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E-Book

Ich habe mich getraut. Trau dich auch!

AutorLisbeth Bischoff
VerlagAmalthea Signum Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl240 Seiten
ISBN9783902998675
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,49 EUR
'Niemand weiß, was er kann, bevor er es versucht.' Für den Hausgebrauch tanzt sie ganz gerne - aber muss es gleich ein Seelen-Striptease vor einem Millionenpublikum werden? Die Entscheidung, bei 'Dancing Stars' mitzumachen, ist ihr nicht leicht gefallen. Bereut hat sie es trotzdem nicht. Ihre Entscheidung erwies sich als ein Weckruf zur Veränderung: zu neuer Lebenslust und einem neuen Selbstwertgefühl. Lisbeth Bischoff, normalerweise unterwegs in höchsten Kreisen, war bereit, die Herausforderung 'Leben' in Angriff zu nehmen. Mit Tanzpartner Gerhard Egger hat sie die klassischen Tänze vom 'Langsamen Walzer' über 'Tango' bis hin zum 'Jive' gelernt und sich dem kritischen Urteil der Jury und des Publikums ausgesetzt. In ihrem Buch beschreibt sie die Hochs und die Tiefs, die sie nach ihrer mutigen Entscheidung durchlebt hat. Wie sie ihre Selbstzweifel - offenbar ein typisches Frauenhandicap - überwand, die Angst, zu versagen, in den Griff bekam, und was das harte Tanztraining in ihr auslöste. Ihr Buch ist eine Inspirationsquelle und vor allem eine Anleitung zum Mutigsein.

Lisbeth Bischoff ist seit 1972 für den ORF tätig. Seit Jahrzehnten führt sie Interviews mit Weltstars aus den Bereichen Gesellschaft, Film, Kultur, Politik und Sport und berichtet von den Königshäusern dieser Welt für europäische Fernsehsender (ORF, ZDF, RTL, SAT1), internationale Lifestylemagazine und Tageszeitungen. Seit 2004 ist sie für den ORF als Gesellschafts und Adelsberichterstatterin tätig. 2014 begeisterte sie als 'Dancing Star'.

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Leseprobe

WER ICH BIN UND WIE ICH SEIN WERDE


Einen Seelen-Striptease vor einem Millionenpublikum soll ich machen? Soll ich oder soll ich nicht?

Am 6. Juni 2011 erreicht mich eine Mail der Sendungsverantwortlichen von »Dancing Stars« mit der Frage: »Wie schaut das eigentlich mit dir aus … prinzipielles Interesse für 7. Staffel?« Meine Antwort fällt kurz und bündig aus: »Danke, dass du an mich wegen ›Dancing Stars‹ gedacht hast – ich tanze wirklich gerne … aber lieber im privaten Rahmen :-)«

Ja, prinzipiell tanze ich schon gerne – so für den Hausgebrauch. Ich habe mit 16 Jahren einen Tanzkurs besucht, die Grundschritte eingeübt, dann bin ich als Teenager durch die Disco-Zeit gerockt, als Twen bereits bin ich es ruhiger angegangen und habe meine tänzerischen Bewegungsaktivitäten nur noch auf Faschingsbällen ausgelebt – bis ich dann aus beruflichen Gründen vom Tanzparkett aufs Society-Parkett gewechselt bin.

Tanzen kann ich also nicht und daher beantworte ich die Mailanfrage mit Nein. Auch ein Jahr später bleibe ich dabei und »verweigere« meine Zusage zur öffentlichen Zurschaustellung meines Nichtkönnens auf dem Tanzparkett.

Ausreden hatte ich ja genug: Zuerst musste ich alle Thronfolgerinnen und Thronanwärter, Prinzessinnen und einen Fürsten verheiraten (Kronprinzessin Victoria von Schweden mit Daniel Westling, Prinz William mit Kate Middleton, Fürst Albert mit Charlene Wittstock, Prinzessin Madeleine von Schweden mit dem Finanzberater Christopher O’Neill, Erbherzog Guillaume von Luxemburg mit Gräfin Stéphanie de Lannoy, Prinz Felix von Luxemburg mit Claire Margareta Lademacher …). Dann zelebrierte Queen Elizabeth II. 2012 ihr diamantenes Thronjubiläum mit der wohl einzigartigen Bootsparade auf der Themse und schlussendlich berichtete ich 2013 anlässlich des Thronwechsels in den Niederlanden und in Belgien mehrere Stunden live.

