Alumina
Typ
Die Alumina-Katze ist sehr mager, mit besonders trockener Haut und trockenem, struppigem Fell.
Zur Vorgeschichte von Micky (geschätztes Alter 10 Jahre, Europäisch Kurzhaar, trikolor) konnte mir seine Besitzerin nicht viel sagen. Der Kater war erst vor einigen Wochen aus dem Tierheim zu ihr gekommen und dort als Fundkatze gelandet.
Es war Februar, und eine große Kälteperiode mit nächtlichen Temperaturen knapp unter –20 °C bestimmte seit einer Woche das Wetter. Luftfeuchtigkeit war kaum noch vorhanden. In diesem Zeitraum lernte ich Micky kennen. Er hatte kaum Appetit und nahm nur einige wenige Futterhäppchen direkt aus der Hand zu sich. Dementsprechend abgemagert sah er aus. Das Fell stand borstig nach allen Seiten ab, und wenn man eine Hautfalte zwischen zwei Finger nahm, blieb diese kurz stehen (wie bei dehydrierten Magen-Darm-Patienten), bevor sie wieder zurückging. Das größere Problem war allerdings der starke Juckreiz. Micky hatte sich schon über und über blutig gekratzt und war in einem furchtbaren körperlichen wie seelischen Zustand.
Alumina, Schonkost und anfangs zwangsweise eingeflößte Flüssigkeit (das war leider nicht zu vermeiden) half ihm in den folgenden Wochen über das Schlimmste hinweg. Es waren noch mehrere Folgemittel nötig (u.a. die Schüßler-Salze Nr.1 Calcium fluoratum, Nr. 3 Ferrum phosphoricum und Nr. 5 Kalium phosphoricum sowie die Bachblüten Crab Apple, Olive, Star of Bethlehem und Walnut), denn die Rekonvaleszenzphase dauerte recht lange, aber inzwischen geht es ihm seinem Alter entsprechend gut. Er hat sich übrigens zu einem Pulsatilla-Kater gewandelt.
Körperliche Konstitution
Alumina ist ein Mittel für chronische, sich langsam entwickelnde Krankheiten und somit dauert es eben seine Zeit, bis sich eine gewisse Wirkung zeigt.
Bei der Alumina-Katze ist die Trockenheit, die sich durch das ganze Arzneimittelbild zieht, nicht nur äußerlich an Haut und Fell sofort zu erkennen – auch alle Schleimhäute sind davon betroffen. Dies führt zu einer Vielzahl von Folgeschäden und -erkrankungen, wie rissiger Nasenspiegel, rissige Maulwinkel, brüchige Krallen, Obstipation, Afterfissuren, Koliken und Krämpfe, Juckreiz usw.
Vor allem die chronische Verstopfung belastet den Organismus der Alumina-Katze enorm. Hier ist ebenfalls der Grund in der konstitutionell bedingten Trockenheit zu finden, diesmal der Darmschleimhaut. Es müssen sich wirklich erst einige Tage größere Mengen Kot im Darm ansammeln, bis er sich endlich entleeren kann. Zwischendurch besteht nicht einmal der Drang hierzu, und selbst wenn der Kot einmal ein bisschen weicher ist, muss sich die Alumina-Katze augenscheinlich plagen, um ihn loszuwerden. Der Absatz schafft der Alumina-Katze in keiner Weise Erleichterung und ist sichtlich schmerzhaft.
Die ausgeprägte Verschlechterung des Arzneimittels im Winter, unter der die Alumina-Katze leidet, wird vor allem durch die trockene Kälte ausgelöst, welche den sowieso schon sehr trockenen Organismus noch mehr dehydriert. Die Alumina-Katze kratzt sich nun, bis die Haut zu bluten beginnt, und es bilden sich trockene Ekzeme, Flechten und andere Ausschläge. Die durch das Kratzen entstehenden Wunden heilen schlecht und die Schorfe brechen immer wieder auf.
Allgemein extrem kälteempfindlich, wird die Alumina-Katze während dieser kalten Jahreszeit auch kaum vom glühenden Ofen wegzubekommen sein, aber die Wärme verschlimmert die Symptome nur noch mehr. Die Hautproblematik der Alumina-Katze ist eine Folge des Entgiftungsversuchs des Körpers, der die angesammelten Toxine (siehe Wasser- und Futteraufnahme) über die Haut ausscheiden will.
Die Alumina-Katze scheint überhaupt zu jenen Typen zu gehören, denen nicht warm genug sein kann – ihr ist immer kalt. Die schwüle, feuchte Hitze des Sommers bekommt ihr besonders gut und verbessert ihre Beschwerden.
Es besteht eine Veranlagung zu Krebserkrankungen.
Gemütslage
Meistens schon etwas älter, macht die Alumina-Katze einen traurigen und deprimierten Eindruck, wird aber von einer inneren Unruhe rastlos umhergetrieben. Dies, mit Nervosität gepaart, lässt die Alumina-Katze ungeduldig und missmutig erscheinen. Dabei versucht sie nur zur Ruhe zu kommen und fühlt sich buchstäblich selbst nicht wohl in ihrer Haut. Selbst wenn die Alumina-Katze schon vor Erschöpfung zittert und sich kaum noch auf den Beinen halten kann, wird sie sich nur kurzfristig hinlegen.
