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E-Book

Imkern als Hobby

AutorSebastian Spiewok
VerlagFranckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl96 Seiten
ISBN9783440152324
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
Imkern wird immer beliebter. Gründe dafür gibt es viele - sei es als Ausgleich zum Beruf, aktiver Natur- und Tierschutz oder die eigene Ernte von unbelastetem Honig. Das nötige Wissen für die Bienenhaltung, von der Anschaffung bis zur Pflege, die Honiggewinnung und alle damit verbundenen Tätigkeiten finden angehende Hobby-Imker in diesem praktischen Ratgeber. Mit zahlreichen Profi-Tipps und Schritt-für-Schritt-Anleitungen.

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Leseprobe

DAS BIENENVOLK
Leben im Stock


BIOLOGIE DER HONIGBIENE


Unsere Westliche Honigbiene Apis mellifera hat ihr Leben voll und ganz dem Bienenstaat gewidmet. Um die 30.000 Bienen leben im Sommer in einem Bienenvolk. Im Winter sind es immerhin noch 5.000 bis 10.000 Tiere. Es ist erstaunlich, wie diese kleinen Krabbeltiere eine äußerst erfolgreiche Einheit bilden. Das führt immer wieder dazu, dass die Bienen mystifiziert werden. Dabei sind es zum Teil sehr einfache Regeln der Selbstorganisation, die die Bienen genau die Arbeiten ausführen lassen, die gerade notwendig sind. Das tut der Faszination, die von einem Bienenvolk ausgeht, jedoch keinen Abbruch. Lassen Sie die Verklärungen einfach beiseite, und machen Sie sich mit der Biologie der Bienen vertraut. Nur so können Sie diese spannenden Tiere, aber auch die notwendigen Arbeiten am Volk und deren Auswirkungen wirklich verstehen.

DAS BIENENNEST


Unsere Honigbienen legen ihre Nester in Höhlen an, wobei die Waben das Herzstück eines jeden Nestes bilden. In der Regel sind sie parallel zueinander ausgerichtet, und die Wabengassen dazwischen so breit, dass zwei Bienen bequem aneinander vorbei passen. Die sechseckigen Wabenzellen dienen sowohl als Kinderstube als auch als Vorratskammern für Pollen und Honig. Dabei ist die Anordnung stets dieselbe: Das Brutnest befindet sich in der Mitte des Nestes. Drum herum oder zumindest seitlich davon verstauen die Bienen den Pollen. Über dem Brutnest werden die Honigvorräte eingelagert. Wie wir später noch sehen werden, kommt diese natürliche Nestanordnung den Imkern bei der Honigernte zugute.

Das Nest eines Schwarms. Foto: Spiewok

DIE BIENENWESEN


Den Großteil des Volkes machen die weiblichen Arbeiterinnen aus. Daneben gibt es nur eine Königin und während der Paarungszeit kommt eine kleinere Anzahl männlicher Drohnen hinzu.

DIE KÖNIGIN

Die Bienenkönigin – auch Weisel genannt – ist anhand ihres langen, schmalen Körpers gut von den kleineren Arbeiterinnen zu unterscheiden. Ihre Funktion ist ein wenig mit der der englischen Königin vergleichbar: Sie ist das Oberhaupt des Volkes, alle interessieren sich für sie, sie hält das Volk zusammen, aber zu sagen hat sie nicht wirklich viel. Vielmehr lenkt die Masse der Arbeiterinnen den Weg des Volkes. Ein eklatanter Unterschied zum englischen Königshaus ist jedoch, dass die Bienenkönigin das Monopol auf die Vermehrung besitzt. Sie ist das einzige Tier im Bienenvolk, das Eier legt – im späten Frühling bis zu 2.000 pro Tag.

Die junge Königin fliegt nur wenige Male aus, um sich mit rund 20 Drohnen zu paaren. Deren Spermien speichert sie in der Samenblase für den Rest ihres Lebens, das immerhin drei bis fünf Jahre dauern kann. Doch produziert sie nicht mehr genug Nachkommen, oder sind die Arbeiterinnen aus einem anderen Grund nicht mehr mit ihr zufrieden, wird die Königin schnell abgedrängt und durch eine Nachfolgerin ersetzt.

Die Königin wird von einem Hofstaat umgeben, der sie rund um die Uhr füttert und pflegt. Foto: Spiewok

DIE ARBEITERINNEN

Da alle Bienen eines Volkes von einer Königin abstammen, handelt es sich bei den Arbeiterinnen um Schwestern oder Halbschwestern. Abgesehen von der Fortpflanzung führen sie alle wichtigen Arbeiten im Bienenstock aus. Im Laufe ihres Lebens übernehmen sie unterschiedliche Aufgaben. Die Arbeitsfolge muss nicht zwingend so ablaufen, wie sie in der Tabelle gezeigt ist. Sie orientiert sich am Bedarf des Bienenvolkes, beispielsweise an der Zahl der zu fütternden Larven oder am Trachtangebot. Zudem gehen einige Bienen sehr speziellen Aufgaben nach, wie dem Entfernen von Bienenleichen aus dem Stock.

