Einleitung
von den Autoren
Mit Tieren leben, für Tiere leben – vor allem aber für gefährdete Tierarten arbeiten und kämpfen, das beschreibt in Kurzfassung Hintergrund, Inhalt und Philosophie unseres bisherigen Lebens, das vollgestopft ist mit intensiver Arbeit und angereichert mit unvergesslichen Erlebnissen, beeindruckenden Reisen, außergewöhnlichen Abenteuern und Ereignissen – von all dem wir heute nichts, aber auch schon gar nichts missen möchten!
Beide als Kinder auf dem Land mit Tieren aufgewachsen – früh erfahrend, dass Milch nicht aus dem Einkaufsladen kommt –, war ein wesentlicher Start für ein hohes Umweltbewusstsein und die Bemühungen für einen nachhaltigem Schutz von Natur und Tier. Humanistische Erziehung durch ein liebevolles Elternhaus und ein profundes Allgemeinwissen durch eine strukturierte Schulausbildung ermöglichten zudem eine offene Weltanschauung und eine unstillbare Neugier für die weite Welt!
Eigentlich war bereits in der Jugendzeit alles intensiv verbunden mit Natur, Tieren und Pflanzen, wobei Haltung und Pflege schon frühzeitig eine große Rolle spielten. Hunde, Katzen, Hühner und Kühe waren die Begleiter aus frühester Kindheit, doch mit der Zeit gesellten sich noch Kaninchen, Eidechsen, Schlangen und jedwedes andere Getier hinzu. In der Studentenzeit waren es auch Dohlen, Käuze, Laborratten, Chinchillas und eine Frettchenzucht.
Die erste gemeinsame große Reise führte uns 1978 als Zoologie-Studenten in die Rocky Mountains zu Gabys Verwandten und durch die Universität Colorado Boulder wurde uns die Arbeit mit Prärie- und Zwerg-Klapperschlangen ermöglicht, die später in unseren Forschungsterrarien in Wien sogar für Nachwuchs sorgten. Bereits damals galt unser Interesse den Wildtieren in menschlicher Obhut, weshalb wir während dieser Reise auch den Kontakt zu Zoologischen Gärten suchten. Unter anderem ermöglichte uns der damalige Direktor Clayton F. Freyheit vom Zoo in Denver einen interessanten Blick hinter die Kulissen. Er war es auch, der uns über seinen Kurator für Reptilien, Charles W. Radcliffe, den Kontakt zur Boulder-Universität herstellte. Bei einer Spezialführung erhielten wir nicht nur Informationen aus erster Hand, sondern es wurde uns auch ein Blick hinter die Zoo-Kulissen ermöglicht – nicht ahnend, dass wir beide einige Jahre später in einem Zoo tätig sein würden.
Das Abenteuer hatte für uns als Studenten damals längst begonnen – vielfältig waren die Pläne, genauso wie deren Umsetzung! Mit wenig Geld, aber starkem Willen gelang es in den 1980er-Jahren irgendwie, ein kleines Boot mit Außenbordmotor anzuschaffen, und so starteten wir – neben dem Zoologiestudium – in der Kvarner-Bucht im damaligen Jugoslawien ein Monitoring der Entwicklung von drei Möwen- und zwei Gänsegeier-Kolonien, die durch den menschlichen Einfluss nach wie vor in ihrem Bestand gefährdet sind.
Damit begann unser Einsatz und die Arbeit mit und für bedrohte Tierarten und dies sollte uns unser weiteres Leben beschäftigen. Neben den Vogel-Kolonien kartierten wir auf der Insel Krk und den umliegenden Inseln in der oberen Adria das Vorkommen von Amphibien und Reptilien, untersuchten das Auftreten der Webspinnen – der „Schwarzen Witwe“ –, wir arbeiteten wissenschaftlich an einer Krankheit der Irregulären Seeigel und untersuchten die Schädigung an Gelben Hornkorallen durch Eutrophierung des Mittelmeeres zwischen den Toskanischen Inseln und Sizilien.
Damit verbunden war auch der Start unserer Taucher-Karrieren. Gaby baute eine eigene professionelle Tauchschule auf und war darüber hinaus in den frühen 1990er-Jahren am PADI European College in Cannes in der Ausbildung und Schulung von Tauchlehrern im Einsatz, darunter auch mit weiterführenden Spezialkursen für Interessierte zum Thema Biologie.
Gaby bei der Ausbildung von Tauchschülern
© Fotoarchiv Schwammer
Harald beim wissenschaftlichen Taucheinsatz für die Entnahme von Bodenproben in der Donau bei starker Strömung von 2,5 m/sek.
Ein für uns mehr als prägendes und interessantes Projekt umfasste die Gründung, Führung und Organisation unserer biologischen Station in Baska auf der Insel Krk im Zeitraum von 1986–1989. Schon bald kam ein zweites größeres und vor allem sturmfestes Boot für bis zu 15 Personen inkl. kompletter Tauchausrüstung hinzu, ein ausgedientes großes Militär-Schlauchboot mit einem 50 PS starken Außenbordmotor, womit wir nun auch bei oft kräftiger Bora, einem stark wehenden kalten und vor allem böigen Fallwind, gut ausgestattet waren.
