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E-Book

Ich will bei euch schlafen!

(Ein-)Schlafen mit Co-Sleeping

AutorSibylle Lüpold
VerlagVerlag Herder GmbH
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl176 Seiten
ISBN9783451816062
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
Das kindliche Schlafverhalten ist ein individueller Prozess, der mit dem Entwicklungsstand jedes Kindes, mit seinem Bedürfnis nach Nähe und Geborgenheit zu tun hat. Die Autorin und erfahrene Schlafberaterin Sibylle Lüpold gibt in dieser aktualisierten Neuausgabe wertvolle Tipps und erklärt praxisnah, wie Co-Sleeping funktioniert. Die richtige Anwendung führt zu entspannten Nächten und bereitet die Kinder darauf vor, im eigenen Bett zu schlafen. Dieses Buch wird für die Ausbildung zur IBCLC Stillberaterin verwendet. Mehr zur Autorin: www.kindernächte.ch

Sibylle Lüpold ist Stillberaterin IBCLC, Autorin und Geschäftsführerin von 1001kindernacht (www.1001kindernacht.ch). Mit ihrem Mann und ihren drei Kindern lebt sie in Bern. 

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Leseprobe

Schlafsituation


Die Schlafsituation ist ein entscheidender Faktor für entspannte Familiennächte. Bei vielen Familien entpuppt sich die nächtliche Einrichtung als eine für alle Beteiligten unbefriedigende Notlösung; die Anordnung der Schlafplätze ist weder sinnvoll geplant noch groß genug noch bequem. Die Eltern machen sich über Monate hinweg vor, dass es „nur noch diese eine Nacht“ so sei und dass das Kind ja ab morgen alleine (gut) schlafen werde. Jedoch ist die kindliche Schlafentwicklung ein langsamer Prozess. Deshalb ist es wichtig, realistisch zu sein und einen Schlafplatz zu planen. Dieser sollte so angenehm wie möglich und vor allem auch sicher eingerichtet werden, damit die ganze Familie gut schlafen kann, obschon das Kind noch auf Nähe und Unterstützung angewiesen ist.

Der ideale Schlafplatz


Es gibt nicht den idealen Schlafplatz, denn jede Familie hat andere Bedürfnisse und andere räumliche Möglichkeiten. Von daher muss jede Familie eine individuell passende Lösung suchen. Wichtig ist, dass der Schlafplatz den Bedürfnissen angepasst und notfalls umgestaltet wird. Das tönt zwar selbstverständlich, in den Beratungen stelle ich aber immer wieder fest, dass sich viele Eltern und somit auch ihre Kinder den gegebenen Schlafbedingungen anpassen, obschon damit niemand wirklich zufrieden ist. Erst wenn ich mit ihnen verschiedene Veränderungsmöglichkeiten bespreche, erkennen sie, dass sich ihre Schlafqualität allein schon durch eine neue Einrichtung verbessern lässt. Es ist nötig, alle gegebenen Möglichkeiten zu nutzen, unkonventionell und kreativ zu sein. Sich nach Schöner Wohnen einrichten kann man noch lange genug, sobald die Kinder nachts alleine zurechtkommen. Jetzt geht es jedoch primär darum, dass alle gut schlafen können, um die anstrengende Anfangszeit des Familienlebens nicht nur zu überleben, sondern auch zu genießen.

Nächtliches Hin und Her


Familien berichten oft davon, dass ihre Schlafsituation jede Nacht ein wenig anders aussieht oder sich sogar innerhalb einer Nacht ändert. So wird das Kind zum Beispiel im Wohnzimmer in den Schlaf gestillt, dann zunächst im Kinderzimmer in sein Bettchen gelegt und später zu den Eltern ins Bett geholt, sobald es ruft. Oder aber das Kind schläft erst bei den Eltern im Bett ein und wird, wenn die Eltern selbst zu Bett gehen, in sein Bettchen und Zimmer gelegt. Ruft das Kind, begibt sich ein Elternteil zu ihm, um dort weiterzuschlafen. Diese Abläufe wiederholen sich in manchen Familien mehrmals pro Nacht. Dagegen ist aus meiner Sicht nichts einzuwenden, wenn alle gut schlafen können und morgens erholt sind. Die Erfahrung zeigt aber, dass ein nächtliches Hin und Her meistens zu Unruhe und Erschöpfung führt. Kommen die Eltern deswegen in die Beratung, suche ich mit ihnen nach einer stabilen Schlafsituation, bei der weder Eltern noch Kind den Schlafplatz wechseln müssen. Jeder soll, wenn möglich, dort aufwachen, wo er eingeschlafen ist.