Während eine Arbeiterin im Sommer nach dem Schlupf nur rund vier bis sechs Wochen lang lebt, erreichen die Winterbienen eine Lebensspanne von mehreren Monaten. Auf diese Weise kann das Volk den Winter überdauern. Die Winterbienen werden von August bis Oktober aufgezogen. Rein äußerlich unterscheiden sie sich nicht von den Sommerbienen. Sie weisen allerdings einen deutlich größeren Fettkörper auf, in dem überschüssige Nährstoffe gespeichert werden. Meist nehmen sie erst im Frühjahr die verschiedenen Arbeiten im Stock auf.

Ältere Arbeiterinnen fliegen aus, um Nektar und Pollen zu suchen. Sie werden „Sammlerinnen“ genannt. Foto: Spiewok

 

ARBEITSTEILUNG DER ARBEITERINNEN

ALTERAUFGABEMERKMALE
1.  3. TagPutzen der WabenzellenDie jungen Bienen können weder fliegen noch stechen.
4.  5. TagFüttern der älteren Brut mit Honig-PollengemischFuttersaftdrüsen entwickeln sich durch Pollenkonsum
6.  12. TagFüttern der jungen Brut und der Königin mit Futtersaft (Gelée Royale)Futtersaftdrüsen voll ausgebildet
12.  21. TagWabenbauWachsdrüsen am Unterleib
Abnahme des Nektars von den Sammlerinnen und Verarbeitung zu NektarFuttersaftdrüsen verändern sich und bilden Enzyme wie Invertase zur Umwandlung des Nektars in Honig
FluglochwacheGiftblase vollständig mit Gift gefüllt
ab 21. TagSammelflügeKeine Beteiligung mehr an den Arbeiten im Stock; ausgeprägter Tag-Nacht-Rhythmus

DIE DROHNEN

Die Männchen werden nur von April bis längstens Juli für die Paarungszeit aufgezogen. Sie sind anhand ihres pummeligen Körpers und ihrer großen Augen leicht von den Arbeiterinnen zu unterscheiden. Ein Drohn bringt im Gegensatz zur 100 mg schweren Arbeiterin immerhin um die 250 mg auf die Waage. Auch der tiefere Summton beim Fliegen verrät ihn schnell. Zudem haben Drohnen keinen Stachel, da dieser im Laufe der Evolution aus einem Legebohrer entstanden ist, mit dem die weiblichen Vorfahren ihre Eier in Pflanzen oder in kleinen Wirtstieren abgelegt haben.

Die Drohnen beteiligen sich nicht an den Arbeiten im Stock oder an Sammelflügen. Sie konzentrieren sich voll und ganz auf die Paarung. Dazu fliegen sie am Nachmittag aus, um sich an sogenannten Drohnensammelplätzen mit Gleichgesinnten zusammenzurotten und auf einfliegende Königinnen zu warten. Kommt ein Drohn trotz der großen Konkurrenz zum Zuge, stirbt er sogleich nach der Paarung. Den überlebenden Drohnen schlägt spätestens im Herbst das letzte Stündlein. Dann drängen die Arbeiterinnen sie aus den Völkern heraus, sodass nur die weibliche Belegschaft in den Winter geht.

Anhand ihrer großen Augen lassen sich die dickeren Drohnen leicht von Arbeiterinnen unterscheiden. Foto: Rübensaat

DIE ENTWICKLUNG DER BIENEN


Bei der Eiablage kann die Königin die Befruchtung der Eier kontrollieren. Aus den befruchteten Eiern entstehen weibliche Bienen, aus unbefruchteten Eiern Männchen. Ob ein Ei befruchtet wird, entscheidet die Königin anhand der Größe der Wabenzelle, in die sie das Ei legt, denn Drohnenzellen sind mit 6,9 mm Durchmesser viel größer als Arbeiterinnenzellen mit nur 5,4 mm. Königinnen wachsen wiederum in markanten stalaktitförmigen Weiselzellen heran, die die Arbeiterinnen vorzugsweise am unteren Rand einer Wabe bauen.

Drei Tage nach der Eiablage schlüpfen die Larven und ernähren sich vom Futtersaft der Ammenbienen. Während die Arbeiterinnenlarven nach drei Tagen auf eine Pollen-Honig-Mischung umgestellt werden, erhalten Königinnenlarven bis zu ihrer Verpuppung weiter das Gelée Royale. Alleine dieser Unterschied in der Ernährung entscheidet, ob sich eine weibliche Larve zu einer Arbeiterin oder einer Königin entwickelt.

Damit die Larven wachsen können, müssen sie sich mehrmals häuten, bis sie schließlich einen Kokon spinnen und sich verpuppen. Zuvor verschließen die Arbeiterinnen die Brutzelle noch mit einem Wachsdeckel, den die jungen Bienen beim Schlupf wieder aufnagen. Wie Sie der Tabelle entnehmen können, entwickeln sich Arbeiterinnen, Königinnen und Drohnen unterschiedlich schnell. Die Entwicklungsdauer bestimmt maßgeblich die zeitliche Abfolge der verschiedenen Arbeiten am Bienenvolk, wie die Regelmäßigkeit der Schwarmkontrolle oder das rechtzeitig Schneiden der Drohnenbrut.

 

ENTWICKLUNGSDAUER DER BIENEN

ARBEITERINKÖNIGINDROHN
SCHLUPF AUS DEM EIam 4. Tagam 4. Tagam 4. Tag
...
VERDECKELUNG DER ZELLEam 9. Tag

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