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Ich, der Küster von Zwingenberg - Ein einfaches, aber interessantes Leben

1931 - 2015

AutorHeinz Beck
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl216 Seiten
ISBN9783746085029
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis5,49 EUR
In dem Buch erzählt Heinz Beck von seinem bewegenden Leben, während und nach dem zweiten Weltkrieg, mit den verschiedenen Stationen seines Lebens bis ins Jahr 2015. Er berichtet von seiner Kindheit während des zweiten Weltkrieges und seiner Zeit danach in einem Uranbergwerk, das Arbeiten bei Circus Krone und den in Bensheim-Auerbach stationierten Amerikanern. Er berichtet ebenfalls von seiner Zeit an der schönen hessischen Bergstraße. Das Buch gibt Einblick auf ein einfaches aber interessantes Leben eines ganz normalen Menschen.

Heinz Beck ist im Jahr 1931 in Magdeburg, als Sohn von Friedrich Beck und Maria Beck, geb. Dohmes, geboren. Als Bruder von 9 Geschwistern hat er seine Kindheit in Wackersleben und Schöningen verbracht. Im Jahr 1956 kam er an die hessische Bergstraße und ist bis heute hier geblieben. Im Jahr 1957 hat er seine Frau Irene geheiratet und hat mit ihr drei Kinder bekommen.

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Leseprobe

Meine Kindheit


Im Juni 1931 wurde ich als Sohn von Friedrich Beck und Maria Beck geb. Dohmes in Magdeburg geboren.

Bei meiner Geburt wog ich 5 1/2 kg und war 52 cm groß. Geboren wurde ich in der Klinik Magdeburg - Bukau. Meine Eltern hatten am 23.12. 1930 in Erxleben, Kreis Haldensleben, geheiratet.

Meine Eltern, bei der Hochzeit von Schwester Ursel

Meine Mutter hatte ein uneheliches Kind, einen Sohn, mit in die Ehe gebracht. Er trug den Namen Otto und war 1929 geboren. Meine Eltern wohnten damals in Erxleben. Kreis Helmstedt, in einem 6 Familien Reihenhaus. Das Haus selbst gehörte zu dem Gut, auf dem mein Vater arbeitete. Es war aus Backsteinen gebaut, aber nicht so komfortabel wie die Häuser heute sind: Es gab weder fließendes Wasser, noch Toiletten oder Bäder. Das Wasser wurde mit Eimern aus einem Brunnen im Hof geschöpft.

Gegenüber dem Wohnhaus befanden sich die Stallungen der Hausbewohner, in denen sich auch das Plumpsklo (heute Toilette) befand. Das Plumpsklo war ein Bretterverschlag mit einer Holztür, in der ein Herz ausgesägt war. Die Toilette selbst war ein Kasten mit einem Brett oben drauf liegend. In dem Brett war ein ca. 25 cm großes, ausgesägtes Loch, worunter ein Kasten für die Exkremente stand. War der Kasten voll, wurde er hinter dem Stall auf dem Misthaufen ausgeleert. Wenn wir auf dem Klo saßen, konnten wir alles beobachten, was so auf dem Hof passierte.

Im Stall hatten meine Eltern ein Schwein, zwei Ziegen und Hühner. Das Schwein wurde in den Wintermonaten geschlachtet und zu Wurst und Fleisch verarbeitet. Hinter dem Stallgebäude befand sich auch ein kleiner Garten, in dem Gemüse angebaut wurde.

Der Hof selbst war nicht gepflastert, der Boden war nur fest gestampfter Lehm. In der Mitte des Hofes war eine Wasserrinne für das Abwasser gepflastert, von der Wasserrinne aus war ein Zugang zum Haus und zum Stall gepflastert. Wenn es regnete, war der Hof ein einziger Morast. Wir mussten Gummistiefel anziehen oder Barfuß laufen, sonst konnten wir nicht raus auf den Hof. In die Wasserrinne wurde das ganze Abwasser der Bewohner geschüttet. Im Sommer stank es dann immer fürchterlich.

Im gleichen Haus, wohnten auch die Eltern meines Vaters, Opa Wilhelm und Oma Marie.

