04. Die 3 wichtigen W-Fragen
Begeben wir uns an die Arbeit und schauen wir uns das Herzstück unserer Überlegungen an. Wann immer Sie sich an die konkrete Suche einer Wohnung oder eines Hauses machen, sollten Sie sich die 3 wichtigen W-Fragen stellen:
– WAS suche ich?
– WO suche ich?
– WIE suche ich?
Diese Fragen, und besonders die Antworten darauf, lassen sich in der Praxis sehr schnell nicht mehr klar voneinander trennen. Umso essenzieller, vorab sich die Dinge so klar wie möglich vor Augen zu führen.
WAS?
Was suche ich eigentlich? Damit beginnt die Frage nach den Bedürfnissen und auch nach Ihrer Persönlichkeit. Zeig mir, wie du wohnst, ich sage dir, wer du bist, heißt es ja oft. In der Beantwortung dieser Frage nach dem Was sollten Sie sich Zeit lassen und vor allem doppelt vorgehen. Auf der einen Seite ist es wesentlich, dass Sie sich leiten lassen von Ihren ganz persönlichen, konkreten Bedürfnissen, die alle beim Wohnen zum Tragen kommen. Zum anderen sollten Sie von Anbeginn Alternativen mitdenken und berücksichtigen, welche Abstriche Sie machen könnten, welcher der Aspekte durch einen anderen aufzuwiegen wäre. Somit gehen Sie zunächst einmal vom Ist-Zustand aus. Warum auch zu schnell Einschränkungen hinnehmen, wenn die Grundanforderungen an die Wohnstätte noch gar nicht definiert sind?
Nachdem der Markt in Quadratmetern „denkt“ und auch die Preise sich wesentlich nach dieser Einheit berechnen, sollte Ihr Augenmerk gleich zu Anfang diesem Kriterium gelten. Sie haben bestimmt immer wieder einmal die Erfahrung gemacht, wenn Sie zum ersten Mal das neue Zuhause von Freunden besucht oder im Urlaub eine Ferienwohnung gemietet haben, wie ganz anders Raum sich in Wirklichkeit verhält, anders als unsere Vorstellung davon. Konkret gesagt: Nicht die Menge der Quadratmeter ist ausschlaggebend, sondern der gute Schnitt des Grundrisses und auch das Raumvolumen.
Ist ein Grundriss nur gut durchdacht und liegen keine komplizierten Leitungsstränge für Zu- und Abwasser im Weg, die sich nicht verlegen lassen, so kann man auf vermeintlich wenig aber optimiertem Raum sehr komfortabel leben. Und jede Raumhöhe lässt sich besser ausnutzen, als man glaubt. Vergessen Sie nicht: Wenn die Wohnung Ihnen gehört, dann lohnen sich ganz andere Einbauten, die Sie nach und nach vornehmen können, um Bodenfläche frei zu machen. Mit ein bisschen handwerklichem Geschick wird Ihr neues Heim noch schöner als alle Orte, die Sie bisher bewohnt haben. Und wenn Sie sich von Hammer und Bohrer bisher fern gehalten haben, dann mag jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen sein, den Horizont der Fähigkeiten zu erweitern. In den eigenen vier Wänden gibt es immer etwas zu „schrauben“!
>>> aus der Praxis: Raumwunder in New York
Vor Jahren war ich einmal eingeladen, bei neuen Bekannten in New York Unterschlupf zu finden. Man überließ mir das Büro, das sich im 1. Stock eines Buildings in Downtown Manhattan befand. Die Bodenfläche maß nicht mehr als 16 oder 17 m2. Doch die Raumhöhe, wenn ich mich gut entsinne, betrug mindestens viereinhalb Meter. Die Fassadenfront war raumhoch schallschutzverglast, unten strömte der Verkehr und es blitzten die Lichter. Auf halber Höhe war eine Zwischenetage eingezogen, auf der eine Matratze auf mich wartete, und viel Krimskrams, der hier gelagert wurde. Unten drunter befand sich in einem der Wandschränke eine komplette Küchenzeile. Die Wände waren gigantisch und voller Bücher und Gemälde. Ich stellte mir vor, wie ich dieses Raumwunder mit wenigen Mitteln umgestalten würde, um im zweiten Wandschrank ein komplettes Bad mit WC einzubauen, zur einen Seite die Duschkabine, zur anderen die Toilette, dazwischen das Waschbecken. Ich bin mir sicher, manch Single würde gerne, ganz wie ich, sofort seine vermeintlich notwendigen 40, 50 oder 60 m2 aufgeben, um in dieses Raumvolumen einzuziehen!
Quadratmeter werden leider immer noch zu häufig als Statussymbol gewertet, als ein Indikator dafür, dass ich, wenn ich einen hohe Zahl aufrufen kann, potent dastehe vor meinem Gegenüber. Spannender und kreativer finde ich, daran zu arbeiten, wie es einem gelingt, aus wenig Startkapital Lebensqualität und Wohnkomfort zu zaubern. Darin liegt die Kunst!
