HORMONE – LEBENSWICHTIGE BOTENSTOFFE
Im vorherigen Kapitel haben Sie gelesen, dass winzige Moleküle bestimmen können, ob wir uns gesund oder krank fühlen. Lernen Sie in diesem Kapitel diese potenten Helfer näher kennen. Von den etwa 60 Hormonen im Körper stelle ich Ihnen diejenigen vor, die die wichtigsten Aufgaben erfüllen und die dementsprechend zu 90 Prozent auch daran beteiligt sind, wenn Beschwerden oder Störungen auftreten. Hilfreich ist auch, dass sich diese Hormone im Speichel nachweisen lassen. Die Schilddrüsenhormone habe ich ebenfalls mit aufgenommen. Sie lassen sich zwar nur im Blut bestimmen, haben aber für ein gesundes Funktionieren der Organe eine enorme Bedeutung. Die Hormone sind im Folgenden alphabetisch und nicht nach Wichtigkeit geordnet.
Aufbau der Beschreibungen: Unter »Produktionsort« werden die Stellen im Körper aufgelistet, wo das betreffende Hormon vorrangig gebildet wird. »Aufgaben und Funktionen« beschreibt die Prozesse im Körper, an denen die Hormone beteiligt sind. Unter »Normwerte« erfahren Sie, wie hoch der Wert im Speichel bzw. Blut sein sollte. Dann folgen Ursachen und Auswirkungen erniedrigter bzw. erhöhter Werte. Am Schluss stehen Hinweise zur Einnahme. Hier ist öfter die Rede von homöopathisch aufbereiteten Hormonen. Näheres dazu lesen Sie ab >. In Anlehnung an die internationale Nomenklatur werden im Buch die Hormone Östradiol und Östriol mit »E« geschrieben.
CHOLESTERINE
Produktionsort: Leber und Darm; Aufnahme auch über die Nahrung
Aufgaben und Funktionen: Cholesterine (Cholesterol; im Blut als Gesamtcholesterin gemessen) dienen als Puffer, wenn die Hormonorgane schlapp machen oder entfernt wurden! Sie sind Vorstufenhormone, sozusagen eiserne Reserven, für sämtliche Steroidhormone (siehe >), denn diese können in der Leber aus Cholesterinen gebildet werden. Einseitige Ernährung, Erschöpfung, Stress, Schwangerschaft oder chronische Krankheiten können zu Hormonmangel führen, im Fall von Stress zu Cortisol- und DHEAMangel. Als Folge nimmt der Körper mehr Cholesterin über die Nahrung auf, um daraus die fehlenden Hormone zu bilden. Dies äußert sich im Blutbild in erhöhten Cholesterinwerten. Das Gesamtcholesterin im Körper setzt sich unter anderem aus HDL-Cholesterin (High-Density-Lipoproteine) und LDL-Cholesterin (Low-Density-Lipoproteine) zusammen. LDL-Cholesterin gilt als »schlechtes« Cholesterin, es wird für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verantwortlich gemacht, während das »gute« HDL-Cholesterin mit einem verringerten Risiko arteriosklerotischer Gefäßerkrankungen einhergeht.
Bestimmung: im Blut
Normwerte: Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sollte das Gesamtcholesterin im Blut unter 200 mg / dl liegen.
Erniedrigte Werte: Von zu niedrigem Cholesterin spricht man nur im Zusammenhang mit HDL-Cholesterin, dieses sollte über 40 mg / dl liegen. Sind die Werte niedriger, steigt nach schulmedizinischer Sicht das Risiko für Herz-Kreislauf-Beschwerden.
Erhöhte Werte: Viele Schulmediziner behandeln bei allen Werten über 200 mg / dl mit sogenannten Statinen (Medikamente, die die Blutfette senken), beim LDL-Cholesterin bei Werten von über 160 mg / dl.
Aus biologischer Sicht sieht man das anders. Im Alter, ab etwa 50 Jahren, produziert unser Körper weniger Hormone. Er erhöht quasi als Notmaßnahme seinen Gesamtcholesterinbestand, um daraus Hormone herstellen zu können (Vorstufenhormon). Hohe Werte können aber auch medikamentös bedingt (Pille oder Cortison) oder die Folge von Schilddrüsenhormonmangel, Fettstoffwechsel- und Leberfunktionsstörungen, Stress oder von einem »schwachen« Darm sein.
CORTISOL
Produktionsort: Cortisol wird in der Nebennierenrinde aus Progesteron gebildet.
Aufgaben und Funktionen: Cortisol ist das Flucht- und Kampfhormon und kann fast übermenschliche Kräfte verleihen! Es regelt den Salz- und Wasserhaushalt der Nieren, wirkt zum Beispiel auf den Fett- und Kohlenhydratstoffwechsel sowie den Proteinstoffwechsel und reguliert den Blutzuckerspiegel. Außerdem wirkt es Entzündungen entgegen. Wenn Sie morgens von selbst aufwachen, verdanken Sie das dem Cortisol, da es zwischen 5 und 7 Uhr stark ansteigt (die meisten Hormone haben zwischen 7 und 9 Uhr ihre höchste Ausschüttung). Bei Menschen, die im Schichtdienst arbeiten, werden die Nebennieren stark belastet. Deshalb haben sie immer ein Cortisolproblem. Auch bei Kindern sind durch Stress häufig schon die Nebennieren erschöpft.