Das „Sichere Nest“ nach 1001kindernacht®


Einschlafen ist für das Kind – insbesondere, wenn es danach alleine gelassen wird – eine Trennungserfahrung. Es kann nicht kontrollieren, was mit ihm passiert, sobald es tief schläft. Dies kann bei einem Baby und Kleinkind zu Unruhe und Ängsten führen. Manche Kinder wehren sich (für die Eltern oft unerklärlicherweise) regelrecht gegen das Einschlafen, weil sie die Kontrolle über die Nähe und Sicherheit behalten möchten.

Schläft das Kind zum Beispiel bei der Mutter ein und wird nachher in sein Bettchen gelegt, ist es alleine, wenn es aufwacht. Auch wenn die Eltern es zu sich ins Bett holen, macht es immer wieder die Erfahrung, alleine aufzuwachen. Das heißt, es muss sich bei jedem Aufwachen vergewissern, wo es ist und ob es sicher ist oder nicht. Deswegen kann sein Schlaf sehr angespannt sein. Beim Aufwachen muss es ganz wach werden und schläft schlechter wieder ein – die Nächte können dementsprechend unruhig werden.

Bei sehr unruhigen und daher belastenden Schlafsituationen bewährt es sich, das „Sichere Nest“ nach 1001kindernacht® einzuführen, bei dem es darum geht, die bisherige Verknüpfung „Schlafen  Aufwachen  Alleinesein“ durch die neue „Schlafen –Aufwachen  Nähe/Sicherheit“ zu ersetzen. Das Kind schläft dazu eine Zeit lang nur noch dort, wo es sich am sichersten fühlt. In der Regel ist das der Schlafplatz der Eltern. Eine Alternative ist eine große Schlaffläche im Kinderzimmer, wo das Kind zusammen mit einer Bindungsperson schlafen kann. Natürlich darf jene aufstehen, sobald das Kind tief schläft, sollte aber idealerweise bei ihm sein, bevor es aufwacht. Das Kind schläft nun also immer in diesem „sicheren Nest“ ein und wacht auch dort auf. Weil es diesen einen Schlafplatz mit Nähe und Geborgenheit verknüpft, kann es sich besser entspannen und ruhiger schlafen.

Die meisten Eltern machen mit dem „sicheren Nest“ die Erfahrung, dass die Nächte ruhiger werden und sie zu mehr Schlaf kommen. Wenn die Mutter nicht so viel Nähe erträgt, kann auch der Vater das „sichere Nest“ gestalten und behüten. Diese neue Schlafsitutation wird mindestens zwei Wochen beibehalten. Auch wenn spürbare Entspannung eingetreten ist, macht es Sinn, noch eine Weile dabeizubleiben. Dann können die Eltern, wenn das Bedürfnis noch da ist, schrittweise wieder mehr Distanz einführen.

Was ist Co-Sleeping?


„Co-Sleeping“ ist ein Überbegriff für verschiedene Arten des gemeinsamen Schlafens einer Familie. Der Großteil der Weltbevölkerung praktiziert Co-Sleeping – je nach Kultur und klimatischen Bedingungen auf sehr unterschiedliche Weise. Gemeinsames Schlafen stellt weltweit und historisch die Norm und keine Ausnahme dar.

