Abhilfe bei „ersten Entzugserscheinungen“. Nur ein paar Bahnen in einem Hotelpool zu schwimmen sind nach ihrer Ansicht nicht ausreichend, um zu sich selbst zu finden. Als wirkungsvolles Retreat bieten die Hocks allen, die es möchten, daher an, einmal richtig in das Landleben einzutauchen, sich an der frischen Luft „sinnvoll auszupowern“. So ist es möglich, bei den täglich anfallenden Aufgaben auf dem Bio-Bauernhof mitzumachen, zum Beispiel mal die Freilandschweine zu füttern oder mit dem Traktor über die Felder zu fahren. Der Hockmannshof ist dem Feinheimischen verbunden, einer nachhaltigen und regional geprägten Esskultur, in diesem Fall also mit frischen und hochwertigen Produkten aus Schleswig-Holstein. So können Besucher vor Ort alle Produkte rund um die hofeigenen Husumer Landschweine erwerben, außerdem in der Saison frischen Humptruper Bio-Spargel sowie frische Eier von den Freilandhühnern. Diese gibt es auch zum Frühstück, genauso wie Bio-Brötchen und selbst gemachte Marmeladen. Auf Nachhaltigkeit setzt Familie Hock auch bei den weitestgehend aus Naturbaustoffen errichteten Ferienwohnungen. Sie werden über eine Photovoltaikanlage und eine Solarthermieanlage mit grüner Energie versorgt. Die Feriengäste können kostenlos Fahrräder ausleihen oder sich, das ist neu seit 2018, direkt beim Hof ein Elektroauto mieten. Übrigens, wer unbedingt WLAN nutzen oder fernsehen möchte, kann es in den Ferienwohnungen übrigens tun. Die meisten Gäste aber denken nicht einmal mehr daran nach ihrer Ankunft in diesem stillen, grünen Paradies.
Hockmannshof
Grellsbüllerstr. 4, 25923 Humptrup, Tel. +49 46 63 / 18 89 576, www.hockmannshof.de
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Vor allem in der Nebensaison kann man an der Nordsee die Strände ganz für sich allein haben. Und selbst im Sommer findet sich eigentlich immer ein ruhiger Strandabschnitt.
1 Wattenmeer
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Es ist eines der weltweit größten gezeitenabhängigen Feuchtbiotope und beherbergt eine besonders große Artenvielfalt. Aufgrund seiner Einmaligkeit wurde das deutsche Wattenmeer im Juni 2009 von der UNESCO zum Weltnaturerbe ernannt. So steht dieser Teil der Nordsee weltweit auf einer Stufe mit dem Grand Canyon, der Serengeti und den Galapagosinseln. Neben den Wattflächen umfasst es Lebensräume wie die Salzwiesen, Marschlandschaften, Dünen und Sandbänke. Allein in den Salzwiesen leben 250 Tierarten und Ökotypen, die in keinem anderen Gebiet der Erde vorkommen. Die Bundesländer Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Hamburg gründeten in den 1980er-Jahren jeweils einen eigenen Nationalpark Wattenmeer. Auch sind es jeweils eigenständige UNESCO-Biosphärenreservate. Große Teile des Wattenmeeres, insbesondere auch viele Inseln und die Halligen, gehören zu Nordfriesland. Das Schleswig-Holsteinische Wattenmeer ist der mit Abstand größte deutsche Nationalpark. Seine Gesamtfläche beträgt 4410 Quadratkilometer. Wer sich vor Ort über Aktivitäten, Flora und Fauna informieren möchte, kann sich an die jeweilige Schutzstation bzw. Nationalpark-Station wenden (z.B. in Niebüll, siehe >, oder am Beltringharder Koog nahe Bredstedt). Dort werden häufig auch geführte Wattwanderungen angeboten – ein einmaliges Erlebnis und Entschleunigung pur.