Fragen Sie sich also, ob Sie die 50 – 60 m2, oder die 80 – 90 m2, auf denen Sie gegenwärtig leben, wirklich benötigen. Gehen da nicht schon 15 m2 verloren für einen langen, schmalen Flur, der zum engen Badezimmer ganz am Ende der Wohnung führt? Nutzen Sie denn wirklich das andere Zimmer, das voll steht mit „Zeugs“, das Sie im letzten Jahr nicht ein einziges Mal in der Hand hielten? Brauchen Sie tatsächlich ein Gästezimmer? Wann waren Ihre Eltern zum letzten Mal zu Besuch, wann Ihr bester Freund, wie lange ist es her, dass die gute Studienkollegin nicht mehr da war? Wäre es nicht wirtschaftlicher, diese paar Tage im Jahr den Besuch in einer Pension unterzubringen, oder in einem privaten Gästezimmer in der Stadt, selbst wenn Sie die Rechnung zahlen würden?
Sie sehen, wir sind bereits mitten im Thema.
Prioritätenliste
Schreiben Sie auf einen Schmierzettel spontan auf, was für Sie ganz wichtig ist beim Wohnen, und was völlig ausgeschlossen. Damit definieren Sie die Eckpunkte, innerhalb derer sich der Rest verhandeln lässt. Manche können sich ein Leben ohne Balkon nicht vorstellen, sie brauchen diesen Austritt ins Freie, egal, in welche Himmelsrichtung er zeigt, ganz gleichgültig, wie groß er ist. Andere schließen kategorisch das Wohnen im Erdgeschoss aus (ich zähle auch zu jenen!). Wenn Sie fertig sind, schauen Sie sich Ihre Aufzeichnungen kritisch an und überlegen Sie, welches „Tauschgeschäft“ Sie bereit wären einzugehen. Vielleicht lässt sich auf den Balkon ja doch verzichten, wenn es ein großes Panoramafenster nach Südwesten gibt und dafür eine Essecke zwischen Küche und Wohnzimmer, womit Sie den Raum für eine Sofalandschaft gewinnen würden. Oder das Erdgeschoss ist in Wirklichkeit ein sehr hoch liegendes Hochparterre, fast wie ein 1. Stock, niemand hat so leicht Einblick von der Straße, und im Hof liegt, zugänglich über eine direkte Treppe von der Küche aus, ein Stück Privatgarten ...
Oder bleibt das alles doch nicht verhandelbar? Sie können sich ein Punktesystem ausdenken oder mit Farben ihre ganz eigenen Wohnhierarchien differenzieren. Und bei all dem: Genießen Sie es, denn dies hier ist bei Ihrem Immobilienvorhaben der Part mit dem größten potenziellen Lust-Faktor. Es macht einfach Spaß, sich mit diesen Fragen zu befassen, Pläne zu schmieden und zu wissen, dass man sich daran gemacht hat, etwas dieser Pläne umzusetzen in eine greifbare, bewohnbare Wirklichkeit.
Denken Sie an folgende Aspekte, die beim Wohnen ihre Wichtigkeit haben, und erkennen Sie die verschiedenen Prioritäten: Möchten Sie in einer Wohnung leben oder in einem Haus? Gesetzt den Fall, Sie könnten zum selben Preis etwas finden, welches wären die Vor- und Nachteile jeder dieser Wohnformen? Bei einer Wohnung begeben Sie sich teilweise in Gemeinschaftseigentum, d.h. lediglich Teile gehören Ihnen im sogenannten Sondereigentum, andere Teile sind im gemeinsamen Besitz, so zum Beispiel das Grundstück. Der Vorteil ist, dass Sie sich nicht um die Verwaltung kümmern müssen, bei einer Zentralheizung auch nicht um die Wartung oder den Kauf von Heizöl oder sonstigen Brennstoffen. All das wird von der Hausverwaltung geregelt, die Sie natürlich anteilig dafür bezahlen. Fahren Sie in Urlaub oder müssen Sie beruflich länger weg, können sie die Wohnung leichter „allein“ lassen. Auch die Fenster können bei Ihrer Abwesenheit gekippt bleiben. Was alles viel schwieriger und riskanter ist bei einem Haus. Zudem fällt dort meist auch Gartenarbeit an. Doch gerade ein Stückchen Grün kann wiederum ein Grund sein, sich für das Haus zu entscheiden. Und natürlich, das Hauptargument: Sie sind, innerhalb der gesetzlichen Vorgaben, alleiniger Entscheider. Sie brauchen nicht mit anderen darüber zu debattieren, was wie und wann durchgeführt werden muss, Instandsetzungen, Verbesserungen und so fort.
Vorsicht Gemeinschaftseigentum
Doch in den meisten Fällen werden Sie sich, nicht zuletzt bei der Vorgabe niedriger Kaufpreise und urbaner Lage, für eine Wohnung entscheiden und damit für den Eintritt in eine Eigentümergemeinschaft.
Hierbei begehen viele Kaufinteressenten den Fehler, sich ausschließlich oder hauptsächlich mit „ihrer“ Wohnung zu befassen, zu schauen, wohin Omas Sofa passt und welchen Ausblick es vom Küchenfenster gibt. Alles wichtig, gewiss. Doch wichtiger, viel wichtiger, ist es, sich das Haus, also das im Gemeinschaftseigentum stehende Gebäude anzusehen, und zwar gründlich. Denn hierin stecken die eigentlichen Risikofaktoren. Alles andere, das, was in Ihrer Wohnung geschehen soll und entstehen wird, oder auch nicht, also Einbauten, Umbauten, farbliche...