Ich verwende hier bewusst nicht den ebenfalls verbreiteten Begriff Familienbett, da sich viele Menschen darunter vorstellen, das Kind schlafe im Bett der Eltern. Dies ist aber nicht die einzige Möglichkeit, dem kindlichen Bedürfnis nach nächtlicher Nähe nachzukommen. Genauso gut kann das Kinderbett (oder ein Babybalkon) direkt neben das Elternbett gestellt werden, oder das Kind (ab einem Jahr) schläft zusammen mit einem Geschwister. Co-Sleeping beinhaltet alle Formen des gemeinsamen Schlafens, bei denen eine unmittelbare Nähe gewährleistet ist. Eltern müssen selbst entscheiden, welches Schlafarrangement für sie passend ist, und es kann durchaus Sinn ergeben, verschiedene Varianten auszuprobieren. Vielleicht schläft das Baby in den ersten Monaten bei den Eltern im Bett (hier spricht die Fachwelt von Bedsharing ), später in einem Kinderbett daneben und danach zusammen mit einem Geschwisterkind.

Co-Sleeping bewährt sich


So normal es westlichen Eltern erscheint, so wenig sinnvoll ist es, ein Kind schon früh alleine schlafen zu lassen. Dies bestätigt auch der Schweizer Kinderarzt und Experte für kindliche Entwicklung Remo Largo in seinem Buch Babyjahre: „Aus unerfindlichen Gründen sind viele Eltern der Ansicht, dass Kinder alleine besser schlafen. Das Gegenteil trifft zu. Gemeinsames Schlafen hat für die Kinder und die Eltern einen immensen Vorteil: Die Kinder fühlen sich nachts nicht alleingelassen! Kinder, die mit ihren Geschwistern schlafen, suchen nur ausnahmsweise und dann zumeist aus einem triftigen Grund, beispielsweise wegen Krankheit, das elterliche Schlafzimmer auf.“ (Largo 2007)

Meine persönliche und berufliche Erfahrung hat klar ergeben: Die Schlafqualität der allermeisten Familien wird in den ersten Jahren durch eine passende Form von Co-Sleeping verbessert. Auch Eltern, die am Anfang der Beratung betonen, dass sie ihr Kind auf keinen Fall bei sich schlafen lassen wollen, landen meist bei irgendeiner Form von Co-Sleeping, weil das Bedürfnis nach entspannten Nächten überwiegt. Es ist aber entscheidend, eine Variante zu finden, bei der sich alle Familienmitglieder wohlfühlen.

Elternberichte zum Co-Sleeping


„Mein Mann und ich waren uns vor der Geburt einig, dass unser Kind nicht bei uns schlafen würde. Wegen des Stillens stellten wir sein Bettchen aber in der ersten Zeit in unser Schlafzimmer. Wurde unser Sohn wach, musste ich aufstehen, ihn herausheben und stillte ihn auf einem Sessel daneben. Nachdem ich ihn mit sechs Monaten abgestillt hatte, zog er ins Kinderzimmer, wo er die ersten paar Nächte erstaunlich gut schlief. Wir dachten schon, dass die Zeit der schwierigen Nächte hinter uns liege. Dann aber fing er an, Nacht für Nacht weinend aufzuwachen. Das Weinen steigerte sich in Schreien und irgendwann schien er sich regelrecht gegen das Schlafen zu wehren. Abends ließ er sich nicht mehr hinlegen und wollte ewig lange getragen werden, nachts wachte er zunehmend oft auf. Da er sich nur von mir beruhigen ließ, wurden meine Nächte anstrengender als während des Stillens. Auch mein Mann wurde durch das heftige Schreien jedes Mal wach. Kurz: Wir waren mit unseren Kräften am Ende. Also beschlossen wir, unseren Sohn wieder bei uns schlafen zu lassen. Zuerst in seinem Bettchen, aber dieses lehnte er nach wie vor ab. Wirklich entspannt schlief er nur bei mir im Bett, am liebsten in meinem Arm. Zu dritt war es uns aber zu eng, sodass mein Mann vorübergehend ins Gästezimmer zog. Unser Sohn begann nach ungefähr zwei Wochen entspannter zu schlafen und wenn er wach wurde, schrie er nicht mehr. Tagsüber war er so ausgeruht, dass ich mich zwischendurch hinlegen konnte. Er bekam im ersten Jahr noch ein...

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