Oma und Opa mit Cousins/Cousinen und mir

Das Haus selbst gehörte zur Schlossdomäne von Erxleben, auf der mein Vater und auch mein Opa arbeiteten. Im Haus hatten meine Eltern drei Zimmer und eine Küche. Die Wohnung war nicht sonderlich groß, die Küche war auch der einzige Raum, der im Winter beheizt wurde. In der Küche befand sich neben dem Kohleherd eine sogenannte Grude. Das war ein gemauertes Viereck, ca. 80 cm hoch, mit einem 60 mal 60 cm großen Innenraum, der nach oben hin offen war. Darin lag ein Feuerrost, unter dem Koks brannte, so war die Küche immer schön warm.

Im Wohnzimmer stand ein kleiner Kanonenofen, der im Winter nur sonntags beheizt wurde. Das Schlafzimmer war immer eiskalt und wurde auch im Winter nicht beheizt, denn Holz und Kohle waren knapp und teuer.

In die Betten kamen im Winter runde Wackersteine, die in der Grude heiß gemacht, dann in Tücher eingewickelt und, eine ½ Stunde bevor wir schlafen gingen, ins Bett gelegt wurden.

Durch die erhitzten Steine wurden die Betten vor-gewärmt. Zudem hatten wir zu zweit in einem Bett geschlafen und uns gegenseitig gewärmt. Matratzen wie heute hatten wir keine. Wir schliefen auf Strohsäcken. Die Strohsäcke wurden mit Haferstroh gestopft, in der Mitte war nach einiger Zeit immer eine tiefe Mulde, so dass wir Kinder morgens immer in dieser Mulde wach geworden waren. Die Strohsäcke wurden jeden Morgen neu aufgeschüttelt und alle drei Monate mit neuem Haferstroh gestopft. Im Winter war es im Schlafzimmer so kalt, dass nachts sogar die Nachttöpfe einfroren.

Mein Vater arbeitete auf der Schloßdomäne Erxleben als Gespannführer. Er hatte zwei Pferde, mit denen er arbeitete. Die Pferde waren Belgische Kaltblüter und bestimmt 10 Zentner schwer. Mit den Pferden pflügte er das Land und verrichtete alle anderen anfallenden Arbeiten. Auf der Domäne gab es ca. 20 Pferdegespanne. Eine Domäne ist ein Gut das eine Fläche von über 1000 ha Ackerfläche umfasst.

Verdient hatte mein Vater damals ca. 16 Mark in der Woche. Dazu gab es ein Deputat, also Kartoffeln für uns und Korn für das Schwein, und für die anderen Tiere Futter.

Vater musste auch sonntags immer zum Pferde füttern und Stall ausmisten auf der Domäne arbeiten. Damals gab es noch keine 40-Stunden-Woche, da wurde manchmal bis spät in die Nacht gearbeitet und nicht auf die Stunden geschaut. Überstunden wurden auch nicht bezahlt, das gehörte in der Landwirtschaft einfach dazu. Mein Opa arbeitete auf der Schloßdomäne als Schäfer. Als Kinder waren wir oft mit ihm draußen bei den Schafen und hatten dort gespielt. Viele Erinnerungen an diese Zeit habe ich leider nicht mehr, denn dazu war ich damals noch zu klein. Meine Mutter hatte einen unehelichen Sohn mit in die Ehe gebracht. Er war 2 Jahre älter als ich. Mit meinen Halbbruder Otto hatte ich mich immer gut verstanden. Wir waren als Kinder unzertrennlich.

Im Juli 1932 kam meine Schwester Gisela auf die Welt, im Dezember 1933 Schwester Frieda und am ersten Weihnachtsfeiertag 1934 Schwester Ursula. Nun waren wir fünf Kinder und mit den Eltern zu siebt in der kleinen Wohnung. Es war immer etwas los bei uns. Wir Kinder zankten uns und die Eltern schimpften mit uns, und es gab auch mal einen hinten drauf. Mutter hatte eine lockere Hand. Sie fackelte nicht lange und schlug zu. Meistens bekamen wir zwei Buben die Hiebe, die Mädels bekamen selten Schläge.