Doch im September 2013 gibt es keine royale Entschuldigung mehr.

Ich weiß noch genau, wann und wo ich Ja gesagt habe. Es war Dienstag, der 25. September. Ich werkte gerade an Geschichten anlässlich der neuerlichen Hüftoperation des spanischen Königs Juan Carlos. Immer noch eine Nachwirkung des Unfalls im Mai 2012, als er mit einer gebrochenen Hüfte ins San-José-Krankenhaus in Madrid eingeliefert und vier Stunden lang operiert worden ist. Bald wissen auch die Untertanen Bescheid. Und ihr Mitleid hält sich in Grenzen. Denn der König hat sich bei einem Sturz in Botswana verletzt, und dort ist Majestät auf Elefantenjagd. 20 000 Euro soll ein Abschuss kosten. In Zeiten der Wirtschaftskrise und Rekordarbeitslosigkeit zeigen die Spanier wenig Verständnis für das Hobby ihres Monarchen. Zudem ist der König Ehrenpräsident der Tierschutzorganisation WWF (World Wide Fund For Nature) – die ihn allerdings nach der Elefantenjagd von dieser Funktion abwählt.

Während sich der König im Krankenhaus von seiner Hüftoperation erholt, kommt es zum Eklat. Denn organisiert haben soll die Elefantenjagd seine Geliebte, die dänisch-deutsche Prinzessin Corinna Sayn-Wittgenstein.

Königin Sofia, heißt es, macht sich nicht einmal mehr die Mühe, die Fassade zu wahren. Sie besucht den König erst drei Tage nach der Operation im Krankenhaus und verweilt lediglich für etwa 15 Minuten am Krankenbett.

Rufe nach dem Rücktritt des Königs werden laut. Bei seiner Entlassung aus dem Spital ringt sich der König eine Entschuldigung ab: »Es geht mir schon viel besser. Ich danke dem Ärzteteam des Spitals. Ich freue mich, meine Aufgaben wieder wahrnehmen zu können. Es tut mir sehr leid, ich habe einen Fehler gemacht. Es wird nicht wieder vorkommen.«

Eine öffentliche Entschuldigung ist unter den europäischen Monarchen übrigens etwas höchst Seltenes. Offenbar ist der Druck auf König Juan Carlos sehr groß. Er wirkt angeschlagen, als er jetzt im September wegen einer Entzündung in der Hüfte noch einmal unters Messer muss.

Diese Dinge beschäftigen mich mehr als alles andere. Trotzdem muss ich eine Entscheidung treffen. Auf dem Weg zum Mittagessen in die Kantine begegne ich ihr, der Sendungschefin von »Dancing Stars«. Gut, ich mache es kurz: Ich habe Ja gesagt.

»Dancing Stars« gilt seit der ersten Staffel, die im Oktober und November 2005 ausgestrahlt wurde, als das Erfolgsformat des ORF. Die Idee zu dieser Tanzshow, die international unter verschiedenen Sendungstiteln wie »Strictly Come Dancing« in Großbritannien oder »Dancing with the Stars« in den USA vermarktet wird, hatte die BBC. Für die Show lernen Prominente mit je einem Profitänzer die klassischen Tänze, vom »Langsamen Walzer« über »Tango« bis hin zum »Jive«. In jeder Sendung werden die Tanzpaare – im Speziellen natürlich der Promi – von einer Jury, gemeinsam mit dem Publikumsvoting, bewertet. Das Paar mit der niedrigsten Punkteanzahl scheidet aus.

Das Erfolgsrezept ist einfach: Man sieht Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, mehr oder minder beim Scheitern zu. Auch wenn die Fortschritte von Woche zu Woche, von Sendung zu Sendung erkennbar sind, kann es nur einen Sieger geben. Und meist ist nicht nur das Tanzkönnen entscheidend, sondern die Gesamterscheinung. Jedes Paar hat pro Sendung einen Auftritt von rund zwölf Minuten. Eineinhalb Minuten sind für den Tanz reserviert, die restliche Zeit wird genützt, um mittels eines Beitrags einen Einblick in die Trainingswoche zu geben und um den Moderatoren der Sendung Interviews zu geben: live und nach dem Tanzen meist außer Atem. Es sollen persönliche Geschichten sein, die der Öffentlichkeit erzählt werden, Geschichten, die berühren und die Prominenten von einer ganz privaten Seite zeigen.