Hinzu kommt noch die große Furchtsamkeit. Alumina-Katzen sieht man immer mit panisch aufgerissenen Augen und in geduckter Körperhaltung angstvoll umhertigern.
Verhalten
In der Familie/gegenüber Artgenossen/beim Tierarzt/Tierheilpraktiker
Da der Alumina-Zustand sich langsam aufgebaut hat und die Katze sozusagen in diesen Konstitutionstyp „hineingerutscht“ ist, kann hier keine genaue Aussage zur Verhaltenssymptomatik gemacht werden. Vielleicht war sie ja früher mal ein anschmiegsamer Pulsatilla-Typ oder gehörte zu den verspielten Phosphor-Katzen.
Selbst die Furchtsamkeit, die der Alumina-Katze allgegenwärtig ist, hat sich häufig erst durch die Krankheit entwickelt.
Futter- und Wasseraufnahme
Durch die Trockenheit der Speiseröhre kann es in diesem Bereich immer wieder zu Krämpfen kommen. Auch die Kaumuskulatur der Alumina-Katze schmerzt. Mit diesen Voraussetzungen stellt die Alumina-Katze die Nahrungsaufnahme teilweise völlig ein. Dies liegt aber vielleicht eher daran, dass auch kleine Stücke schwer zu kauen sind, was der Alumina-Katze Schmerzen bereitet. Trotzdem neigt sie dazu, Unverdauliches zu fressen, z. B. Kalk, Holzkohle, Erde.
Alumina-Katzen vertragen absolut keine Kartoffeln!
Oft entsteht der negative Alumina-Zustand sogar direkt durch die Nahrungsaufnahme. Durch Umweltverschmutzung können Aluminium und andere Schwermetalle auch ins Trinkwasser der Katze gelangen. Hier ist jetzt nicht unbedingt unser gechlortes und aufbereitetes Trinkwasser aus dem Wasserhahn gemeint, sondern eher Wasser, welches Katzen gerne unterwegs aus Pfützen, Gießkannen etc. aufnehmen.
Auch die unbeschichteten Aluschälchen, in denen Nassfutter verkauft wird, können als Ursache einer Aluminiumvergiftung infrage kommen. Gerade Katzen, die praktisch ausschließlich mit solcher Art von Futter ernährt werden, bauen mit der Zeit eine hohe Aluminiumkonzentration im Körper auf. Hier ist eine besonders starke Verschlechterung der Magen-Darm-Probleme unmittelbar nach der Fütterung zu beobachten.
Abgrenzung zu anderen Mitteln
Auch Natrium chloratum hat bei dem trockenen Typ diese trockenen Schleimhäute im Arzneimittelbild. Die innere Unruhe, die die Alumina-Katze quält, ist hier jedoch nicht gegeben.
Arsenicum-album-Katzen sind ebenfalls relativ mager, schreckhaft und im Krankheitsfall sehr unruhig. Bei Alumina ist diese Symptomatik aber viel extremer, außerdem fehlt ihr der Perfektionismuswahn von Arsenicum album.
Steckbrief
Synonyme
- essigsaure Tonerde, Aluminiumoxid (Alum.)
Leitsymptome/Aufgaben
- besonderer Bezug zum ZNS, den Atemwegen, dem Magen-Darm-Trakt und zur Haut
- tief greifendes Antipsorikum
- Trockenheit aller Schleimhäute, die bei Berührung leicht bluten
- Ekzeme, die vor allem im Winter auftreten
- gilt auch als chronisches Bryonia
- Appetit auf Unverdauliches (Kalk, Erde, Kohle)
- Unverträglichkeit von Kartoffeln! (Abneigung gegen Fleisch)
- Verschlimmerung periodisch, morgens, nachmittags, im Winter (eher durch trockene Kälte), nach dem Fressen
- Verbesserung durch Bewegung im Freien, im Sommer (bei eher feuchter Wärme)
Konstitution
- eher ältere, müde, schwache und magere Tiere
- trockene, schuppige Haut und struppiges, glanzloses Fell
- Neigung zu Verstopfung und Darmlähmung, bei der selbst weicherer Kot nur mühsam und sichtlich unter Schmerzen abgesetzt werden kann
- frieren leicht und suchen immer besonders warme Plätze auf
Stimmung
- missmutig, ungeduldig
- depressiv, ängstlich
- innere Unruhe, zittrig
Herz-Kreislauf-System
- Durchblutungsstörungen, Arteriosklerose
Nervensystem
Sinnesorgane
- Augen: morgens verklebt, lichtempfindlich, trockenes Auge oder vermehrter Tränenfluss
Atmungsorgane
- trockener, rissiger Nasenspiegel, Rhinitis (auch chronisch), Sinusitis mit Fließschnupfen oder verstopfte Nase, Borkenbildung
- Pharyngitis, Laryngitis, Ösophagusspasmus
- Bronchitis, nächtliche Hustenanfälle, dicke, zähe, gelbliche Sekrete
Verdauungsorgane
- Stomatitis, Gingivitis, Foetor ex ore, Zähne schmutzig verfärbt
- Koliken eher auf der linken Seite, chronische Gastroenteritis
- Obstipation, Darmlähmung, mit oder ohne Kotdrang, wenig kleinknolliger Kot, auch weicher Kot wird schwer angesetzt, Blutungen aus dem Rektum, entzündeter After, Analfissuren
Haut/Fell
- Juckreiz aufgrund der starken Trockenheit der Haut (vor allem im...