1935 wurde mein Bruder Otto in Erxleben in die Volksschule eingeschult und 1937 kam ich in die Schule. Es war eine klassische Dorfschule. In den Klassen waren vier Schuljahrgänge zusammen untergebracht, vom ersten bis zum vierten Schuljahr. Ich kam in die Klasse, in der schon mein Bruder Otto war. Die Schule befand sich in Erxleben in der Hauptstraße, nicht sehr weit von unserem Haus entfernt.

Zwei Häuser vor der Schule wohnte ein Bruder meines Vaters, Onkel Ernst. Er war Friseurmeister und hatte ein eigenes Geschäft. Von Onkel Ernst bekamen wir unsere Haare kostenfrei geschnitten. Seine Frau, unsere Tante, hieß Frieda. Sie hatten zwei Söhne, ihre Namen waren Gerald und Günter. Mit ihnen hatten wir wenig Kontakt gehabt - warum das so war, weiß ich nicht mehr.

In Erxleben wohnte auch noch ein weiterer Bruder unseres Vaters, Onkel Wilhelm. Er war der Älteste von vier Brüdern meines Vaters. Er wohnte am Ende von Erxleben, in Richtung Haldensleben. Seine Frau hieß Lene, sie hatten einen Sohn mit dem Namen Rudi. Die weiteren Brüder meines Vaters waren Onkel Otto in Berlin und Onkel Franz.

Wo er sich damals aufhielt, wussten wir bis 1942 nicht. Onkel Otto und Tante Frieda in Berlin hatten zwei Töchter mit den Namen Margot und Rita.

Den Vater meiner Mutter, also meinen Großvater, habe ich in meinem Leben nur zwei Mal zu sehen bekommen, das auch erst als ich schon 16 Jahre alt war. Die Mutter meiner Mutter, also meine Großmutter. war gestorben als meine Mutter drei Jahre alt war. Opa hatte später wieder geheiratet, so dass unsere Mutter eine Stiefmutter bekam. Unsere Stiefoma habe ich nie kennen gelernt, so auch nicht die Halbgeschwister von Mutter. Bis auf eine Tante mit dem Namen Editta, habe ich keine der Schwestern meiner Mutter kennen gelernt.

Wir Kinder wurden älter und größer. So kam es, dass die Wohnung in Wackersleben zu klein wurde und Vater zu wenig verdiente, um seine Familie zu ernähren. So suchte er sich eine neue Arbeit und die fand er in Schöningen, Kreis Helmstedt, in Nieder Sachsen auf dem Hofgut Klosterfreiheit.

Außerdem war unsere Mutter erneut schwanger. Für ein sechstes Kind war in der Wohnung ohnehin kein Platz mehr. Also zogen wir im Spätsommer 1937 nach Schöningen, in ein Haus, das direkt auf dem Hof vom Hofgut Klosterfreiheit lag. Schöningen war zur damaligen Zeit eine Stadt mit ca. 15.000 Einwohnern, die direkt am Höhenzug Elm liegt. An den Umzug nach Schöningen kann ich mich noch gut erinnern. Es kam ein Pferdefuhrwerk aus Schöningen nach Erxleben, das uns damals abholte, Viele Möbel hatten wir ja nicht, so dass alles auf dem Wagen Platz hatte. Wir Kinder wurden alle auf den Wagen gesetzt und ab ging es nach Schöningen. Wir waren ca. vier Stunden unterwegs bis wir in Schöningen ankamen. Das Haus, in das wir einzogen, sah aus wie das Haus in Erxleben. Es war ein Haus mit mehreren Parteien.

Nur war der Hof nicht so schmutzig wie in Erxleben, denn er war gepflastert. Die Wohnung selbst war auch etwas größer als die in Erxleben, aber nicht sonderlich komfortabler. Es war auch war kein fließendes Wasser oder eine Toilette in der Wohnung vorhanden. Die Toilette, oder besser gesagt das Klo, war auf dem Hof und wurde von allen Bewohnern des Hauses genutzt. Der Hof selbst war beleuchtet. So konnten wir Kinder auch mal nachts allein aufs Klo gehen.

Ein paar Tage, nachdem wir in Schöningen eingezogen waren, wurden Otto und ich eingeschult. Otto kam in die zweite Klasse und ich kam in die erste Klasse der Volksschule Schöningen. Um in die...

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