Bestimmung: im Speichel
Normwerte: Die Werte schwanken im Lauf des Tages; morgens sind es normalerweise 6–10 ng / ml, mittags 2–4 ng / ml und abends 1,5–2,5 ng / ml.
IM BUCH VERWENDETE MASSEINHEITEN
mg | 1 Milligramm | 0,001 Gramm |
μg | 1 Mikrogramm | 0,001 Milligramm |
ng | 1 Nanogramm | 0,001 Mikrogramm |
pg | 1 Pikogramm | 0,001 Nanogramm |
ml | 1 Milliliter | 0,001 Liter |
U | Units (Maßzahl für die Enzymaktivität) | |
DEPRESSIVE HERZKRANKE HABEN OFT ZU WENIG CORTISOL
Menschen mit koronarer Herzkrankheit empfinden unter Stress ihre Belastung stärker. In einer deutschen Studie, 2012 vorgestellt von Dr. Christiane Waller, Universitätsklinikum Ulm, auf der 78. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, wurde festgestellt, dass dies mit einer reduzierten Ausschüttung von Cortisol zusammenhängt . Die verminderte Produktion wird durch Depressionen verstärkt. Da Cortisol auch entzündungshemmend wirkt, soll der Mangel bei depressiven Herzkranken das Fortschreiten der Erkrankung begünstigen.
Erniedrigte Werte: Lang andauernde Erkrankungen, anhaltender Stress, psychische Erschöpfung und Burn-out sowie Nebennierenschwäche führen zu niedrigen Werten. Dann ist man anfälliger für Krankheiten, es kommt oft zu grippalen Infekten. Sind die Nebennieren und die Schilddrüse geschwächt, kommt man morgens nicht aus dem Bett und fühlt sich müde und träge. Erniedrigte Werte wiederum begünstigen Stoffwechselstörungen, Übergewicht, Libidoverlust und psychische Beschwerden.
Erhöhte Werte: Bei Stress, Anspannung und Aufregung sind die Werte zunächst erhöht, da der Körper einen Mehrbedarf an Cortisol hat. Dauert die Belastung über mehrere Jahre an, sinken die Werte, da die Nebennieren erschöpft sind – sie können nicht mehr ausreichend Cortisol bereitstellen. Auch eine Schilddrüsenüberfunktion, ein Nebennierentumor, Medikamente, Kaffee, Schwarztee und Cola können einen hohen Wert verursachen. Ein Zuviel an Cortisol kann zu psychischen Symptomen wie Aggression oder Psychosen und zu Symptomen einer Schilddrüsenüberfunktion (siehe >) führen. Erhöhte Werte sind Stress für Schilddrüse, Bauchspeicheldrüse (muss mehr Insulin produzieren) und Stoffwechsel, da alle Organe auf Hochtouren arbeiten.
Bei der Einnahme beachten: Bei niedrigen Werten kann vorübergehend ein homöopathisch aufbereitetes Cortisol in der Potenz D4 (siehe >) helfen. Allerdings sollte dies nur für kurze Zeit eingenommen werden, damit die natürliche Produktion nicht stagniert (siehe > auch Info). Wichtiger als die Zufuhr ist es, die belastenden Einflüsse abzustellen und die Nebennieren zu stärken (siehe >), indem Sie Stress abbauen, Entspannungstechniken praktizieren und immer wieder Pausen machen. Die Grundlage für eine Erschöpfung der Nebennieren wird schon im Alter zwischen 20 und 40 Jahren gelegt. Diese Zeit ist besonders wichtig für die Nebennieren, weil sie dann am meisten Energie benötigen. Werden sie in dieser Hochphase mit Stress belastet, ist dies nicht mehr reparabel.
Cortison ist ein chemisch hergestelltes Medikament. Es wird seit 1949 unter anderem bei entzündlichen Erkrankungen sehr häufig verordnet. Da es nicht dem körpereigenen Cortisol entspricht, entstehen bei der Einnahme allerdings viele Probleme.
ANTI-AGING-HORMON
DHEA gilt in der Anti-Aging-Bewegung als »Super-Hormon« und wird fälschlicherweise als Jungbrunnen-Hormon bezeichnet. Deshalb wird manchen Cremes DHEA zugesetzt, zum Teil mit einer Konzentration von drei bis zehn Prozent. Die Dosierung ist viel zu hoch. Wenn Sie eine solche Creme anwenden, sollten Sie unbedingt über einen Speicheltest die Konzentration von DHEA überprüfen lassen.
DHEA
Produktionsort: Nebennierenrinde, auch Hoden und Eierstöcke
Aufgaben und Funktionen: DHEA (Dehydroepiandrosteron) ist ein Vorstufenhormon etwa von Androstendiol (ein männliches Hormon), Testosteron und Estriol. Es gewährleistet die Leistungsfähigkeit...