Und genau das, dass ich diese private Seite zeigen muss, hat mich so lange zögern lassen, bei »Dancing Stars« mitzumachen. Es ist doch etwas ganz anderes, eine royale Sendung zu moderieren. Es können noch so viele Sendestunden sein (mein persönlicher Rekord beträgt neun Stunden live!), damit habe ich keine Probleme. Es ist auch ganz einfach erklärt. Bei Livesendungen stehen die Royals, über die es zu berichten gilt, und nicht ich als Person im Mittelpunkt. Oder glauben Sie tatsächlich, jemand habe über mich gesprochen, als Pippa, die bis dahin unbekannte Schwester von Kate Middleton, bei deren Hochzeit mit Prinz William am 29. April 2011 ihre schönste Rückenansicht zeigte? Diese war ins Rampenlicht gerückt und nahe dran, der frisch vermählten und zur Herzogin von Cambridge avancierten Kate die Show zu stehlen. Bei diesen Livesendungen steht mein Fachwissen im Vordergrund und nicht meine Person.

So ganz stimmt das nicht, denn gerade bei der Hochzeit von William und Kate erregte der Hosenanzug in Winterweiß, den ich bei diesem Anlass trug, Aufmerksamkeit. Eine Zuschauerin schrieb an die Chefredaktion: »Frau Bischoff ist angezogen, als wäre sie selbst zur Hochzeit eingeladen. Wird denn ihr Designer-Hosenanzug mit unseren Gebührengeldern finanziert? … Ich habe die Sequenzen, wo der Hosenanzug nah zu sehen war, mit der Zeitlupen-Funktion mehrmals angeschaut und so wie das Revers genäht ist, kann dieses Outfit nur vom französischen Designer Yves Saint Laurent sein …«

Gerne beantworte ich diese Mail der Zuseherin (Name der Autorin bekannt): »Sehr geehrte Frau …, es freut mich, dass Ihnen mein Hosenanzug gefallen hat. Er ist der beste Beweis, dass ein gut aussehendes Stück nicht von Designerhand sein muss. Ich habe ihn nämlich selbst genäht …«

Doch zurück zu meiner mutigen Entscheidung, bei »Dancing Stars« mitzumachen. Die Sendungschefin traut meinem Ja offensichtlich nicht ganz und ruft mich am nächsten Tag an, um sich meine Zusage erneut bestätigen zu lassen. Ja, ich habe mich entschieden: Ich wechsle das Parkett – vom Society-Parkett aufs Tanzparkett.

Es war nicht wirklich eine spontane Entscheidung. Ich befand mich nach dem Tod eines geliebten Menschen privat in einer Lebenssituation, in der ich mich sehr zurückgezogen hatte. Probleme, so heißt es, haben zu Unrecht einen schlechten Ruf. Sie sind der Weckruf für Veränderung. So war es bei mir. Der Weckruf schrillte in den höchsten Tönen. Nach den Jahren der Trauer wollte ich wieder hinaus ins Leben treten und das war – nach meiner Einschätzung – nur mit einer »Radikalkur« möglich. Ich verspürte die Lebenslust wieder in mir erwachen, wollte mein Leben nicht mehr nur vernünftig angehen, kein Leben der verschenkten Chancen leben.

Das Leben leben. Ein Beispiel dafür war Axel Springer. Als sein 100. Geburtstag am 2. Dezember 2012 gefeiert wurde, hielt der Springer-Vorstandsvorsitzende Dr. Mathias Döpfner dem toten Verlagsgründer eine eindrucksvolle Rede: »Ein Heiliger waren Sie ja wohl nie. Eher Hedonist. Und, lieber Axel, Sie haben’s wenigstens krachen lassen! Sie haben Ihr Leben gelebt. Aus vollen Zügen genossen. Anders als die Vorsichtigen, die Taktierer....

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