Schutzstation Wattenmeer Beltringharder Koog/Nationalpark-Station Arlau-Schleuse, Online-Karte, Hattstedter Marsch 42, 25856 Hattstedter Marsch, www.schutzstation-wattenmeer.de, www.nationalpark-wattenmeer.de
2 Gotteskoogsee
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Rund fünf Kilometer nordwestlich von Niebüll befindet sich ein besonderes Süßwasserbiotop und Vogelschutzgebiet am Gotteskoogsee (auch: Bundesgaarder See). Es ist ein Refugium für etliche teils seltene Tiere und Pflanzen. Sogar der Seeadler ist mit etwas Glück zu beobachten. Ein Wanderweg mit Info-Hütte führt durch die Seenlandschaft. Besonders lohnt sich ein Ausflug hierher im Frühjahr oder Herbst, wenn die Stare ihren eindrucksvollen Tanz am Himmel aufführen. „Schwarze Sonne“ (Dänisch „Sort Sol“) wird dieses Naturschauspiel genannt. Es sorgt für einen regen Andrang an Besuchern. Viele breiten mitgebrachte Decken aus, um es bei einem Picknick zu genießen. Das Naturkundemuseum Niebüll bietet auch Exkursionen zum Gotteskoogsee an. Ebenfalls empfehlenswert ist es, die hauseigene Erlebnisausstellung zu besuchen oder sich bei der zugehörigen Nationalpark-Station über die Besonderheiten des Wattenmeers zu informieren.
Naturkundemuseum Niebüll, Online-Karte, Hauptstr. 108, 25899 Niebüll, Tel. 04661/5691, www.nkm-niebuell.de
Im Augenblick leben
„Wenn ich stehe, dann stehe ich. Wenn ich gehe, dann gehe ich. Wenn ich sitze, dann sitze ich. Wenn ich esse, dann esse ich. Wenn ich liebe, dann liebe ich …“, so soll es ein Zen-Meister seine Schülern gelehrt haben. Wie recht er doch hat: Wer sich immer ganz auf das Tun im jeweiligen Moment konzentriert, bleibt entspannt und kann das Leben mehr genießen.
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Emil Noldes zweites Talent: Der grüne Daumen. Sein Garten in Seebüll wird heute noch im Sinne des Meisters bepflanzt.
3 Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde
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Das Anwesen zieht schon von Weitem die Blicke auf sich. Ein charaktervoller, geschlossener Bau aus rot-violettem Klinker erhebt sich da auf einer Warft in der flachen Marschlandschaft. Die Bauhauseinflüsse sind nicht zu übersehen und stellen in ihrer klaren Gradlinigkeit einen deutlichen Kontrast zu der traditionellen Reetdacharchitektur. Der große Künstler Emil Nolde (1867–1956) ließ es nach eigenen Entwürfen in den Jahren 1927 bis 1937 erbauen, lebte und arbeitete hier bis zu ihrem Tod mit seiner Frau Ada und später mit seiner zweiten Ehefrau Jolanthe. Er schuf Gemälde und Aquarelle in kraftvollen Farben, oft Motive mit Küstenlandschaften oder Blumen. Wohl niemand hat die Landschaft Nordfrieslands in der Kunst so virtuos manifestiert wie Nolde. Eindrucksvoll lebt sein Wirken in den Ausstellungen fort. Gezeigt wird dort dauerhaft Noldes religiöses Hauptwerk, der neunteilige Zyklus „Das Leben Christi“ (1911/12). Außerdem sind Werke anderer Mitglieder der Künstlervereinigung „die Brücke“ zu sehen – Erich Heckel, Ernst-Ludwig Kirchner und Karl Schmitt-Rottluff, die Großen des deutschen Expressionismus eben. Mittelpunkt der jährlich wechselnden Ausstellungen ist der Bildersaal im Obergeschoss. Hier empfing Nolde, umgeben von seinen Werken, Freunde und Gäste. Zur Stiftung gehören auch ein modernes Besucherforum mit Malschule und einer Ausstellung zum Leben Noldes sowie ein einladendes Café. Ein...