Studienarbeit aus dem Jahr 2001 im Fachbereich Soziologie - Beziehungen und Familie, Note: sehr gut (1,3), Technische Universität Berlin (Zentrum für Interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung (ZIFG)), Veranstaltung: HS: Homosexualität im 20. Jahrhundert, Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende Semesterarbeit beschäftigt sich mit einem, dem Umfang der Literatur nach zu urteilen, bisher wenig erforschten Thema: 'Bilder von Homosexualität(en) und ihre Realisierung im öffentlichen (Un-) Bewusstsein, 1986 bis 1994'. Ich gehe davon aus, dass Beschreibungen von Sexualitäten nicht nur Vorstellungen von zwischenmenschlichen Beziehungen symbolisieren, sondern auch gesellschaftliche Strukturen beeinflussen. Damit bieten sie eine Grundlage für die Institutionalisierung von Moral-, politischen und ideologischen Vorstellungen, nicht nur in Form von Gesetzen, sondern z.B. auch Verhaltenskodizes. Meine Arbeit beschäftigt sich mit 4 Konnotationen von Homosexualität im (Un-) Bewusstsein der Öffentlichkeit: Arbeitslager, Psychiatrie, AIDS und Feminismus. Ich halte gerade diese vier Punkte für wesentlich, da sie das allgemeine Bild und Vorstellungen von Homosexuellen und deren Leben in der Gesellschaft prägen und bestimmen. So wird z.B. deutlich, dass Arbeitslager und Psychiatrie oft zum Alltag Homosexueller gehörten und somit auf Stereotypen wirkten. Die Frage nach der Frauenbewegung und die Diskussion um AIDS hingegen stellen einen Bezug zu Homosexualität her, der eher von Klischees und Ideen ausgehend auf Realitäten wirkt. Ich versuche zu illustrieren, wie Stereotype und Diskurse in mindestens zweierlei Hinsicht wirken. Einerseits können sie aus Realitäten abgeleitet und zu positiven oder negativen Vorurteilen werden. Andererseits wiederum können sie so große Wirkungsmacht erlangen, dass sie Lebensrealitäten bestimmen. In beiden Fällen finden eine Verallgemeinerung und diskursive Loslösung vom ursächlichen Phänomen statt. Den zeitlichen Rahmen für die Arbeit bildeten folgende Überlegungen: Erst mit dem Durchsetzen von Glasnost' (1985 - 1986) wurde es möglich, sich mit Phänomenen wie Straflagern oder dem Missbrauch von Psychiatrie zu beschäftigen. 1993 wurde der Paragraph 121, die Strafbarkeit einvernehmlichen homosexuellen Verkehrs zwischen erwachsenen Männern, aus dem Russischen Strafgesetzbuch entfernt. Es ist zu vermuten, dass seit der Entkriminalisierung 1993 Homosexuelle öffentlich sichtbarer auftraten und begannen, sich auf legalem Wege politisch zu betätigen, sich zu organisieren. Das wiederum legt auch eine größere Aufmerksamkeit der Gesellschaft gegenüber Homosexuellen und deren Forderungen nahe. Dabei bedeutet 'Aufmerksamkeit' nicht zwangsläufig mehr Toleranz, wie sich zeigen wird. [...]
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