Unglaublich und faszinierend zugleich war für uns, mit welcher Begeisterung unsere kleine private biologische Station angenommen wurde. So gab es neben unseren eigenen Exkursionen vom Biologiezentrum auch Lehrveranstaltungen der Universitäten für Bodenkultur und der Allgemeinen Biologie der Medizinischen Fakultät in Wien wie auch der Universitäten Graz und Salzburg. Zu unserer großen Freude nutzten auch Kollegen von den Universitäten in Ljubljana und Zagreb unsere Station gerne für ihre Exkursionen und Forschungstätigkeiten ebenso wie Freunde und Kollegen vom Naturhistorischen Museum in Wien.
1988 gründeten wir die ARDB (Association of Research Diving Biologists) und bildeten Forschungstaucher an der Wiener Universität aus, mit einer Zweigstelle an der Stuttgarter Universität. Ziel dieser Gruppierung aus Limnologen, Meeresbiologen, Geologen, Medizinern und interessierten Sporttauchern war es, für wissenschaftliche Untersuchungen effektive Datenerhebungen anzubieten bzw. weiterzuentwickeln.
Unsere Ambitionen, andere Menschen ebenso für den Schutz von Natur, Tier und Umwelt zu begeistern, hatten schon immer einen besonders hohen Stellenwert. Als eine der ersten Tauchlehrer in Österreich engagierten wir uns intensiv dafür, Sporttaucher darauf zu trainieren, ihr Hobby möglichst umweltbewusst und -schonend auszuüben, z. B. die Korallen im Meer beim Fotografieren nicht zu beschädigen oder das Bodensubstrat im Süßwasser nicht durch Unachtsamkeit aufzuwühlen oder gar Fisch-Laichplätze zu belasten und vieles andere mehr – Respekt vor der Natur auch unter Wasser. Diese wichtige Lehrtätigkeit wurde von Harald in der Arbeit im Österreichischen Tauchsportverband mit der Kommissionsleitung für Umwelt (1991–2008) und später in der aktiven Präsidentschaft dieses Dachverbandes (2008–2011) weitergeführt.
Tiere in freier Wildbahn waren ebenso wie Tiere in Menschenhand dennoch immer unser zentrales Arbeitsthema. Mit der Anstellung als Leiterin der Zooschule im Tiergarten Schönbrunn im Jahre 1983 konnte Gaby die Zoopädagogische Abteilung im Wiener Zoo aufbauen, wobei ihr von Beginn an die Förderung des Naturschutzgedankens und das Schaffen eines erhöhten Natur- und Umweltbewusstseins bei sämtlichen zoopädagogischen Angeboten ein großes Anliegen war und ist. Schon als Zoologie- und Botanik-Studentin arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Naturhistorischen Museum in Wien in den Abteilungen für Fisch- und Insektenkunde sowie Herpetologie, am Institut für den wissenschaftlichen Film und als pädagogische Betreuerin bei Ferienveranstaltungen im Tiergarten Schönbrunn. Von 1986–1993 war sie neben ihrer Tätigkeit im Tiergarten Schönbrunn für den praktischen Unterricht der Tierpfleger-Lehrlinge aus Wien, Niederösterreich und Burgenland verantwortlich.
Als Universitätsangestellter am Zoologischen Institut der Universität Wien veranstaltete Harald tiergartenbiologische Vorlesungen und Exkursionen. Bereits während seiner Studienzeit, wo er im Tiergarten Schönbrunn über mehrere Jahre hinweg als Ferial-Tierpfleger arbeitete, aber auch während seiner Forschungsarbeit über Orang-Utans in vielen europäischen und einigen amerikanischen Zoos konnte er wichtige Kenntnisse in der Tierhaltung von Grund auf lernen ebenso wie die Techniken der Tierpräparation. Viele Jahre später entwickelte sich daraus die Berufsschullehrer-Tätigkeit für Tierpfleger und Tierpräparatoren.
Helmut Pechlaner, der 1992 die Geschäftsführung der privatisierten Schönbrunner Tiergarten GmbH übernommen hat, warb Harald 1993 von der Universität ab, wonach er im Tiergarten zunächst als Kurator für Bau und Forschung zuständig war und als Stellvertretender Direktor und zoologischer Leiter nach wie vor im Einsatz ist. Die allerersten Aufgaben damals waren die Zoologische Planung vieler neuer Tieranlagen, wie z. B. für Elefanten, Großkatzen etc., und der Aufbau von Forschungsarbeiten. Helmut hatte es sich zur Aufgabe gemacht, den Wiener Zoo zu einer modernen Institution mit Schwerpunkt Engagement für Artenschutz aufzubauen, also genau unser Lieblingsthema.
Als Visionär bewahrte Helmut Pechlaner nicht nur den Tiergarten Schönbrunn vor seinem Niedergang, sondern machte den...